Bewertung

Review: #6.17 Im Stich gelassen

In der letzten Episode hat sich der politische Kampf um den Bürgermeisterposten weiter zugespitzt, da Hank Voight einmal mehr vor Augen geführt bekommen hat, was für ein egoistischer und skrupelloser Mensch Superintendent Brian Kelton ist. Doch auf Jay Halsteads Rat hin hat er sich entschieden, seiner Wut nicht in einer impulsiven Reaktion nachzukommen, sondern auf lange Sicht gegen ihn einen Kampf zu führen. Daher war die große Frage für die neuste Episode nun, wie geht es in diesem Machtkampf, in dem natürlich auch Ray Price kräftig mitmischt, weiter?

Die Episode ging unheimlich gut los, weil mit den Schüssen auf Price klar war, dass sich die Handlung um genau dieses zentrale Thema drehen würde. Zudem wurden mit Alicia und Jasmine auch seine Frau und Tochter eingeführt, so dass es hier eine unerwartete persönliche Ebene bei Price gibt, bei dem ich ja ohnehin schon zugegeben habe, dass er mich als Figur mehr und mehr reizt. Durch seine Verletzung gab es nun genug Spekulationen, die sofort freigesetzt wurden und die die erste Viertelstunde dieser Episode so gut gemacht haben. Hat Kelton den Auftrag gegeben, um Price loszuwerden? Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall, da er bekanntlich für die Karriere über Leichen geht. Zudem gab es eine anfängliche Szene in dieser Episode, in der Blair Williams in Kim Burgess‘ Beisein von Kelton zu sich gebeten wird, so dass ich mich auch unweigerlich fragte, ob Blair wohl den Auftrag entgegengenommen oder weiter delegiert hat, zumal recht früh von einem afroamerikanischen Täter gesprochen wurde. Daher war es eine riesige Überraschung, als sich schließlich herausstellte, dass der Schuss gar nicht für Price, sondern für Hank gedacht war. Zu diesem Zeitpunkt fand ich diese Wendung noch sehr positiv, da ich damit wirklich nie gerechnet hätte, aber wie sich dann alles weiterentwickelt hat, würde ich eher als Enttäuschung abstempeln.

Schnell zeigt sich, dass es sich gar nicht um einen persönlichen Rachefeldzug gegen Hank alleine handelt, sondern dass er nur einer von vier geplanten Opfern ist, da sich der Täter, Darius, um seine Zukunft betrogen sah, nachdem sich ein eingegangener Deal nicht so entwickelt hatte, wie es ihm versprochen worden war. An sich war der Fall durchaus spannend inszeniert und es ist durchaus auch gelungen, dass man für die Motive von Darius Verständnis bekam, aber dennoch fand ich diese Handlungsentwicklung sehr schade. Zum einen liegt es daran, dass Hank schon in der letzten Folge eine sehr persönliche Geschichte hatte. Diese hatte in Form von Lexie noch etwas andere Voraussetzungen, aber im Endeffekt ging es um das Gleiche: für Hank entwickelt sich ein Wettlauf mit der Zeit, um das Leben von Lexie bzw. diesmal Darius zu retten, aber er scheitert und bleibt am Boden zerstört zurück. Natürlich unterstreicht das, dass Hank sich für die Gerechtigkeit überall hineinkniet, aber das muss ich nicht in zwei aufeinanderfolgenden Episoden gezeigt bekommen.

Zum anderen habe ich das Gefühl, dass ich um die positiven Ansätze, die sich durch meine Spekulationen ergeben hatten, betrogen wurde. Warum hat man nicht mehr aus Price und seiner Familie gemacht? Warum gab es diese anfängliche Szene zwischen Blair und Kim, wenn dann hinterher noch nicht mal das Gespräch gezeigt wird, wenn sie gegenüber Adam Ruzek angibt, dass sie schnell mal mit ihrem Freund sprechen würde, falls er Informationen hat? Ich merke so jedenfalls deutlich, dass mich die Beziehung von Kim zu Blair null einnehmen kann und das zeigt mir jetzt schon, dass dies auch definitiv keine Zukunft haben wird. Mehr und mehr drängt sich mir langsam das Gefühl auf, dass die Handlungen derzeit immer nur grob angerissen werden, um sie dem Zuschauer in Erinnerung zu behalten, um dann doch andere Wege zu gehen, weil man die Handlungsbögen bis zum Finale herauszögern möchte. Das finde ich doch sehr schade, zumal man mit den Untersuchungen gegen Adam ja noch einen weiteren großen Aspekt hat, der seit einigen Folgen nicht mehr angesprochen wurde, der aber eine ebenso explosive Kraft haben wird, um den Unterhaltungsfaktor konstant hochzuhalten. Ich hoffe doch sehr, dass uns jetzt nicht nur Filler-Episoden bis zum Staffelfinale erwarten, denn das hätte diese so tolle Staffel 6 wahrlich nicht verdient!

Fazit

Die Episode begann so vielversprechend, nur um dann die tollen Ansätze zu vernachlässigen und stattdessen eine Storyline auszuarbeiten, die wir so ähnlich schon in der vorangegangenen Episode gezeigt bekommen haben. Daher verbuche ich diese Folge als klassische Filler-Episode, die aber dennoch solide unterhalten konnte.

Lena Donth – myFanbase

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