Bewertung

Review: #5.12 Riskante Wahl

Die Episode ist betitelt mit "Leave the Choice to Solomon" und meint damit eindeutig die biblische Figur Salomon, an den sich zwei Frauen wenden, die beide behaupten, Mutter eines lebenden Kindes zu sein, während das zweite gestorben ist. Bei dieser Referenz auf die Bibel war ich doch sehr neugierig, was sich hinter dieser Episode verbergen könnte. Letztlich muss man aber sagen, dass die Verbindung zur Bibel nicht gänzlich passt.

Der Bezug zu Salomon ist eindeutig mit dem größten und vor allem intensivsten Patientenfall verbunden, als zwei Kinder bei einem Busunglück von einer Metallstange durchbohrt werden. Dr. Crockett Marcel und Dr. Natalie Manning übernehmen die erste Versorgung noch gleich am Unglücksort, wo sich aber schnell ein Disput entwickelt, weil Marcel ein gefährliches Manöver wagen möchte, um beide Kinder zu retten, während Natalie eher darauf setzen würde, eins definitiv zu retten. Nicht nur diese Ausgangslage ist bereits sehr emotional, sondern auch Marcels ganzen Verhalten ist sehr packend. Man merkt gleich von der ersten Sekunde an, dass der Mann den Fall sehr persönlich nimmt und von jedem Rückschlag schwer getroffen wird. Als er dann von einem Elternpaar der Kinder beschuldigt wird, falsch vorgegangen zu sein (hier wohl am ehesten die Parallele zur Bibel), zweifelt er schließlich selbst an sich und da braucht es Natalie, die die ganze Zeit auf Nummer Sicher gehen wollte, aber ihn nun darin bestärkt, das Risiko zu wählen.

Das Risiko wird für beide belohnt, denn sowohl Kate als auch Henry überleben, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet habe. Auch wenn es so am Ende etwas ungewohnt nach Happy End aussieht, hat mich dieser Fall dennoch in jeder Sekunde mitnehmen können. Zudem ist der gute Ausgang des Falls offensichtlich auch für Marcels Charakterentwicklung nötig, denn er hat das geschafft, was ihm offenbar nicht vergönnt war. Seine Reaktion darauf, dass kein Elternteil sein Kind verlieren sollte, war sehr persönlich und spätestens, wenn er alleine in der Bar sitzt, weiß man, dass hier jemand mit seinen Dämonen zu kämpfen hat. Ich finde es gut, dass wir in Bezug auf Marcel vorwärts kommen, denn bisher ist das Bild zu ihm nicht unbedingt positiv ausgefallen. Vor allem sein Intervenieren in der Beziehung von Dr. Ethan Choi und April Sexton war nicht in Ordnung. Mit dem Verlust eines Kindes hat nun aber eine denkbar traurige Hintergrundgeschichte, über die ich auf jeden Fall mehr erfahren will.

Da April und Ethan gerade schon angesprochen waren, greife ich sie noch einmal auf. Sie hat nun die Behandlung mit der künstlichen Befruchtung begonnen, eigentlich ein erneutes Zeichen für ihre Beziehung mit Ethan, wenn sie nicht kurz darauf gegenüber Maggie Lockwood erwähnt hätte, dass sie ständig an Marcel denken würde. Seit Ethans Rückkehr hat in mir die Überzeugung Überhand gewonnen, dass sie tatsächlich mit Marcel abschließen konnte, spätestens als er sie von oben herab behandelt und auf ihren Beruf als Krankenschwester reduziert hat. Zudem hat sie Ethans Heiratsantrag angenommen und sich auch für ein Baby mit ihm entschieden, warum jetzt also diese Schwärmerei wieder? Ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Autoren damit abgeschlossen haben, um es nun wieder aus dem Hut zu zaubern. Das ist aber einfach nur lächerlich und rückt April zunehmend ins schlechte Licht.

Ethans Patientenfall wiederum hat ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen. Zwar fand ich den Aufbau nicht unbedingt spannend, aber als sich Vaping als Ursache für eine Lungenerkrankung herausgestellt hat, war mir klar, dass hier vor allem aufgerüttelt werden sollte. In den USA haben sich in den letzten Monaten Verdachtsfälle gehäuft, oft auch mit traurigem Ausgang und da das Krankheitsbild eben so neu und dadurch auch unerforscht ist, gibt es hier eine sehr realistische Darstellung, die definitiv ermahnen soll.

Schon in der letzten Woche war ich nicht gut auf Dr. Will Halstead zu sprechen, was sich auch in dieser Woche nicht gelegt hat. Zwar möchte ich nicht bestreiten, dass er eigentlich etwas Gutes will, aber seine Vorgehensweise, nun auch wieder, ist erschreckend. Diesmal lügt und manipuliert er, wie es nur geht und gerät dabei mit Dr. Daniel Charles an den völlig falschen Mann. Dieser ist eigentlich ein großer Unterstützer der Idee des sicheren Schusssetzens von Drogen, aber er möchte es seinen Kollegen nicht illegal machen sehen. Er hat sein Wohl wirklich am Herzen liegen und ausgerechnet den nutzt Will aus, um an sein Ziel zu kommen. Dabei tritt er aber wieder ins Fettnäpfchen, denn er hat betrogen für einen Mann, der wohl niemals der Sucht entfliehen wird. Hier ist nun auch das zweite Thema angesprochen, was mich weiterhin unglücklich mit der Handlung macht. Mir fehlt noch das Aufzeigen von Möglichkeiten, um die Süchtigen auf die richtige Bahn zu lenken. Ja, Will überwacht die Drogeneinnahme nun fleißig, aber wo ist das Bestreben, dass diese Menschen dort gar nicht mehr auftauchen müssen. Vielleicht kommt das mit Val, die neu eingeführt wird und der Will das Leben rettet. Sie ist es auch, die seine zwischenzeitlichen Zweifel wieder verschwinden lässt, denn sie ist ihm dankbar für das, was er tut. Das kann sie auch sein, aber dennoch entschuldigt es Wills aktuelles Gebaren zu keinem Zeitpunkt.

Bei Daniel wiederum finde ich es süß, dass nun immer wieder kleine privaten Geschichten von ihm eingewoben werden. Nach dem Tod von Caroline Charles wirkt er wieder etwas alleine, da war die Erwähnung seines toten jüngeren Bruders in der vergangenen Woche schon überraschend, nun trifft er sich mit dessen Sohn, seinem Neffen also, den er ein wenig überwachen will, da er wie sein Vater mal abhängig war. Es sind zwar nur kleine Momente, aber sie sind trotzdem nett. Warum Matty nicht einfach länger auftreten lassen?

Abschließend kommen wir nun noch auf Maggie zu sprechen, bei der genau die Handlung eingetreten ist, die ich schon vor einiger Zeit vermutet habe. Mit dem Auftauchen von Ben Campbell war ich überzeugt, dass sein Tod Maggie aufzeigen soll, wohin sie ihre Krankheit führen könnte. Doch Ben hat wie durch ein Wunder überlebt, weswegen nun ein weiterer Freund von Maggie dran glauben muss, dem nicht schnell genug ein Stammenzellenspender gefunden werden kann. Es war herzzerreißend, wie Maggie sich für ihn aufgerieben hat, obwohl sie gerade erst selbst mitgeteilt bekommen hat, dass ihre Bestrahlung nicht wie erhofft angeschlagen ist. Es ist ein Nackenschlag nach dem anderen und ich habe richtig mit ihr gelitten. Dennoch musste es sein, denn nicht alle Krebspatienten gehen glücklich wieder nach Hause. Ein wirklich nettes Gimmick war am Ende die Szene, als Sharon Goodwin Maggie bewusst macht, dass der Tag dennoch nicht verloren ist, denn sie hat zig Leute zu einem Test für eine Knochenmarkspende überreden können, was Leben rettet. Gary mag verloren sein, so viele andere werden aber möglicherweise leben und sie hoffentlich auch.

Fazit

"Chicago Med" hatte in dieser Woche gleich zwei sehr emotionale Fälle, die mich mitreißen konnten, zumal sie bei Maggie und Marcel auch sehr persönlich angelegt werden und so einen großen Mehrwert hatten. Dennoch gibt es immer diese Schattenseiten, die einfach nicht verschwinden wollen und wie immer sind diese bei Entscheidungen von Hauptfiguren zu finden. Das ist wie immer ärgerlich!

Lena Donth – myFanbase

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