Bewertung

Review: #6.04 Die Ohnmacht der Drei

"Jeder weiß doch, dass die Macht der Drei blond ist!" - Das scheint das Motto der Folge zu sein. Und damit scheint auch schon alles gesagt zu sein.

Beginnt man so eine Review zu einer Folge, scheint das nie ein gutes Zeichen zu sein. Und auch, wenn uns diese Folge (OT: "Dirty Blondes") gelehrt hat, dass nichts auf den ersten Blick so ist, wie es aussieht, bestätigt hier leider nicht die Ausnahme die Regel. Denn nach einem starken Season – Opener, und der mindestens genauso gelungenen Folge "Vergissmeinnicht" wird uns nun eine Episode präsentiert, die leider nicht mehr als Durchschnitt ist.

Dass Körper von Dämonen übernommen werden, ist nicht wirklich neu, weder bei Charmed noch bei anderen Mystery bzw. SciFi – Serien. Das erste Mal wurde uns die Idee bereits in der dritten Folge der ersten Staffel präsentiert ("Die Formwandler"/ "Thank you for not morphing"), kam sie in verschiedenen Arten immer wieder vor. Doch die Geschichte in "Die Ohnmacht der Drei" geht einen Schritt weiter: Hier sind nicht die Halliwells wer anderer, sondern andere sind die Halliwell – Schwestern! Und nicht nur, dass diese ihr Aussehen annehmen, sie stehlen auch gleich noch deren Identität! So löschen sie Halliwells auf viel effektivere Weise aus, denn für die Welt hat es Piper, Phoebe und Paige auf diese Weise, wie wir sie kennen, nie gegeben.

An sich nicht schlecht – doch trotzdem bleibt ein Beigeschmack, der viel zu stark ist, um ihn ignorieren zu können, und der auch keinesfalls so einfach zu erklären ist.

Wie bereits angesprochen, ist die Story nicht schlecht, und man hat nicht das Gefühl, aus ihr wäre nicht alles herausgeholt werden – oder zumindest nicht so viel, wie es des öfteren bei Charmed generell vorkommen mag. Doch trotzdem – irgend etwas stört hier. Vielleicht liegt es einfach daran, dass der Story – Kern nicht wirklich neu ist. Vielleicht auch daran, dass in irgendeiner Form mehrere Aspekte dieser Folge schon mal da gewesen sind: Wie schon erwähnt, erinnert die Geschichte an die 1. Staffel – Episode "Die Formwandler", aber auch die Stilman – Schwestern waren auf eine ganz bestimmte Weise schon mal vorhanden: Denn eine Böse – Variante der Macht der Drei waren auch die Rowe – Brüder in 1.18 "Wenn das Böse erwacht" (OT: "When bad warlocks go good"). Auch erinnern sogar die Grimlins etwas an die Trolle von "Von Feen und Trollen" (OT: "Once upon a time"). So wirkt diese Episode also sehr stark zusammengewürfelt, und man mag sich fragen, ob die Charmed – Autoren das Gedächtnis der Fans unterschätzen.

Doch nimmt man diese Unterstellung zurück, sieht man sich die kleinen, aber sehr schönen Hommage an rückliegende Folgen an, die ohne große Erklärungen und dezent eingeflochten wurden: Wären da nicht nur die zahlreichen Zauberwesen, die Phoebe aufzählt, oder die Nanny aus der fünften Staffel, sondern auch der Zauberspruch, um den Hexen die Kräfte zu stehlen, und vor allem Chris‘ Plan, die "blonde" Macht der Drei zu brechen: Schon in "Alle oder keine" (OT: "Power Outage") wurde auf diese Weise die Macht der Hexen beinahe zerstört und auch genauso in Szene gesetzt (auflösendes Triquetra – Zeichen, herunter krachender Kronleuchter). Sehr schön zu sehen, dass die Charmed – Welt doch ein einzelnes großes Universum ist, was nicht immer den Anschein hat.

Wo wir auch schon bei den Ungereimtheiten wären. Auch "Die Ohnmacht der Drei" ist nicht davor gefeit. Warum merkt Chris nicht gleich auf Grund des seltsamen Verhaltens der Schwestern, dass hier was nicht stimmt? Müsste er, wenn er aus der Zukunft kommt, nicht von Anfang an skeptisch sein (mehr dazu unter "Spoiler")? Warum sind solch unwichtige Gegner wie die Stilman – Schwestern überhaupt im Buch der Schatten erwähnt? Wie kann Phoebe der Stilman – Schwester eine Vision schicken? Und warum verwendet Paige nicht ihre (fast in Vergessenheit geratene) "Shape – Shifting" – Fähigkeit, die ihr au Grund ihrer Wächterin Des Lichts – Hälfte nicht gestohlen wurde, um Chris zu zeigen, wer sie wirklich ist? Auch muss man sich die Frage stellen, was Chris eigentlich wirklich für die Schwestern tut. Denn von Hilfe ist im Großem und Ganzem nicht viel zu merken, und auch die Halliwells scheinen plötzlich sehr gut ohne einen Wächter Des Lichts auszukommen. Man würde sich hier mehr Spannungen zwischen dem Wächter und den Hexen wünschen, da Chris ja so ganz anders als Leo ist. Aber vielleicht schaffen die nächsten Folgen hier noch Abhilfe.

Auch habe ich Phoebes neue Kraft, die Empathie, noch nicht ganz verstanden. Wann fühlt sie denn nun die Gefühle der anderen? Wenn diese besonders stark sind? Wahrscheinlich. Und kann sie denn nur von Menschen die Gefühle spüren? Denn in "Vergissmeinnicht" (OT: "Forget me...not") wusste sie auch deutlich, was im Drachen so vor sich ging. Hier bleibt zu hoffen, dass Phoebe wirklich nur Menschen/Dämonen "lesen" kann, und nicht plötzlich auch noch von ihrem Handy Gefühle empfängt, denn so faszinierend Phoebes neue Kraft auch sein mag: Geht ihr Gejammer noch länger so weiter, wird sie sicher nicht nur mehr bald auf die Nerven gehen. Hoffentlich bekommt Phoebe die neue Fähigkeit bald in den Griff.

Was ihre Schwestern in all den Jahren lernen mussten, lernt Paige nun im Schnelldurchlauf: Die Magie kann nicht ihr gesamtes Leben bestimmen, sie braucht Normalität. Die Idee ist sehr schön, da es etwas unglaubwürdig gewesen wäre, hätte sich Paige derart schnell an ihr Hexen – Dasein gewöhnt. Schließlich haben Piper und Phoebe auch im sechsten Jahr manchmal immer noch Probleme damit. Wenn man daran denkt, dass Paige vor zwei Jahren noch erfolgreiche Sozialarbeiterin war, und nun Gelegenheitsjobs wie in einer Fabrik annimmt, um es mit ihrem Hexen – Job vereinbaren zu können, mag gleichzeitig witzig wie dramatisch sein, da Paige auf Grund ihrer Aufgabe immer Einschränkungen in ihrem Leben erfahren wird.

Kommen wir zum Schluss zu den Stilman – Schwestern. Sie mögen mehr als "Dämon – der – Woche" sein, und auch keinesfalls so farblos wie manch ihrer Vorgänger, jedoch sind die von Anfang an, trotz ihres guten Plans, nicht wirklich ernst zu nehmen. Das liegt daran, dass sie schlicht und einfach – nicht die Hellsten sind. Augenscheinlich beobachteten sie die Halliwells schon eine Zeit lang, und derart schwache Hexen scheinen sie auch nicht zu sein – so sind sie gefährlicher, als sie es zu sein scheinen. Dies mag allerdings nicht immer so rüberkommen, haben die Stilman – Schwesten doch nur eins im Sinn: Spaß, Spaß, und noch mal Spaß! Mit ihren extrem knappen und sexy Outfits, ihrem Humor und ihrer Naivität wirken sie wie die extreme Form der Halliwells. Auffallend ist, dass die Folge ganz und gar ihnen gehört, denn die besten Szenen / Zitate sind diesmal eindeutig den Stilman – Schwestern zuzuschreiben. Es scheint, als ob sich Phoebe, Paige und Piper diesmal im Hintergrund halten müssten, und vielleicht ist es auch das, was an der Folge stört: Wir wollen unsere Lieblings – Hexen sehen, und die heißen eindeutig Halliwell, und nicht Stilman (trotz der Starmoderatorin Jenny McCarthy).

Ganz zum Schluss sollte hier vielleicht vermerkt werden, dass Humor zwar zu Charmed gehört wie der Pflock zu Buffy, jedoch würde man sich etwas mehr Ernsthaftigkeit in der Serie wünschen. Doch vielleicht mag dies ja noch kommen, denn wenn ein Staubsauger – Vertreter so kaltblütig ermordet wird wie in dieser Folge, erkennt man, dass auch Charmed düster sein kann.

Wer weiß, dass Chris der zweite Sohn von Piper und Leo ist, wird sich über Chris' Aussage gewundert haben, er könne sich an so eine Geschichte aus der Zukunft erinnern. Doch wie? Denn zu dieser Zeit war er doch noch gar nicht geboren! Vielleicht aber wird es dem Autor an dieser Stelle auch nur einfach etwas zu kompliziert...

Manuel Simbürger - myFanbase

Die Serie "Charmed - Zauberhafte Hexen" ansehen:


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