Review: #1.08 Die Ausstellung
Ist es okay etwas Schlechtes mit guter Absicht zu tun oder anders formuliert heiligt der Zweck das Mittel? Das ist die zentrale Thematik dieser Folge. Sowohl Will als auch Joan sehen sich mit dieser Frage konfrontiert. Wills aktueller Fall dreht sich um einen Familienvater, der vermeintlich aus Notwehr und zum Schutz seiner Familie einen Einbrecher erschossen hat. Joan hat hingegen von Gott den Auftrag erhalten, zu verhindern, dass Adam mit seiner Skulptur an dem Kunstwettbewerb in der Schule teilnimmt. Kevin hingegen muss sich dem gut gemeinten Mitleid seiner Mitmenschen stellen und erkennt schmerzvoll, dass er aufgrund seiner Behinderung zwar eine Sonderbehandlung erfährt, er aber durch all die gut gemeinten Gesten zum Menschen zweiter Klasse degradiert wird.
Diese Folge ist meiner Ansicht nach genial gemacht. Die Geschichten sind stimmig, schwungvoll, lustig und wenn es darauf ankommt, auch ernsthaft erzählt. Joans Versuche eine Antwort auf die die zentrale Frage dieser Folge zu finden, führt sie zu den unterschiedlichen Welt- und Wertvorstellungen und lässt sie einen Streifzug durch die verschiedenen Vorstellungswelten und insbesondere Religionen machen. Zunächst versucht sich Joan an die Vernunft zu halten und wendet sich an Will. Brillant ist dabei die Szene, als Kevin herusposaunt, dass Will in seinen Anfangszeiten als Polizist einen Bankräuber aus Notwehr erschossen hat. Was zunächst als spaßige Szene beginnt, nimmt schnell ernste Züge an, als Will die Fassung verliert und klar macht, dass er nicht stolz darauf sei, ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben. Hier ist die Dramaturgie und vor allem die schauspielerische Leistung der Akteure besonders hervorzuheben. Wiederum zeigt sich insoweit auch die absolute Authentizität und Glaubwürdigkeit dieser Serie.
Joans Suche führt sie weiter zu Rabbi Polonski, der ihr die Glaubenssätze des Judentums näher bringt bzw. wohl eher für Verwirrung als für Klarheit sorgt. Beim Kunstwettbewerb trifft Joan dann auf Pater Ken, als Vertreter des Katholizismus. Dieser erklärt ihr, dass es die größte Täuschung des Bösen sei, die Menschen glauben zu lassen, dass es das Böse nicht gäbe. Für mich ein wirklich interessanter Gedanke vor allem auch mit Blick auf Joans in diesem Zusammenhang aufgeworfene Frage, ob das Böse manchmal das Gute imitiere.
Joan sieht sich bei all diesen abstrakten Erkenntnissen und Gedankengängen vor das Problem gestellt, einen Bezug zu ihrem eigenen Leben herzustellen. Theorie ist das eine, die Praxis das andere. So weiß sich Joan in ihrer Verzweiflung nicht mehr anders zu helfen, als Adams Skulptur zu zerstören und ihn dadurch davon abzuhalten, die Schule wegen seiner Kunst bzw. der Aussicht hiermit viel Geld verdienen zu können, abzubrechen. Sehr niedlich ist die Szene, wie Joan völlig apathisch auf der Couch sitzt und zu Helen meint, sie habe einen Mangel an Vorstellungskraft gehabt. Die Thematik Vernunft, Glaube und freier Wille ist höchst interessant und in dieser Folge absolut gelungen umgesetzt. Auch die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen des eigenen Handelns wird in dieser Folge sinnig und intelligent verarbeitet.
Einzig die Kevin-Szenen lassen bei mir Fragezeichen zurück. Zum einen ist es für mich etwas zu plakativ, dass Kevin aufgrund seiner Behinderung tatsächlich eine derartige Sonderbehandlung durch seine Mitmenschen erfahren soll, dass ihm sogar kriminelles Verhalten, in seinem Fall Ladendiebstahl, "verziehen" wird. Zum anderen passt für mich die Thematik falsches Mitleid bzw. Sonderbehandlung aufgrund Behinderung nicht wirklich in den Gesamtkontext dieser Folge. Nichtsdestotrotz ist auch Kevins Geschichte in dieser Folge zu meiner Überraschung mitreißend und nachvollziehbar erzählt.
Fazit
Insgesamt besticht diese Folge durch ihr intelligentes Konzept. Einfach eine Folge, die man gerne gesehen hat.
Anne L. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Devil Made Me Do ItErstausstrahlung (US): 14.11.2003
Erstausstrahlung (DE): 20.11.2004
Regie: James Hayman
Drehbuch: Hart Hanson
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