Bewertung

Review: #12.08 Penance

Midseason-Finale: Nachdem in der vergangenen Woche schon so gute Vorarbeit geleistet wurde, war klar, dass es an Spannung sicherlich nicht fehlen wird. Das wurde erfüllt, doch stattdessen ergab sich eine andere Baustelle, die leider auch keine unbekannte ist.

Fangen wir aber erstmal am positivsten Punkt dieser Episode an. Es ist erneut gelungen, dass es sich wie eine Ensemble-Folge angucken ließ. Weil das Team zusammengehalten hat, konnte die Ermittlung zu einem Ende gebracht werden und das war in jeder Phase zu merken. Eine Frage von mir beantwortete sich auch relativ früh. Adam Ruzek hat also all die Zeit nichts gewusst und nachdem nun alle eingeweiht wurden, ist er doch richtig wütend geworden. Eigentlich verrückt, dass ich gerade diese Szene geliebt habe, weil ich echt kein Zwietracht-Fan bin, aber es waren so alleine in den ersten zehn Minuten so viele Emotionen drin, dass ich einfach merkte, wie investiert ich bin und so waren Adams Gefühle dazu die ideale Kanalisation. Natürlich kam auch noch Kiana Cook hinzu, die genauso schlecht auf Dante Torres zu sprechen war. Aber beide waren es aus sehr unterschiedlichen Gründen. Ich fand es auch richtig, dass Kim Burgess Adam klar gemacht hat, dass es ihre eigene Entscheidung war und sie zu nichts gezwungen oder erpresst wurde. Genauso hat sie recht, dass Adam vermutlich dieselbe Entscheidung getroffen hätte, auch weil er Torres zwischendurch wie ein Schützling unter seine Fittiche genommen hat. Umgekehrt ist sein Ärger auch so gut zu verstehen, weil Kim eine zweite wichtige Rolle in ihrem Leben hat und das ist die einer Mutter. Adam ist zwar als Vater ebenfalls da, aber in erster Linie ist Kim die Bezugsperson für Makayla Burgess und dementsprechend hat er das glaube ich vor allem für das Mädchen so kritisch gesehen. Deswegen ist er auch im späteren Verlauf immer die mahnende Stimme gewesen.

Bei Kiana wiederum ist es sicherlich in erster Linie Enttäuschung gewesen, dass sie sich so gut mit Torres verstanden hat und sie als Jungspunde eine Bindung geknüpft haben und dann lässt er sie quasi sehenden Auges in die Gefahr laufen. Bei Kiana hat die Wut aber sicherlich nicht so lange wie bei Adam angehalten, denn sie hat die Verzweiflung von Torres gleich mehrfach gesehen. Selbst wenn sie ihm nicht das Gewicht der Schuld von den Schultern genommen hat, aber es war dennoch zu merken, dass sie sein innerer Aufruhr nicht kalt gelassen hat. Kim war sicherlich am neutralsten dabei, einfach weil sie schon die meiste Vorbereitungszeit hatte und gewisse Schreckensszenarios vermutlich schon endlos im Kopf durchgespielt hat. Deswegen war sie am meisten die, die einfach gearbeitet hat. Was hatte sie auch sonst für eine Wahl? Nun dürfen wir auch nicht Hank Voight vergessen. Bei ihm ist die Gefühlslage sicherlich die, bei der ich ein bisschen aufpassen musste, die Augen nicht zu verdrehen. Natürlich war er wütend, das kann ich ihm auch nicht absprechen. Er hat auch gleich durchschaut, dass es Mitwisser gab, obwohl Torres Kim nicht verraten hat, aber wie er sich dann an das Team gewandt hat nach dem Motto 'So sind wir also?', leider zu viel. Denn wenn ich bedenke, wie viele Geheimnisse Hank über die elf Staffeln hinweg mit wechselnden Figuren hatte, da kann ich mir auch nicht als Chef rausnehmen, dass es meine Untergegebenen besser wissen müssen. Denn wenn es der, der vorangeht, nicht kann, wie dann die, die nachfolgen? Aber ich konnte es auch gut wegstecken, weil er seine Gefühle auch sofort in Arbeit umgemünzt hat und es war wie immer zu merken, wie beschützend er ihnen allen gegenüber ist.

Auch wenn die Unit letztlich ein Ergebnis geliefert hat und damit die Gefahr eigentlich abgewehrt hat, so gibt es ein neues Szenario. Für mich muss zwar noch geklärt werden, woher Charlie Reid nun eigentlich alle Geheimnisse wusste, aber noch will ich das nicht als unlogisch kategorisieren. Wir wissen zu ihm denkbar wenig, aber ein wichtiger Schritt wurde getan, ihn zum neuen Gegenspieler der Intelligence Unit zu machen. Es war schon zu erahnen, Reid hat eine sehr persönliche Agenda und bislang war die Unit dabei unfreiwillig Partner, einfach weil sie ihm nicht im Weg standen. Nun hat er aber ein Druckmittel in der Hand, damit kann er sie gezwungenermaßen zu seinen Partnern machen. Auch wenn wir die Agenda dadurch immer noch nicht kennen, aber wer Druckmittel braucht, der verrät menschlich doch schon viel über sich selbst. Dementsprechend ist es für mich zum Jahresende auch ein lobenswertes letztes Ausrufezeichen, weil ich Reid so endlich als spannender einstufen kann und weil ich interessiert bin, wie und warum er sein Unwesen treibt. Aber auch immer wieder herrlich, wie Hank eigentlich schon vorher weiß, wenn ihm Ungemach droht. Er kennt diese Spielchen einfach… Game on!

So, jetzt können wir die Baustelle der Episode nicht länger aussparen. Da Torres und Gloria Perez mehr Szenen miteinander hatten, ist es leider wieder in das abgerutscht, was ich nicht wollte. 'Wir sind so gleich, 'wir sind so gleich', 'wir sind so gleich'. Oh nee, ich kann es nicht mehr hören. Ich weiß nicht, welcher langfristiger Plan damit verfolgt wird. Vielleicht sage ich tatsächlich irgendwann nochmal, ach, das sollte erreicht werden. Ich glaube es aber nicht. Ich finde es auch wenig weitsichtig. Denn es ist kein Hexenwerk zuzustimmen, dass Torres kein typischer Cop ist. Aber was ist überhaupt ein typischer Cop? Oft hat man das Gefühl, dass ein typischer Cop der machtbesessene kleine Mann ist, der sich durch Racial Profiling in seinen Bedürfnissen bereichert. Aber wollen wir wirklich, dass das ein typischer Cop ist und wir das als normal ansehen? Sicherlich nicht. Deswegen bringe ich mal eine These: Mir ist jeder Cop wie Torres tausendmal lieber, wenn es bedeutet, aus den eigenen Fehlern zu lernen und mit Empathie als Leitstern für Gerechtigkeit zu sorgen, auch wenn es immer Grauzonen geben wird. Von dort aus weitergedacht finde ich ohnehin, dass alle in der Unit keine typischen Cops sind. Sie sind alle so unterschiedlich und sie haben alle schon falschen Entscheidungen ins Gesicht geblickt. Deswegen finde ich die Idee, die hinter Glorias Worten steckt, auch so einfallslos. Zudem will ich auch nicht immer von irgendwelchen hypothetischen Seiten hören, ich will sie erleben und in dem Sinne ist es ein Plus, dass das Kapitel Gloria nun abgeschlossen ist, weil sie ihm diesen unsinnigen Satz nicht mehr ständig ins Ohr flüstern wird. Natürlich wird ihr Geist ihn noch heimsuchen, das ist auch logisch, aber ich will für Torres andere Spielgefährten sehen und es ist auch okay, wenn das vorerst Unit-intern bleibt.

Abgesehen von diesem Mangel war es in der Jagd nach Hector und dann Campos eine spannende und wendungsreiche Episode. Ich fand Gloria auch in einem Wortwechsel extrem stark. Als sie Torres klar gemacht hat, dass er in ihren Erzählungen immer nur eine Seite gesehen hat, das war genau auf den Punkt. Denn ja, Gloria hat eine zarte, verängstigte Seite, die Torres angezogen hat, so dass er auch das Gefühl hatte, sie wie seine Mutter immer beschützen zu müssen. Aber umgekehrt wusste Gloria auch, wie sie sich selbst helfen kann und deswegen hat sie natürlich die Chance genutzt, zur Crime Lord zu werden. Torres hat einfach die Seiten ausgeblendet, die er nicht kennen wollte, weil sie ihm auf eine andere Weise vertraut sind. Vorwerfen kann man es ihm aber auch nicht, weil wir alle das täglich so machen, indem wir nur das sehen/hören, was wir wollen, egal, ob zu positiv oder zu negativ wahrgenommen. Zumal Torres die Konsequenzen auch ganz alleine tragen muss. Und das wurde über die Episode hinweg sehr deutlich aufgezeigt. Immer wieder hat er sich an Gott für Leitung gewandt und musste dann auch aktiv dafür kämpfen. Am Ende war es auch richtig, dass Gloria ihn gerettet und sich damit selbst geopfert hat. Sie hat sicherlich etwas in ihm gesehen und für sie gab es auch keine Perspektive mehr. Alle anderen haben aber wohl gesehen, wie viel Gloria ihm bedeutet hat, denn es war schon herzzerreißend. Die Frage ist jetzt natürlich, wann erfahren sie alle, dass Reid Bescheid weiß? Ohne diese Wahrheit ist von Torres so eine Schuld genommen, während eine andere aufgeladen wurde.

Fazit

"Chicago P.D." hat die starke Vorlage für das Midseason-Finale in weiten Teilen gut genutzt und uns erneut an den Bildschirm gefesselt. Die hochkochenden Emotionen innerhalb der Unit und Reid, der aus dem Schatten hervortritt, das waren die Highlights. Umgekehrt wurde es zwischen Torres und Gloria wieder zu altbekannt, aber diese Gefahr besteht immerhin so nicht wieder. Alles in allem ein guter Weg, die Serie aus dem Jahr zu entlassen und sich auf Lust für das Jahr 2025 zu verlassen!

Lena Donth – myFanbase

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