Review: #7.12 Einsamkeit
Als ich mir so manche Meinungen zu #7.12 Where do I belong? durchgelesen hatte, ist mir, wie Stefan Raab es so schön sagen würde, das Frühstücksmettbrot in die Kaffeetasse gefallen. Die überwiegend negativen Kritiken konnte ich dermaßen wenig nachvollziehen, dass ich mir die Folge noch ganze zwei weitere Male angeschaut hatte, nur um mich danach immer noch zu fragen, weshalb diese Folge bei anderen so schlecht weg kommt. Zugegeben, die Episode zählt nicht zu den spannendsten oder ereignisreichsten Folgen, wohl aber zu den emotionalsten dieser Staffel.
Wiedersehen
Auch wenn es manchmal an Ideenlosigkeit grenzt, finde ich die kurze Rückkehr mancher Charakter oftmals ziemlich schön. So feierten wir in dieser Folge ein kleines Wiedersehen mit Susans leicht neurotischer Mutter Sophie, die wir somit das erste mal seit #2.08 Der rote Ballon wieder zu Gesicht kriegen. Ein großer Fan dieses Charakters war ich noch nie, raubte er dem Zuschauer und Susan doch gerne mal die Nerven. Das war in dieser Folge zunächst auch nicht anders, denn abermals strapazierte sie mit ihrer Art die Gemüter – und enttäuschte Susan gleich noch auf allen Ebenen, als sie sich nicht dafür bereiterklärt hat, ihr eine Niere zu spenden. Ich ahnte bereits, dass hinter der vermeidlichen Kreuzfahrt etwas anderes steckt und sie Susan etwas verheimlicht – in diesem Fall nämlich, dass ihre „Reise“ weniger mit Schiffskabine und Cocktails, als viel mehr mit Krankenzimmer und Chemotherapie zu tun haben wird. Sophie leidet also an Krebs, was Susan von ihrer Tante Claire erfährt. Ihre Mutter selbst besteht darauf, dass Susan nichts davon erfährt, denn sie möchte nicht, dass sie die erste Geige spielt und damit Susans momentane Situation eine geringer Rolle spielt. Hatte man als Zuschauer also zunächst geglaubt, Susans Mutter habe sich in den letzten Jahren nicht geändert, so wird mein nun eines besseren belehrt. Diese Wendung ließ die vorherigen Szenen, in denen Sophies Verhalten einfach nur für Kopfschütteln sorgte, gleich in einem anderen Licht erstrahlen, weshalb ich dieser Storyline auch kaum etwas Negatives abgewinnen kann. Das finale Gespräch zwischen Mutter und Tochter war zudem noch ein echtes emotionales Highlight, für das sich Sophies kurze Rückkehr gelohnt hat und ich wäre sogar bereit, ihr als Charakter eine zweite Chance zu geben. Wenn wir sie in Zukunft also noch einmal in der Serie sehen werden, hätte ich momentan nichts dagegen.
Die Puppenspielerin
Gabys momentane Storyline ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und an dieser Stelle kann ich sogar diejenigen verstehen, die es mehr als lächerlich finden, dass Gaby ihre tiefen Gefühle für Grace auf eine Puppe projiziert. Andererseits ist es wissenschaftlich bewiesen, dass große Verluste oftmals zu merkwürdigen Obsessionen führen können, weshalb wir uns wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass Gaby in nächster Zeit als Puppenmama unterwegs sein wird. Auch wenn manche diese Story ein wenig belächeln werden, so kann niemand leugnen, dass die Inszenierung von Gabys Szenen in dieser Folge einfach grandios waren. Besonders der Moment, als sich Gaby und die Puppenverkäuferin die Geschichten ihrer „Lieblinge“ erzählen, sorgte für Gänsehaut und machte außerdem klar, wie ernst es doch um Gabys Psyche steht. Potential für die kommenden Folgen ist somit reichlich vorhanden, zumal nun auch Carlos einmählich Zeuge von Gabys merkwürdiger Obsession wird. Hier erhoffe ich mir dann, dass Carlos endlich einsieht, dass er seiner Frau keinen Gefallen tut, dass Thema Grace zu verbieten. Dessen Verhalten ist mir schließlich schon seit geraumer Zeit suspekt. Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn sich Gaby zunächst einmal einer Freundin anvertraut bzw. eine ihrer Freundinnen selbst merkt, dass mit Gaby etwas nicht stimmt. Bree wäre dafür natürlich schon einmal eine gute Kandidatin, nachdem sie in dieser Folge mitbekommen hat, dass Gabys Verhalten doch etwas merkwürdig erscheint.
Rache
Während die Storys um Gaby und Susan fast ausschließlich ohne Humor auskamen, sorgte Lynette reichlich für ordentliche Lacher. Nun da sie weiß, dass Tom und Renée früher eine Affäre hatten, lässt sie es sich natürlich nicht nehmen, sich an Tom zu rächen – und ihre kleinen Racheaktionen waren durchgängig herrlich und ihre Motive, weshalb sie nicht lieber mit Tom darüber spricht, auch recht nachvollziehbar. Schließlich wäre die Gefahr nach so einem Schock recht groß, bei einer sofort erfolgenden Konfrontation schnell die Kontrolle zu verlieren. Somit möchte Lynette das Ganze erst einmal verdauen und vertreibt sich die Zeit inzwischen damit, ihr Leben ein wenig zu versüßen, indem sie an Tom Rache nimmt – diese ist ja bekannterweise süß. Als Tom durch Renée (im Übrigen absolut grandios, als diese plötzlich auf Toms Rücksitz auftaucht) erfährt, dass Lynette von der Affäre weiß, ändert sich der Grundton der Story, die damit auch die benötigte Tiefe verliehen bekommt. Am schönsten war natürlich die Versöhnung der beiden, bei der es diesmal kein großes Versöhnungsgespräch gebraucht hatte. Es war eine richtig tolle Szene, als Lynette am Frühstückstisch ihre Familie begutachtet und ihr klar wird, dass sie dank Tom ein wundervolles Leben führt und es absolut dumm wäre, das alles in Gefahr zu bringen. So schön war eine Versöhnung in dieser Serie selten und das, obwohl kein Wort gesprochen wurde. Schweigen ist also weiterhin Gold.
Die üblichen Verdächtigen
Bei Bree hat man mal Abstand von einer Keith-zentrierten Story gehalten, was ganz erfrischend war. Sie stattdessen in Interaktion mit Beth zu zeigen, hat mir als Ausgleich sehr gut gefallen, vor allem die Grundidee, nämlich, dass Beth ein wenig mehr in die Wisteria Lane integriert wird. Anfangs wirkte das Ganze leider wenig spektakulär und eher belanglos, doch der anschließende Abend bei Bree, wo sich die anderen Frauen skeptisch mit Beth treffen, war das Highlight dieser Folge schlechthin. Nicht nur die Skepsis der Frauen und deren Verhalten gegenüber Beth zu Beginn waren hervorragend, sondern vor allem die letzten Minuten, als Beth plötzlich die vermeidliche Waffe überrascht unter Brees Kissen hervorzieht, mit der Paul angeschossen wurde. Zwar hatte ich schon gleich die Ahnung, dass der angebliche Blumenkurier etwas damit zu tun hatte, doch die Reaktion aller Anwesenden war einfach nur herrlich in Szene gesetzt. Zumal wir nun vor einer allzu lustigen und natürlich auch interessanten Konstellation stehen: Während die anderen Frauen glauben, Beth wolle die Schuld auf sie schieben, glaubt Beth wiederum, dass die Housewives einen Komplott schmieden, um ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich muss gestehen, dass ich wirkliches Mitleid mit Beth habe: Nicht nur die gesamte Nachbarschaft verdächtigt sie, mit dem Attentat auf Paul etwas zu tun zu haben, sondern auch Paul selbst sieht in ihr die Hauptverdächtige. Somit ist Beth wirklich auf sich allein gestellt, obwohl sie eigentlich keine böse Absichten (mehr) zu haben scheint. Und so wie ich weiterhin vermute, wird Beth wohl zu Unrecht dafür bestraft werden, in welcher Form, wird sich später zeigen.
Gegen Ende hält die Episode eine gelungene Überraschung dabei: Zach is back! Zumindest war er es, der, verkleidet als Blumenkurier (was auf mich allerdings ein wenig lächerlich wirkte), die ominöse Waffe unter Brees Sitz deponiert hat. War er es also, der auf Paul geschossen hat? Oder versucht er, eine andere Person zu decken? Obwohl ich mit Zach als Charakter in der Vergangenheit wenig anzufangen wusste, bin ich über dessen Rückkehr ganz glücklich, da die Paul/Zach-Story, die immerhin die gesamte zweite Staffel lang thematisiert wurde, nie wirklich zu Ende gebracht wurde. Daher kann man jetzt schon davon ausgehen, dass das erste Aufeinandertreffen zwischen Paul und Zach nach Jahren alles andere als harmonisch ausfallen wird, wenn man bedenkt, dass Zach es letztendlich war, der Paul im Gefängnis zurückgelassen und selbst mit dem Erbe von Großvater Noah abgehauen ist. Und auch was Mike und Zach betrifft – Zach ist schließlich Mikes leiblicher Sohn – wird es mit Sicherheit noch einiges an Potential geben, wobei ich hoffe, dass es dabei nicht in eine genauso nervige Storyline ausarten wird, wie in Staffel 2. Generell gefällt es mir aber nach wie vor sehr gut, dass Staffel 7 inhaltlich so intensiv auf die ersten Staffeln der Serie eingeht.
Fazit
Nein, ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, weshalb diese Folge von manchen als eine der schwächsten der Staffel angesehen wird. Selbst beim dritten Mal Anschauen hatte ich Gänsehaut, als Gaby der Puppenverkäuferin die Geschichte „ihrer“ Prinzessin erzählt. Ich war wieder emotional mitgenommen, als Susan sich mit ihrer Mutter ausspricht und ihr eine schöne „Reise“ wünscht. Ich musste abermals tierisch lachen, als Lynette mit einem Liedchen auf der Lippe Abführmittel in den Brownie-Teig mischt und noch immer habe ich den herrlichen Moment vor Augen, als Beth plötzlich eine Waffe unter Brees Kissen hervorzieht. Natürlich hat uns #7.12 Where do I belong? inhaltlich nicht groß weiter gebracht, doch die Fülle an großartigen emotionalen Momenten würde mich wohl auch nach dem sechsten Mal Anschauen dazu verleiten, diese Folge als überaus gelungen zu bezeichnen.
Manuel H. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Where Do I Belong?Erstausstrahlung (US): 09.01.2011
Erstausstrahlung (DE): 23.03.2011
Regie: David Grossman
Drehbuch: David Schladweiler
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