Bewertung

Review: #3.19 Vergiftet ist die Seele des Fluchs

Nach dieser Episode können wir einen Schritt zurücktreten und das "Once Upon a Time: Last Year"-Puzzle fast vollständig betrachten. Wir wissen jetzt, wer die Märchenweltbewohner mit einem neuen Fluch nach Storybrooke zurückgebracht hat (und warum) und von wem das Fläschchen mit dem Erinnerungstrank für Emma stammt, das Hook zugesandt wurde.

Es war nicht Zelena, die den neuen Fluch gewirkt hat, sondern Snow, Regina und Prinz Charming, die erfahren haben, dass sie Zelena nur mit Emmas Hilfe besiegen können. Dazu war Charming bereit, sein eigenes Leben zu opfern, doch die Liebe zwischen ihm und Snow ist so stark, dass sie sich ein Herz teilen können und Charming seine "Opferung" überlebte. Ich denke, wir können hier von der romantischsten Organtransplantation der Fernsehgeschichte sprechen. Natürlich wird die Wirkung dieser dramatischen Flashback-Szenen erheblich dadurch abgemildert, dass wir keine Angst um Charming und/oder Snow haben müssen, da wir sie quicklebendig in der Gegenwartshandlung sehen, aber nicht zuletzt Reginas Rolle dabei, macht die Momente sehenswert, denn Regina zeigt in ihrer Mimik durchaus Sorge um Snow und Charming und eine gewisse Rührung angesichts von deren Liebe. Zum Schmunzeln ist dagegen die Szene im Dunklen Wald, als Charming seiner Frau ein Blümchen schenkt und Regina die beiden Turteltauben mit einem astreinen "Wollt ihr mich verarschen?"-Blick bedenkt. Ich muss sagen, die Regina dieser Tage, die nicht mehr die Böse ist, die sich von der Vergangenheit zu lösen versucht und die zur Familie gehört, deren Persönlichkeit aber immer noch von Sarkasmus und Widerstand gegen Friede, Freude, Eierkuchen geprägt wird, ist meine Lieblings-Regina bisher.

Es macht definitiv Sinn, dass Zelena den Fluch nicht selbst gewirkt hat, denn sie wollte auf keinen Fall eine Konfrontation mit Emma. Zudem ist der einzige Mensch, für den Zelena so etwas wie Liebe empfindet und den sie daher hätte opfern müssen, Rumpelstilzchen, aber den braucht sie lebend für ihren Plan, die Vergangenheit zu ändern. Bisher erschien es andererseits aber unlogisch, dass die Märchenweltbewohner für den Fluch verantwortlich gewesen sein könnten, da die Sache mit den verlorenen Erinnerungen ja doch kontraproduktiv ist. Dies klärt sich nun damit auf, dass Zelena den Fluch zwar nicht stoppen konnte, ihm aber einen Zauber beigemischt hat, der die Amnesie auslöste. Diese gerissene, grüne Besenreiterin hat quasi den Fluch verflucht.

Persönlich noch überraschender und gelungener finde ich aber die Auflösung, dass es Neal war, der Hook den Erinnerungstrank geschickt hat. Für kurze Zeit konnte sich Neal aus dem Körper seines Vaters befreien und damit die Verhältnisse ein weiteres Mal umbiegen. Snow, Charming und Regina haben den Fluch ausgesprochen, um Zelena besiegen zu können, Zelena hat mit dem Vergessenheitszauber einen Gegenschlag gelandet, den Neal durch den Erinnerungstrank für Emma wiederum parieren konnte. Die Storyline um Zelena ist wirklich ein interessantes Zusammen - und Gegeneinanderspielen verschiedener Kräfte.

Das Wagnis, den neuen Fluch zu wirken, kam durch Glinda, der guten Hexe des Südens, ins Rollen. Glinda wurde aus Oz verbannt und lebt versteckt in der Märchenwelt. Im Gegensatz zu Regina können Snow und Charming durch Glindas verzauberter Tür im Wald treten, da Snow und Charming reinen Herzens sind ... Moment! War Snows Herz nicht mit dunklen Punkten versehen, nachdem sie Coras Tod herbeigeführt hat? Dieses Thema wurde schon länger nicht mehr aufgegriffen. Ist Snows Herz inzwischen verheilt, durch die guten Dinge, die sie seitdem getan hat? Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass hier ein eingeschlagener Weg einfach abgebrochen wurde, aber noch sind wir ja nicht am Ende der Reise.

Regina hat in der Gegenwart gar kein Herz mehr, aber ganz so schlecht bekommt ihr das im Moment noch nicht. Zwischen ihr und Robin Hood läuft es gut und es gelingt ihr, durch ihre Liebe zu Henry den neuen Fluch zu brechen und allen die Erinnerung an das vergangene Jahr zurückzugeben. Auch Henry erhält seine Erinnerungen an das Leben in Storybrooke zurück, dank des Märchenbuches, das diesmal Emma ihm gibt. Man kann zwar kritisieren, dass das ein wenig zu einfach ging, andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass Henry das Herz des wahren Gläubigen, des "Truest Believers", hat, dementsprechend braucht es eben keinen großen Hokuspokus, um ihm die Augen zu öffnen.

Einer der großen Verlierer dieser Folge ist Captain Cursed Lips, auch bekannt als Hook. Damit, dass er Emma und den anderen nichts von Zelenas Plan, Emmas Magie zu stehlen, gesagt und stattdessen versucht hat, Henry heimlich in Sicherheit zu bringen, hat er das hart erarbeitete Vertrauen der Familie Charming in ihn wieder verspielt. Zugegeben, Davids und Snows/Mary Margarets Vorwürfe sind etwas überzogen, denn Hook hat nie behauptet, die beiden hätten ihm den Erinnerungstrank für Emma geschickt. Dies wurde so interpretiert, da es Sinn zu machen schien und Snow eine Vorliebe für Vögel hat, mehr aber auch nicht. Trotzdem steht Hook in keinem guten Licht dar. Er wollte Emma und Henry nur beschützen, aber sollte Zelenas Plan gelingen, sterben Emma und Henry sowieso, bzw. werden nie geboren, so dass es wohl klüger gewesen wäre, gleich die Wahrheit zu sagen, ungeachtet Zelenas Drohungen.

Auf der Verliererseite stehen auch Aurora und Prinz Phillip. Die Rückblenden zeigen uns, dass die beiden von Zelena in fliegende Affen verwandelt wurden, nachdem sie Snow, Charming und Regina offenbart haben, aus Angst um ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes heimliche Spione für Zelena gewesen zu sein. Es sieht so aus, als wäre es Zelenas Spezialität, Menschen, die keine besonderen Fähigkeiten besitzen und die sie enttäuscht haben, in fliegende Affen zu verwandeln. So geschehen mit Walsh, der nicht der große Zauberer war, für den Zelena ihn erst hielt, und mit Aurora und Phillip, die sich erst von der Hexe haben einschüchtern lassen und dann keinen Wert mehr für sie hatten. Ob Aurora und Phillip irgendwie von diesem unerfreulichen Schicksal erlöst wurden und ob Auroras Kind jemals zur Welt kam (und wenn ja, als was), erfahren wir erst einmal nicht. Ein paar Puzzleteile fehlen dann doch noch.

Den Eindrücken nach, scheint es Emma und Co. nicht sonderlich zu tangieren, dass die geflügelten Affen einmal ihre Freunde und Bekannten waren, aber sie können sich ja auch schlecht von den Biestern töten oder verletzen lassen (und in letzterem Fall selber zu fliegenden Affen werden).

Trotz der einen oder anderen Kritikpunkte, die fast nie ausbleiben, ist auch dies wieder eine ausgesprochen sehenswerte Episode. Für mich erreicht die dritte Staffel fast durchgängig eine Bewertung zwischen 7/9 und 8/9, da sich die Charaktere entwickeln, es immer wieder gelungene Überraschungen gibt und der Unterhaltungswert stimmt, diverse Logikschwächen hin oder her. "Once Upon a Time" ist keine Show, die Emmys gewinnt, Golden Globes schon mal gar nicht, aber es ist eine Serie, die Spass macht und die immer wieder ihre Highlights hat, hoffentlich auch in den finalen drei Folgen dieser Staffel.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Once Upon a Time" ansehen:


Vorherige Review:
#3.18 Unsere Mütter, unsere Täter
Alle ReviewsNächste Review:
#3.20 Sei mit uns, sprach die gute Hexe von Oz

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Once Upon a Time" über die Folge #3.19 Vergiftet ist die Seele des Fluchs diskutieren.