You - Du wirst mich lieben - Review Staffel 5

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Vorhang auf für die letzte Runde mit niemand geringerem als "Gossip Girl", deren Darsteller Penn Badgley uns das letzte Mal als Stalker das Fürchten lehrt. Kann es für Joe Goldberg tatsächlich die gerechte Strafe geben?

Wir machen zu Beginn der Serie einen Zeitsprung von drei Jahren und gleichzeitig kehren wir in die Vergangenheit zurück, denn es endet alles dort, wo es in Staffel 1 (damals noch auf Lifetime) angefangen hat: in New York City. Joes Situation könnte nicht unterschiedlicher sein. Völlig unbekannt und in sich gekehrt einst, ist er nun der Prince Charming der Medien an der Seite seiner einflussreichen Ehefrau Kate (Charlotte Ritchie). Zudem hat er seinen Sohn Henry (Frankie De Maio) zurück und offenbar war er in den drei Jahren auch absolut brav. Kaum vorstellbar, scheint aber so. Aber es ist nicht nur die Stadt, die uns zu den Wurzeln zurückführt, sondern wir haben vor allem Mooney's, den Buchladen, der Joes Leben enorm beeinflusst hat. Kate hat das Gebäude gekauft. Joe hat zwar nicht wiedereröffnet, aber es wird schnell offensichtlich, dass dieser Ort für die ganze Staffel eine Rolle spielen wird. Nicht zuletzt natürlich wegen des Glaskäfigs. Denn er ist das Original.

Foto: Charlotte Ritchie, Penn Badgley & Frankie Demaio, You - Du wirst mich lieben - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; Clifton Prescod/Netflix
Charlotte Ritchie, Penn Badgley & Frankie Demaio, You - Du wirst mich lieben
© 2025 Netflix, Inc.; Clifton Prescod/Netflix

Trotz viel altem Charme gibt es auch neue Impulse und die haben wir vor allem über die Lockwoods. Es ist eigentlich immer interessant gewesen, neue Charaktere kennenzulernen und zu sehen, wie Joe mit ihnen interagiert, und zu rätseln, wer wohl alles zum Opfer fallen wird. Aber ich fand Kates Familie insgesamt doch sehr lahm. Das gilt vor allem für die Rolle Teddy (Griffin Matthews). Rein menschlich kann ich nichts gegen ihn sagen, denn er ist wiederholt die Stimme der Vernunft, aber für so eine Serie da braucht es schrullig, laut oder moralisch komplex, weil sonst geht man völlig unter. Anna Camp erleben wir in einer Doppelrolle. Sie spielt die Zwillinge Reagan und Maddie, Halbschwestern von Kate. Sie ist in beiden Rollen genau das, was ich angesprochen habe. Reagan ist fies und abstoßend und Maddie ist laut und schrullig. Ich habe auch deutlich gemerkt, dass Camp mit dieser Aufgabe großen Spaß entwickelt hat, auch weil mit diesem Wechsel zwischen den Persönlichkeiten sehr offensiv gespielt wurde. So sehr Camp also Rollen hatte, die ideal für "You" sind, so war sie mir insgesamt vor allem in der zweiten Staffelhälfte viel zu unbedeutend. Abseits der Lockwoods haben wir dann noch eine neue Rolle und ich würde behaupten, dass es genau die ist, die für mich die Qualität der finalen Staffel sehr entscheidend geprägt hat.

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Bronte (Madeline Brewer) ist die neue 'You' der Staffel. Grundsätzlich finde ich die Funktion der Rolle und auch das Menschliche gut und auch logisch, aber ich fand leider, dass sie viel zu dominant eingesetzt wurde. Dadurch haben sich die zehn Episoden (vor allem in der zweiten Hälfte) teilweise zäh angefühlt. Ich habe mich immer bei dem Gedanken erwischt, was macht gerade Kate, was ist bei Reagan/Maddie los? Doch es kamen in den genau den fragenden Momenten nicht die nötigen Impulse. Dementsprechend ist mein Eindruck zu den anderen Frauenrollen entstanden. Besonders eklatant war es dann bei Kate. Ich habe mir nochmal durchgelesen, was ich zu ihr in Staffel 4 geschrieben habe. Ich habe ihre Rolle dort solo sehr gemocht, während ich die Liebespaarung mit Joe wiederum eher unglücklich fand. Dass die Ehe in Staffel 5 nicht glücklich sein Ende findet, das war wohl jedem vorweg klar, sonst hätten wir uns die weiteren Episoden sparen können. Aber musste es wirklich sein, dass Kate so verloren geht? Ich hätte sie gerne zwischendurch mal geschüttelt, wo denn die Kate aus Staffel 4 ist? Sie wirkte sehr brav, sie wirkte oft hilflos und angesichts mancher Streitgespräche mit Joe auch sehr naiv. Die Frage, was ist gerade mit Kate, löste sich dann irgendwann auf, weil klar war, dass sie nicht die entscheidende Rolle gegenüber Joe spielen wird.

Foto: Madeline Brewer, You - Du wirst mich lieben - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; Matt Infante/Netflix
Madeline Brewer, You - Du wirst mich lieben
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Nach der Kritik will ich aber auch ein paar positive Aspekte zwischendurch einstreuen. Ich habe immer schon den Erzählton gemocht, wenn man merkt, dass die Serie sich in vielen Punkten selbst nicht ernst nimmt. Dementsprechend war es schön, dass das noch einmal voll ausgelebt wurde. Man hat schon gemerkt, dass Joe auch älter wird und seine Pläne nicht mehr ganz so geschmeidig ineinander greifen und das war stellenweise echt lustig. Badgley hat aber auch eine Art, die Inbrunst seiner Figur auf der einen Seite und den Tollpatsch auf der anderen Seite in einen guten Einklang zu bringen. Weiterhin war es mit den Wendungen wieder sehr gelungen. Gerade die erste Hälfte hatte da gutes Tempo und pro Episode ein Ausrufezeichen parat. Auch wenn man bei "You" über fünf Staffeln schon einiges geboten bekommen hat, so ist es positiv, dass der Überraschungseffekt in den allermeisten Fällen immer noch funktioniert. Ich hatte auch wieder den Eindruck, dass die Meta-Ebene sehr bewusst bedient wurde. Die Faszination der Zuschauer für die Rolle Joe war gerade nach Staffel 1 ein omnipräsentes Thema. Ganz abseits von "You" ist vor allem in der Bücherbranche eine ähnliche Diskussion entstanden, die sich am Genre Dark Romance abarbeitet. Wenn man den kritischen Altersaspekt einmal wegnimmt, dann dreht sich das Gespräch vor allem um die Frage, ob die vorrangig weibliche Zielgruppe so etwas überhaupt lesen sollte, Stichwort Feminismus. Ich möchte mich zu der Thematik gar nicht konkreter positionieren, wobei ich und "You" die Antwort wohl ohnehin geben, aber es schließt an Joe Goldberg hervorragend an und offenbar hat auch die Produktion davon Wind bekommen, weil Bronte als Fan von romantischer Literatur die perfekte Ergänzung war. Ja, es ist schon faszinierend, was der eigene Konsum über einen aussagt und was auch genau nicht. Kommen wir darauf aber nochmal bei der abschließenden Botschaft.

Mein persönliches Highlight der Staffel war dann die weiteren nostalgischen Aspekte, die nach und nach noch eingebaut wurden. Da hat man richtig dieses Finale-Gefühle transportiert bekommen, weil zu merken war, jetzt schließen sich einige Kreise, jetzt ist es wirklich bald vorbei. Viele tolle Gastauftritt, von ganz klein bis zu etwas größer, es sind nicht mehr viele Wünsche offen geblieben. Es spricht auch für die Produktion, dass so viele auch nochmal zugesagt haben. Irgendwann habe ich mir dann natürlich auch Gedanken gemacht, wie kann so eine Serie ausgehen? Gibt es das einzig logische Ende oder wird etwas aus dem Hut gezaubert, was man nicht hat kommen sehen? Für den Schlussspurt ist Bronte neben Joe die zentrale Figur. Ich hatte sie eben schon angesprochen und es war wohl herauszulesen, dass ich durch die Rolle nicht restlos überzeugt wurde. Wir haben so einige Obsessionen von Joe kennengelernt und erlebt. Sie hatten immer etwas gemeinsam, sie haben sich aber auch in genug Aspekten sehr unterschieden. Bronte ist wieder eine eigenständige Figur (alleine schon wegen einer Wendung), aber speziell in Beziehung zu Joe hat sie für mich keine weitere Seite aufgeschlagen. Stattdessen hat sie sich eher nahtlos in eine Reihe eingefügt, was dann den Eindruck erweckt hat, dass wir solche Dialoge zwischen Joe und seiner Obsession schon zuhauf erlebt haben.

Foto: Madeline Brewer & Penn Badgley, You - Du wirst mich lieben - Copyright: 2025 Netflix, Inc.; Clifton Prescod/Netflix
Madeline Brewer & Penn Badgley, You - Du wirst mich lieben
© 2025 Netflix, Inc.; Clifton Prescod/Netflix

Mir war klar, dass es für Joe keine Läuterung geben wird. Das hätte ich vor Staffelbeginn unterschrieben, aber auch im Verlauf wurde es immer wieder deutlich. Vermeintliche emotionale 'Durchbrüche' endeten immer wieder in alten Mustern. Dennoch hätte das Staffelfinale so nicht sein müssen. "You" war trotz des Humors immer düster, das ist klar, aber ein Großteil der letzten 50 Minuten hätte man auch in einen Horrorfilm packen können. Mir haben da die humoristischen Brüche gefehlt und dementsprechend froh war ich, das Finale nicht spätabends gesehen zu haben. Dieser Eindruck fügt sich aber insofern in ein Gesamtbild ein, dass die früheren zähen Stellen plus diese völlige Übertreibung zusammen zwei Episoden verzichtbar gemacht hätten. Da aber alle Staffeln zehn Episoden hatten, wollte man dem wohl treu bleiben, aber das ging hier nicht auf. Ganz am Schluss haben wir dann eine Auflösung. Im Kern bin ich damit auch zufrieden, weil es das perfekte Ende für alle wohl eh nicht gegeben hätte. Es war zwar etwas konservativ, aber moralisch gab es für mich nichts Streitbares, stattdessen ging es mehr um Hoffnung und Neuanfang. Dennoch gehört Joe natürlich der endgültige Abschluss und über den letzten Satz habe ich nun länger nachgedacht. Finde ich ihn nun genial, siehe Thema Metaebene vorhin? Oder zu provokant? Ich verharre am Ende in der Mitte, denn natürlich hat unser aller Einschalten die fünf Staffeln überhaupt erst möglich gemacht und jeder trägt Verantwortung, die bei einem selbst beginnt. Aber ich bin sicherlich nicht das Problem, nur weil ich eingeschaltet habe. Finito.

Fazit

Das Erzählpotenzial von "You" ist eindeutig überstrapaziert worden. Das war nach Staffel 4 spätestens klar und die finale Staffel konnte das für mich nicht mehr widerlegen. Ich habe zwar durchaus zu schätzen gewusst, dass wir zu den Wurzeln zurückgekehrt sind und es sich in vielen kreativen Entscheidungen sehr rund anfühlte, aber es gab Ärgernisse, es gab wiederholende Elemente und es gab am Ende eine Botschaft, die ich nicht richtig einzuschätzen wusste. Insgesamt war "You" aber in jedem Fall eine Produktion, die in der Serienlandschaft ihren Abdruck hinterlassen hat.

Die Serie "You - Du wirst mich lieben" ansehen:

Lena Donth – myFanbase

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