Journeyman - Review

Serien, die sich mit dem Phänomen der Zeitreise befassen, haben per se schon ein Problem, denn selten gelingt es, alle logischen Konsequenzen aus möglichen Zeitreisen zu erfassen, und so steht man schnell vor einem Berg aus unlogischen Konstruktionen. Auch die kurzlebige Serie "Journeyman" schafft es nicht, diesen Logikfehlern vollkommen aus dem Weg zu gehen, doch die Serienmacher haben eine relativ angenehme innere Logik der Serie geschafften, so dass man über einige Kleinigkeiten gerne hinweg sieht. Mit der inneren Logik der Serie setze sich vor allem die vorletzte Episode #1.12 The Hanged Man (1) auseinander, die genau die Thematik der Konsequenzen von Zeitreisen behandelte und gleichzeitig ein Highlight der Serie war. Somit schaffte es "Journeyman", nicht an dem Phänomen der Zeitreisen zu scheitern, sondern es gut in die Serie einzubinden und nur einige wenige Unlogiken zurück zu lassen.
I'll always come home
Neben dem Ort des Geschehens – San Francisco – ist der Charakter Dan Vasser die wichtigste Person der Serie. Dieser reist eines Tages plötzlich durch die Zeit und findet sich 20 Jahre zurück in der Vergangenheit, ohne eine Ahnung davon zu haben, was passiert ist, warum er in dieser Zeit steckt und wie er wieder nach Hause kommen kann. Dan Vasser gehört definitiv nicht zu den Charakteren, die leicht zu spielen sind, aber Kevin McKidd hat diese Herausforderung brillant gemeistert. Er schaffte es die Serie zu tragen und immer wieder zu überzeugen, egal in welcher Zeit er sich befand und welchen Personen er dort begegnete.
Nicht so ganz zu überzeugen wusste Moon Bloodgood, die in der Serie den Charakter Livia spielte. Uns blieb natürlich viel des Charakters verborgen, aber dennoch konnte Livia sich nie wirklich so in Szene setzen, als dass man ihren Charakter greifbar spüren konnte. Das besserte sich zum Ende der Staffel, auch nachdem man ein wenig mehr von Livias Motiven erfuhr, jedoch schaffte Moon es nie so zu begeistern, wie es ihre Kollegin Gretchen Egolf tat. Allerdings muss man bei beiden Charakteren zugeben, dass ihre Schauspielerinnen auswechselbar gewesen wären. Dies tat der Serie aber keinen wirklichen Abbruch, nicht zuletzt aufgrund von Kevin McKidds Ausstrahlung und Verkörperung des Hauptcharakters. Aber auch die Handlung an sich und die Charaktere waren so gut geschrieben, dass es nicht weiter ins Gewicht fiel, dass die weiblichen Hauptdarstellerinnen nicht komplett zu überzeugen wussten.
Durch die episodenübergreifenden Handlungsstränge, wie der Geschichte rund um Livia, das Familienleben der Familie Vasser, sowie das Mysterium des Zeitreisens, schaffte es "Journeyman" in jeder Episode mit etwas Neuem aufzuwarten und nicht in das leidige Fall-der-Woche-Prinzip zu verfallen. Die Autoren schafften es einen Spannungsbogen aufzubauen und nicht zu lange damit zu warten, um diesen immer wieder aufzunehmen und weiter zu spannen. Somit bekam man innerhalb der dreizehn ausgestrahlten Episoden immer wieder neue Hinweise und Einblicke in die wichtigsten Handlungsstränge und auch wenn viele interessante und spannende Grundlagen geschaffen wurde, die auf eine zweite Staffel hinarbeiten, so kann man das Finale dennoch getrost als Finale ansehen, da man mit den wichtigsten Infos versorgt worden ist und die Handlungsstränge zufrieden stellend beendet wurden. Etwas wofür man heutzutage sehr dankbar sein muss, schließlich werden Serien immer häufiger einfach mitten in der Handlung abgesetzt. Bei "Journeyman" kann man sich jedoch getrost alle 13 Episoden voller Spannung ansehen und wird am Ende nicht enttäuschend den Fernseher ausschalten und die letzten Stunde als vergeudete Zeit ansehen.
Was noch gekommen wäre...
Da die Serie frühzeitig abgesetzt wurde, standen natürlich noch einige offene Fragen im Raum. Trotz des guten und zufrieden stellenden Endes, was uns vor allem im Bezug auf die Beziehung von Katie und Dan eine hinreichende Antwort geliefert hat, hätte eine zweite Staffel uns noch tiefer in die Materie eingeführt und Antworten auf die elementaren Fragen der Serie geliefert. Der Serienmacher Kevin Falls ließ seine Fans glücklicherweise nicht im Regen stehen und beantwortete einige der Fragen, die nach der Serie offen geblieben sind, und gab einen Einblick in die Thematik der angedachten zweiten Staffel.
Eine wichtige Frage dabei war natürlich, wer oder was Dan durch die Zeit reisen ließ. Kevin Falls gab keine eindeutige Antwort, machte jedoch klar, dass es weder die Regierung, noch die Wissenschaft war. So unkonkret die Antwort auch sein mag, so zufrieden stellend ist sie jedoch, vor allem nachdem Elliot Langley in der letzten Episode der Serie ansprach, wie lange das Phänomen schon vorherrscht und was dadurch alles geschehen ist. Eine Regierungsverschwörung wäre da zu abgedroschen gewesen.
Interessant war vor allem, dass Kevin Falls erzählte, dass Livia wirklich so lange in Dans Zeit geblieben war, um Katie und ihn zusammen zu bringen. Diese Tatsache hat mich schon in der Serie sehr berührt, als sowohl Dan, als auch Livia zu dieser Erkenntnis gekommen sind. Die beiden hat immer ein unsichtbares Band verknüpft, dennoch hat man nie gehofft, dass Dan seine Frau verlässt und einen Weg mit Livia findet, eben weil man wusste, dass sie nicht füreinander bestimmt sind. Dennoch machte Kevin Falls klar, dass Livia ein Geheimnis umgab, was man natürlich auch als Zuschauer immer wieder bemerkte. Denn so ganz deutlich, warum sie Dan verlassen hat, indem sie ihren Tod vortäuschte, war es nie. Da es geplant war, dass Dan die Livia aus 2008 treffen sollte, hätte man hier sicherlich viele Antworten bekommen, die einem den Charakter noch einmal viel näher gebracht hätten.
Das angedachte Staffelfinale sollte sich jedoch so gestalten, dass Dan mehrmals versuchen würde Livias Leben zu retten, nur um dann in sein eigenes Haus zurück zu kehren und dort weder Katie noch Zack vorzufinden. Das wäre definitiv ein richtiger Schocker zum Schluss gewesen, der die Wartezeit auf die zweite Staffel schmerzhaft lang hätte erscheinen lassen. Daran angeschlossen keine weitere Staffel zu bekommen, wäre allerdings viel schlimmer gewesen als das derzeitige Finale und auch wenn wir ca. neun Episoden mehr zu Gesicht bekommen hätten, wäre Vieles wahrscheinlich nicht so zufrieden stellend gewesen.
Fazit
Dreizehn Episoden lang reist man mit Dan Vasser, der vom talentierten Kevin McKidd verkörpert wird, durch die Zeit und verfolgt verschiedene Spuren unterschiedlicher Menschen. Der Hauptcharakter sowie die Handlung wissen geschickt zu überzeugen und schaffen es, den Zuschauer an den Bildschirm zu binden. Durch interessante episodenübergreifende Handlungsstränge rücken die "Fälle der Woche" dezent in den Hintergrund, so dass die wichtigen Elemente der Serie voll zur Geltung kommen. Obwohl die Serie verfrüht abgesetzt wurde, lohnt sich ein Blick auf jeden Fall.
Annika Leichner - myFanbase
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