Review: #2.11 Intrigieren ist ihr Hobby

Praktisch wie bei einem Cliffhanger setzt diese Episode da an, wo die letzte aufhörte - aber noch viel besser. Das Spielchen, wer mit wem was getan hat, wird bis zuletzt weitergespielt - selbstverständlich weiß der Zuschauer selber nicht so genau, wer denn nun die Wahrheit sagt, da durch die wieder einmal sehr schnell geschnittenen Szenen bruchstückehaft Dialogschnippsel gezeigt werden, die sowohl als auch interpretiert werden können.

Der Leitfaden ist dabei Abby, die es sich zur Aufgabe gemacht das Rätsel der eigenen Neugier willen zu lösen und damit zugleich ihre Hausaufgabe, die ihr die Sommerschule erspart, abgeben zu können. Ihr Charakter erfährt in dieser Episode eine wahre Ergänzung an Tiefe und verliert doch nicht an Glaubwürdigkeit in der Gegenüberstellung ihrer bisherigen Darstellung. Offenkundig wird, dass Abby nur vordergründig die gemeine Person ist, die sie zu sein scheint und das offenbar auch als Schutzschild, wie ihr Zusammenspiel mit Chris zeigt, den sie sich mittels ihrer Gemeinheit stets auf Distanz hält, zu ihren Zwecken durch ihre Reize aber manipuliert.

Eins der Highlights der Episode ist dabei der Moment, als Abby ihre Hausaufgabe abgeben soll. Hier wird klar, dass das, was unter anderem Jen Abby zu hören gab, nicht auf taube Ohren stiess und Abby im Kern anscheinend gar nicht so ist, was sich mit den kommenden Episoden weiterhin bestätigen wird. Die Tatsache, dass sie eine Sechs und ein unfreiwilliges Sommersemester einfach so hinnimmt, spricht zumindestens für sich.

Aber auch die anderen Charaktere überraschen mit äusserst gelungener Darstellung und mehr oder weniger unerwarteten Wendungen. Es ist vor allen Klarheit, die in dieser Episode dominiert, die zugleich die kommende Entwicklung einleiten wird.

Klar wird sich vor allen Dingen Dawson über sein Verhältnis zu Joey. Die wieder aufgekommene Jen-Affäre zeigt ihm, dass es nicht mehr als ein oberflächliches Begehren war und dass es sicherlich keinen Ersatz zu Joey darstellt.

Dass ihm viel an Joey liegt, wird aber auch deutlich, als er sie anschreit doch endlich die Wahrheit zu sagen. Das gegenseitige Verschonen mit der Wahrheit hat einen unerträglichen Punkt erreicht und Dawson möchte endlich Gewissheit über ihr Verhältnis - wie schmerzhaft es auch sein wird.

Ähnlich ist es bei Joey. Sie will nicht ihren Triumph, Dawson vor Jen weggeschnappt zu haben, um ihrer Orientierungslosigkeit willen opfern. Dass sie so empfindet, merkt ist erst, als es schon fast zu spät dafür ist. Am Ende hat sie jedoch Glück und setzt es sogleich in die Tat um, indem sie sich mit Dawson darauf verständigt, eine schrittweise Annäherung einzuleiten.

Fatal ist aber, dass sie selber durchaus bereit gewesen wäre, mit Jack den entscheidenden Schritt zu tun. Ist dies nur Experimentierfreude oder gar ein direkter Vorstoss gegen Dawson? Dass es nicht klappte, war letztlich wohl nur einem Zufall zu verdanken.

Für Jen und Jack bedeutet das natürlich, dass sie sich zwangsläufig auch ihrer Rolle, nämlich als "zweite Geige", wie es Jen so direkt formuliert, vergegenwärtigen müssen. Dass gerade diese beiden Nebencharaktere miteinander ins Gespräch kommen, überrascht - haben sie doch Gegensätze, die kaum gegensätzlicher sein könnten. Für Jen bedeutet es wohl zwangsläufig das Ende der möglichen Dawson-Zurückeroberung und damit eine Rückkehr in den "luftleeren" Raum. Jack wird sich derweil mit ganz anderen "Problemen" auseinandersetzen müssen, die sich bereits andeuten, warum es zwischen ihm und Joey nicht funktionierte.

Zuguterletzt wären da nur noch Pacey und Andie. Dass sie es getan haben, im Gegensatz zu den anderen, deutete sich schon die ganze Episode an - es fragte sich nur, ob sie die einzigen waren, was letztlich auch zutrifft.

Entscheidend ist aber hierbei der Rollentausch. Pacey als ängstlicher Charakter und Andie als selbstsicherer. Während Andie gar nichts bereut und stattdessen stolz darauf ist, ist dies bei Pacey ganz anders. Seine problematischen Erfahrungen kommen wieder wie ein Traum zurück und erstmals muss er auch merken, dass sich hier wirklich eine Änderung ergibt und nicht wie bei Tamara Jacobs nur eine heraufbeschworene. Diese Mißverständlichkeit, die sich bei Abby's grosser Gegenüberstellung, ergibt, wurde sehr treffend dargestellt.

Insgesamt ohnehin eine sehr gute Episode mit einem Verwirrspiel, das auch auf den Zuschauer abfärbt. Abby ist dabei gewißermaßen Sympathieträgerin, da sie stellvertretend für den Zuschauer endlich für Klarheit (ein ohnehin durchweg auftretendes Leitthema dieser Episode) sorgen will.

Auffallend ist im übrigen auch noch das Wetter als Symbol. Der Regen als Symbol für Veränderung, den Dawson und Joey zweimal erfahren, wobei er beim ersten Mal noch aufhörte und den auch Pacey und Andie vorfinden, als sie alle Mißverständlichkeiten im Auto klären. Und natürlich das Gewitter, dass während Abby's Gegenüberstellung aufkommt.

Malte Kirchner

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