Bewertung

Review: #4.01 Fight Club

Fünf Monate sind nach den tragischen Ereignissen des letzten Staffelfinales vergangen. Alle Charaktere müssen akzeptieren, dass Marissa Cooper nie wieder zurückkehren wird. Doch jeder von ihnen, geht dabei auf seine ganz eigene Art und Weise mit der Tragödie um. Ryan lebt in dem heruntergekommenen Hinterzimmer einer Bar und hält sich mit illegalem Cage-Fighting über Wasser. Julie versucht durch Ablenkung mit der Trauer um ihre Tochter umzugehen und Kirsten, Seth und Sandy versuchen irgendwie zur Normalität zurückzufinden.

Es ist schon irgendwie traurig, aber der Tod eines Hauptcharakters im Finale der dritten Staffel war das Beste, was der Serie passieren konnte. Denn durch den Tod von Marissa Cooper, mussten die Autoren einige große Veränderungen vollziehen und ein völlig neues Konzept gestalten. Das sind beides Dinge, die der etwas lahmen und leicht dahin plätschernden dritten Staffel gefehlt haben. Endlich stecken in den neuen Folgen wieder mehr Dynamik, Spannung aber eben auch der so sehnlichst vermisste Humor. Besonders auffällig ist dabei, dass der Neuanfang extrem düster und stimmig geraten ist. Gewalt, Lügen und Erpressung dominieren das Geschehen in dieser so atmosphärischen Episode. Newport präsentiert in diesem Staffelauftakt ein völlig neues Gesicht, das der Zuschauer vorher nicht kannte.

Der englische Titel "The Avengers" (zu Deutsch: die Rächer) beschreibt dieses Mal allerdings das Geschehen der Folge etwas besser als der deutsche Episodentitel "Fight Club". Denn natürlich ist Ryans illegales Cage Fighting ein wichtiger Aspekt der Folge, jedoch nehmen Julies und Ryans Rachegedanken einen größeren Teil ein. Beide werden eigentlich die ganze Zeit nur von ihrem Gedanken angetrieben, endlich an Volchok Rache zu üben.

Ryan & Julie - "Du wirst es nie verwinden, aber du wirst lernen, damit zu leben"

Als Erstes widmen wir uns nun also den beiden Charakteren, die wohl am Meisten unter dem Tod von Marissa zu leiden haben und damit den Hauptteil der Folge ausmachen. Und gleich die erste Szene hat den Zuschauer wunderbar auf die kommenden Ereignisse eingestimmt. Die musikalische Untermalung war dabei wieder einmal extra klasse. Denn während Ryan in seinem heruntergekommenen Zimmer steht und Sandy ihn besuchen will, wird "Running up that Hill" von Placebo eingespielt. Und wenn man einige Textzeilen genauer betrachtet wird deutlich, wie gut das Lied zur Grundstimmung der Folge passt.

"And if I only could - make a deal with God – and get him to swap our place."

Das ist es wohl, was Ryan und Julie die ganze Zeit durch den Kopf geht. Beide wünschen sich wahrscheinlich tief in ihrem Inneren, dass sie wirklich mit Gott einen Handel machen und mit Marissa den Platz tauschen könnten. Aber da dies nicht möglich ist, müssen Ryan und Julie irgendwie mit der Tragödie klarkommen.

Dass dies nicht so einfach ist, zeigt sich schnell. Ryan, der mittlerweile erschreckend gefühlskalt mit seinen Mitmenschen umgeht, stürzt sich ins illegale Cage-Fighting. Diese Reaktion ist für ihn sehr typisch und von den Autoren auch relativ gut umgesetzt worden. Die Kampf-Szenen waren nicht zu brutal und fügten sich insgesamt passend in die Geschehnisse ein. Etwas überrascht hat mich allerdings das Verhalten von Ryan gegenüber den Cohens. Sandy und Kirsten wollten doch nur sein Bestes und er schafft es einfach nicht, zu einem Abendessen zu erscheinen. Traurig. Und auch die Tatsache, dass Ryan plötzlich Gewalt gegenüber Seth anwendet, stimmt mich nachdenklich. Das alles zeigt einfach nur, wie tief bei ihm noch der Schmerz über Marissas Tod sitzt.

Auch Julie hat große Probleme mit ihrer Trauer fertig zu werden. Nur Tabletten können ihr scheinbar helfen, für eine Weile die schrecklichen Ereignisse zu vergessen. Um sich abzulenken, stürzt sie sich lieber in Gartenarbeit, Renovierungsarbeiten und ihre Rache an Volchok. Mit diesem Verhalten schafft es Melinda Clarke zum Einen für die humorvollen Szenen der Folge zu sorgen (Julie liegt unter dem Einbauregal), aber gleichzeitig für die bedrückenden und traurigen Momente (Abschlussszene am Grab ). Leider sieht es ja so aus, als sei auch ihre Beziehung zu Dr. Roberts zum Scheitern verurteilt. Schade!

Summer & Seth - "Ich bin 3000 Meilen geflogen um dich zu sehen..."

Summers Entschluss trotz des Todes ihrer besten Freundin aufs College zu gehen, hat mich ehrlich gesagt etwas überrascht. Ich hätte eher erwartet, dass sie sich aus Trauer in Newport verschanzt, aber das haben die Autoren wohl anders gesehen. Und augenscheinlich scheint Summer ja noch relativ gut mit dem schrecklichen Unfall leben zu können. Doch es wird schnell deutlich, dass sie sich ganz schön verändert und noch nicht richtig mit den Ereignissen abgeschlossen hat. Sie ist zu einer richtigen Umweltaktivistin geworden und hat neue Freunde an der Brown University gefunden. Dieses neue Hobby sorgt in der sonst so bedrückenden Folge für mehrere Lacher ("Hühner können nicht fliegen"). Der Charakter Che scheint viel versprechend und wird wohl noch für viele interessante Geschichten sorgen.

Die Beziehung zu Seth wirkt allerdings etwas festgefahren und problembelastet. Schon an der Begrüßung der Beiden konnte man erkennen, dass etwas nicht stimmte. Eine gewisse Unsicherheit war sogar zu erkennen. Und leider muss ich sagen, dass es nun auch in der Beziehung von Seth und Summer stark an Kommunikation mangelt. Das sollte dringend geändert werden!

Seth scheint sich über den Sommer wenig verändert zu haben und ist immer noch der gleiche lustige Chaot geblieben. Er steckt allerdings in einer schwierigen Situation, weil sich alle Leute, die ihm wichtig sind, durch Marissas Tod verändert haben (nicht immer zum Guten) und er ganz er selbst geblieben ist. Im Allgemeinen fand ich fast, dass die schauspielerische Leistung von Adam Brody etwas unmotiviert wirkte.

Was es sonst noch zu sagen gibt...

Die Hauptgeschichten der Folge drehten sich ja maßgeblich um die Nachwirkungen von Marissas Tod, jedoch sind die diversen Nebenhandlungen auch nicht zu vergessen. Taylor ist wieder aus Paris zurück und verheimlicht dies vor ihren Freunden. Sie scheint ein Geheimnis aus Frankreich mitgebracht zu haben, das wohl noch für eine interessante Story sorgen wird. Insgesamt fand ich die Anzahl ihrer Szenen etwas zu wenig, jetzt wo sie doch im Hauptcast ist. Und auch Sandy und Kirsten hatten dieses Mal keine richtig große Geschichte. Die Beiden sorgten sich eigentlich nur um Ryan und wollten ihn wieder nach Hause holen. Die Szene im Comic-Laden war im Prinzip die einzige, die mir von unseren Cohens überhaupt im Gedächtnis geblieben ist.

Auch Kaitlin liefert in ihrer ersten Episode im Hauptcast einen überzeugenden Auftritt ab. Sie muss damit leben, dass ihre eigene Mutter sie ignoriert, was für ein Kind sicherlich nicht einfach ist. Die Szene, in der sie Dr. Roberts die Meinung gesagt hat, war einfach klasse. Auch die beiden Ward-Brüder, die ihr ständig am Rockzipfel zu hängen scheinen, wirken ganz sympathisch.

Fazit

Mit dem Start der vierten Staffel ist den Autoren (insbesondere Josh Schwartz) ein fantastischer Neuanfang geglückt. Die Serie hat es wahrhaftig geschafft, sich neu zu erfinden und sprüht plötzlich wieder vor Dynamik und Spannung. Obwohl einige Kleinigkeiten noch gestört haben (Ryans Verhalten, Taylors wenige Auftritte) liefert die Folge #4.01 Fight Club insgesamt ein sehr stimmiges Gesamtbild ab. Sie war ganz der Trauer um Marissa gewidmet und dem damit verbundenen Schmerz. Und trotz des durchaus ernsten Themas wurde der Humor auch nicht vergessen. Deshalb bekommt diese Folge hoch verdiente neun Punkte von mir !

Philipp Mang - myFanbase

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