Bewertung

Review: #4.04 Liebesgrüße aus Frankreich

Leider fällt das gute Niveau der letzten Woche etwas ab, was vor allem daran liegt, dass Kittys Krankheit, wie befürchtet, alles überschattet und so kaum Platz für andere, unabhängige Storys bleibt.

Kitty

Der Plot um Kitty gefiel mir an sich recht gut. Kittys Versuch, das Beste aus ihrer Situation zu machen und einen geeigneten Chemo-Buddy zu finden, gab durchaus Sinn. Dass sowohl Robert als auch Nora dachten, dass sie diese Aufgabe ausfüllen würden, war ebenso nachvollziehbar gestaltet. Und Kitty wählte dann auch die richtigen Worte, um den beiden klar zu machen, dass Sarah sie begleiten würde. Das stellte sich auch als die richtige Wahl heraus, schließlich hatten die Schwestern sich lange nicht gesehen und Kitty war neugierig zu erfahren, wie es Sarah in Frankreich ergangen ist. Nun war Sarah nicht gerade locker, da die Situation für sie sichtlich unangenehm war. Doch nach den Startschwierigkeiten machte sie einen guten Job. Und das gefiel mir einfach.

Was mich an dieser Story langsam stört, ist nicht etwa ihr Inhalt oder die Umsetzung, beides stimmt nämlich. Es ist die zeitliche Übermacht, mit der man diese Story betreibt. Denn es wird sowohl Sarahs Liebschaft darin eingebettet, als auch Roberts Kandidatur angehängt, und als wäre das nicht genug, verdrängt sie fast den Plot um Rebeccas Suche nach einer Location für die Hochzeit. Das könnte also auf Dauer Nerven, schließlich heißt die Serie nicht "Kitty & Chemo", sondern "Brothers & Sisters".

Sarah & Luc

Die optische Umsetzung der Story um Sarah ist gut und auch die Idee, ihr wieder einen Love Interest zu geben, ist stimmig. Doch ansonsten hapert es gewaltig. So sind weder Gefühl noch Spannung oder Sympathie für Luc im Spiel. Das macht es der Story schwer, zu überzeugen. Wie gesagt hat sie auch nicht gerade viel Zeit zu wirken. Alles ist äußerst klicheehaft dargestellt, was Kitty auch erkennt und daher auf die Idee kommt, dass Sarah nur einen Film nacherzählt. Pluspunkt für diese kleine Selbstironie der Autoren, fettes Minus aber dafür, dass es dann schlussendlich doch so schmalzig ablief. Sarahs Lüge am Ende verstehe ich nicht ganz, denke aber, dass es wieder in das alte Walker-Phänomen "Wir verschweigen Gutes, wenn es einem von uns schlecht geht" ausartet. Und Kitty wird das sicherlich nicht gerade gefallen.

Neben diesen Problemen ist es vor allem die Wahl des Charakters, die mir Kopfzerbrechen bereitet. Noch nicht so richtig in Erscheinung getreten und doch irgendwie fehl am Platz. Warum musste es gerade ein französischer Künstler-Adonis sein? Davon gibt's in Kalifornien sicher genügend. Und die müssen dann auch nicht über den großen Teich fliegen und ihr Leben in ihrem Heimatland aufgeben, um Sarah an der Tür zu überraschen. Irgendwann kommt der Moment, wenn Luc wieder nach Frankreich zurück will. Dann wird er Sarah fragen, ob sie mitkommt. Sie wird höchst theatralisch hin und her überlegen und dann doch in ihrer Heimat bleiben, wegen ihren Kindern oder so. Leider wirkt die Story durch diese Ungereimtheiten und realitätsfernen Umstände stark konstruiert.

Holly, Rebecca & Justin

Wie erwähnt, geht diese Story fast unter, jedoch nicht ohne mir zu gefallen. Zum ersten Mal seit langem kommt hier Authentizität in den Plot um die Hochzeit. Der Konflikt zwischen Rebecca und ihrer Mutter wird nachvollziehbar aufgebaut und glaubhaft gelöst. Ich konnte Rebecca sehr gut verstehen, als sie genervt und verärgert darüber war, dass ihre Mutter ständig nur telefonierte und sich Nora mehr um Rebecca kümmerte als ihre eigene Mutter. Auf der anderen Seite ist auch Hollys Engagement für Ojai Foods durchaus beachtlich und daher für mich verständlich, warum es ihr so schwer fällt, in wirtschaftlich schweren Zeiten einfach Ojai Ojai sein zu lassen. Doch dann sollte sie Rebecca auch nicht versprechen, sie bei ihrer Suche zu unterstützen, obwohl sie der Wille natürlich ehrt. Holly entscheidet sich am Schluss für ihre Tochter, was ihr nicht nur einige Sympathiepunkte bei ihrer Tochter einbringt, sondern auch bei mir. Gleichzeitig bringt sie Rebecca auf eine Idee, wo ihre Traumhochzeit stattfinden soll. Dass dabei Hawaii herauskommt, ist wiederrum eine andere Sache, doch ansonsten war ich recht zufrieden mit diesem Plot. Jetzt wird sich zeigen, ob es überhaupt zu dieser Hochzeit kommt, denn obwohl Rebecca und Justin momentan recht stabil wirken, zeigte der Staffelauftakt, dass einiges im Argen liegt.

Justin hatte in dieser Folge eher weniger zu tun, doch man konnte seiner Story durchaus positive Seiten abgewinnen, auch wenn mir die komplette Idee "Justin wird Arzt und wir gucken zu" nicht gefällt. (Nur mal am Rande: Das hat nichts mit Justin zu tun. Ich hätte auch Kevin nicht beim Jura studieren zusehen wollen.) Justins Drang, alles über Krebs zu erfahren und dabei sein Studium zu nutzen, ist überaus verständlich und dieser Strang gefiel mir auch. Wozu dieser Carter dient, ist mir rätselhaft, jedenfalls ist er mir äußerst unsympathisch und daher sind Szenen mit ihm eher störend.

Senator McGouvernor

Oh ja, dieser kleine Nebenplot hat mir gefallen. Da war wieder Roberts Esprit, den ich anfangs so schätzte und den Rob Lowe einfach zu gut spielt. Roberts starke Fürsorge für Kitty begeistert mich und auch die Idee, wie er aus seiner Kandidatur herauskommt, ohne Kitty zu verärgern: Einfach keine Gegenmaßnahmen ergreifen, bis sich die Kandidatur von selbst erledigt. Nun bekommt Kevin das allerdings mit und kann es, wie ich finde mit Recht, Kitty nicht verheimlichen. Diese wiederrum ist aufgrund ihrer Aufforderung, dass keiner wegen ihr etwas aufgeben soll, natürlich verärgert, ergreift ihrerseits das Ruder und bringt damit Kampagne back on Track. Ein wunderbares Manöver, dass einmal mehr zeigt, dass Kittys Krankheit Potenzial hat, wenn man sie richtig nutzt und nicht inflationär gebraucht.

Kevin steht dabei immer öfter zwischen den Stühlen und versucht zu vermitteln. In dieser Episode wurde sowohl sein innerer Konflikt als auch der mit Robert jedoch gut aufgelöst. Fragt sich nur ob das immer so gelingt oder ob es auf Dauer monoton wird, wenn Kevin jedesmal den Vermittler mimt, weil die Eheleute McCallister nicht miteinander reden. Solange es wie in dieser Episode gut gelöst ist, bin ich noch an Bord. Vor allem weil die Kombination aus Robert und Kevin immer noch einer der genialsten Einfälle der Autoren nach Staffel Eins war.

Randnotizen

Die Entwicklungen bei Ojai Foods sind in letzter Zeit extrem uninteressant gestaltet. Ryan ist darin eingebunden, was das Ganze für mich nicht besser macht. Zumindest gefällt er mir an dieser Stelle besser als im Verbund mit den Walker-Geschwistern. Nun hoffe ich, dass es mit der Langeweile zumindest teilweise vorbei ist, wenn Sarah wieder an Bord ist.

Nun zum eigentlich größten Kritikpunkt, der zu keiner Story allein passt und daher hier für alles gelten muss: Wo ist der Walker-Charme??? Die Walker-Sprösslinge reden kaum noch untereinander, weil jeder eigene Konflikte mit seinem Partner oder mit seinem Job austrägt. Damit erscheinen manche Charaktere, besonders Sarah und Kevin mangels Kombination miteinander, etwas fade und monoton. Der Esprit der Serie geht damit leider mehr und mehr verloren, was wohl das Schlimmste ist, was ihr passieren kann, da genau dieser "Brothers & Sisters" ausmacht.

Fazit

Was in der letzten Woche noch gut war, ist in dieser Woche das Problem: Kittys Plot verdrängt alles andere. Auch wenn er auch diese Woche an sich stimmig war, so erreicht die Episode nicht das Niveau der Vorwoche, vor allem weil einige gute Randplots einfach untergehen und wieder andere zu wenig ansprechend sind. Das Potential, das hier wöchentlich verschwendet wird, füllt mittlerweile mehrere Containerladungen eines Schiffs. Schade.

Christian Bönisch - myFanbase

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