Bewertung

Review: #1.02 Das Vermächtnis

Foto: Paul Blackthorne, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Paul Blackthorne, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nach der gelungenen Pilotfolge entwickelt sich die Superheldenserie "Arrow" in der zweiten Folge konsequent weiter und vermischt dynamische und dreckig inszenierte Actionsequenzen mit ruhigen Momenten gelungener Charakterarbeit. Zusätzlich wird nebenher eine größere Rahmenhandlung entwickelt, die schon in der zweiten Folge zum Spekulieren einlädt und den Zuschauer so an den Bildschirm fesselt. Thematisch wird tiefer auf die Figur des Oliver Queen und seine Opfer eingegangen, die er bringen muss um sein Schicksal als dunkler Rächer zu erfüllen. Die Serie bleibt sich seinem eher düsteren Grundton dabei treu und schafft eine auf verschiedenen Ebenen gut funktionierende zweite Folge, die Lust auf mehr macht.

"You failed this city"

Ähnlich wie in der Pilotfolge geht es in der übergreifenden Rahmenhandlung der Folge um das Streichen einer verbrecherischen Person von der ominösen Liste. Dabei handelt es sich um ein Mitglied einer verbrecherischen Organisation, die in groß angelegte Drogengeschäfte verwickelt ist und einen Mann getötet hat, der bereit war gegen dieses Verbrechersyndikat auszusagen. Hier geht es erneut um die Gegenüberstellung des legalen Justizsystems, welches von der Anwältin und ehemaligen Freundin Olivers Laurel und ihrem Vater Detective Quentin Lance vertreten wird und den anarchischen Selbstjustizbemühungen des Green Arrow. Die Actionsequenzen sind dabei wieder äußerst dynamisch und mitreißend inszeniert. Hier schafft man es wirklich fast Kinoreife Action auf den kleinen Bildschirm zu zaubern und damit einen schönen Kontrast zu den eher ruhiger gehaltenen Charakterbezogenen Momenten zu kreieren. Ein Problem ist hier nur die grundlegende erzählerische Komponente, die in der Pilotfolge schon ähnlich erzählt wurde. Wieder legt sich Oliver in der Gestalt von Green Arrow mit einem verbrecherischen Mitglied der Stadt an und wieder kommt das Justizsystem ohne die Hilfe des Green Arrow nicht wirklich weiter. Hier müssen die Autoren aufpassen sich nicht jede Woche zu wiederholen und es schaffen noch schillerndere Gegenspieler zu kreieren. In der Anfangsphase der Serie, in der die grundlegende Konstellation des Serienkosmos erläutert werden muss, geht dieses leicht repetitive erzählen aber noch in Ordnung.

"Home is a battlefield"

Neben dem "Listenopfer der Woche" muss sich Oliver noch in weiteren Schlachten auf privater Ebene behaupten. Einerseits geht es um das Erbe seines Vaters und die Zukunft der Firma, die nun Oliver übernehmen soll. Der ambivalente Konflikt der gesellschaftlichen und persönlichen Erwartungen, die an Oliver herangetragen werden und seiner ganz eigenen privaten Mission und seinem damit verbundenen persönlichen Schicksal werden in dieser Folge gut herausgearbeitet. Ein Grundkonflikt, der sich auch permanent durch zehn Jahre "Smallville" zog war die Vereinbarung zwischen der privaten und der Superheldenidentität. Als Green Arrow muss Oliver hart und kompromisslos sein, er muss eine harte Schale aufbauen, eine Maske aufsetzten, was dazu führt, dass er ihm nahestehende Personen verletzt, um sie damit aber auch gleichzeitig zu beschützen. Die Dialogpassage mit seiner Schwester Thea zählte damit zu den stärkeren Momenten dieser Folge, da dort dieser ambivalente Konflikt gut herausgearbeitet wurde. Seine Schwester will ihren alten Bruder zurück, dem sie vertrauen kann und der für sie in dunklen Stunden da ist, doch fünf Jahre sind eine lange Zeit, die man nicht so leicht rückgängig machen kann. Wirkte Thea mit ihren Drogeneskapaden und ihrer launischen Attitüde in der Pilotfolge noch arg klischeehaft, so gelang es in dieser Folge dieser wichtigen Person in Olivers Leben mehr Tiefe zu verleihen und sie menschlicher wirken zu lassen.

Neben den Konflikt mit seiner Schwester, muss sich Oliver auch mit seiner Mutter auseinandersetzten, die Oliver wieder voll ins Firmengeschäft integrieren und zum Nachfolger seines Vaters machen will. Die Figur der Moira Queen zählt schon nach zwei Folgen zu den wohl spannendsten der Serie, spielt die doch im Hintergrund ein böses Spiel, dessen Ziele noch nicht wirklich deutlich werden. Klar ist nach dieser Folge, dass sie den Auftrag gab die Yacht zu sabotieren und damit verantwortlich ist für den Tod ihres Mannes und zusätzlich auch bereit war ihren eigenen Sohn ans Messer zu liefern. Was ihre genaue Motivation ist und warum sie unbedingt will, dass Oliver die Firma leitet und welche Rolle ihr neuer Lebensgefährte Walter dabei spielt bleibt unklar und lässt die innere Spannung der Serie weiter steigen, hat man neben dem alltäglichen Kampf gegen das Verbrechen auch noch eine größer angelegte Verschwörungsstory, die viel Potenzial für den weiteren Verlauf der Handlung bietet.

"I'm live to keep you save"

Ein weiterer starker Fokus wird auf die Figur der Laurel Lance gelegt, die neben Oliver Queen wohl die zweite zentrale Hauptfigur der Serie darstellen wird. Ob Katie Cassidy diese Rolle tragen kann und neben dem bisher wirklich überzeugenden Stephen Amell bestehen kann, muss sich noch zeigen. Bisher macht sie ihre Sache ganz ordentlich, wobei sie auch noch keine besonderen Akzente setzten konnte. Laurel steht wie bereits erwähnt für die legale rechtsstaatliche Verbrecherverfolgung, wobei sie im Gegensatz zu ihrem Vater ihre Sympathien für den grünen Rächer auch nicht ganz verbergen kann. Das interessante an der Figur der Laurel ist eindeutig ihre Verbindung zu Oliver, mit dem zusammen war, der sie aber mit ihrer Schwester kurz vor deren Tod betrogen hat und andererseits auch die Verbindung zur Polizei in Person ihres Vaters, der wie bei Superheldengeschichten üblich, die Selbstjustiz des Helden mit aller Kraft verhindern will. So hatte Laurel auch eine recht schöne Szene mit Oliver, der sich einerseits versucht bei ihr für sein vergangenes Verhalten zu entschuldigen und auch den Rat seiner Schwester sich mehr zu öffnen umzusetzen versucht. Das gemeinsame Eis-Essen und die anschließende Actionsequenz, in der Oliver mit einem gezielten Küchenmesserwurf Laurels Leben rettet, war dann auch ein erneut virtuos inszenierter Moment. Inwieweit Laurel und Oliver die Abzweigung auf eine mehr romantische Ebene nehmen werden, wird sich noch zeigen müssen. Es bleibt einem aber hoffentlich eine leidige Dreiecksgeschichte zwischen Oliver, Laurel und seinem besten Freund Tommy erspart, denn dafür geht die Serie im Vergleich zu den Anfangsjahren von "Smallville" doch in eine wesentlich erwachsene Richtung, was insgesamt nur positiv zu sehen ist.

"I'm a damaged Jerk"

Ein weiterer Aspekt mit viel Potenzial für den weiteren Serienverlauf ist die Interaktion zwischen Oliver und seinem Bodyguard John Diggle, der nicht nur enorm sympathisch ist, sondern auch durch diverse kleine Momente weiter an Profil gewonnen hat. Die Chemie zwischen ihm und Oliver ist einfach sehr schön anzusehen. Hier könnte sich ein ernstzunehmender Verbündeter für Oliver entwickeln. Die Figur des Tommy bleibt dagegen weiterhin sehr blass und ist enorm ausbaufähig. Zudem soll noch die Friedhofszene am Schluss der Folge positiv hervorgehoben werden, die zwar nicht an Pathos und großen Gesten spart, die Folge aber gut abschließt und deutlich macht, dass Oliver viele Opfer bringen muss um sein Schicksal zu erfüllen.

"I'm not much of a legacy"

Abschließend muss dann noch kurz auf die kleinen Rückblicke auf das Inselleben Olivers eingegangen werden. Der körnige Inszenierungsstil weiß dabei weiter zu gefallen und auch der Umstand, dass immer noch kleine Häppchen präsentiert werden, da dadurch die Spannung auf einem konstant hohen Niveau gehalten wird. In dieser Folge wurde nun offenbart, dass Oliver kurz nach der Ankunft auf der Insel einem versierten Bogenschützen begegnet ist, der ihn gleich einen Pfeil durch die Brust gejagt hat. Wer dieser ominöse Fremde genau ist und welche genaue Bedeutung dieser bei der Entwicklung Olivers hin zu seinem Alter-Ego Green Arrow hat, wird sich zeigen. Klar ist jetzt nur eines: Oliver war nicht allein.

Fazit

Die zweite Folge baut gut auf den Piloten auf und entwickelt die Story konsequent weiter, auch wenn es noch einige repetitive Momente gab, bei denen Elemente der Pilotfolge zu sehr wiederholt wurden. Ansonsten gelingt es den Machern von „Arrow“ gut adrenalin-geladene Actionsequenzen mit überzeugender Charakterarbeit zu verbinden und dazu noch eine größer angelegte Verschwörung aufzubauen, die viel Stoff für den weiteren Verlauf der Handlung bietet. Das vielleicht wichtigste ist aber, dass diese eher düster, rau und erwachsen angelegte neue Art von Superheldenserie extrem temporeich und kurzweilig erzählt ist und so schlichtweg gute Unterhaltung bietet, bei der kleinere erzählerische Schwächen gar nicht mehr so schwer ins Gewicht fallen.

Moritz Stock - myFanbase

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