Review: #1.03 Leben und Tod im Revier 21
Während das Team einen Fall von Waffenschmuggel untersucht, kümmert sich Voight zusätzlich um seinen jugendlichen Schützling D'Anthony und muss sich damit auseinandersetzen, dass sein Sohn Justin frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird. Antonio hat derweil andere Probleme, denn seine Ehefrau will unbedingt seine Informantin Jasmine kennenlernen.
"Oh God I just can't believe it that someone killed my husband." – "We think that he was smuggling guns into the country."
Der Fall nahm in dieser Episode eher eine Nebenrolle ein, auch wenn er doch relativ viel Screentime beanspruchte. Irgendwie kam aber bei diesem Fall keine Fahrt auf, was grundsätzlich schade ist, da der Schmuggel von Waffen doch ein interessantes Thema ist und auch die Beteiligten eigentlich Charaktere gewesen wären, bei denen es sicherlich einige interessante und spannende Szenen gegeben hätte. So aber blieben die Beteiligten sehr blass und mitfühlen konnte man mit gar niemandem. Einzig die Schlussszene konnte noch einiges retten, aber auch nur weil Olinsky hier etwas in den Fokus gerückt wurde.
Der Grund weswegen der Fall so in den Hintergrund gerückt ist, ist sicherlich, dass so viele Handlungsstränge nebenbei angeschnitten oder behandelt wurden. Ich kann kaum auf jeden von ihnen eingehen, wurde bei manchen auch wirklich nur an der Oberfläche gekratzt, was ich sehr schade finde. Für mich ist in solchen Fällen weniger mehr. Lieber sollte man sich darauf konzentrieren ein paar wenige interessante und spannende Storylines aufzubauen, die man dann auch konsequent weiterverfolgen kann, als krampfhaft jedem Hauptcharakter eine eigene Storyline zu schreiben.
Doch der Fall war natürlich nicht nur negativ, vor allem Olinsky, der dabei eine größere Rolle spielte, konnte vollends überzeugen. Seine Stärke in der Undercoverarbeit kommt auch in dieser Episode wieder zur Geltung, nimmt man ihm doch den Waffenhändler vollkommen ab. Abgesehen davon erfährt man auch sonst etwas mehr über Olinksy. Einerseits ist da sein Auftritt bei dem Pfandleiher, der dem Zuschauer klar macht, dass er nicht immer zimperlich mit seinen Informanten und wohl auch mit den Verdächtigen umgeht und andererseits erfährt man, dass er durchaus auch zu Voights Methoden fähig ist und diesem auch loyal zur Seite steht. Olinksy bleibt für mich auch nach der dritten Folge ein etwas undurchsichtiger aber sehr interessanter Charakter und ich freue mich mehr über ihn zu erfahren.
"I don't need a place to crash, I need to get out. You said you do that for me" – "And I will."
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Geschichte um D'Anthony, welche in der Episode #1.01 Auge um Auge für das Gesetz angefangen hat, nun noch weitergeführt und schließlich beendet wurde. So merkt man einerseits, dass die Autoren nicht einfach irgendwelche kleinen Storylines anfangen, die danach unerwähnt im Sand verlaufen und andererseits lernt man so den Charakter Voight von einer anderen Seite kennen. Natürlich hat man im Hinterkopf immer noch den Voight, der dem Publikumsliebling Casey in "Chicago Fire" das Leben zur Hölle gemacht hat, doch schaffen es die Macher gut, dass man seine Taten von damals zwar nicht nachvollziehen kann, diese ihn aber auch nicht mehr zu dem Antagonisten, der er einmal war, machen. Im Gegenteil, in dieser Episode kann man sogar mit ihm sympathisieren als er Trayzell verprügelt, um diesem klarzumachen, dass er D'Anthony aus seiner Gang entlassen soll und dies obwohl einem durchaus klar ist, dass es sich hier um eine illegale Tat handelt, die gerade ein Polizist in einem Rechtsstaat nicht begehen dürfte. Doch Voight erreicht damit etwas, was er mit bloßen Worten nicht erreicht hätte und rettet dem Jungen so wohl das Leben. Dass er dessen Tante zum Schluss noch ein Bündel Geld in die Hand drückt, welches er zuvor einem Drogendealer abgenommen hat, macht Voight fast zu einem modernen Robin Hood, der beim Zuschauer immer mehr Sympathiepunkte gewinnt.
Keine Sympathiepunkte bekommt dagegen Erica Gradishar, Voights Kontaktperson zur Innenrevision. Im Gegensatz zu Voight hat Erica ja grundsätzlich nichts Illegales getan und ihre Vereinbarung mit Voight wurde dazu getroffen, um die größten Verbrecher der Stadt hinter Gitter zu bringen. Trotzdem kann ich ihr überhaupt gar nichts abgewinnen, macht es doch sehr den Eindruck, dass sie bei der Sache mit Voight eigennützige Ziele verfolgt, auch wenn noch nichts darauf hindeutet. Ihr Charakter wird als herrschend, kalt und völlig herzlos dargestellt, was sich in den Szenen extrem zu den Charakterzügen von Voight abhebt, dessen Taten zwar illegal sind, aber aus durchaus ehrenhaften Gründen passieren. Die Szenen zwischen Voight und Gradishar sind aber enorm interessant, da sich hier zwei Alphatiere gegenüberstehen, die beide in der Beziehung die Oberhand behalten möchten. Man darf gespannt sein, wie sich das weiter entwickelt, denn irgendjemand von beiden wird sich über kurz oder lang unterordnen müssen und da Gradishar momentan in Bezug auf Voight die Fäden in der Hand hat, wird es sicherlich interessant werden, wie Voight sich weiter zu behaupten weiß.
"Justin get a early release, it's moved up to friday night." – "That's great." – "He's asking if you can be there, is no big deal, if you can't..." – "Are you crazy of course it's a big deal he's getting out."
Eine weitere Storyline, welche in dieser Folge aufgegriffen wurde, ist diejenige um Voights Sohn Justin, der ja wegen des Unfalles, welchen er verursacht hat und welcher die Ereignisse zwischen Casey und Voight ausgelöst hat, momentan noch im Gefängnis sitzt. Nun wird er frühzeitig entlassen und setzt hiermit eigentlich zwei Handlungsstränge in Gang beziehungsweise vertieft sie. Der eine ist die Beziehung zwischen Justin und seinem Vater und der andere beleuchtet die Beziehung zwischen Erin und Voight näher. Die Beziehung zwischen Justin und seinem Vater ist wahrscheinlich durch den Gefängnisaufenthalt nicht einfacher geworden und man merkt doch, dass Voights Freude verhalten ist, als er von der frühzeitigen Entlassung von Justin hört. Vielleicht kommen da auch wieder Erinnerungen an seine Taten gegenüber Casey hoch und sicherlich in gewisser Weise auch ein schlechtes Gewissen gegenüber Justin, dass er dessen Tat, wofür er natürlich nicht verantwortlich ist, nicht verhindern konnte. Bei diesem Handlungsstrang wird die Vergangenheit von Justin und Voight, wie ersterer aufgewachsen und was mit seiner Mutter war/ist, interessant werden. Positiv ist hier auf alle Fälle zu erwähnen, dass man auch hier ein loses Ende eines Handlungsstrang aufnimmt und diesen weiterführt und da die Sache um Justin noch überhaupt nicht beendet wurde, sondern eher weitere Fragen auftauchen, gehe ich davon aus, dass das Familienleben von Voight auch in den nächsten Folgen noch Thema sein wird.
Zu diesem Familienleben scheint auch Erin zu gehören und sie hat überraschenderweise eine ganz andere Beziehung zu Voight, als dessen Sohn. Die Szene in der Erin Voight vor dem ganzen Team aufgrund seiner geplanten Abwesenheit von Justins Freilassung ihre Meinung sagt, zeigt doch auf, dass Voight für Erin einen ganz anderen Stellenwert als nur ihr Vorgesetzter hat. Hier spielt sich schon eher eine Vater/Tochter-Beziehung ab, was bedeutet, dass Voight Erin in einer anderen Form geholfen hat, als D'Anthony. Er hat wohl nicht nur dafür gesorgt, dass sie in einer Familie aufgenommen wird, sondern hat sie bei sich aufgenommen. Es wird hier sicherlich interessant werden, wie sich diese Beziehung in der Arbeit niederschlagen wird. Ich kann mir vorstellen, dass die beiden gerade in gefährlichen Situationen anders miteinander agieren, als mit den übrigen Teammitgliedern. Auf das Verhältnis von Erin zu Justin möchte ich hier gar nicht groß eingehen. Scheinbar sieht seine Gefühlslage anders aus als ihre, was sie ihm aber auch gleich klar gemacht hat und ich gehe davon aus, dass damit die Sache eigentlich erledigt ist. Vor allem da sich ja momentan mit der Annährung von Erin und Severide bereits so etwas wie eine Dreiecksgeschichte entwickelt, da ja auch immer noch Anzeichen dafür bestehen, dass Halstead und Erin mehr verbindet als nur der Beruf.
"I wanna meet her" – "That's a fun time, my wife and my hooker CI"
Emotional war sicherlich der Handlungsstrang von Antonio, seiner Ehefrau Laura und seiner Informantin Jasmine, auch wenn es mich ein wenig gestört hat, dass man erst den Eindruck erwecken wollte, dass Antonio mit Jasmine mal mehr verbunden hat, als die einfache Polizisten/Informanten-Beziehung. Die Auflösung beziehungsweise Lauras Geste an Jasmine war dann aber sehr emotional und hat den Handlungsstrang um Diegos Entführung wunderbar abgeschlossen. Dazu kamen noch einige witzige Szenen, wie beispielsweise diejenige als Antonio im Restaurant einen Drink nach dem anderen herunter kippt, damit er den Abend mit seiner Ehefrau und seiner Informantin, die zudem noch Prostituierte ist, überstehen wird. Diese kleinen Szenen lockern die sonst eher düsteren Episoden ein bisschen auf, ohne einen allzu großen Bruch in die Geschichte zu reißen.
"I'm not Doc, I'm not." – "What?" "Conflicted"
Obwohl ich Ruzek eigentlich sehr mag, hat mir seine Storyline in dieser Folge nicht so gut gefallen. Ruzek hat also zum ersten Mal auf einen Mann geschossen, und dass nachdem er frühzeitig aus der Polizeischule entlassen wurde. Das ist schon eine ziemlich große Sache, genauso wie es eine große Sache ist, dass er direkt von der Polizeischule zu bewaffneten Einsätzen gewechselt hat. Dass dies alles einfach so an ihm abprallt ist fast unmöglich und hier kommt mein großer Kritikpunkt. Zwar merkt man Ruzek in dieser Folge ab und zu ein bisschen an, dass ihn das ganze beschäftigt und das könnte sicherlich auch der Grund sein, weswegen er seiner Verlobten noch nicht von dem Job erzählt hat, doch werden diese Gefühlsregungen und dieser Zwiespalt viel zu wenig herausgearbeitet und es konzentriert sich schnell alles wieder auf ihn und seine Verlobte, die nicht genau weiß, was er eigentlich tut. Zum Schluss ist Ruzek dann ehrlich und erzählt Wendy, dass er in eine Spezialeinheit aufgenommen wurde und heute auf jemanden geschossen hat. Wendy ist verständlicherweise völlig entsetzt und verängstigt, macht sich aber auch Sorgen, da Ruzek das Ganze völlig emotionslos erzählt. Ich hätte es vorgezogen, wenn man in dieser Episode den Fokus auf Ruzeks Emotionen über alles was momentan mit ihm passiert gelegt und das mit seiner Verlobten in der nächsten Folge thematisiert hätte. So war mir das alles ein bisschen zu viel und es macht nach wie vor den Eindruck, dass die Geschehnisse völlig an Ruzek abprallen und er sich darüber kaum Gedanken macht.
Randbemerkungen und persönliche Notizen
- Gefallen hat mir die kurze Erinnerung an Julia, die ja wohl doch einige Zeit Antonios Partnerin war. Mit der Szene wegen dem Schreibtisch, zeigt man, dass man sie nicht vergessen hat.
- Platt, Atwater und Burgess hatten auch in dieser Folge keine große Storyline, ich frage mich hier nur, ob die Geschenke an Platt jetzt zur Gewohnheit werden, wenn die beiden etwas von ihr wollen.
- Sehr schön fand ich, dass der Fall von Severides Schwester erwähnt wurde, die ja in der Episode #2.13 Heute Nacht ist die Nacht von "Chicago Fire" entführt wurde. Es hätte unrealistisch gewirkt, wenn dieses Thema in "Chicago PD" nicht aufgekommen wäre, sind sie doch sicherlich an der Suche nach Katie beteiligt, vor allem da die Einheit ja sogar verwandtschaftlich mit der Wache 51 verbunden ist. Außerdem gefällt mir, was sich zwischen Severide und Erin anzubahnen scheint, die zwei haben trotz den mangelnden Szenen zusammen eine wunderbare Chemie.
- Zum Schluss möchte ich noch kurz auf Halstead eingehen, bei dem auch noch ein Handlungsstrang angerissen wurde. Damit hätte man definitiv bis zur nächsten Folge warten können, denn diese hier war eigentlich schon vollgestopft genug. So waren die zwei Szenen mit Halstead dann auch nicht wirklich aussagekräftig, außer dass es sich hier um einen Fall aus seiner Vergangenheit handelt, der ihn wohl persönlich sehr betroffen und mitgenommen hat. Ich gehe davon aus, dass wir hier in den nächsten Folgen etwas mehr darüber erfahren werden und ich hoffe, dass man dann auch Zeit hat, richtiggehend darauf einzugehen.
Fazit
Die Folge konnte durchaus mit guten, interessanten und spannenden Storylines punkten, doch wäre weniger manchmal mehr. Für meinen Geschmack wurden zu viele Handlungsstränge angerissen, so dass man leicht den Überblick verloren hat und der Fall zu sehr im Hintergrund geblieben ist. Ich hoffe nur, dass nun nach und nach auf die vielen Dinge eingeht, bei denen in dieser Episode nur an der Oberfläche gekratzt wurden.
Maria Schoch - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Chin CheckErstausstrahlung (US): 22.01.2014
Erstausstrahlung (DE): 28.09.2015
Regie: Sanford Bookstaver
Drehbuch: David Hoselton
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