Review: #1.05 Katastrophenstimmung

Ein Hurrikan in Capeside. Die ideale Ausgangssituation verschiedene Charaktere, die sich mehr oder weniger gut verstehen, einzusperren oder drohende Konflikte explosionsartig zu entfalten.

Da wäre zunächst einmal der Hauptkonflikt zwischen Dawson's Eltern Mitch und Gale. Dawson braucht gar nicht nach Möglichkeiten suchen, den Dialog zu finden, da seine Mutter diese ihm fast auf dem Tablett serviert. Die Fassade fällt schnell in sich zusammen und Gale versucht anscheinend die ohnehin schon brenzlige Situation zu retten, indem sie offen über ihre Affäre gegenüber Mitch spricht. Anscheinend ohne grosse Abmilderung der Situation, so dass seine grosse Liebe schnell in Hass übergeht. An einigen Stellen wird es ein wenig zu melodramatisch, insgesamt gelingt es aber, den Konflikt gut darzustellen. Und er ist noch nicht ausgestanden. Diese Folge zeigte erst die Bestürzung über die Aufdeckung, die Konsequenzen werden erst noch gezogen.

Diese Entwicklung geht natürlich auch an Dawson nicht vorbei, so dass er es sich gleich mit beiden Frauen in seinem Leben versaut, zum einen Jen und Joey. Übrigens zwei interessante Konflikte, da beide mehrdeutig sind:

Jen bedauert zum einen ihre Vergangenheit, will Dawson aber gleichzeitig seine Heile-Welt-Phantasien absprechen. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass sie Dawson zu beeinflussen versucht, dass er an seinem Idealbild der Welt festhält. Stattdessen sieht sie das als Problem an, weil nicht realitätsnah und lässt einen Streit eskalieren. Das deutet auf einen inneren Zwiespalt hin.

Auch bei Joey ist der Streit nicht ganz ohne Eigenanteil entstanden. Sie bemängelt Dawson's Egozentrik und verweist auf ihr eigenes Schicksal. Einerseits nachvollziehbar, da man ihren Standpunkt verstehen kann. Andererseits wird Dawson's Dilemma dadurch nicht besser, da etwas sehr schlimmes etwas schlimmes nicht nichtig macht.

Im Endeffekt findet man aber wieder zueinander und gesteht auch gegenseitig Fehler ein, die zum Streit führten, was die Konflikte mehrschichtiger macht, da es nicht um Richtig-oder-Falsch geht, sondern um individuelle Schicksale und innere Zwiespälte.

Weiterhin bemerkenswert ist wieder einmal der Dialog zwischen Jen und Joey. Obwohl beide im Grunde konkurrieren, ignorieren sie sich nicht, wenn auch ihr Verhältnis von extremer Distanz geprägt ist. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass sich das Verhältnis kaum verbessern wird bis kurz vor Ende der zweiten Staffel.

Auch im Hause Leary findet eine Meinungsverschiedenheit zwischen Joey's Schwester und Grams statt. Wenn diese auch eher unverfänglich ist, da sie aus alten und modernen Ansichten besteht, bereichert sie dennoch die ohnehin schon zerstrittene Kulisse.

Man sollte meinen, dass bei Ms. Jacobs zu Hause derweil Ruhe ist, aber dem ist nicht so. Ein eifersüchtiger Pacey unterstellt seinem Bruder schwul zu sein, woraufhin der diesen mit seiner Pistole bedroht. Wirklich brisant ist hier aber eigentlich, dass sich Pacey und Tamara erwischen lassen, die Situation aber gerade noch einmal retten können. Der Instinkt des Zuschauers sagt einem, dass das langfristig nicht gut gehen wird. Man wird sehen...

Insgesamt also eine durchaus stürmische Episode, mit Konflikten auf einer Skala von Gut bis Sehr gut. Einige langvorbereitete Situationen sind nun entbrannt. Das wird sich einerseits in Konsequenzen wiederspiegeln als auch neue Konflikte nach sich ziehen. Von Spannungsverlust kann also keine Rede sein.

Malte Kirchner - myFanbase

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