Bewertung

Review: #9.08 Im Biberdamm der Samenmann

Foto: Nora Dunn & Emily Deschanel, Bones - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Company.; Ray Mickshaw/FOX
Nora Dunn & Emily Deschanel, Bones
© 2013 Fox Broadcasting Company.; Ray Mickshaw/FOX

Nachdem die Hochzeit und Flitterwochen von Booth und Brennan vorbei sind, kehrt wieder Alltag ein und als ein junges Paar einen grausigen Fund in einem Biberbau macht, stürzt sich das Team des Jeffersonian wieder in die Mordermittlungen. Währenddessen ist Hodgins hocherfreut, dass er durch einen Moskitostich, eine für ihn überwältigende Erfahrung machen darf.

"Sounds he had a perfect life." – "Is there something wrong with being happy Dr. Sweets?"

Wenn bei "Bones" ein episoden- beziehungsweise staffelübergreifender Handlungsstrang, der den Zuschauer lange Zeit in Atem gehalten hat, zu Ende geht, fällt man oft in ein Loch, da die Fälle der Woche nun irgendwie weniger interessant und weniger spannungsgeladen sind. So geht es mir mit dem Fall in dieser Folge. Nachdem die Pelant-Storyline in der Episode #9.04 Pelant und die Götzendämmerung[/url mit einem Knaller zu Ende gegangen ist, wurde die Serie die nächsten Folgen lang von der Verlobung, der Hochzeit und den Flitterwochen von Brennan und Booth|, auf welche man so lange gewartet hat, getragen. Nun ist aber wieder der Alltag eingekehrt und bis der nächste Serienmörder auftaucht (erwähnt wurde er/sie ja bereits) vergehen wieder ein paar Episoden, in denen dem Zuschauer ein "alltäglicher" Fall vorgesetzt wird. Dies hört sich jetzt zwar negativ an, ist aber nicht unbedingt so gemeint. Es ist eben nur gewöhnungsbedürftig.

Aber auch unter der Berücksichtigung dieses Aspekts fand ich den Fall nicht berauschend, was vor allem wohl an dem Charakter des Opfers lag. Bei dem wurde nämlich alles dafür gemacht, dass es dem Zuschauer sicherlich nicht sympathisch wurde. Der junge Mann, welcher umgebracht wurde, war zwar gutaussehend, doch wohl eher von mangelnder Intelligenz, hat sich von seiner Freundin aushalten lassen, diese dann doch mit einer anderen betrogen, von der er schwanger wurde, das Kind aber dann abgehlehnt hat. Zusätzlich hat er einem Samenspendeinstitut vorgelogen, dass er einen sehr hohen IQ hat, damit seine Spende mehr einbringt. Die Opfer einer Crime-Serie dürfen durchaus auch mal unsympathisch sein, doch wenn man weder mit Opfer noch mit Angehörigen mitfiebern kann, muss der Fall schon mit etwas Spektakulärem aufwarten, damit der Zuschauer Interesse daran zeigt. Hier war dies nicht wirklich der Fall. Der Ball der Verdächtigen wurde zwischen der Freundin und der Affäre des Opfers hin- und hergeschoben, bis sich dann eine der beiden als Täterin herausgestellt hat. Auch das Motiv zeichnete sich nicht gerade durch hohe Kreativität aus, so dass das Ende des Falles eher ernüchternd wirkte und das Opfer in den Augen der Zuschauer noch verhasster machte. Für die Nachfolge der Pelant-Morde hätte es sicherlich würdigere Fälle gegeben.

"Before you start lecturing me on my behavior, she provoked me. " – "I agree" – "You do?"

Gut dagegen hat mir die Begegnung von Brennan mit ihrer Konkurrentin gefallen. Nicht weil ich Tess Browns Spiel, welches sie mit Brennan getrieben hat, um die Umsätze ihres Buches zu steigern, gut fand, sondern mich hat beeindruckt, wie viel Gedanken sich Brennan über diesen Zwist mit der andere Autorin gemacht hat. Denn eigentlich ist es Brennan ja sonst ziemlich egal, was andere über sie denken und wenn sie die Wahrheit gesagt hat, dabei aber nicht so taktvoll vorgegangen ist, fühlt sie sich auch nicht schuldig und sicher nicht dazu verpflichtet, sich zu entschuldigen. Dass sie hier Booth und Angelas Rat zu Herzen nimmt und sich über ihre Ausdrucksweise Gedanken macht, ist wenn man Brennans Charakter betrachtet, ein riesen Schritt. Da ist es schon fast gemein, dass sie als sie sich endlich durchdringt eine Entschuldigung auszusprechen, diese nicht wirklich akzeptiert wird. Dass das Ganze von Tess Brown geplant war, um Werbung für ihre Bücher zu machen, muss man schon fast als Frechheit bezeichnen und so hat Tess sicherlich die gerechte Strafe erhalten, indem ein nicht sehr vorteilhaftes Video von ihr im Internet auftaucht und so wahrscheinlich dafür sorgt, dass der Absatz ihrer Bücher noch weiter fallen wird.

Die Einmischung von Sweets, der Brennan, ganz zu ihrem Erstaunen, die Augen über Tess Plan öffnet, war absolut gelungen. Hat Sweets doch damit Brennan ein weiteres Mal von seinen Qualitäten und von der psychologischen Wissenschaft überzeugen können, was natürlich noch lange nicht bedeutet, dass Brennan von jetzt an, die Psychologie als Wissenschaft anerkennen wird. Doch auch weil sie Sweets ja inzwischen voll akzeptiert und seine Meinung schätzt, konnte er damit sicherlich bei ihr wieder ein paar Punkte wettmachen.

"Oh man, I wish I could just hang out in the waiting room smoking cigars with the other dads."

Dass Hodgins seine Arbeit als Leidenschaft ansieht und sie wirklich liebt, wissen wir schon länger. Auch dass seine "Beziehung" zu Insekten für "normale" Menschen kaum nachvollziehbar ist, wurde schon oft thematisiert und ist damit keine Überraschung. Bis jetzt hatte ich mit dieser Art von Hodgins auch nie Probleme, auch wenn seine Begeisterung für eklige Kreaturen bei mir manchmal schon eine leichte Übelkeit hervorgerufen hat. Doch in dieser Episode ging das Ganze für mich etwas zu weit und was vielleicht in gewisser Hinsicht der Funfaktor der Folge hätte werden sollen, war für mich einfach abstoßend und eklig. So hilft es auch nichts, dass ich mir in Erinnerung rufe, dass Hodgins in manchen Dingen leicht verrückt ist, gerne Experimente durchführt und uns in "Bones", wenn man sich die Leichen ansieht, ja ab und zu ekligere Dinge präsentiert werden. Auf die Einnistung und Geburt eines Insektes im Nacken von Hodgins hätte ich gut und gerne verzichten können.

Das einzig witzige an dem ganzen Handlungsstrang waren die Reaktionen des Teams. So sind Angela und Wendell geschockt und angeekelt, als sie erfahren, was im Nacken von Hodgins genau passiert, Cam zeigt leichtes Unverständnis und Booth zieht es mit seiner Alien-Bemerkung am Schluss der Folge ins Lächerliche. Einzig für Brennan scheint die ganze Angelegenheit völlig normal zu sein und sie gratuliert Hodgins ganze nebenbei zu der "Geburt" des Insektes. Jede Reaktion war sehr passend auf den jeweiligen Charakter zugeschnitten, das ist den Autoren wirklich gut gelungen. Doch dann hat bei Wendell und Angela zu schnell das Kitschige überhandgenommen, indem auch sie das Vieh, welches aus Hodgins heraus geschlüpft ist, wie ein Baby behandelt haben. Wenigstens Angela hätte sich doch immer noch ekeln sollen oder arbeitet sie einfach schon viel zu lange mit verrückten Wissenschaftlern zusammen?

"I don't agree" – "Right, of course you don't. Because you know, tact is not your strong suit."

Die Offenheit mit welcher sich Booth und Brennan ihre kleinen Fehler vorhalten, ist total erfrischend, genauso wie die Reaktion des jeweilig anderen. So hätte in vielen anderen Beziehungen der eine Partner dem anderen solche Worte wie Booth zu Brennan sagte, übelgenommen. Doch als Booth Brennan, nachdem er deren Beurteilung über Tess Browns Buch gelesen hat, taktlos nennt, streitet sie dies zwar ab, bricht aber deswegen keinen Streit vom Zaun. Genusowenig wie Booth ihre Gegenargumente einfach stehen lässt und um eine lange Diskussion zu vermeiden, nachgibt. Er behält seinen Standpunkt und macht ihr anhand von anderen Beispielen klar, dass sie doch oft mit ihren Mitmenschen sehr taktlos umgeht. Und siehe da, Booths Worte sind angekommen, denn Brennan macht sich darüber tatsächlich Gedanken. Ein Zeichen, dass Booth nicht nur einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben ist, sondern dass sie auch seine Meinung akzeptiert und Wert darauf legt.

Doch Brennan wäre nicht Brennan würde sie sich in dieser Sache nur auf Booth Aussage stützen. So holt sie anschließend noch Angelas Meinung ein und fragt sogar Cam, ob eine ihrer Aussagen nun taktlos oder taktvoll ist. Und dann, nachdem sie ihre wissenschaftliche Studie über ihre Taktlosigkeit abgeschlossen hat, kommt sie überraschenderweise zum Schluss, dass für einmal die anderen im Recht sind und ihre Kommunikation mit den Mitmenschen wirklich oft zu wünschen übrig lässt, was sie sogar dazu verleitet sich bei ihrer Konkurrentin zu Entschuldigen. Hier haben die Autoren diesen Gedankengang von Brennan wirklich wunderschön dargestellt.

Fazit

Nach dem Abschluss des Pelant-Falles, der Hochzeit und den Flitterwochen fällt "Bones" qualitätsmäßig und in Sachen Spannung des Falles der Woche in ein kleines Tief. Man muss sich daran gewöhnen, dass die Gegner des Teams nicht einmal annährend die Cleverness eines Christopher Pelant aufweisen und die Fälle nicht mehr so kreativ daherkommen und keine große Herausforderung an das Team stellen. Dazu kommt die Nebensotryline um Hodgins, der in seinem Nacken ein Insekt züchtet und gebärt. Etwas was mich nicht wirklich zum Lachen gebracht hat, sondern mich eher geekelt hat. Einzig Brennans Schlagabtausch mit ihrer Konkurrentin Dr. Tess Brown sowie die kurzen Szenen, in welchen Booth und Brennan ihre Meinungsverschiedenheiten ausdiskutieren, konnten der Episode etwas Pfiff verleihen. Die Autoren von "Bones" können aber definitiv mehr und ich hoffe, ab nächster Woche werden sie dies auch wieder umsetzen.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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