Die enttäuschendsten Storylines 2010/2011
Brookes Baby-Boom (One Tree Hill)
Nach allem, was Brooke Davis in den bisherigen Staffeln von "One Tree Hill" durchmachen musste, nach allen Rückschlägen, allen Verlusten, die sie erlitten hat, war es spätestens nach dem Heiratsantrag von Julian im Finale der siebten Staffel klar, dass Brooke in der achten Staffel endgültig ihr Happy End finden wird. Und dazu gehört in einer amerikanischen TV-Serie, so scheint es, nicht nur ein Mann, sondern auch ein Kind.
Friede, Freude, Zwillingskuchen
Dass Brooke unbedingt Mutter sein will, ist keineswegs ein spontaner Einfall der Autoren, sondern eine bis zur achten Staffel durchaus gut entwickelte Storyline, die bereits in#5.12 Für immer und ewig ihren Anfang nahm. Da Brooke zu diesem Zeitpunkt keinen festen Partner hat, möchte sie ein Kind adoptieren – und durchlebt dabei alle möglichen Probleme, die eine Adoption oder ein Pflegekind mit sich bringen und die erst in der fünften Staffel durch Angie, in der sechsten Staffel dann durch Sam sehr schön erzählt werden. In #7.09 Frühlingsgefühle wird dann der Grundstein dafür gelegt, dass das Thema Adoption auch in ihrer Beziehung mit Julian eine große Rolle spielt, denn Brooke erfährt, dass sie unfruchtbar ist und keine Kinder bekommen kann.
Eigentlich die besten Voraussetzungen dafür, sich in der achten Staffel nach der Hochzeit der beiden erneut mit Brookes Kinderwunsch und einer tatsächlichen Adoption auseinander zu setzen oder vielleicht auch den Mut zu haben, einen weiblichen Hauptcharakter tatsächlich ohne Kind glücklich sein zu lassen. Doch was einen dann in den Folgen#8.15 Valentine's Day Is Over bis #8.20 The Man Who Sailed Around His Soul und vor allem im Staffelfinale erwartet, ist eine derart gehetzte, unrealistische und klischeehafte Storyline, dass man sich im Nachhinein wünscht, Brooke wäre einfach direkt in der Hochzeitsnacht schwanger geworden.
Am Valentinstag beschließen Brooke und Julian, dass sie bereit sind, ein Kind zu adoptieren – und bereits in der nächsten Folge ist gleich die erste junge Schwangere namens Chloe sofort bereit, den beiden ihr Kind anzuvertrauen. Dabei werden Brooke und Julian nicht etwa auf Herz und Nieren von der Adoptionsbehörde oder dem Sozialamt überprüft, wie es bei Brooke in der fünften Staffel noch der Fall war, sondern können Chloe im ersten Informationsgespräch eine Lüge nach der anderen auftischen, um besser abzuschneiden. Obwohl Chloe durch einen Spontanbesuch bei Brooke dahinterkommt und die Wahrheit darüber erfährt, dass Brooke zum Beispiel pleite und ihre Mutter im Gefängnis ist, sieht sie in Brooke und Julian doch die perfekten Eltern für ihr Kind. Nur zwei Folgen später folgt dann die überhastete Entbindung, allerdings ohne Baby-Happy End für Brooke. Denn Chloe beschließt beim Anblick ihrer Tochter, dass sie diese nicht einfach weggeben kann, vor allem weil der Vater des Kindes, der aus heiterem Himmel bei der Geburt auftaucht, das Baby mit ihr großziehen will.
Das war der Punkt, an dem ich dachte, dass Mark Schwahn vielleicht doch den unkonventionellen Weg geht und Brooke in den letzten Folgen der Staffel erkennen lässt, dass sie kein Kind zum Glücklichsein braucht, zumindest nicht sofort, hier und jetzt, auf der Stelle. Doch zwei Folgen später folgt dann das große "Wunder": Brooke, die laut eigener Aussage die besten Spezialisten konsultiert hat und immer die Antwort erhielt, dass es hoffnungslos ist und sie nie eigene Kinder haben wird, ist plötzlich schwanger. Und als ob das nicht genug wäre, erfahren sie und Julian während der Zeitraffer-Schwangerschaft im Finale der achten Staffel, dass es – natürlich – Zwillinge sind. Aber selbst auf diesen Klischeedoppelschlag setzt Mark Schwahn noch einen drauf und kommt auf die absurde Idee, die im achten Monat(!) mit Zwillingen schwangere(!), eigentlich unfruchtbare(!) Brooke auf einen Hocker steigen zu lassen, von dem sie selbstverständlich herunterfällt. Und nein, nicht aus dem Grund, dass man für die neunte Staffel tolles Drama-Potenzial hat, wie Brooke und Julian mit dem Verlust ihrer ungeborenen Kinder umgehen, sondern nur, um keine zehn Sekunden später zwei schwache, aber gesunde Frühchen zu präsentieren, die sich wunderbar entwickeln.
Happy End gut und schön, aber wenn man die Entwicklung bis dahin so lieblos entwirft, wie es bei Brookes Baby-Storyline der Fall war, dann sollte man sich das ganze Theater einfach sparen. Denn ein Klischee nach dem anderen abzuklappern und dabei auf jegliche emotionale Entwicklung oder überraschende Wendung zu verzichten, ist letztlich einfach nur unglaublich langweilig.
Lena Stadelmann - myFanbase
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