Bewertung

Review: #8.04 Mit allen Ehren

Da ist es in der vergangenen Woche doch zum ersten Kuss zwischen Hailey Upton und Jay Halstead gekommen, aber Begeisterungsstürme hat es bei mir leider nicht ausgelöst. Dennoch war ich für dieses Mal gespannt, wie es für die beiden weitergehen würde. Umso enttäuschender, dass ich wieder nicht überzeugt wurde.

Bei "Chicago P.D." war das größte Problem immer schon, dass das Privatleben nicht so intensiv eingebunden werden kann, wie man sich das manchmal gerne wünschen würde. Über sieben Staffeln hinweg konnte man sich aber an diese Stilistik gewöhnen, dennoch gibt es Episoden, wo ich das mal mehr, mal weniger bedauere. Die aktuelle Folge gehört aber definitiv zu den bedauernden Momenten dazu. Während es mit einer gemeinsamen Bettszene von Hailey und Jay gut losgeht, werden aber direkt dunkle Gewitterwolken aufgezogen. Warum war es nicht möglich, die beiden erstmal völlig harmlos in ihrem neuen Miteinander zu begleiten? Wie gehen sie jetzt privat miteinander um? Wie wirkt sich das auf die Arbeit aus? Wie lernen sie sich jetzt richtig kennen und was erwarten sie voneinander? All das sind Fragen, die man behutsam hätte erforschen können und wodurch sicherlich eine gewisse Kontinuität etabliert hätte werden können.

Stattdessen belügt Hailey Jay gleich am Ende der Folge das erste Mal. Natürlich sind Beziehungen nicht frei von Lügen oder zumindest verschleierten Wahrheiten, aber den beiden nach fünf Sekunden so einen großen Stein in den Weg zu legen, gibt mir keine Hoffnung für die beiden als Paar. Sämtliches Hoffen darauf, dass nach langem mal wieder eine Liebesgeschichte eine dauerhafte Chance erhält, platzt wie eine Seifenblase. Der zweite ärgerliche Aspekt ist, dass die Geschichte rund um Hailey Vater so oberflächlich abgehakt wurde. Es ist bekannt, dass er gewalttätig ihr und ihrer Mutter gegenüber war und ist, dass dementsprechend das Verhältnis tief erschüttert ist. Nun hatte er einen Herzinfarkt, konnte erstmal stabilisiert werden, braucht aber eine OP, die ihn ebenso das Leben kosten könnten. Ich hatte absolut Verständnis dafür, dass Hailey sich nur zu gerne in die Ermittlung hineingestürzt hat, um sich ihren Gefühlen bezügliches ihres Vaters nicht stellen zu müssen. Ich weiß, wie Selbstschutz aussieht, wenn ich ihn sehe. Aber dennoch gab es weder eine Begegnung mit der Mutter, noch gab es eine Auseinandersetzung mit dem Vater. Diesen sehen wir nur abschließend im Krankenbett, wo Hailey ihn beobachtet, um doch wieder zu gehen. Mit all dem hätte ich leben können, wenn ich "Chicago P.D." nicht so gut kennen würde. Das Thema ist damit nämlich erstmal ad acta gelegt, ganz sicher. Und auch wenn ich alle von Haileys Gedanken in dieser Folge erahnen konnte, war mir das für ihre Charakterentwicklung schlichtweg zu wenig.

Das Ganze wurde negativ noch dadurch getoppt, dass der Fall der Woche völlig ungeschickt an Haileys Situation angepasst worden ist. Hätten sich die Drehbuchautoren doch cleverer für einen Missbrauchsfall entschieden. Maria, die ihrem gewalttätigen Ex entkommen will, ist mir nämlich viel zu schwach inszeniert worden. Stattdessen wurde der Fokus auf Kronzeuge Zach gelegt, der selbst immer wieder Reden schwingt, bei denen sich Hailey vermeintlich angesprochen fühlt oder eben Jay hält ihm eine Ansprache, die sie wiederum auf sich bezieht. Das war alles an den Haaren herbeigezogen. Spätestens als Zach so störrisch darauf beharrte, dass er Jose nicht identifizieren will, weil er bei Streifenpolizist Blaine vermeintlich 'das Böse in den Augen' gesehen habe, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Wenn die Endbotschaft der Folge ist, dass Blaine eigentlich ein Held war, der kriminelle Wege einschlagen musste, um Gutes zu tun, dann frage ich mich, was Zach da gesehen haben will. Wie gesagt, völlig konstruiert und dementsprechend null mitreißend.

Auch das Einbeziehen von Samantha Miller, um das Öffentlichkeitsproblem der Polizei zu beleuchten, war in dieser Episode fehl am Platz. Das fing erneut mit Zach an, der nicht das typische Opfer von Polizeibrutalität ist, wie es eigentlich thematisiert werden wollte. Der zweite Punkt ist wiederum diese Frage, wie weit darf ein Polizist gehen, um Gutes zu tun? Auch hier fand ich Blaine als Beispiel nicht konsequent genug, zumal am Ende eh Hank Voight mit den vermeintlich schlagenden Argumenten kommt, der das Gesetz eh immer so hinbiegt, wie er es gerade braucht. Ich finde, dass mit solchen Einbindungen das Potenzial von Miller definitiv nicht ausgeschöpft wird.

Fazit

In jeder Staffel schafft es "Chicago P.D.", mich zu ernüchtern, aber ich fiebere immer mit, dass dieser Punkt so weit wie möglich hinausgezögert wird. Doch in Staffel 8 ist es mit Episode 4 so weit. Während Jay als Partner wohl alles richtig macht, bin ich dennoch nicht glücklich, wie die Beziehung zu Hailey gleich schon wieder vor die Wand gefahren wird. Auch aus den Andeutungen bezüglich ihres Privatlebens wurde zu wenig gemacht. Das im Zusammenspiel mit einem völlig dilettantisch konstruierten Kriminalfall dürfte erklären, warum ich gerade keine Luftsprünge vor Freude mache.

Lena Donth – myFanbase

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