Chuck me! - Review Staffel 2

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Wenn eine Serie, die kurz vor einer drohenden Absetzung steht, solch eine Unterstützung erhält wie es im Mai 2009 "Chuck" zuteil geworden ist, dann kann man davon ausgehen, dass die aktuelle Staffel der Serie sicher keine schlechte war. Und wenn dann noch ausnahmslos alle TV-Fanatiker, aber auch die ernsthaften TV-Kritiker in helle Aufregung über diese Show geraten, dann handelt es sich um ein wahres Kleinod. Die zweite Staffel der Agentencomedy "Chuck" hat all dies ausgelöst, eingeschlossen einer beispiellosen Rettungsaktion, die schlussendlich auch zum Erfolg führte und der Serie eine dritte Staffel bescherte. Fans von "Chuck" organisierten sich übers Internet und verliehen ihrer Verbundenheit Ausdruck, indem sie beim offiziellen Sponsor Subway Sandwiches kauften und Kommentare in deren Meinungsboxen hinterließen. Diese Aktion sorgte für großes Aufsehen, einen signifikant gestiegenen Umsatz Subways und führte letztendlich zur Rettung der Show. Auf die Frage, ob all dieser Aufwand und die Aufregung gerechtfertigt waren, kann eigentlich nur jeder, der "Chuck" in Staffel 2 gesehen hat, mit einem aufrichtigen und beherzten "Ja!" antworten.

Schon die erste Staffel von "Chuck" bot dem Zuschauer konstant gute Unterhaltung in vielen verschiedenen Facetten, denn man kann sie wahrlich nicht auf eine reine Action- oder Comedyserie reduzieren. Zwar sind die Episoden voll von spektakulären Stunts und urkomischen Szenen, aber im Innersten hat die Serie einen ernsthaften Kern mit einer starken, sowohl dramatischen als auch mythologischen Komponente. Und die zweite Staffel knüpft klar an das Debütjahr an und kann sich in allen Belangen noch einmal immens steigern.

Chuck, der Nerd. Oder doch der Held?

Foto: Zachary Levi, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die ganz große Stärke der Serie, die in dieser Staffel besonders gelang, ist die konsequente Suche und Entwicklung des Hauptcharakters Chuck Bartowski. Nicht ohne Grund hat er es unter unsere Topcharaktere 2008/2009 geschafft, denn sein Weg vom unbedarften Computernerd zum selbstbewussten Helden, der am Ende freiwillig Verantwortung auf sich nimmt, ist in allen Belangen großartig gelungen. Da seien zum einen die Autoren erwähnt, die die charakterliche Reifeaktion von Beginn an subtil ausgearbeitet haben und immer wieder einfließen ließen. Rückblickend betrachtet kann man genau sagen, dass Chuck in der ersten Staffel versucht, mit den neuen Umständen seines Lebens klarzukommen und sich mit der Tatsache arrangiert, dass er jetzt inmitten eines geheimen Agentenkrimis lebt. In Staffel 2 war es für ihn Zeit, aus seiner selbst gewählten sicheren Zone auszubrechen und immer aktiver zu werden. Von Beginn an wird klar, dass er zwar einerseits sein altes Leben gerne zurück hätte, er aber auch an seinen Aufgaben wächst und Stück für Stück besser mit den gefahrvollen Situationen im Leben umgehen kann. Immer wieder spielt Chuck mit dem Gedanken, ein richtiger Spion zu werden, auch wenn es scheint, als wäre dies nur ein unrealistischer Wunschtraum. Aber am Ende der Staffel, als seine charakterliche Reise eigentlich beendet scheint, denn er ist endlich das Intersect los, besitzt er die Reife und Größe, Verantwortung zu übernehmen und sich freiwillig das neue Intersect in den Kopf zu laden. Er realisiert, dass er kein Zufallsheld ist, sondern aus sich selbst heraus das Zeug hat, ein Held zu sein.

Die große Stärke in Form der Schauspieler

Ein wichtiger Faktor für dieses überzeugende Hauptthema der Staffel ist die in jedem Moment wunderbare Darstellung Zachary Levis. Er schafft es auf subtile Art und Weise, die Gefühle seines Charakters auf den Bildschirm zu zaubern, ohne dass darüber viele Worte verloren werden müssen. Gleichzeitig ist er in der Lage, die Herausforderungen, die damit verbunden sind, vor allem die der körperlichen Slapstick-Comedy mit einer absoluten Leichtigkeit zu transportieren, dass schnell klar wird, was für ein Talent in diesem Mann steckt. Zach Levi kann Fallen, Rennen und Schießen, so dass es für den Zuschauer eine wahre Freude ist. Er ist darüber hinaus in der Lage, in der nächsten Sekunde Verletzlichkeit und Ernsthaftigkeit darzustellen. Ohne einen Schauspieler, der die Herausforderungen des Charakters so überzeugend darstellen könnte, wäre die Serie von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Aber auch seine Kollegen stehen ihm in nichts nach. Adam Baldwin als wortkarger Brummbär Casey, der mit seinen akzentuierten Grunzern und Einzeilersprüchen das Publikum um den Finger wickelt, ebenso wie Joshua Gomez als Chucks bester Freund Morgan haben sich in Staffel 2 endgültig von den Klischees ihrer Rollen verabschiedet und diesen Tiefe und Wärme verliehen, was nicht zuletzt auch an den Geschichten liegt, die uns deren Wesen immer wieder ein Stückchen näher bringen. Yvonne Strahovski steht mit ihrer Rolle der CIA-Agentin Sarah Walker, die eher durch actiongeladene Kampfszenen und optische Schmankerl fürs männliche Publikum in Szene gesetzt wird, oftmals etwas im Schatten ihrer männlichen Kollegen, denen die Fanherzen im Sturm zufliegen. Aber auch sie zeigt eine mehr als überzeugende Leistung, wenn es gilt, die komplizierte Vergangenheit von Sarah näher kennen zu lernen, oder die innere Zerissenheit in ihren Gefühlen Chuck gegenüber darzustellen. Und die Chemie zwischen ihr und ihrem Co-Star Zachary Levi ist einzigartig, so dass die besondere Verbundenheit von Chuck und Sarah immer spürbar ist.

"Sometimes the nerd gets the girl."

Foto: Yvonne Strahovski & Zachary Levi, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Yvonne Strahovski & Zachary Levi, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Das wunderbare an dieser Staffel ist auch, dass man zwar mit dem offensichtlich füreinander bestimmten Paar den üblichen Weg geht und deren Zusammenfinden so weit wie möglich herauszögert, aber dieses wird durch die Umstände, in denen sich die Charaktere befinden, immer schlüssig erklärt. Die Gefühle zwischen ihnen bleiben davon unangetastet - sie sind die verhinderten Liebenden, denn Sarah als Chucks Beschützerin kann sich nicht auf eine Beziehung mit ihm einlassen. Und als Chuck realisiert, dass sie selbst dann keine wirkliche gemeinsame Chance haben werden, wenn Chuck das Intersect los ist, da sie in unterschiedlichen Welten leben, bricht diese Erkenntnis beiden Protagonisten ebenso wie dem Zuschauer das Herz. Doch zum Glück entwickelt sich Chuck weiter, er wächst in Sarahs Welt hinein, so dass es am Ende von Staffel 2 kein Zurück in sein altes Leben mehr geben wird, und Sarah bereit ist, für Chuck einen Teil ihrer Karriere beim CIA aufzugeben. Der Weg dorthin ist voller Romantik, aber auch geprägt von einer tiefen Freundschaft und Verbundenheit zwischen Chuck und Sarah, die sich immer wieder zeigt, wenn einer der beiden in einer emotionalen Krise steckt. Chuck ist für Sarah eine Stütze, als deren Vater wieder auftaucht und sie wieder einmal enttäuscht. Sarah hingegen ist Chucks Fels in der Brandung, als sich dessen Vater als geheimer CIA-Agent und Erfinder des Intersects entpuppt. Aber erst in Kombination mit dem Dritten im Bunde, Major John Casey, der das Agententeam Bartowski vervollständigt, ergibt sich das Dreamteam, dass im großen Seasonrückblick der myFanbase-Redaktion unangefochten zur besten Beziehung des Fernsehjahres 2008/2009 gewählt wurde. Zu dritt sind sie unschlagbar, sie ergänzen sich perfekt und sorgen für "Chuck"-Feeling in Reinkultur.

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