Review: #12.09 Friends and Family
Kiana Cook ist sanft als neue Hauptfigur der 12. Staffel von "Chicago P.D." eingeführt worden. So organisch ist das für mich auch bei niemandem sonst erfolgt, weil sonst alle immer mitten ins Geschehen geworfen werden. Hier aber ist viel Fingerspitzengefühl dabei gewesen, um sich langsam an die neue Figur zu gewöhnen. Aber jetzt wird echt Gas gegeben und ich habe nichts dagegen, weil Kiana in einer etwas eingestaubten Serie alles neu erscheinen lässt und wenn man auch merkt, dass die Produktion so Spaß an Toya Turner hat, dann yes, let's go with the flow!
Während es tatsächlich eine Episode war, in der wir viele Details zu Kiana erhalten haben, so muss ich umgekehrt aber doch bemängeln, dass der Fall, in den das alles eingebettet war, sehr langweilig und austauschbar war. Während ich beispielsweise bei #12.02 Blood Bleeds Blue es sehr spannend inszeniert fand, wie Kiana und Adam Ruzek durch die halbe Stadt jagten, gab es hier auch so einige Verfolgungsszenen, aber insgesamt hatte ich eher den Eindruck, dass es reines Füllmaterial war und keine in sich spannende Abfolge. Das bestätigt dann den Eindruck, dass die ganze Fallstruktur diesmal nicht der Schwerpunkt war und daher qualitativ vernachlässigt wurde. Dementsprechend musste ich mich doch mehr durchquälen, als ich rein vom Papier her im Vorfeld vermutet hätte. Auch wenn Entführungsfälle, bei denen auch noch Kinder involviert sind, immer einen Nerv bei den Zuschauern treffen, aber hier wurde gar nichts ausgelöst. Nach und nach wurden dann über die Eltern auch noch Geheimnisse offenbart und enthüllt, die auch nicht geholfen haben. Das ist nicht in dem Sinne gemeint, dass beide verdient haben, was letztlich passiert ist, keinesfalls, aber es erklärt, warum diese persönliche Ebene, mit den Opfern mitzuleiden, nicht erreicht wurde. Das I-Tüpfelchen war dann aber, dass die beiden Täter noch am meisten vernachlässigt wurde. Knight war mit Cara involviert, aber wie genau ist es zu dem Deal mit Ed gekommen und warum zur Hölle ist der so abgedreht? Täterprofil war also auch kein Hauptaugenmerk der Episode, von daher war dieser Teil einfach unterdurchschnittlich.
Da ich jetzt auch nicht behaupten kann, es wäre DIE Kiana-Episode gewesen, konnte sie den Eindruck leider auch nicht wirklich beheben. Dennoch nehme ich die Erkenntnisse über sie gerne mit. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Kiana zur Hälfte aus sehr gehobenen Verhältnissen stammt. Im Grunde habe ich mir auch nicht zu viele Vorstellungen zu ihrer Familie gemacht, auch weil diese bislang überhaupt kein Thema war. Dafür war entscheidender gewesen, wie ihr berufliches Leben sie bis dato geprägt hat. Und da war das Bild rund, weil sie durchsetzungsfähig ist und weil sie als Schwarze Frau sich nicht alles gefallen lässt, sondern für sich einsteht, selbst wenn sie in gewissen Bereichen auf verlorenem Posten ist. Nun haben wir ein Puzzleteil, das sich gut einfügt. Während Mutter Patricia aus gutem Hause kommt, ist Vater William ein Arbeiter und Macher. Zudem waren ihre Eltern nie offiziell ein Paar, sondern Kiana ist das Ergebnis eines One-Night-Stands und danach schlug das Klischee durch, dass den Schwiegereltern in spe das Männlein nicht gut genug war. Über Patricia möchte ich an dieser Stelle noch nicht zu viel aussagen, weil ich glaube, dass wir nur einen ganz kleinen Teil gesehen haben und unter ihrer Oberflächlichkeit noch mehr zu entdecken ist. Aber Kiana und ich sind uns einig, dass diese Welt Widerstand in einem regen lassen kann. Im Grunde sind ihre Großeltern mitsamt ihrem sozialen Zirkel genau das, was sie dann im Job bei der Taktik-Einheit erlebt hat. Es ist ein eingeschworener Haufen mit einem gewissen Erwartungsprofil und da fällt man auf wie ein bunter Hund, wenn man nur minimal anders ist.
Ich bin mir zwar sicher, dass Kiana von den Dixons gerne großgezogen worden wäre , doch dann vermutlich gänzlich abseits von Williams Einfluss. In diesem Kontext ist dann auch kein Wunder, dass Kiana ein Grenzgänger ist. Sie gehört weder in die eine noch die andere Welt richtig. Selbsterklärend ist sie ihrem Vater William sehr nahe und es ist ihre Welt, aber der kurze Austausch im Laden zu Beginn der Episode hat deutlich gezeigt, dass es auch dort Disharmonien gibt. Vielleicht agiert William mehr aus Sorge, aber das wurde nicht restlos klar, aber Kianas Beruf oder der Umfang, den dieser Job einnimmt, das ist offenbar etwas, wo es schon mal knirscht. Man merkt aber auch sehr deutlich, dass das Vater-Tochter-Verhältnis sich leicht umgekehrt hat, wo dann auch die Tochter sich um den Vater sorgen muss, der sich in seinem Laden nicht genug Hilfe holt. Das zeigt mir, dass er zum einen sehr stolz ist, es zeigt mir aber auch, dass sein Wunsch sicherlich ist, dass Kiana mit ihm alles stemmen würde, wie es vielleicht immer war. Als Selbständiger kann man sich das Bild der Kindheit gut aufrufen. Er den ganzen Tag im Laden und Kiana, die in irgendeinem Gang gespielt hat, bis sie alt genug war, um sofort mitanzupacken. Hier hat Kiana in jedem Fall Arbeitsethos und Resilienz gelernt, das ist klar und den Stolz des Vaters hat sie ohne Frage auch übernommen. Aber unterm Strich war es ein passendes Puzzleteil, um uns klar zu machen, dass Kiana nach außen selbstbewusst und tough wirkt, aber dass sie in sich eine große Zerrissenheit trägt.
Das Puzzleteil passt mit den bisherigen Erkenntnissen sehr gut zusammen. Für mich war sie bislang Bauchmensch durch und durch. Auch wenn das sicherlich auch viel genetisch bedingt ist, aber ich denke doch, dass Kiana sich auch noch mehr nur auf sich selbst verlässt, weil sie einen klaren Platz im Leben nicht kennt. Ihr Zuhause ist ihr Vater und dennoch weiß sie, dass da der andere Teil von ihr ist, den sie sich selbst verweigert oder verweigert bekommen hat. Also entscheidet sie zack, zack aus dem Bauch heraus. Doch das zehrt auch an ihr. Man hat in dieser Episode an mehreren kleinen Stellen bekommen, wie es sie doch aufzehrt, so am Anschlag zu agieren. Einmal beim Autounfall von Gregory und dann später im Haus, wo sie von Panik überkommen wurde, ehe sie die Mädchen doch noch aufgespürt hat. Angesichts dieser Eindrücke war es doch sehr cool, dass Adam ihr mehrfach zur Seite gestellt wurde. Es gab eine kleine Szene, als sie alle bei Caras Leiche standen und man hat gesehen, dass Dante Torres etwas sagen oder tun wollte, aber diese Beziehung ist gerade etwas angegriffen, weswegen es gut ist, dass Adam sofort einspringt. Er weiß nun um ihre Mutter und da er sie schon im Ausnahmezustand begleitet hat, hilft ihm dieses Puzzleteil ebenso. Deswegen hat er auch so betont, dass sie eine gute Performance abgeliefert hat, selbst wenn es sich nicht so anfühlte.
Abschließend haben wir nun noch Hank Voight und Charlie Reid. Nachdem Letzterer sein Blatt offen gelegt hat und indirekt ihn erpresst hat, verlangt Hank ein, dass er sich als der Freund erweist, den er zugesichert hat. Das war nur halb erfolgreich, dafür hat Reid dann aber Kianas Geldgesuch bei ihrer Mutter unterstützt, obwohl es eigentlich verboten ist. Das zeigt insgesamt, dass Hank Reid zum einen nicht einfach so die Oberhand überlässt, es zeigt umgekehrt aber auch, dass Reid offenbar durch die Zusammenarbeit echt etwas erreichen will. Was, das bleibt ungeklärt. Aber er hat etwas gegen die Unit in der Hand und lädt sich dafür selbst etwas auf, was sie gegen ihn verwenden könnte. Interessante Dynamik also, die hier aber dennoch nicht übermäßig gefüttert wird.
Fazit
In einen extrem langweiligen und lustlos erscheinenden Fall hinein gibt es wenigstens neue Puzzlestücke, die sich gut in ein Gesamtbild einfügen. Auch kleine Details zu Kiana Cook und Charlie Reid bringen uns voran. Aber im Gesamten ist klar, dass die Erkenntnisse für später wichtig werden, hier hat es sich in eine sehr durchschnittliche Episode als kleinere Pluspunkte eingefügt.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Friends and FamilyErstausstrahlung (US): 08.01.2025
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Takashi Doscher
Drehbuch: Tiffany Bratcher & Bridget Tyler
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