Weihnachten 2010 - This Season's Greetings
NCIS (#8.10 Der Zeuge)
In Krimi-Serien ist Weihnachten eher selten vertreten. Mal wird ein Weihnachtsmann getötet, oder, wie in "Leverage" sind die Weihnachtsmänner nicht die lieben Männer für die sie sich ausgeben. In "NCIS" ist es dieses Mal noch ruhiger um Weihnachten herum, denn der Fall der Episode hat rein gar nichts mit Weihnachten zu tun. Lediglich die Charaktere sind – mehr oder weniger – in weihnachtlicher Stimmung.
Petty Officer Jerry Neisler, der in einem Mordfall vor Gericht aussagen soll, ist kurz vor der Verhandlung verschwunden. Das Team um Gibbs wird darauf angesetzt ihn zu finden und ihn danach vor Bedrohungen zu schützen. Doch das ist nicht das einzige womit sich das Team beschäftigt, dann Tony ist wie ausgewechselt: keine Witze, keine Filmzitate, keine Imitate. Plötzlich ist dort ein seriöser Mann, der viel zu früh zur Arbeit kommt, um Schreibtischdienst zu erledigen, der liegengeblieben ist. Er will erwachsen werden, da eine seiner Affären depressiv war und sich vor Kurzem versucht hat, umzubringen.
Jerry wird ziemlich schnell gefunden, unter anderem mithilfe des unglaublichen NWTFDNA – der "National Wild Turkey Federation DNA"-Aufzeichnungen und er geht den einzelnen Mitgliedern auch ziemlich schnell auf die Nerven, denn Jerry ist ein scharfer Beobachter. Abby muss sich damit konfrontieren lassen, dass sie mit ihrer Arbeit verheiratet ist und deshalb nicht bemerkt, dass McGee sie mag. Gibbs wird als vereinsamter Mann dargestellt, der alles verloren hat. Und auch Ziva wird von Jerry auf ihre Beziehung mit Tony angesprochen. Doch die wehrt sich vehement gegen die Behauptungen.
Der Fall, bei dem Jerry aussagen sollte, behandelte den Tod einer jungen Frau, die auf offener Straße erschossen wurde, als sie mit ihrem Bruder auf dem Heimweg war. Doch beim Prozess kommt der Mörder frei. Der Bruder hat Jerry eingeschüchtert, damit er nicht aussagt. Er wollte, dass der Mörder seiner Schwester freikommt, damit er selbst Gerechtigkeit ausführen kann. Doch Gibbs und Tony können ihn davon abhalten.
Die meisten Weihnachtsfolgen von Krimi-Serien werden viel zu kitschig, weil alles Friede, Freude, Eierkuchen sein soll zu Weihnachten. "NCIS" macht da nicht mit und zeigt nur unterschwellig, dass es Weihnachten ist: Ducky und Jimmy haben die Pathologie mit einem Weihnachtsbaum geschmückt, Abby ist natürlich auch wieder voll und ganz in der Jahreszeit und tanzt den Truthahn-Tanz. Selbst bei Gibbs steht eine alte Weihnachtskarte im Regal, auf der noch seine Frau und seine Tochter bei ihm sind. Und Tony...? Der findet durch eine Konfrontation mit Ziva wieder zu seinem humorvollen Selbst und heckt mit Jerry einen weihnachtlichen Streich aus, indem er im Büroraum Knaller und Luftschlangen mit "Merry Christmas" in die Luft gehen lässt, die alle erschrecken und doch aufatmen lassen, da endlich wieder der Kindskopf in Tony erwacht ist. | Anna Sörries
The Office (#7.11 & #7.12 Classy Christmas)
"The Office" hat bereits viele gelungene Feiertagsepisoden hinter sich, doch diese war eine ganz besondere und das nicht nur, weil es sich um eine Doppelfolge handelte. Auch treffen wir auf einen altbekannten Zuschauerliebling: Holly Flax. Und um sie dreht sich auch ein Großteil der Episoden. Als Michael von der Rückkehr seiner Seelenverwandten erfährt, rastet er sofort aus und will aus der zurückhaltenden Weihnachtsfeier des Büros eine Luxusparty machen, die er aus eigener Tasche finanziert. Dabei verkleidet er sich auch als Weihnachtsmann. Na ja, nicht ganz. Mehr so, als habe sich Hugh Hefner eine Weihnachtsmütze aufgesetzt.
Als Holly dann tatsächlich auftaucht, muss Michael jedoch eine furchtbare Erkenntnis machen. Holly ist immer noch mit ihrem Freund A.J. zusammen, obwohl sie nun nach Scranton zieht, während Michael und sie sich sofort getrennt hatten, nachdem sie nach Nashua versetzt wurde. Das trifft ihn wirklich hart und man kann es teilweise kaum mitansehen, wie er leidet. Am Ende rafft er sich jedoch auf, nachdem er von Pam einen kleinen Hoffnungsschimmer geliefert bekommt. Dies zeigt, wie sehr sich die Büromitarbeiter mittlerweile eben doch zu einer kleinen Familie entwickelt haben. Teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
Ansonsten gibt es Andy als Grinch zu sehen, der einen eher misslungene Versuch startet, der Tochter eines Mitarbeiters einen spaßigen Tag zu bereiten. Außerdem hat Pam das großartigste Weihnachtsgeschenk der Welt für ihren Ehemann Jim, denn sie hat ein Comic mit ihm als Hauptfigur gezeichnet. Jim ist jedoch selbst in eine brutalen Psycho-Schneeballschlacht verwickelt, in der Dwight ihn erstmals bezwingt und die Oberhand gewinnt, so dass Jim am Ende total verängstigt und leicht panisch ist. Man sieht also, dass es auch Humor in dieser Episode nicht mangelte.
Wenn Weihnachten das Fest der Liebe ist, dann wird diese Episode dem Motto aber mehr als gerecht. Allein der wahnsinnig schöne Moment des Geschenkeaustauschens zwischen Jim und Pam sowie die gesamte Story rund um den liebeskranken Michael repräsentieren die schönen und tragischen Seiten dieses Aspektes und auch sonst kommen Weihnachtsklischees nicht zu kurz - jedoch auf die sympathische und zurückhaltende typische "The Office"-Art. | Nadine Watz
Psych (#5.14 The Polarizing Express)
Bislang gab es nur eine einzige Weihnachtsepisode bei "Psych", doch die hatte es damals in der zweiten Staffel in sich, hatte sie doch Gus' Eltern unter Mordverdacht gestellt. Dieses Jahr geht es nicht weniger dramatisch zu, denn Shawn begeht einen kolossalen Fehler, der darin endet, dass er und sein Vater ein für alle Mal gefeuert werden. Dies geht Shawn so nahe, das er sogar beim Einschlafen noch immer die Worte von Vick im Ohr hat und seinen Vater hören sagt, er wünsche sich, dass er niemals nach Santa Barbara zurück gekommen wäre. In bester "was wäre wenn.."-Manier erlebt Shawn in seinem Traum dann tatsächlich, wie sich das Leben für alle entwickelt hätte, wäre Shawn damals nicht im SBPD aufgetaucht.
Wie einst in Frank Capras Spielfilm "Ist das Leben nicht schön" möchte man sagen. Und durchaus hat sich James Roday als Autor und Regissseur für die diesjährige Weihnachtsfolge von "Psych" von dem Weihnachtsklassiker inspirieren lassen, auch wenn der Titel der Folge ganz klar Tom Hanks Film "Der Polarexpress" entlehnt ist. Anstatt des Schutzengels, der James Stewarts Charakter in "Ist das Leben nicht schön" damals klar gemacht hat, wie wichtig er im Leben seiner Liebsten ist, ist es hier der kleinwüchsige Darsteller Tony Cox, der Shawn durch allerhand kurioser Alternativleben seiner Freunde führt. Und dabei gibt es immer wieder dezente Anspielungen auf Weihnachten: so schneit es Styropor in Shawns Büro, draußen vor dem Fenster huscht ein Grinch vorbei, der den Passanten ihre Tüten stiehlt und Shawn findet einen braunen Schneemann vor, der Gus verdammt ähnlich sieht. Und dann ist auch noch der Vorspann mit weihnachtlingen Jingles unterlegt.
Herrlich, wie eine Serie, die im sonnigen Kalifornien spielt, weihnachtliche Gefühle mit Schnee, Eierpunsch, Weihnachtsbäumen und Plätzchen vermitteln kann, dabei noch eine interessante Geschichte erzählt und am Ende sogar Vater und Sohn einander näher bringt. Sogar ein wundervoller Appell an die Freundschaft wurde untergebracht. Die Folge hinterlässt also das typische, wohlig-warme Gefühl von Weihnachten und erinnert die Zuschauer daran, dass es möglich ist, einen Fehler wieder wett zu machen, wenn man nur an sich selbst glaubt und sich seiner Stärken besinnt. Ganz schön kitschig-tiefsinnig für eine Crime-Comedy um eine selbsternanntes Medium, das Verbrechen aufklärt. Aber ein bisschen Kitsch an Weihnachten muss erlaubt sein. | Melanie Wolff
Raising Hope (#1.11 Toy Story)
Das erste Weihnachten für ein Kind soll ganz besonders werden. So meinen zumindest die Eltern. Das die Kinder selbst davon nichts verstehen, ist erstmal unwichtig.
In der Familie Chance ist es das erste Weihnachten mit der kleinen Hope, und Jimmy will ihr unbedingt ein anderes Weihnachten bescheren, als er es immer gehabt hat. Burt, sein Vater, hat nämlich, wie jedes Jahr, einen Karton mit dem begehrtesten Geschenk des Jahres (einer niesenden Puppe) ergattert und verkauft diese zu horrenden Preisen. Jimmy hat dies seit seiner Geburt mitgemacht: Jedes Jahr vor Weihnachten saß er im Wohnzimmer und konnte mit dem angesagtesten Spielzeug spielen, doch als dann Weihnachten endlich da war, hatte sein Vater alle Spielzeuge verkauft und er hat irgendein Secondhand-Teil bekommen. Dieses Jahr soll das anders werden.
Auch seine Mutter, Virginia, hat große Pläne mit Hope, denn durch das Baby kann sie wieder bei dem lebenden Krippenbild mitmachen, das von der Kirche organisiert wird und auch im Fernsehen gezeigt wird. Allerdings hat die Koordinatorin andere Pläne, da die Familie Chance sonst nie zur Kirche geht. Virginia ärgert dies und plant ihr eigenes Bild genau gegenüber des Offiziellen. Doch die Kameraleute beachten Virginia s Krippe überhaupt nicht. Erst als Jimmy die letzte niesende Puppe zur Versteigerung anbietet und so die Aufmerksamkeit der Besucher umlenkt, beachtet auch die Fernsehstation das Krippenbild und die gesamte Familie wird in den Nachrichten gezeigt.
Ich glaube, man kann das eigene Weihnachten einfach nicht mit dem Weihnachten von Hope Chance vergleichen. Die gesamte Familie ist einfach abgedreht und dementsprechend ist auch deren Weihnachten etwas sehr abgedreht. Und doch kommt schlussendlich die Harmonie auf, die am Weihnachtsabend in der Familie herrschen soll. Jeder (in diesem Fall vor allem Jimmy) gibt etwas für seine Familie oder eine andere Person, die er liebt, auf und ist trotzdem noch vollkommen glücklich damit. Auf jeden Fall ein Weihnachten, an das man sich gerne erinnern wird, auch wenn Hope keine niesende Puppe bekommen hat. | Anna Sörries
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