Jack vs. Tony - Kollegen Freunde Feinde

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Erst waren sie Kollegen, daraus wurde über die Jahre eine enge Freundschaft, die ein trauriges Ende fand. Ein überraschendes Wiedersehen spitzte sich durch völlig unterschiedliche Ziele auf einen gegenseitigen Kampf zu. Kollegen – Freunde – Feinde. Die Rede ist von dem Verhältnis von Jack Bauer und Tony Almeida.

Kollegen

In der ersten Staffel waren Jack und Tony distanzierte Kollegen bei der CTU. Jack gab als Leiter der Einheit die Befehle und machte sich mit seiner konsequenten Art nicht besonders beliebt. Jacks Verhalten gegenüber seinen Vorgesetzten war resolut und er schreckte nicht vor Alleingängen zurück, wenn er überzeugt war. Dabei zeigte er großes Vertrauen zu Nina Myers. Tony war ähnlich strebsam in seinem Job und beobachtete die Szenerie sehr genau. Die Geheimnistuerei von Jack und Nina missfiel ihm, er wurde misstrauisch und sein Engagement machte den beiden einige Probleme. Hier zeigte sich schon, dass Tony ein aufrichtiger und kluger Agent ist, der seinen Job gut macht und für seine Überzeugungen lebt. Entsprechend steigt er in der Hierarchie der CTU auf und wird ebenfalls Abteilungsleiter, wird zunächst aber immer noch keine Vertrauensperson für Jack. Dieser lässt sich in Staffel 2 lieber von Michelle Dessler helfen, wodurch Tony erneut Misstrauen gegenüber anderen Mitarbeitern hegen musste. Auch hier wurden die ausgezeichneten Fähigkeiten deutlich und Tony macht deutlich, dass man ihm vertrauen kann. Michelle bringt ihn dazu, Jack zu unterstützen, obwohl dieser hinter seinem Rücken agiert hat. Durch diesen Loyalitätsbeweis dauerte es nicht mehr lange bis auch Jack seine Qualitäten zu schätzen gelernt und Tony ins Vertrauen gezogen hat.

Freunde

In der dritten Staffel haben Jack, Tony und Gael eine Geheimmission durchgeführt, um die Salazars hinters Licht zu führen. Tony hatte das ihm entgegengebrachte Vertrauen von Jack völlig gerechtfertigt und neben der beruflichen auch auf der privaten Ebene ein Vertrauensverhältnis geschaffen, das Jack nicht mehr missen wollte. Die gemeinsamen Erfahrungen haben sie zusammen geschweißt und die Loyalität ist beidseitig fast schon bedingungslos geworden. Sie wissen, was sie einander haben in diesem hochgefährlichen Beruf, den sie auch deswegen soweit unbeschadet, also lebend überstehen, weil das Vertrauen untereinander ein großer Vorteil gegenüber den Feinden ist. Selbst wenn sie ihre eigenen Gesetze gebrochen haben, stärkten sie sich gegenseitig den Rücken, weil die Überzeugung und der Kampf für die gute Sache dominierten und sie nie am Gegenüber zweifelten. Am Ende der vierten Staffel legte sich die Schlinge um Jacks Hals, doch auch hier standen Tony, Michelle und Chloe O’Brian Jack zur Seite. Sie täuschten seinen Tod vor und bewiesen damit erneut, dass aus den Kollegen fast schon eine Familie geworden ist. Leider wurde dieser Plan ihnen auch zum Verhängnis. Ein riesiger Komplott nahm seinen Lauf. Jack sollte der Mord an David Palmer angehängt werden, wodurch alle, die wussten, dass er noch lebt, aus dem Weg geräumt werden sollten. Staffel fünf begann mit dem Mord an Palmer sowie einem Anschlag auf Michelle und Tony, die überglücklich gerade die Familienplanung vorantrieben. Michelle war sofort tot, Tony schaffte es noch ins CTU-Krankenhaus, wurde dort dann aber, als er Rache nehmen wollte, von Christopher Henderson getötet. Für Jack ist dies der schwärzeste Tag seiner Karriere seit dem Tod seiner Frau, weil er die wichtigsten Menschen der letzten Jahre, seine Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus und treue Freunde, verloren hat.

Feinde

Doch Tony ist nicht gestorben. Er konnte wiederbelebt werden, während Jack bereits das nächste Feuer löschen musste. Christopher Henderson wollte Tonys Wut über den Verlust seiner Frau Michelle nutzen und ihn zu einem Verbündeten machen. Tony wurde unter der Leitung von DavidEmerson ein Krimineller, weil ihm im Leben nichts mehr bedeutete. Dass Michelle durch Leute aus der Regierung getötet wurde, die er mit seinem Einsatz zu verteidigen versuchte, brachte seine ganze Moral ins Wanken. Tony wurde zum Einzelkämpfer, der nur noch an sich dachte und ein großes Ziel vor Augen hatte. Den Hauptverantwortlichen für Michelles Tod und ihr erwartetes Kind zu finden und Rache zu nehmen. Damit steht er im kompletten Gegensatz zu Jack, der trotz der vielen Verluste nie an seinem Land gezweifelt hat und immer für das Gute gekämpft hat. Während Jack sein persönliches Glück noch immer hinten an stellt, hat Tony sich entscheiden, diese Prioritäten zu ändern. Unter dem Vorwand, Ike Dubaku und somit Benjamin Juma aufzuspüren, missbraucht er nicht nur das Vertrauen von Jack sondern auch das von Chloe und Bill Buchanan. Er verrät drei Freunde ohne jede Reue. Die Jahre der Trauer und des Schmerzes ließen Tony erkalten. Mit seinem Tunnelblick hatte er ausschließlich ein Ziel und setzte damit nicht nur das Leben seiner Freunde sondern auch das zahlreicher Unschuldiger aufs Spiel und redet sich ein, dass er trotzdem immer zahlreiche Menschenleben retten würde. Er tötete auch kaltblütig den FBI-Leiter Larry Moss, um nicht aufzufliegen.

Als Jack all das herausgefunden hatte, war er fassungslos und mehr als nur entsetzt. Sein treuer Freund hat ihn belogen, sein Vertrauen missbraucht und überhaupt keine Skrupel mehr. Selbst Kim Bauer und Jack selbst bringt er bewusst in Gefahr, um sein nicht mehr fernes Ziel zu erreichen. Jack sollte sich raushalten, doch das wiederum ist nicht Jacks Natur. Die Freundschaft kann die beiden völlig gegenseitigen Ansichten nicht vereinbaren und es bleibt nichts als Feindschaft übrig, der sich durch eine gehörige Portion Mitleid, Schmerz und enorme Wut äußert. Tony hatte nie geplant, Jack etwas anzutun, doch da er sich seinem Ziel in den Weg gestellt hatte, bleibt ihm keine Wahl. Jack kann Tony im Herzen vielleicht irgendwie verstehen, doch hat er sich nie von seinem Verstand besiegen lassen, bis zum Aufeinandertreffen mit Tony, dass von Enttäuschung, Wut und Verzweiflung durch Jack und völliger Emotionslosigkeit und Gleichgültigkeit durch Tony eine Intensität bekommt, die dem Zuschauer eine Gänsehaut bereitet. Nach all den Jahren der gegenseitigen Loyalität endet die Freundschaft in einer Feindschaft. Der Job hat sie zusammen geführt, der unterschiedliche Umgang mit den Verlusten hat sie dann weiter auseinander gebracht, als man es je für möglich gehalten hätte und doch kann man nicht wirklich für eine Seite bedingungslos Partei ergreifen. Jack blieb sich über all die Jahre treu und immer selbstlos, was an sich schon als Heldentat angesehen werden muss. Tony hingegen wurde zum rachsüchtigen Bösewicht, was ihn fast menschlicher machte, als Jack es je war. Aus den Freunden entstand eine Feindschaft, bei der es weder an Verständnis noch an Dynamik gefehlt hatte. Somit gehört sie zu den herausragenden Konflikten der TV-Season 2009.

Emil Groth - myFanbase