Review: #1.07 Der Frühstücksclub

Ein altbewährtes Erfolgsrezept. Man nehme eine Handvoll Charaktere, bei denen Konflikte unter der Oberfläche schwelen und sperre sie einen Tag lang in einen Raum ein. Genau das ist Thema dieser Folge und zeitgleich stellt man einen neuen Charakter vor, Abby Morgan.

Doch zunächst zu Dawson: Seine Vorstellung von der Beziehung mit Jen als grossartiger "Film" entwickelt sich zunehmend zum Horrorschocker. Der Protagonist Dawson sieht sich zunehmend in die Ecke gedrängt und das ausgerechnet von Pacey, durch sein kürzlich beendetes Verhältnis mit Tamara Jacobs, wovon nur Dawson weiß, als erfahren angesehen und als gefährlich eingestuft. Dass Dawson dann plötzlich Eichen sieht, wo Buchen stehen oder konkreter ausgedrückt Pacey's vollkommen normales Temperament zunehmend als verändertes, auf Jen ausgerichtetes, Verhalten interpretiert, ist eine gelungene Herleitung um ihn in den Arrest zu schicken, wo er dann zufällig auf Pacey trifft.

Dessen Grund für den Arrest wirkt dagegen ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Angesichts seines stets ernsthaften und eher überlegten Auftretens, passt diese eher peinliche Sache nicht zu seinem Charakter und hätte vielleicht wirklich besser geheimbleiben sollen, da die Nennung auch keinerlei direkten Einfluss auf die Handlung hat.

Jen neigt derweil zu auffälliger Arroganz. Sie sieht sich zwar einerseits damit konfrontiert, dass man ihre Herkunft vielfach kritisiert, sei es durch den Lehrer oder Abby, spielt diese Unterstellung allerdings auch umgekehrt aus, um die anderen als Provinzler unter ihrem Niveau zu deklarieren. Als sie dann grosstönig Joey verkündet, dass sie ihre Versuche sich mit Joey anzufreunden nicht fortsetzen wird, hört sich das stark nach Eigenlob an. Denn Ehrlichkeit ist nicht ihre grösste Stärke. Sie lügt zwar nicht, zieht es aber vor ihre ehrlichen Gedanken zurückzuhalten, so dass sich letztlich Teilwahrheiten ergeben, die schon fast wie Lügen klingen.

Die härteste Probe hat aber mit Abstand Joey auszustehen, die nicht nur ihren grossen Traum der ersten Episoden, Dawson zu küssen, in die Tat umsetzen kann, bzw. sogar muss, sondern sich auch mit der anscheinend doch nicht zerbrechenden Dawson-Jen-Beziehung auseinandersetzen muss und bedingt durch ihre bisherige Einmischung das nicht einfach so sich weiterentwickeln lassen kann. Fraglich ist jedoch, ob Dawson, der recht naiv guckt, wirklich verstanden hat, was sie meint. Auf alle Fälle kommt das gesamte Gefüge damit weiter in Gang und diese Enthüllung, die anscheinend zumindestens von Jen verstanden wurde, wird deren Verhältnis sicherlich nicht verbessern.

Und zuguterletzt nun endlich zum neuen Charakter der Serie: Abby Morgan. Abby wird als aus der Hölle kommend bezeichnet, doch so oberflächlich ist ihr Charakter nicht. In Wirklichkeit ist es sogar so, dass sie lediglich die Vorlagen für die Konflikte legt und die anderen, teilweise aus Naivität heraus, es erst zum Eklat kommen lassen. Abby versteht es humorvoll und ironisch die anderen Charaktere, die sich und ihr Liebesleben teilweise etwas zu ernst nehmen, zu Offenbarungen zu verleiten und gegeneinander auszuspielen. Sie liebt einfach die Schadenfreude und man kann es ihr auch nicht direkt verübeln. In dieser Episode erfahren wir leider noch sehr wenig von ihr, aber das wird sich noch ändern. Aber bereits nach dieser Episode kann man sagen, dass sie die perfekte Gegenspielerin für die Hauptcharaktere ist, da sie nicht wie die Tochter des Videoladenbesitzers aus den ersten Folgen eindimensional und nur mit bösen Absichten behaftet ist.

Insgesamt, diesen letzten Abschnitt des Reviews konnte man wahrscheinlich schon herleiten, haben wir es wieder einmal mit einer sehr guten Episode zu tun. Die Charaktere werden entscheidend weitergezeichnet, ein neuer Charakter eingeführt und neue Spannungen vorprogrammiert. Einziger Minuspunkt ist das eher zusammenhanglose Herleiten für den Arrest und der Arrest selber. Ausgenommen bei Dawson passen die Herleitungen entweder nicht zu den Charakteren (wie bei Joey und Pacey) oder sind total übertrieben (im Falle von Abby fürs Zuspätkommen oder Jen für die deplazierte Bemerkung). Ferner fragt man sich, inwieweit ein gesamter Tag Arrest legitim ist (gleicht schon fast einer Gefängnisstrafe) und das auch noch mit einer Bibliothekarin mit solchen Charakterzügen.

Malte Kirchner - myFanbase

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