Review: #6.06 Strafe muss sein
Im Prinzip müsste ich mir ja wirklich Sorgen machen, ob der sechsten Staffel der "Desperate Housewives" nach einem tollen Anfang nach und nach die Luft ausgeht. Der einzige Grund, weshalb ich diese Angst (noch) nicht habe, ist die Tatsache, dass relativ viel Potential für gute Stories vorhanden ist. Nur irgendwie scheinen die Autoren dieses Potential noch nicht ausschöpfen zu wollen. Das liegt vielleicht auch daran, dass im mittlerweile sechsten Jahr einfach schon alles erzählt wurde, man nicht mehr so viele Ideen hat und wenn mal einige tolle Ideen vorhanden sind, diese so lange hinauszögert werden, um damit eine Staffel füllen zu können. Wenn das wirklich der Fall wäre, dann wird mir schon ganz schlecht wenn ich daran denke, dass ABC die Serie am liebsten noch drei weitere Jahre laufen lassen würde. Mal schauen, ob die Zuschauer da mitspielen.
"#6.06 Don’t walk on the Grass" folgt eigentlich dem gleichen Schema, wie die Folge zuvor: Bree und Susan können für gute Szenen sorgen, während Gaby und Lynette erfolgreich meine Desinteresse wecken konnten.
There are so many Rules in this World, that’s why we must start learning them when we’re still Children. We are told very clearly: Don’t say bad Words.
Hätte ich geahnt, dass die ganze "Gaby zweifelt an ihren Qualitäten als Mutter"–Geschichte in der letzten Folge gar keine Lückenfüllerstory, sondern anscheinend der Beginn einer festen Storyline war, dann hätte ich Gabys Part in der letzten Woche noch mehr verurteilt als ich es sowieso schon tat. Das kann doch wirklich nicht der Ernst der Autoren sein, uns mit so einer Storyline zu langweilen. Es wird vielleicht mal die ein oder anderen schöne Szenen zwischen Mutter und Tochter geben oder emotionale Momente zwischen Gaby und Carlos, aber von wirklicher Spannung kann man doch bei weitem nicht reden.
Prinzipiell regt mich gar nicht die Storyline an sich auf, sondern viel mehr die Tatsache, dass uns etwas Besseres geboten werden könnte. Und da wären wir bei dem anfangs erwähnten Potential, das sich in diesem Fall in nur einem Namen widerspiegelt: Ana Solis. Wo ist das zickige und komplizierte Gör, von dem ich hoffte, es könnte ein wenig Schwung in Gabys und Carlos’ Ehe und Leben bringen? Schon seit zwei Folgen ist sie wie vom Erdboden verschluckt. Keiner kann mir sagen, dass das kurze Spielchen mit John schon alles war, was uns die Autoren mit dem Charakter zu bieten haben. Ich bin davon überzeugt, dass da noch etwas Größeres auf uns zukommt. Die Frage ist nur wann. Und die Tatsache, dass ich mir bis dahin die Streitereien zwischen Mutter und Tochter ansehen werden muss, verdirbt mir ein wenig die Vorfreude auf die nächsten Folgen.
Immerhin gab es einige witzige Momente, wie Juanitas Ausrutscher während des Theaterspiels oder Gabys Ausraster im Direktorat. Aber Humor gehört in dieser Serie zum Standartrepertoire, weshalb solche Szenen nicht mehr sonderlich herausstechen, sondern einen kurz zum Lachen bringen und dann schon wieder vergessen sind.
You are not allowed to cheat on Tests.
Kommen wir zum zweiten Problemkind dieser Folge: Lynette. Oder besser gesagt Tom, der sich wirklich aufführt wie ein verzogener Teenager. Ich dachte nach dem Fünf–Jahres–Zeitsprung eher, dass wir sehen werden, wie sich Lynette mit ihren schwierigen Zwillingsteenagern herumschlagen muss. Und ich habe mich nach dieser Folge ernsthaft die Frage gestellt, ob die Autoren Porter mit Tom verwechselt haben. Letzte Folge hatte ich doch tatsächlich noch gesagt, dass ich von Toms Verhalten positiv überrascht war, während er diese Folge wieder alles zunichte gemacht hat und mich wieder sagen lässt: Das können die Autoren doch nicht ernst meinen?!
Schon Ende der fünften Staffel fand ich es ein wenig lächerlich, dass Tom wieder studieren gehen will. Aber dass Tom einen riesigen Aufstand macht, weil er mit den Kursen nicht zurechtkommt, dann auch noch bei den Tests schummelt und sich noch mehr darüber aufregt, dass Lynette ihm das Schummeln verbieten will, war für mich wieder mal einfach nur lächerlich, lächerlich und lächerlich! Würde man diese Story Porter auftragen, wäre das ja wirklich noch in Ordnung. Dann würde es mal wieder einige Mutter/Sohn–Konflikte geben, die es eigentlich schon lange nicht mehr gab und das Potential nach dem Zeitsprung auch diesbezüglich total verschwendet wurde.
Apropos Potential: Mir ist schon klar, dass Lynette erst im ungefähr dritten Monat schwanger ist, aber könnte man daraus nicht trotzdem noch einige vernünftige Plots zusammenbekommen? Gegen das, was uns diese Folge geboten wurde, war die Story über Lynettes Busen (#6.04) ja noch ein Geniestreich. Nach der wahnsinnig emotionalen und toll gespielten Szene im Staffelauftakt, als Lynette klar wird, dass sie ihre ungeborenen Kinder gar nicht liebt, hatte ich wahnsinnige Hoffnungen in die Schwangerschaft gesteckt. Ich bin mir auch sicher, dass diese noch für einige gute Momente sorgen wird, allerdings müssen wir darauf wohl noch ein wenig warten. Einziges Highlight war letztendlich Gabys Bemerkung über Lynettes Gewicht und ihre Reaktion darauf. Ich habe zwar noch keine Gewichtszunahme bei ihr bemerkt, aber dennoch war diese kurze Szene das Beste von sowohl Lynettes als auch Gabys Part ... und das ist doch wirklich traurig.
You shouldn’t cover a Man who isn’t Yours.
So, kommen wir endlich zu den Lichtblicken dieser Folge, angefangen bei dem Dreiergespann Susan/Katherine/Mike. Wow, ich hätte nie geglaubt, dass ich die Namen Susan, Katherine und Mike zusammen mit dem Wort "Lichtblick" in Verbindung setzen würde.
Dass Susans kleiner Ausrutscher nicht ohne Folgen bleiben wird und Katherine daraus profitieren will, dass sie von Susan angeschossen wurde, war klar. Genauso klar war, dass Susan auf Katherines Erpressungsversuch eingehen wird. Aber letztlich war glaube ich selbst Susan bewusst, dass Katherines Freundschaftstour wohl eher die "So bekomme ich Mike ins Bett"–Tour war, denn nicht umsonst ist Susan mit Mike zusammen zu Katherines Klempnerauftrag gegangen. Und hier fing der ganze Spaß erst an, welcher der Folge unzählige Top–Momente einheimste: Katherine öffnet leicht bekleidet und chic gestylt die Tür – Top! Susan betritt Katherines Schlafzimmer, das mit Rosenblätter, Kerzen und Champagner hergerichtet worden ist und ist sichtlich schockiert von ihrem Fund – Top! Susan betritt das Badezimmer, wo schon ein warmes Schaumbad auf Katherine und Mike gewartet hätte – TOP! Susan konfrontiert Katherine und alles endet darin, dass beide nach einer kurzen Rangelei im Schaumbad landen – TOP!! Und zu guter letzt: die total durchnässte Susan läuft zu ihrem Mike und macht ihr klar, dass sie ab heute Katherine wieder hassen werden – TOP!!!
Susans Streit mit Katherine wird langsam aber sicher immer schmutziger und jetzt, nachdem Susan von Angie den Verdacht auferlegt bekommen hat, dass womöglich Katherine diejenige ist, die Julie gewürgt hat, da sie dachte, es handele sich dabei um Susan, erreicht die Susan/Katherine–Story ganz andere Dimensionen. Wobei ich nicht glaube, dass Katherine die Täterin war, aber wir werden es sehen. Vielleicht will Angie auch einfach nur Katherine alles in die Schuhe schieben, um den Verdacht von sich selbst abzulenken? Ich bin gespannt, wer letztendlich der Täter war.
Wo wir gerade bei Angie waren: langsam aber sicher erfahren wir immer mehr über sie und ihre Familie, ohne jedoch noch immer eine Ahnung zu haben, was für ein Geheimnis sie haben. Was wir jetzt wissen ist, dass noch nicht einmal Angies Mutter wissen darf, wo sich die Bolens zur Zeit aufhalten, und dass Angie aller Ansicht nach Italienerin ist. Italienerin, neue Identität, geheimer Aufenthaltsort ... kann es sein, dass die Bolens vor der Mafia flüchten? Erinnert mich natürlich zwanghaft an die grandiose Serie "Die Sopranos", in der Drea de Matteo bereits eine Hauptrolle verkörperte. Dort wurde ihre Figur allerdings ermordet, obwohl das nie gezeigt worden ist und immer wieder die Vermutung aufkam, dass ihre Figur noch am Leben ist. Wer weiß, vielleicht wird Adriana La Cerva, so der Name der Figur, in "DH" wieder aufgegriffen? Gut, das ist etwas zu weit hergeholt. Abschließend natürlich meine obligatorische Äußerung: es bleibt weiterhin spannend!
And you shouldn’t betray a Man who is.
Brees Story war diese Folge, wie soll es auch anders sein, mal wieder am stärksten. Und so wie es aussieht, wird aus Bree Hodge wohl bald Bree Meyer werden, was zwar scheußlich klingt, aber gut funktionieren könnte. Bree und Karl als Ehepaar ist zwar mehr als unvorstellbar, aber genau deshalb ist es so reizvoll und ich hoffe, dass die Beziehung zwischen den beiden nicht auf irgendeine Weise abrupt beendet wird.
Die gesamte Zeit über wurde uns Karl eigentlich viel zu nett dargestellt, denn schließlich kennen wir ihn zwar als charmanten Gentleman, aber noch mehr als unmoralischen Exmann von Susan. Und um letzteren mal wieder ein wenig mehr zum Ausdruck zu bringen, half schon eine simple Brosche, die Bree von Karl geschenkt bekommt. Dummerweise findet Bree heraus, dass die Brosche auch mal Susan gehört hatte und Karl sie ihr nach der Scheidung gestohlen hat, Susan allerdings klar gemacht wurde, sie hätte sie verloren. Brees wütende Reaktion ist natürlich verständlich, denn Karl hatte die Brosche noch als etwas besonderes gepriesen. Allerdings frage ich mich, weshalb Karl ihr eigentlich die Brosche geschenkt hat. Er muss doch wissen, dass Susan sich noch an die Brosche erinnern wird und es ihr sicher nicht entgeht, wenn Bree sie auf einmal trägt.
Karls Heiratsantrag fand ich ziemlich überraschend. Zwar gestanden sich beide anfangs ihre Liebe, aber dass gerade Karl Bree gleich heiraten will, ist für mich unverständlich. Vielleicht hat er Angst sie zu verlieren und möchte sie so an sich binden. Oder er will sie heiraten, sich dann wieder von ihr scheiden lassen und sich durch sein Anwaltsgeschick Brees Vermögen unter die Finger reißen. Doch Letzteres ist eher etwas unwahrscheinlich. Dass Bree noch nicht gleich zusagt war wiederum nicht überraschend, schließlich ist sie keine Dame, die sich einfach mal in einem Büro eines Scheidungsanwaltes spontan verlobt (was auch ein wenig paradox wäre). Deshalb fand ich Brees Ultimatum ganz schön und ihr Wille, sich erst einmal ordentlich von Orson scheiden zu lassen. Eine ordentliche Scheidung ... wo gab es denn so was bei "Desperate Housewives" schon mal? Ich bezweifle stark, dass die Scheidung wirklich ordentlich über die Bühne laufen wird. Und irgendwie habe ich auch so das mulmige Gefühl, dass es das Ehepaar Bree und Karl Meyer wohl niemals geben wird. Und ich hoffe, dass mich mein Gefühl in die Irre leitet.
So we grow up and still rebreak the Rules. Completely forgetting, that if someone catches us we will be punished.
Ja, Brees Plan mit der ordentlichen Scheidung wird nur dann aufgehen, wenn auch ein ganz bestimmter Faktor gegeben ist. Nämlich, dass Orson nichts von der Affäre weiß. Und genau das scheint nicht mehr lange der Fall zu sein, denn nach dem Ende dieser Folge müsste Orson eigentlich einen Verdacht bekommen. Oder auch nicht. Denn ich denke, dass es einfach zu unvorhersehbar für Orson ist, dass Bree eine Affäre mit Karl hat. Wie sollte er das auch ahnen, schließlich hat Karl nie eine große Rolle in Brees Leben gespielt, da er immer nur der Kerl war, der Susan betrogen und verlassen hat. Kerle, mit denen Bree nie etwas zu tun haben würde – eigentlich nicht. Außerdem weiß Orson auch nichts von dem Glück, dass seine Frau Karl als Anwalt gegen ihn angesetzt hat. Von daher braucht man sich meines Erachtens keine großen Sorgen zu machen, dass die Affäre schon bald aufgedeckt wird. Ein paar Folgen werden sich die Autoren da sicherlich noch gönnen.
Fazit
Von langweilig und nervig bis hin zu unterhaltsam und spannend war in dieser Folge alles vertreten, was sie ziemlich schwer zu beurteilen macht. Aber letztlich zählt nur das Gesamtbild, welches nicht über ein "durchschnittlich" hinauskommt.
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Don't Walk on the GrassErstausstrahlung (US): 01.11.2009
Erstausstrahlung (DE): 10.02.2010
Regie: David Grossman
Drehbuch: Marco Pennette
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