Cologne Conference - Interview mit Elisabeth Moss

Mit ihrer Rolle Peggy Olsen in "Mad Men" verkörpert Elisabeth Moss das Bild einer Frau in den 1960er Jahren, die sich aus den gesellschaftlichen Zwängen löst und ihren Platz in der von Männern dominierten Arbeitswelt sucht. Dabei muss Peggy sich immer wieder behaupten, härter als ihre männlichen Kollegen kämpfen, um überhaupt auf irgendeine Art und Weise Anerkennung zu bekommen und ihre Gefühle so gut es geht verbergen, um nicht als schwach oder 'zu weiblich' zu erscheinen. Durch mittlerweile vier Jahre "Mad Men" hat sich dadurch ein Bild von Peggy in den Köpfen eingeschlichen, das sie weniger von einer weichen, herzlichen und offenen Seite zeigt, da der Charakter diese Eigenschaften nur selten zu Tage fördert.

Foto: Elisabeth Moss, Cologne Conference 2010 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Elisabeth Moss, Cologne Conference 2010
© myFanbase/Nicole Oebel

Umso erfrischender wirkt Elisabeth Moss, als ich sie gemeinsam mit weiteren Journalisten im Rahmen der Cologne Conference zum Interviewtermin antreffe. Ihr leichtes Make-Up, welches ihr Gesicht nicht nur unglaublich feminin sondern auch enorm freundlich und offen zeichnet, sowie die schwarzem Leggins und das luftige Shirt, welche ihrer zarten Figur schmeicheln, präsentieren eine Elisabeth Moss, die so vollkommen entgegengesetzt zu ihrem Charakter in "Mad Men" zu sein scheint. Nicht nur dieser erste Eindruck brach das Eis, sondern vor allem ihre herzliche Entschuldigung dafür, dass es in dem Raum sehr kühl sei, da sie gerade durchgelüftet hatte.

Und so setzten sich alle sechs weiblichen Journalisten mit Elisabeth an einen Tisch und es wirkte gleich wie ein gemütlicher Kaffeeklatsch, vor allem nachdem wir zuvor Jon Hamm interviewt hatten, der zwar auch unglaublich offen war, aber bei dessen Interview definitiv mehr Anspannung seitens der Interviewer zu spüren war. myFanbase wurde erneut die Ehre zuteil, die erste Frage zu stellen, und so erkundigten wir uns direkt über Elisabeths Ansicht zur Beziehung zwischen Peggy und Don Draper. Elisabeth antwortete sehr ausführlich, wurde zwischenzeitlich sogar kurz unterbrochen, da ein frisch zubereiteter Joghurt mit Erdbeeren für sie geliefert wurde, den sie freundlich beiseite stellte, um sich wieder voll und ganz auf uns zu konzentrieren, und brachte die Veränderung der Beziehung an, die sich im Laufe der Serie vollzogen hat. Peggy hat Don erst nur professionell bewundert, ihn dann aber im Laufe der Zeit auch als Person bewundert, die ihr Privatleben nicht in den Berufsalltag integriert. Aus einer rein beruflichen Beziehung zwischen den beiden ist für Elisabeth eine Freundschaft zwischen den beiden Charakteren entstanden, die ihren ganz eigenen Charme hat, da man gerade zwischen diesen beiden Charakteren eine solch intensive Freundschaft nicht erwarten würde. In diesem Zusammenhang benennt Elisabeth auch #4.07 The Suitcase als ihre Lieblingsepisode aus den letzten vier Jahren. Nicht nur ist sie dankbar dafür, die Chance bekommen zu haben, gemeinsam mit Jon Hamm allein im Fokus einer Episode zu sein. Vielmehr liebt sie die Intensität der Episode und die Tatsache, dass die beiden Charaktere endlich einmal wirklich miteinander sprechen.


Foto: Elisabeth Moss & Vincent Kartheiser, Mad Men - Copyright: Carin Baer/AMC
Elisabeth Moss & Vincent Kartheiser, Mad Men
© Carin Baer/AMC

Im Anschluss daran stellte sich natürlich auch die Frage zu Peggys Beziehung zu Pete Campbell. Nach einer kurzen Rückversicherung auf welchem Stand wir bei der Ausstrahlung von "Mad Men" wären, erzählte Elisabeth begeistert davon, dass man Peggy und Pete nur gemeinsam in einem Raum haben müsste, mit nur einem Satz oder einem bestimmten Gesichtsausdruck, und dies würde Bände sprechen und eine ungemein starke Intensität ausstrahlen. Ihr machen solche Szenen mit Vincent Kartheiser viel Spaß, da sie voll mit Drama sind, ohne dass die beiden einen großen Dialog führen müssen. Ob die - für sie - großartige Storyline offensichtlich fortgeführt wird und nicht nur mittels unterschwelligen Andeutungen, kann sie nicht sagen. Auf die Anschlussfrage, ob Peggy immer noch in Pete verliebt sei, kam ein klares "Nein" von Elisabeth. Sie ist der Ansicht, dass Peggy längst über Pete hinweg und mittlerweile eine Person ist, die ihn besser versteht als jeder andere Mensch. Auch wenn Elisabeth - dankenswerter Weise - keine Spoiler für die kommenden finalen Episoden der vierten Staffel herausgeben wollte, so gab sie doch zu verstehen, dass sich der Männergeschmack von Peggy deutlich verbessert hat.

Nachdem sie sich selbst als Fan von "Mad Men" bezeichnet hat und andeutete, dass sie immer wieder fasziniert sei, Teil des Ganzen zu sein, da sie die Show so großartig findet und niemals mit diesem enormen Erfolg gerechnet hätte, erzählte Elisabeth, dass sie alle Szenen mit Vincent Kartheiser grandios findet. Sie kam dabei regelrecht ins Schwärmen für Vincent und erwähnte, dass er vollkommen gegensätzlich zu seiner Rolle Pete ist und dies unter anderem zeigt, was für ein ausgezeichneter und talentierter Schauspieler er ist. Außerdem ist sie unglaublich begeistert von der Storyline zwischen Joan und Roger, welche sie immer wieder in ihren Bann zieht.

Auf die Frage hin, welche Szene Elisabeth besonders schwer zu spielen fand, gab sie nicht wie erwartet eine Antwort, welche auf eine sehr emotionale Szene schließt. Vielmehr fand sie die Szene von Peggy und Allison (Alexa Alemanni) in #4.04 The Rejected unglaublich schwierig, da die beiden sich unterhalten, aber vollkommen aneinander vorbeireden. Somit nahm das Gespräch mit jeder Zeile eine neue Richtung an, was Elisabeth sehr schwer zu spielen fand.

Zum zweiten Teil des Interviews mit Elisabeth Moss

Annika Leichner - myFanbase