Review: #1.01 Jim Gordon
"There will be light. There will be light, Bruce."
Superheldenverfilmungen haben Hochkonjunktur. Dieser Trend ist natürlich auch dem Fernsehen nicht entgangen und so schwappen jetzt mehr und mehr auch Superheldenserien auf den Markt. Der kleine Sender The CW hat mit "Arrow" dabei den Stein ein wenig ins Rollen gebracht und ist damit sehr gut gefahren. Als nächstes startete das große Marvel-Fernsehprojekt "Agents of S.H.I.E.L.D.", welches eine Brücke schlägt zwischen Kino und Fernsehen. Es folgen das "Arrow"-Spin-Off "The Flash" und das "Agents of S.H.I.E.L.D."-Spin Off "Agent Carter". Wenn sich diese Projekte bewähren wird dies erst der Anfang sein – zu lukrativ und gleichzeitiger voll Möglichkeiten ist das Geschäft mit den kostümierten Helden. FOX will sich diesem Trend nun anschließen, geht aber den wohl ungewöhnlichsten Weg und gab mit "Gotham" eine Superheldenserie ohne Superhelden in Auftrag, denn "Gotham" spielt zwar in der Stadt des dunklen Rächers "Batman", lässt diesen aber nicht auftreten, sondern erzählt die Vorgeschichte von Bruce Wayne und wie dieser schließlich zu dem vielleicht beliebtesten Superhelden überhaupt wurde.
Die Serie setzt zeitlich also an der Stelle an, als vor den Augen des jungen Bruce Wayne seine Eltern kaltblütig ermordet werden. Diese Szene ist allseits bekannt, unter anderem aus Christopher Nolans "Batman Begins". Der Film vollführt aber relativ schnell einen Zeitsprung und zeigt nur in einzelnen Szenen das Aufwachsen des Bruce Wayne unter der Obhut seines Butlers Alfred. In "Gotham" hingegen wird nun ausführlich die Jugendjahre des Bruce Wayne und die Entwicklung der titelgebenden Stadt erzählt. Zumindest in der Pilotfolge steht aber nicht Bruce Wayne selbst im Vordergrund, es handelt sich also nicht um ein Coming-of-Age-Drama, sondern der Polizist James Gordon, der später auch einer der engsten Vertrauten und Verbündeten Batmans werden wird. Dies führt dazu, dass es sich bei "Gotham" im Kern um ein düsteres Cop-Drama in einer Stadt handelt, in der fast nie die Sonne scheint.
Im Zentrum des Auftakts steht der bereits erwähnte Mord am Ehepaar Wayne, welches nach einem Kinobesuch von einem maskierten Dieb erschossen wird. Diesen Mord wird als erzählerische Klammer genutzt, um in die Welt von "Gotham" einzuführen, die wir größtenteils an der Seite des von Ben McKenzie gespielten ambitionierten und von einem leidenschaftlichen Gerechtigkeitssinn durchzogenen Detectives erleben. Dabei wird schnell klar, dass der Tonfall der Serie stark an Nolans-Batman-Trilogie orientiert ist: Es geht sehr ernst, düster und humorbefreit zur Sache. Es wird versucht sich an den klassischen Film-Noirs zu orientieren und so geht es auch im Piloten um die Frage, wie in einer korrupten Welt überhaupt so etwas wie Gerechtigkeit existieren kann. Das ist nicht sonderlich innovativ und leider auch viel zu selten wirklich spannend. Man wird beim Schauen der Folge nie das Gefühl los, die erzählerischen Versatzstücke in irgendeiner Form schon gesehen zu haben und wäre der alles übergreifende Batman-Hintergrund nicht, hätte man es hier fast mit einem recht konventionellen und düsteren Cop-Drama zu tun, in dem ein ungleiches Ermittlerduo in den Sumpf des Verbrechens gerät und in einer von Korruption verseuchten Stadt zu ertrinken droht.
Doch der Batman-Hintergrund ist da und ist auch das alles zu dominieren scheinende Alleinstellungsmerkmal. Die Querverweise auf das Batman-Universum sind auch für Batman-Laien nicht zu übersehen. Immer wieder tauchen Figuren auf, die später eine große Rolle spielen werden. Da wäre natürlich der bereits erwähnte Butler Alfred Pennyworth auf, auch gibt eseine erste Begegnung mit Edward Nygma, der später zum Riddler und mit Ivy Pepper, die irgendwann den Namen Poison Ivy tragen wird. Und die Serie beginnt sogar mit Selina Kyle, die später einmal Catwoman werden wird. Am prominentesten wird in der Pilotfolge aber Oswald Cobblepot in Szene gesetzt, der schon hier spöttisch Pinguin genannt wird. Im Grunde ist jede in dieser Serie auftauchende Figur mit Bedeutung aufgeladen, an der sich aber vor allem Kenner des Batman-Universums erfreuen werden. Vollkommene Neulinge, die bisher kaum mit diesem Universum in Kontakt getreten sind, entgeht deshalb viel, was diese Serie dann endgültig zu einer höchst zwiespältigen Angelegenheit macht.
Insgesamt betrachtet funktioniert diese Serie bisher auf zwei Ebenen: Einerseits als düsteres Cop-Drama und anderseits als Superheldenserie ohne Superhelden, die ein Easter-Egg an das nächste reiht. Beide Ebenen werden dann versucht miteinander zu verbinden, was aber zumindest in der ersten Folge noch nicht so richtig funktioniert, dafür ist die eigentlich Rahmenhandlung, abseits des Spiels mit bekannten Mustern des Populärkultur zu wenig innovativ und größtenteils leidlich spannend. Batman-Fans werden sich wahrscheinlich zunächst daran erfreuen können die ganzen Anspielungen zu entdecken, allen anderen bleibt eine fade Crime-Story. Es wird sich zeigen müssen, inwieweit Showrunner Bruno Heller es gelingt einen eigenen Ansatz zu entwickeln, der Fans und Neueinsteiger gleichermaßen zufrieden stellt und dem Anspruch gerecht wird eine wahrlich epische Großstadtdystopie zu erzählen, die auch abseits des nicht existenten Batmans mitreißend und spannend ist. Aus schauspielerischer Sicht sind günstige Rahmenbedingungen durchaus gegeben, besonders Ben McKenzie scheint als zentrale Hauptfigur der Aufgabe gewachsen zu sein. Dazu ist die Serie bisher immer dann am stärksten, wenn es um Bruce Wayne selbst geht und die sich langsam aufbauende Beziehung zwischen dem emotional-gebrochenen Kind und dem optimistischen und leidenschaftlichen Detective.
Fazit
"Gotham" wagt sich an die schwierige Aufgabe einer Superheldenserie ohne Superhelden, an eine Batman-Serie ohne Batman. Das ist mutig, geht aber in der ersten Folge zumindest noch nicht so richtig auf. So konventionell und unspektakulär ist die Serie noch in seiner die typische Muster des Crime-Genre bedienenden erzählerischen Grundstruktur. Fans des DC-Universums werden aber vielleicht doch viel Freude an der Serie haben, wird besonders in der Pilotfolge doch eine Anspielung an die nächste gereiht, ein Umstand, der aber auch nicht ewig so weitergeführt werden kann. Es bleibt ein insgesamt enttäuschender Pilot, der noch sehr viel Luft nach oben hat und nur in vereinzelnden Momenten und schauspielerisch überzeugen kann.
Moritz Stock - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: PilotErstausstrahlung (US): 22.09.2014
Erstausstrahlung (DE): 10.02.2015
Regie: Danny Cannon
Drehbuch: Bruno Heller
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