Bewertung

Review: #8.06 Paranoia

Foto: Vanessa Williams, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Vanessa Williams, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Nach #4.06 Angst und #7.06 Schreckgespenster lässt es sich "Desperate Housewives" auch in seinem letzten Jahr nicht nehmen, das große Fest der Geister, Untoten und Hexen zu thematisieren. Mit #8.06 Witch’s Lament, für die im Übrigen Alejandro-Darsteller Tony Plana auf dem Regiestuhl Platz nahm, hält also das allerletztes Mal in der Geschichte der Serie Halloween Einzug in die Wisteria Lane und zeigt uns, dass an Halloween nicht nur Menschen mit einer Kürbisphobie ihren blanken Horror erleben, sondern auch jene, die von den Geistern der Vergangenheit eingeholt werden.

Threats

Bereits die ersten Minuten der Folge waren wirklich gelungen, deren Inszenierung irgendwie total ungewohnt für "Desperate Housewives" war und sehr gespannt auf die Folge an sich machte. Einziger Nachteil war dabei, dass die letzte Szene doch ein wenig zu offensichtlich erahnen ließ, was Bree, Gaby und Lynette so schockiert zu Boden sehen ließ. Dabei erlebte Bree ihren ersten großen Schock bereits einige Tage vor Halloween. Wir erinnern uns an das Ende der letzten Folge #8.05 The Art of Making Art: Dort stand Bree zusammen mit Ben an einem idyllischen Plätzchen im Wald, wo Ben plant, ein riesiges Gebäude für Obdachlose zu errichten – und dummerweise befand sich dieses Plätzchen genau dort, wo Bree mit ihren Freundinnen Alejandros Leiche vergrub.

Für Bree ein Alptraum, für uns Zuschauer Genuss pur. Schließlich garantierte dieses Ende praktisch dafür, dass #8.06 endlich wieder Dynamik in die Storyline um Alejandro bringen wird. So kam es schließlich auch und stellenweise fühlte ich mich atmosphärisch sehr an den Staffelauftakt erinnert – ein verdammt gutes Zeichen, wenn man bedenkt, dass ich in den letzten Folgen immer wieder die Tatsache kritisieren musste, dass man sich qualitativ recht weit vom sehr gelungenen Auftakt entfernt. Nun besinnte man sich doch wieder auf die Stärken des Auftakts und griff vor allem auf einen Faktor zurück, der den Auftakt so stark machte. Denn wieder bekamen wir das Bree/Gaby-Gespann zu Gesicht, was wohl so gut wie immer funktioniert. So auch in dieser Folge, denn ihre neuerlichen Versuche, sich aus dem Schlamassel zu befreien, waren zum Brüllen komisch und konnten mit ihrer Froschaktion beinahe die Autobeseitigungsszene aus #8.01 übertrumpfen. Doch auch alleine funktionierte Bree in dieser Folge hervorragend, wie beispielsweise die Szene zeigte, in der sie Ben verzweifelt versucht zu überreden, das Projekt abzubrechen.

Derweil versuchte Gaby, ihrem Mann zu helfen, nachdem er in der letzten Folge deutlich alkoholisiert in Juanitas Schule erschien. Dabei könnte man fast meinen, Gaby würde sich an Carlos rächen wollen. Denn in der letzten Staffel war es Gaby, die nach der ganzen Geschichte um ihre leibliche Tochter Grace einen emotionalen Tiefpunkt erreichte und statt, dass er sich wirklich um die Sorgen seiner Frau kümmerte, ignorierte Carlos ihren Kummer zunächst, ehe er sie später zu einer Therapie schickte. Momentan erleben wir genau die gleiche Situation, nur umgedreht: Carlos ist am Boden, doch statt ihm zu helfen ignorierte Gaby seine Sorgen in #8.05 noch vollständig, während sie ihn jetzt lieblos in eine Therapie schickt, statt einmal mit ihm selbst zu reden. So wenig ich mit Carlos’ Verhalten in der letzten Staffel zurecht kam, so wenig komme ich nun mit Gabys Verhalten klar, weshalb ich mir wünsche, dass endlich mal seit langem wieder eine richtig gute Szene zwischen ihr und Carlos zustande kommt. Interessant bleibt aber nach wie vor, wie es mit Carlos weitergehen wird, da seine Verfassung mittlerweile wirklich besorgniserregende Formen annimmt und wohl die Frage bleibt, wie sehr sich sein Zustand verschlimmern wird. Und tatsächlich gelang es der Serie mit dieser Folge, mich wirklich ein wenig zu erschrecken. Denn als Carlos plötzlich halluzinierte und einen quicklebendigen Alejandro vor sich sah, musste auch ich ordentlich zusammenzucken.

Natürlich erlebte ich längst nicht den Schock, den Bree, Gaby und Lynette in der letzten Szene der Folge wiederfuhr. Ihr Versuch, Alejandros Leiche auszugraben und an einen anderen Ort zu bringen, scheitert nämlich an einer einfachen Tatsache: Jemand kam ihnen zuvor. So sehen wir, wie die drei Damen vor einem bereits ausgehobenen und leeren Grab stehen. Eines muss man der achten Staffel lassen: sie bietet grandiose Cliffhanger. Und ganz egal, ob die Polizei oder irgendeine einzelne Person die Leiche entwendet hat: Das Eis, auf dem sich die Damen bewegen, wird immer dünner. Die Frage bleibt nur nach wie vor: Wie lange hält das Eis noch – und wer bricht als erstes ein?

Tricks

Abgesehen von Alejandros Leiche, sah sich Lynette in dieser Folge einer weiteren Bedrohung ausgesetzt: Toms neuer Freundin Jane, die wir bereits in #8.04 School of Hard Knocks kurz zu Gesicht bekommen haben. Dass diese Storyline noch recht brisant würde, wurde am Ende der letzten Folge klar, als sich Lynette dafür entschied, weiterhin um ihre Ehe zu kämpfen. In dieser Folge steht sie das erste Mal der neusten Bedrohung gegenüber und auch wir Zuschauer lernen Jane nun richtig kennen. Und das vorläufige Fazit dieses Charakters: überraschend gut! Gerne werden solche Charaktere, die der Beziehung eines Paars im Wege stehen, übertrieben hinterlistig oder überspitzt nervig dargestellt. Jane hingegen wirkt auf den ersten Blick ungemein sympathisch, einfach deshalb, weil sie als Frau, die nach einer Scheidung endlich wieder einen liebenswerten Mann kennen gelernt hat, absolut authentisch erscheint. Sie hat nicht vor, mit den hinterhältigsten Mitteln Lynettes Ehe zu zerstören, aber eben auch nicht, Lynette ihren Mann einfach wieder zu überlassen, da sie einmal selbst auf ihr Glück bedacht ist. Und mal ehrlich, irgendwie ist das nochvollziehbar, auch wenn es natürlich nicht wirklich ein netter Akt ist. Dennoch ist Jane definitiv (noch) kein Charakter, der auf irgendeine Art und Weise negativ auffällt und ich freue mich viel eher auf den weiteren Verlauf der Handlung und dass wir Jane öfter zu Gesicht bekommen. Apropos: Ich bin gespannt, wer zuerst ein anderes Gesicht zeigt. Wird es Lynette sein, die eventuell zur hinterhältigen Fast-Ex-Frau wird und vor nichts zurückschreckt, um ihre Ehe zu retten? Oder mutiert Jane letztendlich doch noch zur obligatorischen neuen Freundin, die mit unfairen Mitteln ihr Revier verteidigt? Abgesehen von den interessanten Szenen zwischen Jane und Lynette, sorgte Lynettes Lüge rund um das Kostüm für Penny für herrliche Momente. Das Highlight war dann natürlich Penny in dem recht freizügigen Katzenkostüm, das ein Freund von Renee hergestellt hat. Lynettes Blick, als Penny die Peitsche schwingt, toppte sogar noch einmal Lynettes Blick aus der letzten Folge, als Lynette in der Bar von einem Mann angesprochen wurde, der stolz sein leuchtendes Jackett demonstrierte.

Treats

Derweil demonstrierte diese Folge noch etwas anderes, nämlich, dass Renee wirklich zu Hochformen auflaufen kann, wenn man sie nur lässt. Denn in dieser Folge hatte Renee wohl die unterhaltsamste Geschichte, die sie in dieser Serie bisher zu bieten hatte und wirklich nur ganz allein ihr gehörte. Das erste Mal seit #8.02 Making the Connection thematisierte man die Beziehung zwischen Renee und Ben, die in dieser Folge neue Dimensionen erreicht hat – für Renee fast schon undenkbare Dimensionen. Denn ja, die männerfressende Renee scheint tatsächlich ernsthafte Gefühle für Ben zu entwickeln und am Ende der Folge zeigte sich auch, dass das in Zukunft richtig harmonisch werden könnte ... wäre da nicht nach wie vor mein Gefühl, das sagt, dass Ben nicht der nette Gentleman zu sein scheint, den er vorzugeben versucht. Natürlich, momentan gibt es wirklich wenige Anzeichen dafür, dass Ben auf irgendeine Art und Weise noch für gewaltigen Ärger sorgt. Aber mir schwirren noch die Szenen zwischen Ben und Mike aus #8.02 im Kopf herum. War Bens Verhalten da nicht sehr merkwürdig? Weshalb interessierte er sich so für Mike, nachdem er wusste, dass er einmal eine kriminelle Vergangenheit hatte? Ich kann mir wirklich kaum vorstellen, dass man uns Ben in Zukunft nur noch als Gentleman zeigt, der Renee zu bändigen versucht. Das will ich mir auch gar nicht vorstellen, da Ben einfach ein zu guter "bad guy" wäre, als dass man ihn lediglich als Renees Liebhaber "verbraucht".

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die erste Liebesnacht zwischen den beiden, die letztendlich mit keiner endete, dafür aber mit grandiosen Szenen, in denen Vanessa Williams wieder einmal schön zeigte, was sie so drauf hat. Gemeint sind natürlich die Momente, als sie die Nebenwirkungen ihrer Liebesdroge zu spüren bekommt und – passend zu Halloween – einen ordentlichen (Allergie)Schock bekam. Natürlich war dieses Szenario nicht neu und wurde schon in zahlreichen anderen Serien verwendet, aber Williams’ tolles Schauspiel und die herrliche Szene, als alle Kinder vor Entsetzen vor ihr wegrennen, waren einfach viel zu komisch, als dass man da groß etwas kritisieren müsse. Ingesamt war ich jedenfalls sehr zufrieden mit Renees Geschichte und es dürfen auch in Zukunft viel mehr davon folgen. Vielleicht schafft sie es dann sogar, mit der Zeit das Image der "billigen Edie-Kopie", das die Zuschauer dem Charakter gerne geben, zur Seite zu räumen.

Flops

Leider ist es seit langer Zeit der Fall, dass jede Folge immer mindestens einen Störfaktor beinhaltet, der verhindert, dass die jeweilige Episode wirklich rundum gelungen ausfällt. In dieser Folge war die Geschichte von Susan eben jener Störfaktor, der einen davon abbringt, #8.06 nahezu als perfekt zu bezeichnen. Erneut bekamen wir eine Geschichte aufgetischt, die sich um Susan und ihr Verhältnis zu Andre dreht. Und erneut etablierte sich dabei das Gefühl, dass die Storyline letztendlich doch nur als riesiger Lückenfüller fungiert, denn ich kann mir nicht vorstellen, wohin das Ganze führen soll oder wie man es noch spannend gestalten will. Die einzelnen Storys strotzen nämlich nur so vor Belanglosigkeit und während Susan in der letzten Folge immerhin noch für urkomische Momente sorgte, sorgte diese Storyline lediglich für gähnende Langeweile. Noch dazu kommt, dass Andre langsam zu einem weniger originellen Charakter verkommt, wie ich dachte. Anfangs wirkte seine Art noch interessant, aber mittlerweile nervt sein ständiges Gemotze nur noch, weshalb man auch wirklich keinen Spaß an den Szenen zwischen Susan und Andre hat. Und daran, dass durch die Storyline um Andre gleichzeitig Susans Verfassung aufgrund des Mordes an Alejandro tiefer thematisiert wird, glaube ich auch nicht mehr wirklich. Natürlich kann sich da von jetzt auf nachher etwas sehr Interessantes entwickeln, aber momentan steuert die Geschichte keinem wirklichen Ziel zu. Und bis man das eventuelle Ziel einmal anvisieren wird, könnte noch ein ziemlich langweiliger Weg vor uns liegen.

Fazit

Doch von Susans Part mal abgesehen, bot uns "Desperate Housewives" mit #8.06 Witch’s Lament wunderbare Unterhaltung, indem die restlichen Storylines einfach sehr überzeugen konnten. Renees Date mit Ben lieferte herrliche Momente, Lynettes Aufeinandertreffen mit Jane verlief überraschend klischeearm und brachte trotz einiger witziger Szenen die richtige Portion Ernsthaftigkeit mit sich und die Szenen rund um Gaby und Bree waren schlichtweg genial und spannend. Gepaart mit einem wunderbar fiesen und vielversprechenden Ende, befand sich die Serie mit dieser Episode endlich wieder auf dem Niveau des Staffelauftaktes und machte zudem klar, dass einem Halloween in der Wisteria Lane definitiv fehlen wird.

Manuel H. - myFanbase

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