Bewertung

Review: #7.06 Parallelwelt

Endlich ist es soweit. Nach einer Staffel voller Vorbereitungen, einer abgesagten Hochzeit weil der Bräutigam verschwunden war und einer Pause, die sich die beiden Verlobten genommen haben, heiraten Castle und Beckett endlich. Doch wer jetzt denkt, dass die Macher der Serie diese Hochzeit in den Fokus dieser Folge stellen, der hat sich komplett geirrt, denn die Hochzeit findet in letzter Minute statt und wird somit relativ kurz abgehandelt.

"What do you know about this Mr. Castle?" – "I know you killed two men for it."

Der Fall lief in dieser Episode völlig nebensächlich ab, was sich einerseits darin wiederspiegelte, dass er völlig unspektakulär und umspannend war und andererseits indem man ihm ein absolutes Minimum an Screentime zukommen ließ. Ich fand das sehr schade, denn auch wenn die verkehrte Welt in welcher sich Castle befindet, natürlich die Hauptstoryline in dieser Folge darstellt, so hätte man doch den Fall etwas spannender gestalten können, so dass man da auch etwas hätte mitfiebern können und sich nicht ungefähr 30 Minuten hätte ansehen müssen, wie Castle klar wird, dass er mit Beckett besser dran ist als ohne sie. Etwas das wir ja sowieso schon wussten.

"Captain Beckett this guy claims you're in trouble." – "Captain?" – "You know him?" – "I've never seen this man before in my life."

Da es über den Fall eigentlich nichts mehr zu sagen gibt, kommen wir zur Hauptstoryline: Castles Traum. Obwohl mir solche Folgen die in alternativen Universen spielen, eigentlich gut gefallen, fand ich es dieses Mal nur mangelhaft umgesetzt. Wenn beispielsweise in "One Tree Hill" Lucas davon träumt, wie die anderen leben würden, wenn sie ihn nie kennengelernt hätten oder als in "O.C. California" Ryan und Taylor während eines Komas in eine Alternative-Welt eintauchen, in denen Ryan den Cohens und allen anderen in Newport nie begegnet ist, finde ich es schön, wenn diese Beziehungen und Veränderungen so genau thematisiert werden, schließlich handelt es sich dabei um Drama Serien, die von so etwas leben. "Castle" ist aber eine Crime-Serie und wenn man die Hauptdarsteller in eine "Was wäre wenn-Welt" abtauchen lässt, dann kann man zwar durchaus thematisieren, inwiefern die Charaktere anders sind, als in der realen Welt, doch sollte daneben doch auch noch ein Fall ablaufen, der den Zuschauer wenigstens ein bisschen interessiert und der sich nicht auf einen normalen Diebstahl eines antiken Amulettes reduziert.

So begleiten wir in dieser Folge aber eigentlich nur Castle, der sich versucht bei Beckett in die Ermittlungen des Falles einzuschleichen, um ihr zu beweisen, dass sie in einer anderen Welt ein Paar sind. Und wie es in solchen Alternativen Welten ist, sind alle Charaktere zwar in gewisser Weise so wie in der realen Welt, aber doch ein bisschen anders. Beckett ist Captain und hat so Karriere gemacht, etwas was ihr scheinbar mit Castle an der Seite nicht vergönnt war. Eigentlich ist es klar, weswegen Beckett nicht Captain ist und jeder der "Castle" schon etwas länger verfolgt, weiß es auch. Beckett würde sich mit der Bürokratie in diesem Job nicht wohlfühlen und den Außendienst vermissen. Das sie für so einen Job nicht geschaffen ist, hat man ja bereits bei ihrem Ausflug zum FBI gemerkt. Was dies aber mit Castle zu tun hat, weiß ich nicht so genau. Denn ich habe das Gefühl, dass Beckett auch ohne Castle genau den Job machen würde, den sie jetzt tut. Einzig die Erwähnung, dass sie den Mord ihrer Mutter im Alternativen Universum nicht gelöst hat, macht in Zusammenhang mit Castle Sinn, da er ja stark daran beteiligt war, dass Beckett diesen Fall wieder aufgerollt und schließlich auch gelöst hat.

Die Veränderung von Martha und Alexis wird vor allem in der Beziehung zu Castle selber gezeigt und die Aussage der Folge ist ja zum Schluss, dass Castle ohne Beckett nicht derselbe wäre wie er in der realen Welt ist. Er hat in der Alternativen Welt also ein miserables Buch geschrieben, welches von den Kritikern zerrissen wurde und als Folge davon hat sich das Verhältnis zu seiner Familie verschlechtert. Alles plausibel, würde ich mich nicht sowieso schon lange fragen, ob Castle in der realen Welt überhaupt noch als Autor tätig ist und wenn ja, woher er die Zeit nimmt, seine Bücher, die dort ja scheinbar ein riesen Erfolg sind, zu schreiben. Schließlich arbeitet er ja sozusagen beim NYPD und ermittelt in jedem Fall mit Beckett. Sein Autorendasein wurde meines Wissens schon länger nicht mehr erwähnt. Daher ist es mir ein Rätsel, wieso man gerade diesen Vergleich hinzuzieht.

Natürlich hatte die Alternative Welt nicht nur negative Elemente, so fand ich es beispielsweise wirklich lustig, als Castles sein Kopf mehrmals in Eiswasser taucht, um aus dem Traum aufzuwachen oder wie er in dem Revier herumschleicht, um die Verhöre zu belauschen. Auch die Idee Castle denken zu lassen, dass er es wirklich geschafft hat, mit einem Amulett in ein anderes Universum zu reisen, fand ich grandios, die Auflösung, dass es sich nur um ein Traum handelt, dann dafür eher weniger. Hier hätte ich etwas spektakuläres erwartet, vor allem weil so eine Reise in eine andere Welt doch wie zugeschnitten ist auf Castle, der ja solche Mythen und Mysterien mehr als liebt. Etwas was man in dieser Episode aber leider auch völlig ignoriert.

"How do you live with the man, who lost two months of his life and left you at the altar? How do I live with the pain I know I have cost you. How do we get past this?" – "I wish I knew" –" I think I have the answer. We just do. So Catherine Beckett will you marry me?"

Kommen wir zum dritten Handlungsstrang, der leider erst in den letzten Minuten aktuell wurde. Grundsätzlich finde ich es gar nicht schlecht, dass die beiden jetzt verheiratet sind, ich hätte mir aber gewünscht, nachdem ich mich durch die Hochzeitsvorbereitungen gequält habe, dass die Hochzeit dann doch eine eigenen Folge bekommt. Eine, in der natürlich auch ein Mordfall stattfindet, die sich aber mehr oder weniger um die Hochzeit dreht. Klar kann man mir jetzt hier entgegensetzen, dass es sich bei "Castle" nicht um eine Drama-Serie, sondern um eine Crime-Serie handelt und die Hochzeit hier nicht in den Fokus gestellt werden sollte. Doch handelt es sich hier um die Hochzeit der zwei Hauptcharaktere, auf welche die Fans schon seit Ewigkeiten warten und wie ich schon erwähnt habe, hätte sich die Folge nicht NUR auf die Hochzeit konzentrieren sollen, aber sie hätte doch von Anfang an thematisiert werden müssen.

So wird aber Castle nach seinem Traum klar, dass er ohne Beckett nicht leben kann und sie für immer an seiner Seite haben will und so fragt er sie, ob sie ihn nicht jetzt in diesem Moment heiraten will. Und plötzlich braucht auch Beckett die Zeit, die sie nach Castles Verschwinden wollte, nicht mehr und stimmt der Spontanhochzeit zu. Ich finde es schön, dass Beckett Castle so vertraut und ihn heiratet, obwohl sie über seine zweimonatige Abwesenheit so gut wie nichts weiß. Doch wenn man schon so eine Auszeit in die Storyline reingebracht hat, sollte man sie auch konsequent verfolgen und nicht, nachdem man in den letzten Folgen den Handlungsstrang völlig vernachlässigt hat, ihn jetzt wieder aufgreifen und plötzlich sind beide bereit, diesen entscheidenden Schritt zu wagen. Das tun sie aber und feiern ihre Hochzeit in sehr kleinem Rahmen, was mir hingegen wieder sehr gut gefallen hat. Der Hintergrund war vielleicht etwas kitschig, die Versprechen der beiden aber sehr schön und vielleicht können es die Autoren ja wieder gut machen, indem sich wenigstens die nächste Folge irgendwie noch um die Hochzeit oder dann um die Flitterwochen dreht.

Randbemerkungen und Notizen

  • Lanie und Esposito werden in beiden Welten sehr sehr nebensächlich behandelt, was mich ein bisschen traurig stimmt. Ich würde doch gerne mal etwas über ihre Wiedervereinigung erfahren, genauso wie mich in der Alternativen Welt die Trennung interessiert hätte.
  • Toll fand ich, dass Castle sein Geburtstagsgeschenk von Beckett in der Folge #5.19 Das Fenster zum Hof erwähnt, weil er denkt, dass sich das Team wieder so etwas ausgedacht hat. Die erwähnte Geburtstagsfolge gehört übrigens zu den genialsten Episoden der ganzen Serie. Wer sich diese also aus irgendeinem Grund noch nicht angesehen hat, sollte das unbedingt nachholen.
  • Das Lied welches bei Beckett und Castles Hochzeitstanz gespielt wird, heisst "In my Veins" und wird von Andrew Belle gesungen. Ich kannte es schon bevor es in der Serie gespielt wurde und fand es schon damals wunderschön. Irgendwann haben Beckett und Castle es zu ihrem Song erklärt, von daher war es doch sehr passend, dass dieses Lied auf ihrer Hochzeit gespielt wird. Trotzdem finde ich, wenn man den Text betrachtet, etwas unpassend und ich frage mich, ob die Macher hier nicht etwas hätten finden können, was die Beziehung der Beiden besser widerspiegelt.

Fazit

Der Schluss der Folge war etwas auf was die Fans von "Castle" nun schon lange gewartet haben. Von daher finde ich es umso schlimmer, dass die Macher der Serie dieses wichtige Ereignis so nebenbei in eine nicht wirklich gute Folge, mit einem umspannenden und uninteressanten Fall, eingebaut haben. Außerdem hätte ich erwartet, dass vor Castles und Becketts Hochzeit, das Verschwinden von ersterem doch noch einmal so richtig thematisiert wird, denn so macht für mich die Zeit, welche Beckett und Castle sich nach dessen Verschwinden mit der Hochzeit gelassen haben, nicht viel Sinn.

Maria Schoch - myFanbase

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