Hinter den Kulissen von "Chicago Fire" mit einer Rettungssanitäterin
Im Oktober 2012 erfolgt der Startschuss zu einem TV-Phänomen, denn mit der Premiere von "Chicago Fire" erfolgte eine beeindruckende Geschichte, die sich mit den Spin-Offs "Chicago P.D." und "Chicago Med" nahtlos fortsetzte. Nur der dritte Ableger, "Chicago Justice", ist in der Gunst der Zuschauer durchgefallen. Seit zwei Seasons nun werden die drei Chicago-Serie, die OneChicago bilden, in den USA immer mittwochs bei NBC ausgestrahlt. Obwohl die großen US-Networks aufgrund der großen Konkurrenz von Streamingdiensten unter enormen Zuschauerverlusten leiden, kann sich NBC mit diesem Dreierpack sehr glücklich schätzen, da sie über konstante Werte von knapp über einem Rating von 1.0 verfügen.
Neben den dargestellten Geschichten und familiären Verwicklungen zwischen den einzelnen Spin-Offs, wissen die Zuschauer aber auch zu schätzen, dass sich die Produzenten sehr bemühen, den Arbeitsalltag von Feuerwehrleuten, Rettungssanitätern, Ärzten und Polizisten so realistisch wie möglich abzubilden. Universal TV hat anlässlich der Pay-TV-Premieren von Staffel 5 von "Chicago Med" und Staffel 8 von "Chicago Fire" am 24. Februar 2020 ein Interview mit Michele Martinez veröffentlicht, die seit 18 Jahren für das Chicago Fire Department (CFD) arbeitet und als Beraterin für die Crew von "Chicago Fire" tätig ist. Ihre wichtigsten Aussagen wollen wir euch nachfolgend wiedergeben.
Auch wenn TV-Produktionen oftmals an realistischen Darstellungen des Alltags interessiert sind, steht stets die zu erzählende Geschichte im Vordergrund. Das weiß auch Martinez, deren Einfluss als Beraterin dementsprechend beschränkt ist. Dennoch kommt sie zu dem Ergebnis, dass "Chicago Fire" die Problematik eines Alltags als Rettungssanitäter sehr glaubwürdig abbildet. "Feuerwehrleute und Sanitäter arbeiten unter extremen Bedingungen und meist in einer unsicheren Umgebung. Häufig müssen wir uns an die Situation anpassen und treffen Entscheidungen in Sekunden. […] Ein Krankenwagen des Chicago Fire Departments rückt innerhalb einer 24-Stunden Schicht im Durchschnitt 17-28 Mal aus. Mein Motto lautet: 'Keine Panik! Du kannst niemanden verletzen, der schon tot ist.' Wenn jemand schwer verletzt ist, sind wir darauf trainiert alles zu tun, was nötig ist, um ihn am Leben zu halten. Leider ist das Ergebnis nicht immer positiv. Oft fragen mich Patienten beim Transport: 'Glauben Sie, dass "Chicago Fire" realitätsnah ist?' Dann antworte ich demütig 'Das tue ich.'"
Da die Darstellungen von Noteinsätzen unter ihrer Anleitung gedreht werden und sie großen Wert auf die richtige Technik legt, betont Martinez auch, dass sich Zuschauer durchaus etwas von den Einsätzen abschauen können, vor allem bei Wiederbelebungsversuchen, zu deren Durchführung Ersthelfer oftmals gezwungen sind. "Sie müssen kein zertifizierter Rettungssanitäter sein, um eine Herzdruckmassage durchführen zu können, also sollte man nicht einfach nur auf die Feuerwehr und die Sanitäter warten – alles ist besser, als nichts zu tun. Für mich als Spezialist ist es wichtig, dass die Schauspieler ganz genau wissen wo sie ihre Hände bei der Durchführung der Herzdruckmassage auf den Brustkorb legen müssen, in der Hoffnung, dass die Zuschauer daraus lernen und selbst in der Lage sind, ein Leben zu retten. Während meiner Einsätze konnten wir deutlich öfter ein Leben retten, wenn zuvor bereits Wiederbelebungsversuche durchgeführt wurden – auch von Laien. Es dauert eben eine gewisse Zeit, bis wir am Unfallort eintreffen."
Martinez' Arbeitsalltag am Set von "Chicago Fire" sieht so aus, dass sie sich zu Beginn mit dem Regisseur trifft, um letzte Absprachen zu treffen und anschließend erfolgen Proben mit Cast und Crew, damit der tatsächliche Dreh reibungslos über die Bühne gehen kann. "Es ist ein praktisches Training, bei dem ich genau erkläre, welche medizinischen Handgriffe ausgeführt werden, damit sich alle Darsteller sicher fühlen. Es ist ziemlich schwierig seinen Text zu sprechen, während man gleichzeitig versucht sich zu erinnern, wie man eine Infusion legt, einen Schlauch korrekt in die Luftröhre einführt oder einen Defibrillator richtig platziert und anwendet." Die involvierten Schauspieler können tatsächlich eine große Anzahl von medizinischen Handgriffen ausführen wie Blutdruckmessung, Lungengeräusche abhören, Anlegen von Wundverbänden oder das Manövrieren der Trage. Dafür ist aber eines an Vorbereitung notwendig, wie Martinez schildert: "Die Requisitenabteilung stellt mir medizinisches Equipment und eine Simulationspuppe zur Verfügung. Außerdem fahren die Schauspieler im Krankenwagen mit, um aus erster Hand zu erfahren, womit es echte Sanitäter zu tun haben."
Abschließend wurde die Rettungssanitäterin noch dazu befragt, wie sie das Talent der Schauspieler bewertet, mit denen sie in den letzten Jahren zusammenarbeiten durfte. Martinez war ein großer Fan von Monica Raymund, die für sechs Staffeln Gabriela Dawson dargestellt hat, da sie ein Naturtalent für die Handgriffe hatte. Richtig beeindruckt ist sie aber von Kara Killmer, die Sylvie Brett spielt. "Wenn wir eine Szene proben, denkt Kara tatsächlich über den Tellerrand hinaus und kommt mit neuen Ideen um die Ecke. Ich liebe es, mit ihr zu arbeiten, denn im Grunde denkt sie wie eine echte Sanitäterin." Neu hinzugestoßen für Staffel 7 ist Annie Ilonzeh als Emily Foster, die sich dank eines Crashkurses ebenfalls als sehr fähig erwiesen hat. Beispielhaft teilt Martinez mit uns ein besonderes Set-Erlebnis: "Meine denkwürdigste Erinnerung war ein Tag am Set, an dem ich mit den Schauspielern proben musste wie man einen Patienten eine Treppe hinaufträgt (es gibt eine bestimmte Art, wie Arme und Beine platziert werden). Anstatt einer Trainingspuppe benutzten sie einfach mich als Requisite. Sie transportierten mich ohne Fehler - und zeigten es dem Regisseur zur Genehmigung. Ich hatte wirklich Angst, dass sie mich fallen lassen würden, da sie natürlich nicht so stark wie echte Sanitäter sind, aber sie haben mir das Gegenteil bewiesen!"
Staffel 8 von "Chicago Fire" und Staffel 5 von "Chicago Med" sind ab dem 24. Februar 2020 immer montags ab 21 Uhr bei Universal TV zu sehen.
Lena Donth - myFanbase
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