Bewertung

Review: #9.08 Schattenmann

Mit der "Akte X"-Episode #9.08 Der Schattenmann kehrt der rote Faden zurück. Es geht wie so oft um William, Scully und Mulder, aber auch einmal mehr um den Umstand, dass man Niemandem trauen darf.

Georg Orwells 1984: Big Brother Is Watching You

Die Spatzen pfiffen es ja schon unlängst von den Dächern - und hier überschneidet sich dann der Inhalt der Serie mit der unseren Realität: Wir werden rund um die Uhr mittels Kameras, Drohnen, Sateliten, Telefonen oder dem Internet überwacht. Es gibt de facto kein Geheimnis, welches man vor geheimen Organisationen oder Organisationen der Staatssicherheit verbergen kann. Bereits 1948 beschrieb Georg Orwell, der die Schattenseiten der politischen Systeme, sei es Kommunismus, Sozialismus oder Faschismus erkannte und in seinem literarischen Werk 1984 verarbeitete, die Dystopie des allmächtigen Überwachungsstaates. Dieser Staat prägte den Ausruck "Big Brother Is Watching You". Zur politischen Dimension dieser Folge gibt es eigentlich nicht mehr zu sagen, als dass man dieses Buch von Orwell mal gelesen haben sollte, um auch die Tiefenstrukturen bzw. die Metaebene dessen, was hier angesprochen wird, nachvollziehen zu können.

Scully, Doggett und Reyes jedenfalls sind trotz ihrer bisherigen Erfahrungen immer noch so naiv zu glauben, dass es außerhalb ihres kleinen Öko-Systems irgendjemanden geben könnte, dem sie trauen dürften. Bereits in der 1. Staffel erhielt Mulder den richtungsweisenden Tipp "Traue Niemandem". Dass auch das FBI rund um die Uhr "bewacht" würde, musste auch jedem klar sein. Was ich bei allem Verständnis für die Dramaturgie und den Spannungsverlauf nicht nachvollziehen kann, ist, wie Scully, Doggett und Reyes weiterhin so naiv sind und schon zum gefühlt hundertsten Mal auf einen falschen Informanten bzw. auf die falschen Leute reinfallen. Der Ablauf ist doch immer wieder gleich: Eine Quelle gibt einige Infos preis, um sich Vertrauen zu erschleichen, damit sich unsere Protagonisten öffnen und Fehler machen. Wenn man bedenkt, dass die NSA sogar die Mails zwischen Mulder und Scully gecheckt hat und demnach allmächtig zu sein scheint, müsste doch klar sein, dass sie auch problemlos mit Mulder in Kontakt treten könnten, wenn sie dies denn wollten bzw. wenn sie ehrenhafte Absichten hätten. Man darf gespannt sein, wie oft unsere Protagonisten noch auf solche Tricks hereinfallen, aber meiner Meinung nach sollte spätestens jetzt diesbezüglich Schicht im Schacht sein. Die Szenen auf dem Bahnhof wirken dahingehend unkoordiniert, verwirrend und völlig unstrukturiert. Durch hektische Situationen zusätzlich Verwirrungen zu schaffen - auch beim Zuschauer - halte ich nicht für zielführend. Da ist man eher genervt.

Verschwörung, Supersoldaten und Magnetit

Gleichzeitig erreichen die Verschwörung und die neuen Informationen zu den Supersoldaten einen weiteren Höhepunkt. Wer gehört eigentlich außer Mulder, Scully, Skinner, Doggett, Reyes und den Einsamen Schützen nicht zu den Verschwörern? Manchmal könnte man meinen, die gesamte Welt spiele verrückt. Und nur weil der Cigarette Smoking Man sich zurückgezogen hat und Alex Krycek tot ist, heißt das nicht, dass sich die Räder im Verborgenen nicht weiterdrehen würden. Wenn man einer Hydra den Kopf abschlägt, rücken eben andere Köpfe nach.

Interessant im Sinne von "es gibt auch gute Neuigkeiten" ist, dass auch Supersoldaten einen Schwachpunkt zu haben scheinen. Sie sind zwar unzerstörbar und mit herkömmlichen Mitteln nicht zu besiegen, aber gegenüber Magnetit (Eisen-II-III-Oxid) scheinen sie eine Schwäche zu besitzen. Kommt ein Supersoldat in die Nähe von Magnetit wird er quasi wie magnetisch angezogen und zerstört. Der Magnetismus entsteht wohl durch die Wechselwirkung der Eisenverbindungen mit der Wirbelsäulenanomalie. Wenn sich diese Annahme bestätigt, hätten unsere Ermittler endlich eine Möglichkeit gefunden diese Supersoldaten zu eleminieren. Es wird auch gemunkelt, dass das Stilett, mit dem man die Kopfgeldjäger töten kann, aus Magnetit gefertigt wurde. Emotional gelungen inszeniert werden natürlich die Briefwechsel zwischen Mulder und Scully, die einmal mehr aufzeigen, wie nahe sich die beiden stehen. Gleichzeitig ist es gut zu wissen, dass Mulder noch lebt und früher oder später zurückkehren wird. Alles in Allem passiert in dieser Episode wieder einmal viel zu viel. In diesem Sinne: Erst einmal alles verarbeiten und sacken lassen.

Insider & Hintergründe

  • Der originale englische Titel der Episode lautet "Trust No 1", einem der bekanntesten Mottos der Serie. Trust No 1 ist auch Mulders Passwort für den Computer und seine E-Mail-Adresse.
  • Scully hatte also in ihrer Kindheit eine Clown-Phobie. Diese Angst teilt sie mit vielen Menschen, z.B. mit Sam Winchester aus "Supernatural".
  • Die einsame Nacht, in der Scully Mulder in ihr Bett eingeladen hat und in der William gezeugt werden konnte, kann sich nur auf die Nacht in #7.17 Augenblicke oder #7.22 Alles beginnt in Oregon beziehen.
  • Terry O'Quinn (Schattenmann) verkörperte auch schon in "Akte X - Der Film" Darius Michaud und in der Episode #2.12 Lt. Brian Tillman. Ob diese Figuren zusammenhängen, ist allerdings nicht ein hundertprozentig geklärt. Außerdem spielte O'Quinn in "Harsh Realm", "Millenium", "Alias - Die Agentin" und "Lost" mit.

Fazit

Mit der "Akte X"-Episode #9.08 Der Schattenmann kehrt der rote Faden zurück. Es geht wie so oft um William, Scully und Mulder, aber auch einmal mehr um den Umstand, dass man Niemandem trauen darf. Gott sei Dank wird eine Möglichkeit entdeckt, wie man die Supersoldaten aus dem Verkehr ziehen kann. Es bleibt also spannend.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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