Im Spotlight: 6 Gründe "Haus des Geldes" zu schauen

Key Art Haus des Geldes (La Casa de Papel)
© Netflix, Inc.
Ab Freitag, den 19. Juli 2019 geht es wieder los, denn bei Netflix steht die dritte Staffel des spanischen Serienhits "Haus des Geldes" in den Startlöchern. Diesmal erwartet uns eine gänzlich andere Ausgangslage, da unsere Verbrecher aus der Banknotendruckerei fliehen konnten und nun eigentlich in Ruhe ihre lebenslange Rente antreten könnten. Doch als Rio (Miguel Herrán) geschnappt wird, kommt die Bande wieder zusammen.
Um mit euch die neue Staffel gebührend zu feiern, werfen wir noch einmal einen Blick auf sechs Gründe, warum man unbedingt bei "Haus des Geldes" einschalten sollte:
- Grund 1: Wenn man sich als Serienfan mal bewusst macht, in welchen Ländern die Serien produziert wurden, die man über Staffeln hinweg mitverfolgt, dann fällt relativ schnell auf, dass die Diversität da nicht sonderlich hoch ist. Alles ist bestimmt durch den US-amerikanischen Markt, am ehesten kann noch der britische Markt mithalten. Auf deutsche Serien schaut man oftmals mit einem abwertenden Lächeln und bei französischen hat man das Gefühl, dass sich völlig fremde Welten auftun, obwohl es nur ein Nachbarland ist. Gerade Netflix, das sich auf die Fahne geschrieben hat, in allen Ländern, in denen es verfügbar ist, einheimische Produktionen zu entwickeln, hat dazu beigetragen, dass der Blick inzwischen doch weit mehr über den Tellerrand hinausgeht. Dabei fällt dann auf, dass die Spanier auch einige ganz interessante Dinge zustande bringen. Neben Serien wie "Die Telefonistinnen" oder "Élite" ist "Haus des Geldes" sicherlich die erfolgreichste Produktion. Diese Entwicklung ist definitiv positiv, da man über Serien/Filme wirklich ganz schön viel über die Kulturen und Menschen anderer Nationen erfahren und lernen kann.
- Grund 2: Die Idee hinter der Serie ist sicherlich nicht neu, da "Prison Break" mit dem Gefängnisausbruch, der weit im Voraus geplant werden musste, sehr ähnlich verfahren ist. Dennoch ist es für mich eine vollkommen eigenständige Serie, die sich qualitativ wahrlich nicht hinter seinen Vorbildern verstecken muss. Die Grundidee mag also beliebig sein, aber in den Details steht die Serien auf ganz eigenen Füßen. Sei es über die Codenamen, sei es durch die Geiseln, die eine eigenständige Rolle spielen und das Geschehen maßgeblich mitbeeinflussen oder sei es über die Rückblenden, die uns Zuschauer immer wieder teilhaben lassen, wie alles entstanden ist. Es gibt also wirklich genug Aspekte, die "Haus des Geldes" zu "Haus des Geldes" machen.
- Grund 3: Es ist schon komisch, wenn man sich bewusst macht, dass diese Serie darauf angelegt ist, mit Verbrechern mitzufiebern. Zwar werden als Gründe auch soziale und moralische Aspekte miteingebracht, die das Geschehen nicht gänzlich aus einer verbrecherischen Perspektive erscheinen lassen, aber es hat sich letztlich doch eine Gruppe von Menschen zusammengefunden, die bereits rechtkräftig verurteilt wurden oder die ungesühnt Verbrechen begangen haben. Die Straftaten jedes Einzelnen werden ja auch aufgelistet, es wird also nichts unter den Teppich gekehrt. Auch wenn man sich ihrer Taten also bewusst ist, blendet man all das bis zu einem gewissen Grad aus bzw. kann es verzeihen, weil es durch eine Hintergrundgeschichte beleuchtet wird. Faszinierend ist es auch, wie spielerisch leicht es gelingt, die vom Prinzip her gute Seite, repräsentiert durch die Polizei, in ein unsympathisches Licht zu rücken. Einzig Raquel Murillo (Itziar Ituño) sticht als sympathisch heraus, so dass man oft hin- und herschwankt, ob man ihr ihre Ermittlungserfolge nun gönnen soll oder eher doch nicht. Ansonsten ist man bedingungslos auf der Seite der Verbrecher, selbst wenn sie an moralische Grenzen getrieben werden. Aber genau das macht sie so viel menschlicher als zig andere Figuren in der Serie, so dass die entscheidenden Charakterentwicklungen eben auf der Seite des Verbrechens stattfinden und das fasziniert.
- Grund 4: Eine Serie wie "Quantico" ist krachend gescheitert, weil eine hoch intelligent angelegte Handlung schnell als löchrig wie ein Schweizer Käse entlarvt werden konnte. Da konnten die Serienmacher nicht mit sich selbst mithalten. Bei "Haus des Geldes" ist das erfreulicherweise nicht der Fall. Hier merkt man ganz eindeutig, dass die Serie von vorne bis hinten durchgeplant war. Interessant ist auch, dass wir als Zuschauer ständig das Gefühl haben, in allen Entscheidungen mittendrin zu sein, dass wir Teil des Ganzen sind. Aber dann gibt es immer wieder Momente, wo wir davon überrascht werden, wie weit die Planungen des Professors (Álvaro Morte) gehen. Dadurch kommen immer wieder irre Wendungen zustande, die der Serie einen atemraubenden Spannungsbogen verleihen. In Staffel 2 merkt man zunehmend, dass der Professor nicht mehr für alles einen Plan B hat, dass er immer mehr reagieren denn agieren muss, aber alles andere wäre ja auch unrealistisch gewesen. Diese Staffel schließt mit der Handlung auch sauber ab, was ich sehr begrüßt habe, denn weitere Erzählungen aus den Notenbank hätten wahrscheinlich wie eine künstliche Verlängerung gewirkt. So kann Staffel 3 jetzt ganz frisch neue Dinge angehen.
- Grund 5: Neben all der Spannung, der Action usw. ist "Haus des Geldes" auch eine Serie fürs Herz. Es gibt einige Liebesgeschichten und die sind sehr unterschiedlicher Natur, so dass eigentlich für alle etwas dabei sein sollte. Tokio (Úrsula Corberó) und Rio sind einfach nur süß zusammen und sind dadurch auch die Charaktere, die von Anfang an die Sympathien wecken. Denver (Jaime Lorente) kommt da schon spät aus der Deckung, dafür ist sein Interesse an Geisel Mónica (Esther Acebo) umso überraschender und ihre gemeinsame Geschichte ist nahezu episch. Das Katz-und-Maus-Spiel vom Professor mit Raquel ist eher nüchtern, dafür merkt man bei ihnen, dass dort zwei intelligente Köpfe aufeinandertreffen, was immer spannend ist, wenn es eben auch um Gefühle geht. Neben diesen klassischen Liebesgeschichten spielt Liebe aber auch in Form von Freundschaft oder Verwandtschaft eine große Rolle, daher wird man sich auch bei der ein oder anderen Träne erwischen dürfen.
- Grund 6: Zuletzt möchte ich noch festhalten, dass sich die Serie auch außerhalb der Bildschirme überall in den Köpfen der Menschen verankert hat. Zum einen verdanken wir "Haus des Geldes" den Sommerhit 2018, "Bella Ciao". Ohne diese spanische Serie hätten wir im vergangenen Jahr nicht tausendmal die Remix-Version der Hymne der italienischen Partisanen, die von Florent Hugel produziert wurde, gehört. Ohne "Haus des Geldes" hätten wir auch kein völlig neues Kostüm im Straßenkarneval 2019 erlebt. Überall sah man den leuchtenden roten Overall mit Maske. Selbst einige Abiturientia haben sich des Mottos für ihren Abschluss angenommen und dieses kreativ umgesetzt. "Haus des Geldes" war also in den letzten zwei Jahren überall und es wird noch spannend werden, wie lange der Hype um diese Verbrecherserie anhalten wird.
Zur Serienkolumne: "Haus des Geldes"
Lena Donth - myFanbase
18.07.2019 17:41