Bewertung

Review: #6.23 In guten wie in schlechten Zeiten

Foto: Nathan Fillion & Stana Katic, Castle - Copyright: 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico
Nathan Fillion & Stana Katic, Castle
© 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico

Im Staffelfinale der sechsten Staffel steht die Hochzeit von Castle und Beckett kurz bevor und die Vorbereitungen sind in vollem Gange, doch dann taucht plötzlich ein Ehemann von Beckett auf und sie muss geschockt feststellen, dass sie seit fünfzehn Jahren unwissend verheiratet ist. Und als Beckett dann schließlich auf ihren Noch-Ehemann Rogan O'Leary trifft, scheinen die Probleme nur noch grösser zu werden und die Hochzeit mit Castle rückt plötzlich in weite Ferne.

"Mr. Richard Castle and Ms. Katherine Beckett?" – "That's us." – "Prove of divorce?" - "Is there something wrong with my documents?" – "There in order, Ms. Beckett do you have yours?"

Beckett war also schon einmal verheiratet, beziehungsweise ist es immer noch und dies stellen sie und Castle erst 72 Stunden vor der eigenen Hochzeit fest. Um doch noch zu heiraten, muss Beckett nun ihren Ehemann Rogan O'Leary aufspüren und ihn zu einer Unterschrift auf dem Scheidungsvertrag überreden. Eigentlich eine nicht allzu schwierige Aufgabe, denn man könnte meinen, dass auch der Ehemann Roger nichts von der Ehe weiß und sicherlich gewillt ist die Unterschrift zu leisten, schließlich hat er Beckett ja schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen. Doch wie Esposito und Kevin bereits in New York feststellen ist O'Leary mit allen Wassern gewaschen, bewegt sich im Feld der Kleinkriminellen und gerät immer wieder in kleinere und auch größere Schwierigkeiten.

Wie eigentlich fast in jeder Storyline, die in dieser Episode aufgegriffen wurde, bin ich auch bei Becketts Noch-Ehe mit Rogan O'Leary hin- und hergerissen zwischen sehr positiven Eindrücken, welche dieser Handlungsstrang verbreitet und negativen Kleinigkeiten, die einen faden Beigeschmack hinterlassen. Doch bleiben wir erstmals bei dem positiven Eindrücken und da möchte ich zuerst einmal Eddie McClintock erwähnen, über dessen Auftritt ich mich sehr gefreut habe und der eine wunderbare Besetzung für die Rolle des Rogan O'Learys war. Außerdem fand ich es enorm witzig, dass Beckett früher gerade mit so einem Typen befreundet gewesen ist und ihn sogar, wenn auch nicht in ganz nüchternem Zustand, geheiratet hat. Er scheint eigentlich in allem das pure Gegenteil von ihr zu sein und trotzdem verbindet die beiden eine gewisse Chemie, wenn es auch nur diejenige des Streitens ist. Hier wäre es schön gewesen, der Storyline etwas mehr Zeit einzuräumen, so dass wir vielleicht etwas über die Vergangenheit der Beiden erfahren hätten und sich diese Chemie noch etwas mehr hätte entfalten können. Ich spreche hier nicht, dass Beckett wieder gefallen an Rogan hätte finden können, sondern dass der Zuschauer sich einfach etwas mehr in die Rolle der früheren Beckett hätte hineinversetzten können, um auch nachzuvollziehen weswegen sie einen Mann wie Rogan geheiratet hat.

Doch abgesehen davon, dass die Zeit für diesen Handlungsstrang viel zu knapp bemessen war und dies einer der Gründe ist, dass ich die Folge viel zu vollgestopft fand, sorgte diese "Ehe" und Rogan für so manchen Lacher. Angefangen von Castles dauernden Witzen über Becketts Ehemann, über Rogan der Beckett KitKat nennt zu Rogans Geschichte über seine Ehefrau, die seit Jahren im Koma liegt. So stand die Interaktion zwischen Castle, Beckett und Rogan im Gegensatz zu dem Fall, den die Drei behandeln mussten und lockerte die Folge enorm auf, so dass schließlich fast eine Comedy daraus wurde, was natürlich witzig ist, irgendwie dann aber sogar für "Castle" etwas zu extrem wirkte, was uns wieder zu dem negativen Beigeschmack führt.

"He won't sign?" – "Oh no, he will sign but he want me to do something first." – "What kind of thing?" – "He wants me to break into his ex-girlfriends truck..."

Der Fall sollte wohl eher nebensächlich sein, da es ja in der Folge eher darum ging, dass Beckett noch verheiratet ist und sie Rogan nun irgendwie überzeugen muss, dass er die Scheidungsvereinbarung unterzeichnet. Doch dafür nahm die ganze Geschichte um O'Learys Entführung dann doch ziemlich viel Platz in der Folge ein, der meines Erachtens besser genutzt hätte werden können. So fand ich beispielsweise die vermeintliche Erpressung des Pastors überflüssig und man hätte sich nur auf die Fotos des Mafiabosses konzentrieren können. Doch hatte der Fall natürlich auch positive Eigenschaften. Er war spannend aufgebaut und der Schluss, als Castle und Beckett den Mafiaboss in die Falle locken und er, der vom FBI schon so lange gesucht wird, von einer Motorradgang überwältig und überführt wird, war genial. Auch, dass Rogan eigentlich keine Ahnung hatte, in was er schlussendlich verwickelt war, hat mir gut gefallen, da es völlig zu seinem Charakter passte, schließlich handelt es sich bei ihm eher um einen Kleinkriminellen, der durch Naivität immer wieder in Schwierigkeiten gerät.

"Our wedding it's supposed to be magical, it was supposed to be our perfect day and now it's just falling apart."

Die Hochzeit wird in mehrfacher Hinsicht zu einem Desaster. Es reicht nicht, dass Beckett bereits verheiratet ist, auch Kevins Anzug passt überhaut nicht, der Raum, in welchem die Hochzeit stattfinden soll brennt nieder und Becketts Hochzeitskleid wird durch einen Wasserrohrbruch zerstört. Das war mir alles etwas zu viel des Guten, genauso wie Lanies emotionaler Ausbruch, als sie Beckett mitteilt, dass ihr Hochzeitskleid nicht mehr zu retten ist. Hätte man das Kleid nicht gesehen, hätte man direkt denken können Lanie teilt Beckett mit, dass irgendjemand gestorben ist und so fand ich Castles Aussage gerechtfertigt, dass es sich hier doch nur um ein Kleid und nicht um den Weltuntergang handelt. Natürlich kann ich Becketts Sorge nachvollziehen, dass die Hochzeit nun irgendwie unter einem schlechten Stern steht, wenn so viel schief geht. Doch wen man diesen Weg hätte einschlagen wollen, dann hätte man sich auch darauf konzentrieren sollen und auf ihre Ängste und Sorgen eingehen müssen, denn es wäre ja durchaus realistisch, dass Beckett nun, da so viel schiefgeht, anfängt an der Hochzeit und an der Ehe allgemein und mit Castle im speziellen zu zweifeln. So aber hatte man das Gefühl, dass dieser Handlungsstrang eigentlich nur dazu da war, um Alexis, Martha und in gewisser Hinsicht sogar Esposito und Kevin auch noch etwas Screentime zu verleihen. Da man sich in der vergangenen Staffel auch nicht wirklich bemüht hatte, alle Hauptcharaktere in Storylines einzubinden, hätte man darauf jetzt im Staffelfinale auch getrost verzichten können.

"And Kate, I love you" – "I love you too"

Ich weiß gerade nicht ob ich weinen oder lachen soll, dass diese Hochzeit, die in der sechsten Staffel so viel Raum eingenommen und mich zunehmend genervt hat, jetzt nicht einmal stattfindet. Einerseits wurde natürlich durch den Unfall oder den Anschlag auf Castle einen genialen Cliffhanger geschaffen, der enorm viel Potential für die nächste Staffel bietet, anderseits komme ich mir als Fan, nachdem die Hochzeit so extrem thematisiert wurde, schon etwas veräppelt vor und in mir regt sich irgendwie die Furcht, dass wir den Horror der Hochzeitsplanung noch nicht hinter uns haben und das ganze uns noch einmal in der nächsten Staffel vorgesetzt wird. Abgesehen davon gibt es jetzt aber natürlich enorm viele Spekulationen was mit Castle passiert ist, beziehungsweise wer dafür verantwortlich ist, denn es ist ja wohl klar, dass er nicht tot ist, denn damit wäre die Serie ja beendet. Dass irgendwer aber seinen Tod wünscht, schafft einen wunderbaren Cliffhanger, der einen zu wilden Spekulationen antreibt, die einem die Wartezeit bis zur siebten Staffel etwas verkürzen. Das ist den Autoren wirklich sehr gut gelungen. Ich halte mich hier mit den Spekulationen jetzt einmal zurück, da es einfach zu viele Möglichkeiten gibt, die zu dem Anschlag hätten führen können. Denn schließlich könnte es ja auch jemand sein, der es gar nicht direkt auf Castle abgesehen hat, sondern nur Beckett das nehmen will, was sie am meisten liebt und da wird die Liste fast unendlich.

Ansonsten war die Castle/Beckett Storyline in dieser Folge von einer enormen Leichtigkeit geprägt, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass Castle nun gerade herausgefunden hat, dass seine Verlobte bereits einen Ehemann hat. Doch diese Leichtigkeit hat mir überraschenderweise sehr gut gefallen, würde doch eine große Eifersuchtsszene erstens nicht zu Castle als Person und zu "Castle" als Serie passen und zweitens gab es das ja schon zur Genüge in der Fernsehlandschaft. So war es wirklich lustig, dass Castle bei jeder sich bietenden Gelegenheit Witze über Becketts Ehe und ihren Ehemann reist und somit klarstellt, dass er seiner Verlobten absolut vertraut und ihre Vergangenheit vollständig akzeptiert.

Randbemerkungen und persönliche Eindrücke

  • Sehr witzig ist, dass das Schild mit der Aufschrift "Captain Castle" aus der Episode #6.20 Zeitreise in die Siebziger sein Platz nun auf Castles Hausschreibtisch gefunden hat.
  • Die Szene zwischen Lanie und Esposito kurz vor der geplanten Hochzeit von Castle und Beckett war schön und lässt die Hoffnung aufkommen, dass die Autoren die Beziehung oder Affäre der beiden nicht vollkommen vergessen haben.
  • Die Szene als Castle und Beckett den entführten Rogan endlich finden, dominierte vor allem durch Castles Gekreische, was wieder einmal die kindliche Seite von Castle betont.
  • Ist nur mir das komische Bild von Castle, welches Beckett auf ihrem Handy gespeichert hat, aufgefallen? Es sieht aus, als wäre es von einem Buchcover kopiert. Also ich persönlich hätte definitiv ein "persönlicheres" Foto von meinem Verlobten gespeichert.

Fazit

Die Folge war wie eine Achterbahn, die mich von positiven Punkten zu negativen und wieder zu positiven geschleudert hat. Die Idee mit Becketts Ehemann, die Verkörperung dessen durch Eddie McClintock sowie Castles Reaktion darüber waren genial, genauso wie der Cliffhanger zum Schluss der Folge. Dass so viel in diese Episode hinein gestopft wurde, was man doch bereits vorher hätte thematisieren können, die anderen Hauptcharaktere in eine sinnlose Storyline gedrängt wurden und die Hochzeit, welche so viel Platz in der sechsten Staffel eingenommen hat, nun doch nicht stattgefunden hat, hinterlassen einen negativen Beigeschmack, der sich leider auch in den Punkten niederschlägt. So schließt die sechste Staffel von "Castle" trotz des Staffelfinales definitiv als eine der schlechteren ab und es bleibt nur zu hoffen, dass die Autoren in der kommenden siebten wieder einiges besser machen.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Castle" ansehen:


Vorherige Review:
#6.21 Der Tod kommt auf heißen Reifen
Alle ReviewsNächste Review:
#7.01 Amnesie

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Castle" über die Folge #6.23 In guten wie in schlechten Zeiten diskutieren.