Bewertung

Review: #4.01 Fight Club

Puh, was für eine Folge… Es war definitiv eine sehr depressive und schwere Folge, von der ich immer noch ganz bedrückt bin. Dabei gab es viele Dinge, die ich mir persönlich nicht gewünscht habe. Da ich vorher schon einige Spoiler gelesen habe, war ich nicht ganz unbehelligt, aber ich muss sagen, dass die meisten Dinge doch zumindest vorerst in dieser Folge ganz anders kamen, als ich sie mir selbst vorgestellt habe. Die Folge war auf jeden Fall ganz der Trauer um Marissa gewidmet, was sie sicherlich verdient hat, wenn man auch bedenkt, dass nun bereits fünf Monate vergangen sein sollen.

Eigentlich hat sich alles geändert, kann man fast sagen. Außer der gute Seth, der mir erscheint wie eh und je (mal abgesehen von seiner eher komischen Beziehung zu Summer), was ein bisschen erleichternd war. Mir hat besonders seine Szene zu Beginn gefallen, als er Summer ihren Anrufbeantworter voll quatschte und erzählte, was er im Moment macht. Ihn mit den Newpsies und mit Dr. Roberts zu sehen, hat mir sehr gut gefallen. Auch seine Arbeit im Comicladen war eine der wenigen lustigen Momente in dieser Folge. Obwohl er sicherlich am wenigsten unter Marissas Tod leidet, weil er am wenigsten mit ihr zu tun hatte, hat er vielleicht sogar den schwersten Stand. Denn alle seine Freunde, die für ihn so wichtig waren, entwickeln sich in so unterschiedliche Richtungen, während er im Großen und Ganzen der Alte bleibt und sich hilflos fühlen muss.

Das absolute Highlight war in jedem Fall Julie oder sollte ich sagen: Melinda Clarke. Denn die Emotionen, die sie rübergebracht hat, ohne wirklich viel von sich preiszugeben, waren enorm. Sie hat zu den heitersten und gleichzeitig zu den bedrückendsten Momenten beigetragen. Ihr Auftritt als Gärtnerin war einfach genial, genauso wie die Szene, als sie unter dem Einbauregal begraben lag. Auf der anderen Seite dann der Moment, in dem sie die ganzen Utensilien, die sie eigentlich von Marissa ablenken sollen, vom Tisch fegt und in Gedanken versunken mit Tränen in den Augen einfach nur schweigend da sitzt und damit gleichzeitig alles sagt, was man als Zuschauer wissen muss.

Kommen wir zu einer Person, die mich am meisten überrascht hat: Summer. Ich habe vorher viel gelesen über ihren plötzlichen Sinneswandel vom Modepüppchen zur Naturschützerin und das alles eher als komische Einlage gesehen, die nur der Erheiterung dient. Allerdings kam es dann doch ganz anders, als ich erwartet hatte. Man hat ihr sofort angesehen, dass sie die ganze Sache mehr als Ablenkung nutzt als aus Überzeugung dahinter steht. Auch hat man ihr die extreme Trauer sehr stark angemerkt und, obwohl sie offensichtlich versucht, alles zu verdrängen, gelingt ihr das nicht mal annähernd. Dass sie Seths Anrufe nicht angenommen hat und ihre und Seths Begrüßung, als sie dann zu Ryan wollte, haben mich sehr traurig gestimmt, auch wenn ich denke und hoffe, dass die beiden das irgendwie schaffen. Aber man merkt, was nun alles zwischen ihnen liegt und dass sie sich offensichtlich schon nach kurzer Zeit sehr voneinander entfernt haben.

Che gefällt mir jetzt schon sehr gut. Ich bin aber dank Everwood natürlich auch ein großer Fan von Chris Pratt. Von dieser Figur erhoffe ich mir sehr viel, was in dieser Folge natürlich noch nicht wirklich gezeigt werden konnte.

Dann kommen wir zu Ryan. Ich muss sagen, dass ich sehr geschockt von seinem Verhalten und seiner Einstellung besonders gegenüber den Cohens war. In der Vergangenheit habe ich bei ihm ja oft bemängelt, dass er wieder in alte Muster zurückfällt, die einem mit der Zeit auf den Nerv gehen. Doch ich kann in diesem Fall nicht sagen, dass Ryan auch nur annähernd wieder in alte Muster zurückfällt. Ganz im Gegenteil würde ich eher behaupten, dass er in eine ganz neue Richtung einschlägt, mit der er quasi ein neues Tief erreicht. Obwohl das alles eher negativ klingt, finde ich es vielmehr storytechnisch positiv, dass Ryan sich eben nicht wieder zurückentwickelt, sondern ganz neue Wege einschlägt, mögen sie auch noch so erschütternd sein. Der Ryan, den ich in dieser Folge gesehen habe, hat mich jedenfalls kein bisschen an den vom Leben gebeutelten, leicht trotzigen Teenager aus der ersten Staffel erinnert. Er wirkte viel mehr verbittert und am Ende. Das wurde für mich besonders deutlich, als man sah, wie er mit Seth umging und ihn sogar von sich schubste. Seine Wandlung hat mich ziemlich schockiert.

Das Cage Fighting war dann zunächst doch genauso bescheuert, wie ich es mir vorgestellt hatte. Als er aber dann im Ring stand, hatte ich ein ganz eigenartiges Gefühl, das mir ganz neu war. Ich habe ja bisher noch nie verstanden, warum Ryan auf irgendeine Art und Weise gehandelt hat. Doch in dem Moment schwappten ganz komische Emotionen zu mir rüber, die mich sehr mitgenommen haben. Es war wirklich komisch und bedrückend und irgendwie hatte ich plötzlich doch ein gewisses inneres Verständnis für das, was er da veranstaltet hat. Das mag irgendwie abgedroschen klingen und passt auch gar nicht zu mir. Trotzdem habe ich es aber in dem Moment genau so empfunden.

Die Szene, die mich neben der weinenden Julie am meisten berührt hat, war die, als Seth Ryan eine Diaschau seines Comics für ihn zeigt. Das fand ich wirklich eine sehr schöne Idee und mir kamen sofort die Tränen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe. Aber wenn Ryan zu den Cohens zurückkehrt, finde ich das toll. Das würde wirklich zeigen, dass er endlich gelernt hat, ihnen zu vertrauen und sie als seine Familie zu akzeptieren. Was ich extrem schade finde, aber eigentlich fast erwartet habe, ist, dass Ryan natürlich nicht aufs College geht. Ich hoffe, da wird es – zumindest gegen Ende der Staffel – irgendeine Veränderung geben, das würde ich wirklich sehr begrüßen. Dass er Volchoks Akte am Ende doch nimmt, war klar. Denn er und das, was er getan hat, kann sicherlich nicht einfach ignoriert werden.

Ansonsten hat man ja ein wenig von den anderen Charakteren gesehen: Taylor, die wieder aus Paris zurück ist, was nicht wirklich überrascht, wenn man bedenkt, dass sie nun eben für den Hauptcast verpflichtet wurde. Interessant wird allerdings sein, zu erfahren, aus welchen Gründen sie wieder in Newport ist und keiner davon erfahren darf. Kaitlin war eher unauffällig. Ihre beiden Anhängsel sind ja wirklich abartig. Bin gespannt, zu welchen Momenten es da kommen wird. Ganz süß die Szenen, allerdings eher unbedeutend. Dann sehen wir zum ersten Mal das Stiefmonster, allerdings nur von hinten. Trotzdem muss ich sagen: Ich hätte sie mir irgendwie anders vorgestellt…

Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Folge sehr gelungen fand. Vom "Spirit" der ersten Staffel, der ja versprochen wurde, war zwar noch nichts zu spüren, aber man hat definitiv gemerkt, dass alles irgendwie anders wird. Josh Schwartz hat ja selbst gesagt, dass er beim Schreiben der Episode eher das Gefühl hatte, einen ganz neuen Pilotfilm zu schreiben. Den Eindruck hatte ich auch (in meinem Fall natürlich beim Gucken). Ich hatte das Gefühl, eine ganz andere Serie zu schauen, was mir besonders in dem Moment bewusst wurde, als Summer das erste Mal wieder mit Ryan sprach. Es lag eine eigenartige Schwere auf der Folge, die ich von der Serie selbst von der eher dramaorientierten dritten Staffel nicht kannte. Als Einstieg nach diesem tragischen Ereignis im letzten Staffelfinale fand ich das jedoch mehr als passend. Ich muss außerdem sagen, dass es sicherlich schwierig war, diese Episode zu machen. Der erwünschte Balance-Akt zwischen Comedy und Drama ist dabei offensichtlich nicht gelungen, wäre meiner Meinung nach aber auch verfrüht. Mich hat die Folge jedenfalls sehr berührt und mitgenommen und dessen ungeachtet würde ich sie mir sofort noch einmal ansehen. Obwohl wenig passiert in der Folge, geschieht gleichzeitig doch so viel. Alles in allem würde ich der Folge gerne 8 Punkte geben. Sicher gibt es Folgen mit lustigeren Dialogen oder interessanteren Storylines und vielleicht gibt es nach dieser noch Folgen, die viel unterhaltsamer sind. Und wahrscheinlich wird vielen O.C.- Fans diese Folge nicht gefallen und viele werden nicht mit mir übereinstimmen. Trotzdem war diese Folge für mich auf ihre eigene Art und Weise sehr intensiv und bewegend und meiner Meinung nach auch wichtig. Ich bin nun mehr als gespannt auf die nun folgenden Episoden und wie die vorgestellte Ausgangslage nun weiterverarbeitet wird.

Nadine Watz - myFanbase

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