Review: #2.21 Der Abschied
"Der Abschied" ist eine Episode, der man mit gemischten Gefühlen gegenübertritt. Zur einen Hälfte besticht sie durch eine gelungene Darstellung und Selbstanalyse, zur anderen Hälfte strahlt sie eine gewiße Ziellosigkeit aus.
Zunächst zu Dawson. Am Anfang der Episode wirkt Dawson tatsächlich ziemlich ziellos. Die Freundin seines Vaters und zugleich seine Lehrerin als Inbegriff des Bösen zu personifizieren, wirkt etwas aufgesetzt, hat er ihr gegenüber zwar klare Antipathien, doch war ihr Stellenwert bisher nicht so gross, dass er sich nur noch mit ihr auseinandersetzt. Mit der Abschlussarbeit kommt der Stein dann langsam ins Rollen, aber doch nur sehr schleppend wirkend. Vor allen Dingen Dawson's Äusserung, er wolle sich selber nicht portraitieren, weil er Angst habe, er werde Joey nicht mehr gerecht, wirkt gar nicht wie der euphorisch optimistische Dawson, den wir die Staffel hinüber kennengelernt haben. Erst mit seiner fatalen Entdeckung, dass das vermeintliche Potter-Glück doch nur eine Fassade ist, gewinnt er an Bedeutung in dieser Episode und vermag das nochmal mit seinem Resumee am Ende der Episode, das jedoch auch ganz klar von der Gesamtkomposition abhängt, zu übertreffen. Also ein klar nach oben gehende Kurve zum Ende der Episode hin und Spannung, wie es weitergeht, bzw. wie Dawson mit der Entdeckung umgehen wird. Man könnte fast sagen, dass es ein Rollentausch ist, wenn man mal an die erste Staffel zurückdenkt, in der Dawson unwissend glücklich war, während Joey die Affäre seiner Mutter entdeckte.
Joey nimmt wie gerade angesprochen in dieser Episode die Rolle der klassisch Unwissenden ein. Erfüllt von dem vermeintlichen Familienglück erlaubt man sich ein wenig Abwechslung und statt der in Bezug auf ihre Familie ewig depressiven Joey präsentiert man eine überglückliche. Dementsprechend sticht sie in dieser Episode allerdings auch nicht besonders hervor. Ihre Rolle kann man in dieser Episode wohl eher als Nebenrolle einordnen.
Klar im Vordergrund dagegen Andie und Pacey. Andie entscheidet sich für den Abschied von Capeside, um ihre Umwelt nicht zu belasten und selber hoffentlich ihre Probleme hinter sich zu lassen. Tatsächlich die bestmögliche Entscheidung, wo ihr Charakter doch einen Tiefpunkt erreicht hat, den man ohne weiteres nicht aus der Welt schaffen kann. Ihr mögliches Comeback in der nächsten Zeit würde dann wieder Platz für eine Normalisierung machen.
Hart dagegen der Abschied für Pacey. Klar reflektiert er die vergangene Zeit und inwieweit er sich selber verändert hat, woran Andie nicht ganz unschuldig ist. Dass er sie bei sich behalten möchte, erscheint ihm erst wie ihr Anliegen, doch im Gespräch mit ihrem Vater kommt dann doch der egoistische, deshalb aber nicht unlegitime, Hintergrund für sein Begehren heraus, nämlich die Angst des Alleinseins und der Rückveränderung. Statt rührseliger Verabschiedungen wählt man eine Reflektion durch das Ausgehen und nur kurze Abschiedsworte - gelungen, da einprägsam. Durch den Verzicht von gezeigten Emotionen wirkt das Gezeigte emotionaler.
Härte bekommt auch Jen zu spüren. Motiviert durch Jack wagt sie den Kontakt zu ihren Eltern, die ihr alles andere als verändert gegenübertreten. Dass Jen sich verändert hat, kann man allerdings auch nicht gerade sagen. Nach wie vor ist sie nicht wirklich in Capeside integriert. Die anderen Charaktere gehen eigene Wege und durch den Rausschmiss ihrer Grossmutter hat sie auch nicht gerade unter Beweis gestellt, dass sie sich angepasst hat oder sich zumindestens bemüht.
Jack tritt dann am Ende als der große Retter auf und eröffnet zumindestens einen neuen möglichen Integrationsversuch, wo man Jen bisher doch als hoffnungslos geglaubt hat. Überhaupt hat Jack ein äusserst souveränes Auftreten in dieser Episode, was man von ihm gar nicht gewöhnt ist. Klar seine Argumentation gegenüber seinem Vater, klar aber auch seine Annäherung an Jen.
Am Ende wie oben angesprochen dann nochmal das Resumee, in der alle in Capeside gebliebenen Charaktere gezeigt werden, unterlegt mit einem Kommentar von Dawson. Eindeutig auch die Aussage, dass sich die Personen nicht ändern würden, nur die Liebe würde sie beeinflussen. Insgesamt somit eine Episode die zur ersten Hälfte nur mittelmässig, wenn nicht ausreichend wirkt, in der zweiten Hälfte aber in den guten Bereich übergeht und am Ende sogar mit dem Resumee sehr gut wirkt. Eben eine Episode mit gemischten Gefühlen...
Malte Kirchner
Die Serie "Dawson's Creek" ansehen:
Vorherige Review: #2.20 Projekt Wiedervereinigung | Alle Reviews | Nächste Review: #2.22 Ein fataler Entschluss |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dawson's Creek" über die Folge #2.21 Der Abschied diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Ch..Ch..Ch..ChangesErstausstrahlung (US): 19.05.1999
Erstausstrahlung (DE): 05.09.1999
Regie: Lou Antonio
Drehbuch: Dana Baratta
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

05.05.2025 09:45 von Lena
Reviews: The Rookie - Reviews Staffel 7
Zu 7.15: Absolut! Ich mag diese Episoden auch nicht so... mehr

01.05.2025 22:53 von Sonia
News: Disney+ veröffentlicht Starttermin für Staffel 21 von "Grey's Anatomy"
Also wird es wohl erst mal nicht bei denen laufen... Bei... mehr