Große Herausforderungen - Review Staffel 8
Enttäuschungen und neue Hoffnungen
Bei Phoebe hatte ich erst die Befürchtung, dass mich ihre zum Staffelauftakt startende Storyline mit Dex total langweilen würde. Am hinteren Horizont sah ich die eins-zu-eins-Wiederholung der Staffel 7-Story mit Leslie. Diese war wiederum stark ähnlich zur Jason-Phoebe-Geschichte gewesen. Doch Dex und Phoebe sind wesentlich überzeugender, sodass ich mich doch schnell dafür erwärmen konnte. Jason Lewis spielt seine Rolle auch ganz ordentlich. Aber die zwei besten umgesetzten Ideen sind der Identitätstausch der Halliwells und die Vertiefung von Phoebes Visionen. Ich musste sehr schmunzeln, als Phoebe so sehr auf den entscheidenden romantischen Moment aus ist. Genauso später, als sie ihren Eisprung exakt kalkuliert und alle weiteren Details in der Beziehung mit Dex, um möglichst bald ihre Vision verwirklichen lassen zu können. Phoebe kommt mir da nicht nur sehr zwanghaft vor, sondern schon richtig verzweifelt. Einen ersten Höhepunkt in dieser Staffel stellt die unterhaltsame Ehesituation zwischen Dex und Phoebe in #8.05 Entzauberte Julie dar. Als dann die ganze Sache mit Dex platzt, ist es schon sehr traurig, zumal die Autoren Phoebes Enttäuschung und ihre Verzweiflung sehr gut umgesetzt haben. Wie sie ihr doppeltes Geheimnis um die Identität als Julie und gleichzeitig als Hexe aufdeckt, ist schon die härteste Tour für Dex, die man sich vorstellen kann. Dennoch hofft man, dass sie endlich ihr Glück findet. Doch es kommt anders, Dex schwirrt ab und wird dabei recht zackig von den Autoren aus der Serie geschrieben. Danach erleben wir eine besonders emotionale Phoebe. Ich denke zuletzt hatte man Alyssa Milano so ergreifend im Schauspiel mit Julian McMahon als Cole gesehen. Mich berührten insbesonders die Szenen, in der sie über die Samenbank versucht, die Schwangerschaft zu erlangen oder die Momente später, in denen sie an ihrer visionären Gabe zweifelt.
Der Identitätsschwindel der Halliwells ist natürlich auch erwähnenswert. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als sie wieder sie selbst sein konnten. Nur Leo schien weniger Schwierigkeiten damit zu haben, jemand anderes zu sein. Doch insgesamt ist Leos Charakter in der Staffel zu sehr an den Rand gedrängt. Pipers Probleme, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, ist sehr gut dargestellt, wie auch Paiges emotionaler Moment in dem sie erkennen muss, dass sie in der falschen Identität sich nicht auf einen potentiellen Lover einlassen kann. Und eben Phoebes schwieriges Doppelspiel gegenüber Dex. Die ganze Aktion war von Beginn weg zum Scheitern verurteilt und wurde dann zum Glück schnell wieder aufgelöst. Nebenbei erwähnt ist Agent Murphy keinesfalls so spannend zur Geltung gekommen, wie ich es noch zu Beginn erhoffte. Bei den zum Ende der Staffel 7 auf die Halliwells aufmerksam gewordenen Behörden dachte ich zuerst, dass sie zur Gefahr würden. Doch das entwickelte sich dann eher in die unterstützende Richtung für die Halliwells.
Für Phoebe gibt es dann im weiteren Verlauf der Staffel noch weitere, größere Storylines. Dabei gefällt mir ihr Auszug nicht so gut, zumal sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt platziert scheint. All die vorherige Zeit wollten die drei Halliwell-Schwestern nur dann voneinander getrennt leben, wenn es wirklich passend scheint. Nun zieht Phoebe ausgerechnet dann in eine eigene Wohnung um, nachdem die große Schlacht angekündigt wurde, was ziemlich unbesonnen wirkt. Zum Gesamtrahmen der Staffel passt es jedoch, da die Schwestern schon verstärkt egoistischere Züge zeigen. Aber es ist gewagt von Phoebe. Es wirkt so, als hätten die Autoren einfach unbedingt eine Story für Phoebe benötigt. Zumal schließlich Coop auf der Bildfläche erscheint. Auch da wurde mit dem Darsteller Victor Webster eine gute Wahl getroffen, der eine gute Chemie mit Alyssa Milano aufweist. Den Entwicklungen zwischen Coop und Phoebe folgte ich mit großem Interesse. Lange weiß man nicht, dass Phoebe mit Coop überhaupt zusammenkommen kann. Erst als in #8.19 Zeig mir deinen Traum Phoebes Traum mit Coop offenbart wird, ahnte ich, dass er ihr Glücklicher sein würde. So erhält Phoebe nicht nur endlich ihr verdientes Glück mit Mann und Kindern. Die gesamten Halliwells erhalten mit dieser Aktion auch eine Art Dankeschön von den Ältesten, was längst mal überfällig wurde.
Wie bekomme ich meinen Mann zurück?
Wie schon erwähnt ist Leo nun zur Nebenfigur verkommen, was in der vorherigen Staffel 7 noch ganz anders war. Wenn ich an Leo aus dieser Staffel denke, fallen mir nur drei relevante Dinge zu seinem Charakter ein. Erstens die neu aufkeimenden Eheprobleme mit Piper, die von der Story-Handhabung sehr an Staffel 5 zurück erinnern. Ehrlich gesagt nervte mich der Ehestreit sogar etwas, da ich einfach nicht so genau durchblickte, was der plötzliche Auslöser dazu war? Schlicht gesagt wirkt diese Entwicklung von den Machern erzwungen und hat den Charakter einer Füllerstory, um Leo noch ein wenig zur Geltung zu bringen. Fies ist dann, dass in der sehr hervorstechend gelungenen Episode #8.10 Vaya con Leos für Piper und Leo der wohl größte Schicksalsschlag in ihrer Beziehung wartet. Und das ausgerechnet nach der Schlichtung des Ehestreites. Sehr emotional aufwühlend ist es anzusehen, wie Piper einmal mehr ihr Mann weggenommen wird. Nach all den vielen Schwierigkeiten der ganzen Jahre und dem nun schon geglaubten gefundenen Familien- und Eheglück. Die Hintergründe, dass man Brian Krause aufgrund des gekürzten Budgets "pausieren" lassen musste, ist die eine Sache. Jedoch auch storytechnisch ist Leos Abwesenheit effektiv. Denn Leos dramatischer Abgang hat eine sehr entscheidende Auswirkung insbesonders auf Piper im weiteren Staffelverlauf.
Für mich ist es nun mehr als verständlich, dass in Piper die Sicherungen durchbrennen und sie richtig zwanghaft darin wird, die "Ultimative Macht" aufzuspüren, um diese ganz schnell zu erledigen. Man kann auch sagen, dass Piper nun eine ähnliche schwierige emotionale Lage erlebt wie Leo anfangs in Staffel 7. Und so erleben wir nun eine Piper, die schnell zu allem bereit ist, um Leo zurück zu bekommen. Für mich ist das die plausible Erklärung, weswegen sie auch sehr schnell akzeptiert, Billie und Christy zu ermorden, als ihr klar wird, wer die "Ultimative Macht" ausmacht. Ich frage mich, wie Piper sonst agiert hätte, wäre ihr Leo an der Seite geblieben? Hätten dann die später folgenden Auseinandersetzungen mit den beiden Jenkins-Schwestern deeskaliert werden können? Kurz erwähnen möchte ich außerdem, dass ich Wyatt und Chris in dieser Staffel zu wenig zur Geltung gebracht finde. Schön ist, dass man auf Wyatts Emotionen in #8.12 Mit gleicher Münze eingeht, der um seines Vaters Leo trauert. Doch für das, dass Wyatt bereits einiges an weiterentwickelter magischer Kraft besitzen müsste, wird er erstaunlich oft im Hintergrund gehalten. Wenigstens erfahren wir noch, dass der kleine Chris zum Staffelende hin seine Kräfte erhält.
Verstrickungen und der große Kampf
Somit komme ich auch wieder zurück zu Billie und die beste Storyline überhaupt. Dass die ältere Schwester von Dämonen entführt wurde, deutet schon in der Offenbarung in #8.06 Kill Billie: Vol 1 auf einen interessanten Storyverlauf hin. Was mir dabei aber nicht so gut gefällt, ist das Tempo von Billies Suche nach ihrer Schwester. Das zieht sich eine gefühlte Ewigkeit hin, während nach Christys Auftauchen die Ereignisse sich plötzlich überschlagen. Das hätte man anders strukturieren und Christy schon viel früher einbringen sollen. Marnette Patterson bringt Christy geheimnisvoll und temperamentvoll auf den Bildschirm. Vermutlich hätte es auch die sehr schwache Mitte von Episode #8.12 Mit gleicher Münze bis hin zu #8.14 Büffel, Tiger und Hund verhindern können. Denn da merkt man der Serie an, wie sehr sie bereits müde gelaufen ist. Ideal wäre es ausgefallen, Christy schon in der zwölften Folge einzubringen, nämlich kurz nach Billies Situation mit ihren Eltern. Dann hätte man auch mehr auf ihren emotionalen Zustand eingehen können, denn verstört nach der Befreiung aus der dämonischen Gefangenschaft wirkt sie nicht lange. Was definitiv fehlt ist die gezeigte Befreiung von Christy, was ich für eine Vergeudung des Potentials der Story halte. Ich hätte zu gerne gesehen, wie Billie an all den Dämonen vorbei gelangen konnte. Wobei in #8.15 Die letzte Versuchung von Christy schon auf sehr imposante Weise gezeigt wird, was die Kräfte-Kombination von Billie und Christy bewirken kann. Christys Feuerentfachung per Gedankenkraft sowie die telepathische Gabe, stellen eine gute Ergänzung zu Billies Telekinese und Projektion dar. Wenn man das den Kräften der Halliwells gegenüberstellt, so sind die Jenkins ziemlich ebenbürtig.
Zurück zu Billie, bei der es sehr plausibel ist, dass sie an ihre schließlich gefundene Schwester hängt. Es ist dann auch sehr erstaunlich, wie viel Einfluss Christy auf Billie ausüben kann. Aber die gesamte Situation ist recht komplex, da sich die Halliwell-Schwestern in Staffel 8 wirklich auffallend egoistisch verhalten. Da Billie die Halliwells auch noch nicht so lange kennt, konnte sich ihr Vertrauen wohl noch nicht intensiv festigen. So wird die Situation natürlich für sie bedenklich, als Christy alles daran setzt, um die Halliwell-Schwestern ins ungute Licht zu rücken. Es wirkt schon etwas überhastig, wie Billie durch Christy gegen die Halliwells-Schwestern aufgehetzt wird. Ich denke, man darf in der Situation nicht vergessen, wie wütend Billie auf die Welt sein muss. Der Verlust ihrer Eltern durch Dämonen und Pipers Angriff auf Christy legen die Weichen für die Krise in der Freundschaft zwischen Billie und den Halliwells.
Der Kampf gegen die Jenkins, der Triade und Dumain ist sehr fesselnd. Denn man wird regelrecht hineingezogen in die Frage, wie man selbst vorgehen würde. Wenn das Thema Vertrauen, die schleichende Einbringung des Bösen und Verrat mitmischen, dann lassen sich daraus sehr emotionale, charakterliche und spannende mitreißende Szenen gewinnen. Auf diese Weise haben die Macher nochmals einen sicheren Weg gefunden, die Staffel auf gelungene Weise ausklingen zu lassen. Vielleicht hätte man hier in der Story nicht unbedingt auf die Triade zurückgreifen müssen. Es gibt zwar die Erklärung dazu, dass sie immer wieder zurückkehren kann, dennoch wirkt es ein wenig unkreativ. In Staffel 3 gefiel sie mir von der Inszenierung her noch besser, da sie dort bedrohlicher und mysteriöser scheint. Strategisch scheint die Triade zwar erneut clever, doch im Kampf zeigen sie sich nicht so. In der Episode #8.16 Verliebt, Verlobt, Verwirrt werden sie auf recht einfache Weise von den Halliwells erfolgreich bekämpft, was mich doch wunderte. Dagegen ist das Zusammenspiel von Christy und dem Dämon Dumain wirklich interessant und raffiniert. Christy tut sich sichtlich schwer damit, Billie endgültig auf ihre Seite zu ziehen. Doch genau da taucht der intelligente Dumain auf, womit der böse Einfluss auf Billie schnell verstärkt werden kann. Dennoch ist es amüsant, wie hartnäckig sich Billie dagegen stellt, weswegen ich sie nicht als naiv einstufen würde, sondern als sehr vielschichtigen Charakter.
Den Kampf selbst zwischen den Jenkins und Halliwells ist spannend gemacht. In #8.20 Hexenkampf sieht man erneut Christys beeindruckende magische Feuerkraft in Kombination mit Billies Kräften. Die Macher verschärfen den Kampf immer ein Stück mehr, sodass die Spannungskurve stetig nach oben steigt. In der darauffolgenden Folge sieht man schließlich wieder das "schwarze Nichts". Hier bin ich wirklich erfreut darüber, dass man darauf zurückgriffen hat. Denn diese unkontrollierbare und gefährliche Form der Magie ist einfach durch die Unberechenbarkeit zusätzlich spannend. Holly Marie Combs spielt einmal mehr sehr überzeugend in den Momenten, als sie die tote Phoebe vor sich sieht und Billie vor Wut daraufhin gewaltsam angreift. Es sind sehr aufwühlende Szenen, durch den Anblick des zerstörten Hauses und der Ungewissheit, was mit Christy und Paige geschehen ist. Pipers, Leos und Billies Eingriff in die Vergangenheit übersteigt ein kritisierendes Ausmaß wie Chris' Aktionen aus Staffel 6, aber es musste einfach noch ein toller Abschluss in der Storyline umgesetzt werden. Dass Christy letztendlich stirbt mag man ihr gönnen, wobei sie auch als Opfer des Bösen zu betrachten ist.
Die Finalfolge ist sehr ergreifend ausgefallen, da blieb kein Auge trocken. Die Ausblicke der Schwestern sind zwar etwas überzogen, aber der Abschluss mit den Einträgen ins "Buch der Schatten" und der hübsch gestaltete Abschluss mit Leo und Piper als altes Ehepaar, ist einfach herzerwärmend. Genauso der kurze Ausblick, dass Billie doch noch wieder zur Freundin der Halliwells wird. Ein wirklich schöner Abschluss einer ganz wunderbaren Serie.
Fazit
Diese Staffel hat einen sehr durchwachsenen Auftakt und einen erschreckenden Hänger in der Mitte. Doch abgesehen davon gibt es auch viel Überzeugendes zu finden. Es ist schön, wie man auf Paiges Entwicklung als "Wächterin des Lichts" eingeht und ihr mit Henry einen sehr sympathischen Love-Interest zugesteht, verpackt in einer romantischen Geschichte. Phoebe erleben wir erst in einer verzweifelten Liebeslage, doch der weitere Verlauf mit Coop ist die verdiente Belohnung nach all den Herausforderungen und ein ebenso runder Abschluss.
Doch am besten gefallen mir die Story rund um Piper und Leo und die um Billie und Christy, welche durch den finsteren Plan der Triade zur großen Gefahr für die Halliwells werden. Das sorgt für Spannung vom Feinsten und viele emotionale, überzeugende Momente. Unter dem Strich ist Staffel 8 dann doch sehenswert und ein wenig ergreifender als die beiden vorherigen Staffeln.
Samuel W. - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
23.11.2024 12:44 von Lena
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich habe es mir für kommende Woche vorgenommen. War von... mehr