Hasta la vista, "Jane the Virgin"!

Besser hätte man das letzte Kapitel dieser Serie nicht setzen können, denn "Jane the Virgin" verabschiedet sich von unseren Fernsehbildschirmen mit Kapitel 100. 100 Episoden verteilt auf fünf Staffeln, in denen wir mit den Figuren gelacht und geweint haben. Das ist es in jedem Fall wert, ein paar Abschiedsworte für diese Serie zu finden.

Als die Serie 2014 auf The CW an den Start ging, war ich mehr als skeptisch, was sich hinter dieser Serie verbergen soll. Der Trailer wirkte überspitzt, laut und chaotisch. Zudem habe ich mich gefragt, wie die Idee der Serie, dass eine Jungfrau aufgrund eines Missverständnisses geschwängert wird, auf Dauer funktionieren soll. Leider kann ich heute nicht mehr rekapitulieren, wann genau ich mich in diese Serie verliebt habe, aber irgendwann war es soweit und "Jane the Virgin" wurde spielerisch leicht meine liebste Wohlfühlserie.

In meiner Jugend habe ich Telenovelas regelrecht verschlungen. Während der Suche nach dem eigenen Ich, war es eine angenehme Konstante, dass man sich des Happy Ends der Liebespaare sicher sein konnte. Irgendwann habe ich mich immer mehr von diesem Format entfernt, da ich die Geschichten auf dem Bildschirm lieber realistischer wollte und die Stereotype leid war. Warum dann also eine Serie wie "Jane the Virgin", die eine Hommage an das Fernsehformat Telenovela ist? Zwar sind viele Aspekte einer Telenovela zu finden, aber gleichzeitig ist diese Serie auch von einem ironischen Blick auf das Format geprägt. Damit hat "Jane the Virgin" genau meinen Zwiespalt hierzu aufgegriffen. Solch ausgearbeitete reflexive Betrachtungen können mich grundsätzlich überzeugen.

Ein riesiger Gewinn für diese Serie war sicherlich vor allem der Erzähler, der in einer genialen Art und Weise instrumentalisiert wurde und dabei selbst zum Mysterium wurde, weil sich alle fragten, wer wohl hinter dieser Person steckt. Das mag zwar nicht das Ausmaß angenommen hat, was es bei den Spekulationen rund um "Gossip Girl" gab, aber das Rätseln war dennoch da. Aber natürlich will ich auch die Schauspieler nicht vergessen, allen voran natürlich Gina Rodriguez, die der Titelfigur Jane so viel Herz, Wärme, Quirligkeit und Spaß mitgegeben hat, dass sie vollkommen verdient einen Golden Globe hierfür abgeräumt hat. Beim gesamten Cast hat man gemerkt, wie sehr die einzelnen Persönlichkeiten zusammengewachsen sind. Als nach dem letzten Drehtag das Netz von Bildern und Videos der Darsteller überflutet wurden, ist wohl kein Auge trocken geblieben. Hier ist offensichtlich eine Familie zusammengewachsen.

Die Serie ist auch ein Geschenk an die lateinamerikanische Community, deren Kultur und Traditionen hier authentisch repräsentiert wurden. Wer nach diesen fünf Staffeln nicht auch ein paar Brocken Spanisch gelernt hat, der hat bei Abuela Alba (Ivonne Coll) definitiv nicht aufgepasst! Die Serie ist auch wunderbar feministisch, da im Zentrum der Serie drei Frauengenerationen stehen, die alle ihre eigenen Wege gehen mussten, ihre unterschiedlichen Überzeugungen haben, die aber am Ende immer realisieren, dass es nur zusammen gehen kann. Hier wird dankenswerterweise nie mit der Moralkeule geschwungen.

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass die Serienmacher über 100 Episoden hinweg dasselbe Niveau gehalten haben. Das Liebesdreieck von Jane mit Michael (Brett Dier) und Rafael (Justin Baldoni) hat uns von Anfang an begleitet und selbst in der letzten finalen Staffel wurden wir davon nicht verschont. Spätestens hier war das Thema aber einmal zu viel ausgeleiert. "Jane the Virgin" war auch immer eine Serie, in der nichts unmöglich war, weil immer die größten Plottwists ausgepackt werden konnte. Dennoch gab es auch hier einige Wendungen, die des Guten irgendwann einfach zu viel waren. Dass bei einer übernatürlichen Serie wie "Vampire Diaries" niemand wirklich tot ist, geschenkt, aber bei "Jane the Virgin" ist es irgendwann nur noch unglaubwürdig: "Straight Outta a Telenovela" eben. Trotz dieser Schwächen hat bei mir niemals das Herz für diese Serie aufgehört zu schlagen.

Nun ist also das finale Kapitel über die Bildschirme gelaufen und es war für uns Fans wohl ein einziges Meer der Tränen. Auf dramatische Momente wurde zum Glück verzichtet, so dass es durchweg um ganz viel Gefühl und Abschied gehen konnte. Abschied von den Sets, Abschied von den Figuren und Abschied von einem ganzen Lebensgefühl. Und am Ende gibt es dann eben das, was am Ende einer Telenovela immer gibt: eine Hochzeit, denn "Jane the Virgin" war eben doch immer mehr eine tatsächliche Telenovela als eine Parodie davon und damit konnte ich gut leben.

Bei "Hasta la vista" mag man vor allem den harten Arnold Schwarzenegger als Terminator im Kopf haben, aber für mich ist diese spanische Verabschiedungsformel am passendsten. Zwar mag der Abschied endgültig erscheinen, da leider kein Spin-Off genehmigt wurde, aber zu "Jane the Virgin" werde ich immer wieder durch einen Rerun zurückkehren können, daher auf ein Wiedersehen (hasta la vista!).



Lena Donth - myFanbase
02.08.2019 12:10

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