Review: #3.06 Der Axtmann kommt
Etwas, in dem "American Horror Story" wirklich gewandt ist, ist das Wechseln zwischen verschiedensten Genres und das nicht nur von Episode zu Episode, sondern auch innerhalb einer Folge. Sahen wir letztes Mal noch eine "The Walking Dead"-ähnliche Zombieinvasion auf dem Bildschirm, so wechselt die Serie diesmal mühelos zu einer atmosphärischen Geisterstory und wirft zudem noch Beziehungsdrama, einen Mordfall und weitere Intrigenspielchen in den Topf. Was dabei herauskommt, ist eine weitere recht gelungene Episode, die zur Staffelmitte ein positives Zwischenfazit erlaubt: Season 3 ist bisher richtig unterhaltsam.
"I am not a human being, but a spirit and a demon from the hottest hell. I am what you Orleanians call the Axeman."
Der Unterhaltungsfaktor der Episode setzt sich aus verschiedenen interessanten Storylines zusammen. Zunächst einmal haben wir den titelgebenden Axtmörder in Form des großartigen Danny Huston, der in einer wunderbar inszenierten Eingangsszene als masochistisch-brutaler und doch irgendwie charmanter Serienkiller (keine Ahnung, wie das geht, aber es geht!) vorgestellt wird. Die Flashbacks in die düstere Historie von New Orleans funktionieren weiterhin sehr gut und sind in jeder Folge aufs Neue spannend und aufschlussreich, und genau so soll es sein. Denn dass ausgerechnet die Hexen der Miss Robichaux Akademie dem Axtmörder den Garaus machten, spielt im weiteren Verlauf der Episode ja tatsächlich keine unwichtige Rolle.
Denn in der Gegenwart wollen Zoe, Queenie und Nan weiterhin herausfinden, wo eigentlich ihre Freundin Madison abgeblieben ist, und Zoe sieht in einem alten Ouija-Brett die Möglichkeit, endlich die Wahrheit zu erfahren. Das Ouija-Brett ist natürlich ein beliebtes Instrument des Horrorgenres und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich Murphy und Falchuk seiner bedienen. In diesem Kontext passt es aber hervorragend und der Spannungseffekt bleibt sicherlich nicht aus, wenn nach jeder Frage Buchstabe für Buchstabe die Wahrheit ans Licht kommt. Zoe beschwört den Axtmörder schließlich im Alleingang, findet dank ihm Madisons Leiche und setzt ihn versehentlich frei.
Und dann geht der Spaß erst richtig los. Danny Huston amüsiert sich ganz offensichtlich köstlich in dieser Rolle und liefert gemeinsam mit Sarah Paulson eine der intensivsten Szenen der Episode ab. Wie der Axtmörder die vor Todesangst brüllende Cordelia bedrängt, die sich – blind, halbnackt und alleine – ja wirklich überhaupt nicht wehren kann, das erzeugt pure Gänsehaut. Der Axtmörder erzwingt so von Zoe die Freiheit und als er am Ende als freier Mann/Geist/übernatürliches Wesen (???) pfeifend aus der Akademie spaziert und sich zu Fiona an die Bar setzt, entlockt das dem Zuschauer ein Schmunzeln und die Vorfreude auf wahrscheinlich phänomenale gemeinsame Szenen zwischen Danny Huston und Jessica Lange.
"I want one more great love affair of my life. Now I think what I really want is just to belong to somebody. It's not too late for that, is it?"
Langes Fiona erreicht in dieser Folge einen Tiefpunkt. Erstmals sehen wir die sonst so stark wirkende Hexe bei der Chemotherapie, umrundet von Krankheit und Tod, die sich auch noch mit den deprimierenden Gedanken der anderen Kranken auseinandersetzen muss. Fionas Einsamkeit und Schwäche kommen hier ganz deutlich zum Vorschein und man hat fast das Gefühl, dass sie jetzt, im Angesicht des Todes, vielleicht doch Reue zeigt und ihre Fehler wiedergutmachen will. Fiona will ihrer Tochter beistehen, sich um sie kümmern, sich selbst zurückstellen. Doch wenn der Axtmörder – und damit kann gerechnet werden – tatsächlich ihre letzte große love affair sein sollte, dann werden die Dinge sicherlich eine ganz andere Richtung einschlagen.
Cordelia kehrt unterdessen als völlig veränderte Person in die Akademie zurück. Sie ist zwar gebrochen, doch gleichzeitig ist sie nun resoluter als je zuvor. Paulson agiert großartig als blinde Cordelia, die die Welt dank ihrer neuen Gabe im wahrsten Sinne des Wortes mit neuen Augen zu sehen beginnt. Gerade für Hank – der sich in dieser Episode als Hexenjäger im Auftrag von Marie Laveau entpuppt – dürfte Cordelias neue Fähigkeit ganz besondere Konsequenzen haben.
"I thought you were looking for your tribe?" – "I was and I am, this ain't it. I got bad vibes, real bad. There's something foul in this house."
Womit wir zum einzig negativen Aspekt dieser Episode kommen: Misty Day. Misty torkelt weiterhin munter mit ihrer Gießkanne durch ihren Garten und verpasst unter anderem Myrtle Snow eine Schlammkur. Das ist selbst für "American Horror Story" ziemlich lächerlich. Doch das eigentliche Problem liegt darin, dass Misty Day bisher kein wirklich ausgeformter Charakter mit tatsächlichen Motivationen ist – sie fungiert nur als Plotwerkzeug, um tote Charaktere wieder zum Leben zu erwecken. Erst Myrtle, jetzt Madison. Damit verliert der Tod als letzte tatsächliche Gefahr seine Bedeutung in der Geschichte – und jegliche Spannung löst sich in Luft auf, wenn man als Zuschauer im Hinterkopf hat, dass ein toter Charakter ja eh wiederbelebt werden kann. Bleibt zu hoffen, dass die Autoren sich hier nicht ins eigene Fleisch schneiden werden...
Doch ansonsten funktioniert diese Episode auf unterhaltungstechnischer Ebene wunderbar. Trotz einiger Absurditäten (die bei dieser Serie gewissermaßen auch irgendwie dazugehören), einiger Logiklöcher und einiger bisher noch etwas sinnlos wirkenden Storylines (Stichwort: Zombie-Kyle), kann #3.06 The Axeman Cometh überzeugen und kocht ein gutes Horrorsüppchen. Wenn die Staffel auf diesem Kurs bleibt und ihr Potential noch mehr ausnützt (Mehr Kathy Bates bitte! Mehr Angela Bassett! Und wo bleibt eigentlich Patti LuPone?), dann könnte das richtig richtig gut werden.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Axeman ComethErstausstrahlung (US): 13.11.2013
Erstausstrahlung (DE): 27.11.2014
Regie: Michael Uppendahl
Drehbuch: Douglas Petrie
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