Die besten Staffeln 2010/2011
Community (Staffel 2)

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Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So muss er wohl gelautet haben, der Vorsatz von Mastermind Dan Harmon für die zweite Staffel von "Community". Schließlich hat keine andere Comedy-Serie in der vergangenen TV-Season so viel Mut zum Risiko bewiesen wie das außergewöhnliche NBC-Nischenformat rund um eine bunt gemischte Gruppe von Studenten am fiktiven Greendale Community College. Waren es in der ersten Staffel vor allem die durch die Bank liebenswerten Charaktere und der pointierte Meta-Humor, die sowohl Zuschauer- als auch Kritikerherzen höher schlagen ließen, so sorgte im zweiten Jahr der Ausstrahlung insbesondere das enorme kreative Potential der Serienmacher für regelrechte Begeisterungsstürme. In einer Auflistung der Highlights 2010/2011 darf "Community" somit keinesfalls fehlen.

"So maybe we are caught in an endless cycle of screw-ups and hurt feelings, but I choose to believe it's just the universe's way of molding us into some kind of super group."

Dass der Phantasie von Harmon und seinem Team offenbar keine Grenzen gesetzt sind, ist spätestens seit der Ausstrahlung denkwürdiger Episoden wie #1.21 Contemporary American Poultry und #1.23 Modern Warfare ein offenes Geheimnis. Dennoch hätte es sich zu Beginn der zweiten Staffel wohl niemand träumen lassen, solch imposante Spezialfolgen fortan am laufenden Band präsentiert zu bekommen. Doch genau das war der Fall: Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, schüttelten die Macher eine vor Ideenreichtum strotzende Episode nach der anderen aus dem Ärmel, angefangen vom waschechten Zombie-Abenteuer über ein tiefsinniges modernes Weihnachtsmärchen bis hin zur unvergleichlichen Clip-Show. Obwohl das bewusste Spiel mit unterschiedlichen Genres und Stilmitteln dabei bis an die Grenzen ausgereizt wurde, fügte sich das Geschehen erstaunlicherweise immer wieder ganz wunderbar in das an sich sehr bodenständige College-Setting ein. Rückblickend betrachtet waren manche dieser gewagten TV-Experimente gewiss gelungener (Stichwort Dungeons & Dragons oder Paintball-Showdown im Westernstil) als andere (Apollo 13), doch in Summe wurde hier etwas wahrhaft Großartiges vollbracht. Und das lag nicht zuletzt auch an einer schier grenzenlosen Liebe zum Detail, die unter anderem in das Kostümdesign, die speziell angepassten Intros oder die längst zum Running Gag avancierten Dioramen floss.

Nichts wäre jedoch vermessener, als die Vorzüge von "Community" lediglich auf besagte kreative Höchstleistungen zu reduzieren. Oftmals waren es nämlich die im direkten Vergleich fast schon harmlos wirkenden Charakter-Folgen, die mit nicht minder imposanten Momenten aufwarteten. Man denke beispielsweise an die beiden Geburtstagsepisoden #2.10 Mixology Certification und #2.19 Critical Film Studies, deren nahezu düstere, emotional beklemmende Grundstimmung selbst die ein oder andere Drama-Serie in den Schatten zu stellen vermochte. Exakt darin liegt eine weitere große Stärke von "Community", und zwar die für Comedy-Verhältnisse alles andere als selbstverständliche Charakterarbeit. Besonders deutlich wurde dies im letzten Jahr bei Figuren wie Jeff, Troy und Annie, die allesamt eine ganz beachtliche persönliche Entwicklung durchmachten. Auch in diesem Zusammenhang gab es freilich eine Reihe von nicht ganz unumstrittenen Schachzügen, etwa Changs neue Rolle als Student, Pierces Wandel hin zum Bösewicht oder Shirleys Babydrama. Mangelnde Einfallskraft und Konsequenz konnte man den Machern aber auch hierbei nicht vorwerfen. Nicht unerwähnt bleiben darf zudem der grundsympathische Cast, allen voran Joel McHale in seiner Darstellung des Anführers wider Willen, das weiterhin grandiose Dreamteam Danny Pudi und Donald Glover sowie die reihenweise Männerherzen im Sturm erobernde Alison Brie. Ergänzt wurde dieser an sich schon talentierte Haufen um zahlreiche namhafte Gaststars wie "Lost"-Veteran Josh Holloway als mysteriöser Schwarzer Reiter, "Golden Girl" Betty White als eigenwillige Anthropologie-Professorin June Bauer oder LeVar Burton als das im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Idol von Sci-Fi-Nerd Troy.

Zugegebenermaßen war "Community" nicht die konstanteste Comedy-Serie des letzten Jahres (diese Ehre gebührt ganz eindeutig der nahezu makellosen dritten Staffel von "Parks and Recreation"), aber bestimmt die furchtloseste und innovativste. Umso bedauerlicher ist es natürlich, dass es sich dabei um einen weiteren Geniestreich handelt, der mit chronischem Zuschauermangel zu kämpfen hat und bei gewissen Award-Nominierungen schmählich ignoriert wird. Dabei hätten sich in der vergangenen TV-Season gerade Emmy-Favoriten wie "30 Rock" und "Modern Family" eine ordentliche Scheibe abschneiden können, was die bei "Community" gebotene Ideenvielfalt und Charakterentwicklung anbelangt. Aber wer weiß, vielleicht ist es genau dieses Underdog-Dasein, das die Mannschaft rund um Dan Harmon im Kampf für mehr Anerkennung und gegen die drohende Absetzung zu immer neuen kreativen Höhenflügen anspornt. Wir harren jedenfalls gespannt der Abenteuer, die das dritte Jahr am Greendale Community College bereithält. Oder, um auf die Worte von Meisterredner Jeff Winger zurückzukommen: "We're prepared for any insane adventure life throws our way. And I don't know about you, but I'm looking forward to every one of them."

Willi S. - myFanbase

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