Review: #1.08 Schuldig
© 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television
Nach der sehr starken und ereignisreichen Episode, schafft es die Serie noch einen drauf zu legen. Das Tempo in 1x08 ist zwar etwas geringer, dennoch überschlagen sich die Situationen auf fesselnde Weise. Diverse Handlungsstränge werden zur Eskalation gebracht. Somit haben wir hier erneut eine absolute Top-Folge vor uns.
Das Thema dieses Mal sind Schuldgefühle, die von verschiedensten Seiten bei den Charakteren zur Geltung gebracht werden. Beziehungsweise unterschiedlich thematisiert in Erscheinung treten: So nimmt das Elternpaar Bree und Rex aufgrund des Unfalles ihres Sohnes mehr Schuld auf sich als es sein müsste. Komplett anders verhält sich die Schuldsituation bei Gabrielle, die relativ gleichgültig Juanitas Koma hinnimmt, obwohl hier ein paar Schuldgefühle mehr sehr angemessen wären. Lynette dagegen empfindet Schuld, obwohl es in ihrer verzweifelten Lage rund um ihre Kinder, nicht angebracht ist. Susan wiederum macht sich bei Mike schuldig, indem sie in seinem Zuhause herum stöbert. Diese Beispiel-Spielereien könnte ich weiterführen, doch ich widme mich der Episode nun lieber im Detail.
"Wenn du die Polizei rufst, wärst du nämlich das Scheusal" (Andrew erwidernd zu Bree)
Bree und Rex machen das, was vermutlich sehr viele Eltern für ihr Kind in Betracht ziehen würden, nämlich es zu schützen, egal wie schlimm der Fall auch sein mag. In der Situation rund um Andrew ist dieser besonders knifflig. Schließlich hat er im betrunkenen Zustand Carlos' Mutter Juanita mit seinem neuen Auto überfahren. Anstatt sich jedoch seiner Tat zu stellen hat er Fahrerflucht begangen und ist sofort nach Hause gefahren. Die Van De Kamps packten das Problem gleich von der anderen Seite an und ließen das Auto in ihrer Garage verschwinden, um es in dieser Folge einem Verbrecher zu überlassen. Ich musste schmunzeln als Bree erwähnte, dass sie Vertrauen in die Armen habe und sich Rex sicher sein könne, dass sie das Auto im schlimmen Viertel der Stadt loswerden würden. Doch richtig angestrengt haben mich die Lachmuskeln des Öfteren bei Andrew, nämlich in Bezug auf seine Reaktion seiner schlimmen Tat gegenüber. Zu Beginn ist das Schuldgefühl noch zu spüren, obwohl er vorschlägt sich in ein anderes Land versetzen zu lassen. Doch daraufhin bei den Solis' und später auch im Gespräch mit Bree, ist davon nur noch sehr wenig zu merken. Er äußert sogar, dass er sich mehr Sorgen um sein Auto wegen einer Beule mache, während Juanita Solis ihr Leben eh schon bereits gelebt habe. Was für ein hartes Statement von einem, das sollte man annehmen bei Bree, gut erzogenen Jungen. Bree selbst überwindet sich dennoch nicht, die Schuld von sich und Rex abzuweisen. Sie nehmen sie auf sich, doch richtig wohlfühlen tut sie sich dabei natürlich nicht. Bei Rex bemerkt man weit weniger, wie er mit der Situation umgeht. Es entspricht ganz seinen verschlossenem, eher geheimnisvollen Charakter. Die Frage ist nur, was wird Bree wegen Andrew unternehmen? Wird sie ihn zum Seelenklempner schicken? Übrigens amüsierte ich mich doch sehr in der Szene als sie mit dem hochprozentigen Reinigungsmittel die Straße säubert, um die Bremsspuren zu entfernen. Die Van De Kamps verhalten sich äußerst geschickt in der Vertuschung von Andrews Unfall. Man darf dennoch darauf gespannt sein, ob das jemals auffliegen und wie dann die Solis darauf reagieren werden. Zudem ob Juanita aus dem Koma erwachen wird?
Diagnose: Selbstsucht
Dass Gabrielle Juanitas Situation ziemlich gelegen gekommen war, ist verständlich. Dennoch schafft sie es, so richtig gleichgültig der Situation gegenüber zu stehen. Zumindest wirkt es so, denn sie ist mehr darum bemüht John Rowland daran zu hindern, die gemeinsame Affäre auszuplaudern als ihrem Mann Carlos beizustehen. Ihn hat der Unfall seiner Mutter erwartungsgemäß sehr mitgenommen. In den Szenen mit dem Priester merkt man bei Gabrielle aber schon, dass tief in ihr doch ein paar Schuldgefühle schlummern, aber doch eher im Bezug auf ihre gesamte Art und Weise. Sie nennt sich selbstsüchtig und weiß davon. Anstatt jedoch davon sich zu distanzieren überspielt sie dies lieber mit kleinen Gefälligkeiten. Nebenher wird eine weitere Storyline angerissen. Carlos wünscht sich Kinder, doch Gabrielle verhandelt hier sprichwörtlich nicht über ihren Uterus. Mister Solis hat es wirklich nicht einfach mit seiner Frau, die wirklich enorm selbstsüchtig ist. Andererseits ist jedoch verständlich, dass Gaby nicht alleine mit einem Baby Zuhause festsitzen möchte. Shoppingtouren, Jogging, Yoga, ihre Freundinnen oder eben die Affäre mit John sind da wesentlich angenehmer für sie. Ob sich daran einmal etwas ändern wird? Kurz zu John Rowland: Dieser zeigt die gesamte Storyline über, dass ihm Juanitas Unfall schwer auf dem Gemüt lastet. Natürlich haben er und Gabrielle nicht direkt Schuld an der Sache aber auf gewisse Weise dann irgendwie doch und das weiß er. Eine gute Idee von den Autoren Johns sentimentale und naive Seite erneut geschickt zur Geltung zu bringen, was Gaby hier beinahe in die Weißglut treibt.
Lynette am Rande der Verzweiflung
Bei Lynette sind es andere Dinge, die ihr den Verstand und die Kontrolle zunehmend rauben: Neben den ADHS-Tabletten natürlich ihre hyperaktiven, anstrengenden Kinder. Eine Zeit lang denkt man beim Verfolgen dieser Geschichte, dass Lynette in Richtung einer Lösung unterwegs ist. Die Idee mit der Therapeutin hätte auch funktionieren können, hätte sie ihre Kinder bereits hier einer Freundin abgegeben. Doch es kommt total anders. Sie lässt sich ein starkes Schlafmittel für den Tee verschreiben und wird vom Pfadfinder-Treffen im schlechtesten Moment überrascht. Eine sehr lustige Szene übrigens als die beinahe schon eingedöste Lynette die schreiende Horde ins Haus aufnimmt. An ihrer Stelle hätte ich da wahrscheinlich auch geflucht. Jedenfalls nimmt sie daraufhin wieder die ADHS-Tabletten zu sich und bringt sich völlig aus dem Konzept. Daraufhin folgen die besten Szenen, die diese Gesamt-Story um ihre schwierigen Kinder und das Muttersein, mit sich bringen. Lynette bricht zusammen und rastet in einer Traumvorstellung völlig aus, wirft dabei Sachen um sich und erhält von Mary-Alice eine Pistole. Oh Mann, die Musik dazu ist dabei so fies-fröhlich inszeniert, obwohl man mit Lynette unheimliches Mitleid hat. Noch stärker erinnerungswürdig und richtig schön ist dann jedoch die Szene, in der Lynette sich auf das Fußballfeld flüchtet und im Anschluss von Susan und Bree aufgefunden und getröstet wird. Durch ein Geständnis der Zwei, dass auch sie ab und an mit ihren Kindern überfordert waren, lässt Lynette ihren Gefühlen freien Lauf. Eine richtige Gänsehautszene ist das, bei der Felicity Huffmann ihr brillantes Schauspiel bestens zur Geltung bringt. Was wird nun Lynette unternehmen, um sich zu entlasten? Sucht sie erneut eine Therapeutin auf? Eine Kinderbetreuung? Wann wird ihr Mann Tom ihr mehr beistehen? Viele Fragen, die vermutlich im weiteren Serienverlauf geklärt werden.
"Lassie hätte schon längst die Feuerwehr gerufen, du dummer Hund" (Susan schimpfend zu Bongo)
Susan tritt von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Während die Einen Mühe mit ihrem Verhalten und ihren Situationen haben, ist es bei Leuten wie mir ganz anders. Ich habe meine helle Freude damit, wie sie sich einmal mehr vollkommen zum Affen macht. Sie entdeckt zufällig Geld und eine Waffe in Mikes Haus und dreht darauf am Rad. Verständlich ist es irgendwo merkwürdig, dass Mike soviel Bargeld und eine Waffe versteckt. Zudem Skepsis verursacht, ob man sich mit so einer Person tatsächlich für einen romantischen Ausflug, verabreden sollte. Dennoch agiert hier Miss Meyer sehr ungeschickt und so, wie man es von ihr bereits gewohnt ist. Da Mike abwesend ist, lässt Susan für ihn den Handwerker ins Haus. Der wegen einer vergessenen Quittung zurückkehrende Handwerker versetzt sie in absolute Panik, nachdem sich Susan Mikes Geld und die Waffe krallte. Doch weswegen hat sie es aus dem Schrank genommen? Wieso beabsichtigt sie den Fund zu verstecken? Oder was hat sie da überhaupt genaueres vor? Mike zur Rede zu stellen, so nachdem Motto "schau, was ich da gefunden habe du böser Kerl"?
Die Szene daraufhin als Susan in den Boden kracht und stecken bleibt, ist die verdiente Strafe für ihr lustiges aber dämliches Vorhaben. Der Fund liegt derweil gemütlich im Waschbecken, während die Gute verzweifelt versucht, sich aus ihrer Lage zu retten. Der Hund Bongo ist ihr dabei in keinster Weise eine Hilfe. Lieber legt dieser ihr einen toten Vogel vor das Gesicht und amüsiert sich genauso wie der Zuschauer, über die im Boden steckende Susan Mayer. Mike hilft ihr letztendlich aus der Lage, doch entdeckt natürlich Susans Aktion mit dem Geld und der Waffe. Erst nahm ich an, dass somit das Aus zwischen Susan und Mike eingeläutet wäre. Die Szenen darauf machen dies auch deutlich, doch am Schluss wendet sich das Blatt. Mike vergibt Susan und die Beiden haben das erste Mal Sex miteinander. Da diese leidenschaftlichen Szenen parallel mit einem anderen entscheidenden Ereignis geschickt verknüpft werden, schafften es die Macher diese Folge sehr erinnerungswürdig zurückzulassen.
Das kleine große Geheimnis um den Erpresserbrief wird gelüftet
Endlich ist es raus, wer Mary-Alice den geheimnisvollen Brief in der lila Farbe zukommen ließ. Nicht Edie war es, die hier nochmals haarscharf dem Tod entkommt, sondern ihre stehlende, bis sich die Balken biegen lügende, super neugierige Freundin Martha Huber. Dies ahnte ich bereits zuvor, da diese Frau keine Skrupel kennt, was ideal schon in der Episode #1.04 Mit allen Mitteln veranschaulicht wurde, als sie Susan erpresste. So war es eins zu eins im Bezug auf die Mary-Alice-Erpressung zu erahnen. Während Edie also dem Tod gerade noch von der Schippe springt, gerät Martha mitten hinein. Zu lustig empfand ich die Szene, kurz erwähnt, als der Privatdetektiv Edie auf das lila Papier anspricht und sich dabei mit den Fragen wiederholt. Edie muss da wohl gedacht haben, dass er nicht ganz richtig ist ohne zu ahnen, was hinter der Sache tatsächlich steckt. Martha dagegen, die dann von Paul Young damit konfrontiert wird, weiß sofort Bescheid.
Ihre Reaktion überraschte mich aber sehr. Nein, die verwunderte mich regelrecht. Wie kann die einem Mann so eiskalt gegenüber sein, der kürzlich seine Frau wegen des Selbstmords verloren hat? Oder besser gesagt, wie kann sie so wenig dessen Emotionen sich dabei erdenken und sich selbst so in Gefahr bringen. Ihre spitzen Bemerkungen und das unreuige Geständnis führen schließlich zu einem schockierenden weiteren Verlauf. Letztendlich eskaliert die Situation total und Paul erwürgt Martha. Der Darsteller Mark Moses bringt seine Wut, die dazu sich mischende Verzweiflung aber auch schon das aufkommende Ekel- und Schuldgefühl, bestens zur Geltung. Obwohl Mord immer eine schlechte und schlimme Sache ist, kann man ihn auch gewissermaßen verstehen. Dennoch weiß man bereits an dieser Stelle, dass seine Tat, erhebliche Folgen mit sich bringen wird.
Wow, was für ein heftiger Abschluss der kleineren Storyline rund um den Erpresserbrief, innerhalb des großen Staffelgeheimnisses. Ein denkwürdiger Abschluss, der mich doch ziemlich emotional mitfiebern ließ. Was passiert nun mit Paul? Und was meinte Martha mit der Aussage, dass Mary-Alice sich an der Tat am Baby wahrscheinlich umbrachte? An der Stelle ist das große Geheimnis noch eine Stück mehr in Fahrt gebracht worden, das geschickt weiterhin verhüllt wird. Man weiß nun, dass mit Zach etwas nicht stimmt, Paul vor Mord nicht zurück schreckt und Mary-Alice etwas Schlimmes getan haben muss. Es bleibt spannend...
Fazit
Da dachte ich bereits, #1.07 Gewinner und Verlierer ist schon das absolute Highlight und darauf folgt nun diese sehr fesselnde Episode, die mit Humor, Emotionen und schockierende Wendungen aufwartet. Bei dieser Qualität bin ich mir fast sicher, dass man das nicht mehr toppen kann. "Desperate Housewives" wurde hiermit die Messlatte ganz hoch gelegt.
Samuel W. - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: GuiltyErstausstrahlung (US): 28.11.2004
Erstausstrahlung (DE): 31.05.2005
Regie: Fred Gerber
Drehbuch: Kevin Murphy
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