Bewertung

Review: #1.09 Spuren der Vergangenheit

Foto: Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Dexter
© Paramount Pictures

#1.09 Spuren der Vergangenheit. Ja, das trifft den Kern der Episode, wie die Faust aufs Auge. Dexter lernt seinen Vater kennen, also im Grunde eigentlich nicht, aber er lernt ihn zu erkennen. Die Episode ist an dieser Stelle grandios gut gelungen und weiß nicht nur zu fesseln, sondern auch wirklich zu unterhalten. Auf der anderen Seite bastelt man dem entgegenstehend wieder eine Geschichte, auf die man hätte verzichten können.

Was hätte verlustig bleiben sollen...

Da fahren Doakes und Angel die Straße entlang und, ach oh weh welch Klischee, sieht Doakes einen Kriegsverbrecher, den er damals im Krieg auf Haiti gesehen hat. Einer, der schrecklichste Verbrechen an Menschen begangen hat. Und diese Person läuft Jahre später völlig unbehelligt über eine Brücke, im Arm eine Tüte mit Einkäufen. Er läuft da so lang, lässt sich wahrscheinlich seit Jahren die Sonne auf dem Wanst scheinen und ahnt nichts böses. Da wird er erkannt. Doakes stürmt ihm hinterher und er lässt die Tüte, wie theatralisch, fallen. Das ganze gab es schon so oft, dass jede einzelne Szene vor Schmalz trieft und nichts neues hinzu kommt.

Doakes kommt ungescholten davon und schlussendlich steht Angel als der Böse da, der doch nur die Dienstaufsicht nicht belügen wollte, weil es nicht in sein Weltbild passt. Eine Geschichte, so überflüssig, wie Butter auf einem Buttercroissant. Obwohl, das würde wenigstens noch gut schmecken, mal abgesehen von den Kalorien. Aber diese Storyline hätte man sich vollkommen sparen und den Darstellern einfach einmal einen Tag frei geben können, anstatt eine so abgehalfterte Geschichte zu bringen. Schade, schade, denn so geht einiges an Sendezeit drauf, die man besser für die wirkliche Story hätte gebrauchen können.

Was verlustig war und nun zurück ist – irgendwie

Dass Harry wohl nicht der Topvater ist, für den Dexter ihn hält, steht ja außer Frage. Sicher, er tat alles, um seinen Sohn zu schützen, doch dass das nicht ganz sauber ist, ist eine moralische Frage, die ich nicht beantworten werde. Kommen wir zur eigentlichen Geschichte der Episode, die so gut alleine hätte stehen können. Dexter erhält zwischen Tür und Angel einen Brief, der ihm sagt, sein Vater wäre gestorben und habe ihm ein Haus vererbt. Kein Wunder, dass Dexter daraufhin in eine Art Starre verfällt. Es sind die kleinen Dinge, die Dexter ein wenig aus der Bahn werfen, das fällt mittlerweile auf. Aber es stört auch nicht weiter, dass er in dieser Episode eher passiv ist und erst zum Ende hin aktiv wird.

Ich glaube nicht, dass es in der Episode, wie in den meisten anderen, um Dexter ging. Klar, er hat hier mehr über seine Herkunft erfahren und denkt über seine Vergangenheit mit Harry nach. Doch eigentlich ist Rudy die Hauptperson dieser Episode. Debra wird von ihm überredet, überhaupt erst zu Dexter und Rita zu fahren, um ihnen beim Ausräumen des geerbten Hauses zu helfen. Ist es nicht schön hinterhältig, wie Rudy hier die Stricke zieht? Ich finde, die Figur gewinnt, jetzt wo wir ja alle wissen, dass er der Kühllaster-Killer ist, immer mehr an Sympathie. Eine Sympathie aber, die eher Respekt gleichkommt, was sich aber erst in dieser Episode entwickelt. Respekt vor seiner umfassenden Arbeit und seinem Können, die Dinge zu lenken. Und darüber schwebt immer das Wissen, dass er nicht nur den Abschaum der Gesellschaft tötet, wie Dexter, sondern durchaus dazu bereit ist, unschuldige Menschen um die Ecke zu bringen. Gerade am Ende der Episode, als Rudy zurückkehrt, um die alte Dame aus dem Weg zu räumen, wird sehr deutlich, dass es weniger Sympathie ist, die man empfindet. Irgendwo ist immer auch ein wenig das Grausame, das Gruselige, das Abstoßende in Rudy selbst, was fasziniert. Man hat einfach einen abstoßenden Respekt vor ihm. Gerade diese Mischung macht ihn so faszinierend. Man will einfach wissen, wie und vor allem wann der völlig ahnungslose Dexter endlich dahinter kommt, wer Rudy ist.

Insgesamt wird in der Episode vor allem das Verhältnis von Vater und Sohn erarbeitet. Dexter erkennt, dass der Gott, für den er seinen Vater hielt, wohl nicht dieser ist, sondern jemand, der seinen Sohn belog. Er ist sich bewusst, dass Harry immer nur das beste wollte für seinen Sohn. Doch nun muss Dexter erkennen, dass seine Regeln nicht zwangsläufig nur auf seine Neigung angewandt wurden. Er erkennt, dass sein Vater viel mehr Einfluss auf ihn hatte, als er sich bewusst war. Vielleicht mehr Einfluss, als er eigentlich wollte. Dexter fragt sich nun, ob er bei dem Codex bleiben soll, den ein Mann ihm gab, der ihn offen angelogen hatte. Dexters Welt schwankt sehr. Und wie diese schwankenden Grundfeste im Folgenden von Rudy beeinflusst werden, ist völlig offen. Die Story spitzt sich zu und das Ende der Staffel kommt in Sicht.

Fazit

Zuletzt muss ich noch kurz das bahnbrechende Erlebnis mit Ritas Ex-Mann kommentieren. Eine kurze Schweigeminute... ach was, hoffentlich ist der Schleimbeutel bald weg. Alter Falter, geht der mir auf den Zeiger. Ein wenig Hoffnung, dass Dexter ihn ums Eck bringt, gibt's ja tatsächlich, nach den Ereignissen und Zweifeln der Episode.

Hätte man den Fall von Doakes weg gelassen, dann wäre es eine extrem gute Folge gewesen. So bekommt sie einfach Punktabzug, da dessen Geschichte alt und abgetragen ist. Pluspunkte sammelt sie durch die kleine Rita-Sache am Ende auf jeden Fall wieder, so dass sie nicht in Mittelmäßigkeit ertrinkt.

Jamie Lisa H. - myFanbase

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