Review: #6.02 Gemeinheiten

"Eine himmlische Familie" war vor allem in den ersten Jahren eine Serie, die sich mit Problemen und Thematiken befasst hat, die jeden Menschen gleichermaßen betreffen. Die Serie nutze bei solchen Episoden immer die Gelegenheit über den Zuschauern etwas zu verdeutlichen und war genau durch diese vermittelte Moral für die ganze Familie so beliebt bei den Zuschauern. Mit den Jahren nahm genau dieser Schwerpunkt der Serie ab und die Geschichten waren nicht mehr wirklich tiefgründig, blieben oberflächlich und unterschieden sich letztlich überhaupt nicht mehr von üblichen Familienserien. Mit #6.02 Gemeinheiten kehrt die Serie jedoch zu ihren einstigen Stärken zurück und betrachtet dabei ein Thema das leider niemals unaktuell wird.

The issue is not who's to blame. The issue is who's going to take the responsibility. Why don't we claim responsibility? I mean, after all we're the one with the really power here. We have the power to change people's lives. We have the power to save people's lives.So I say we claim that power. Seize the day.

Die Serie greift hier ein Thema auf, das weltweit leider kein unbekanntes ist. Menschen werden überall gehänselt und durch vermeintliche Späße verletzt. Uns wurden in dieser Episode unterschiedliche Szenarien gezeigt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Von Spitznamen, über Späße am Arbeitsplatz bis hin zur Waffengewalt in der Schule. Gemeinsam hatten diese Handlungsstränge, dass sie dem Zuschauer vermitteln, wie sehr Menschen und den Gemeinheiten von anderen leiden können. Zwar gibt es viele, die diese Dinge mit Humor wegstecken, aber dies ändert nichts an der Situation, dass man verletzt wird - egal ob es von dem Gegenüber ernst oder scherzhaft gemeint ist.

Doch es geht eben nicht nur um die Personen, die diese Gemeinheiten aussprechen und damit andere Menschen verletzten. Es geht auch um jene, die diese Dinge mitbekommen und nichts dagegen unternehmen, niemandem verdeutlichen, wie verletztend ihre Aussagen sein können und denjenigen nicht beistehen, die in diesem Moment jemanden an ihrer Seite gebrauchen können.

Simons Ansprache am Ende fand ich sehr beeindruckend, vor allem, weil man sie nicht als große ausgefeilte Rede formuliert hat, sondern - wahrscheinlich bewusst - die starken Worte, die er von sich gegeben hat, umgangssprachlich verpackte und ihnen somit ein stückweit mehr Gewichtung verliehen hat. Doch wie man es auch formuliert hätte, die Aussage bleibt die gleiche: Um die Welt zu verbessern und in Bezug auf Amokläufe in der Schule sicherer zu machen, muss man bei sich selbst beginnen. Es genügt nicht einen Schuldigen zu finden und diesem die Verantwortung in die Hand zu legen. Man auch selbst eine Veränderung durchmachen, sich bewusst werden, dass Worte - egal wie sie letztlich gemeint sind - verletztend auf andere wirken können. Bevor man sich über andere in welchem Rahmen auch immer lustig macht, sollte man darüber nachdenken, wie man sich selbst fühlen würde bzw. es gleich bleiben lassen, da jeder solche Aussagen anders auffasst. Worte können verletztend sein, Worte können Schaden anrichten und leider können Worte auch in schrecklichen Handlungen enden. Bewusstes Nachdenken scheint in diesem Fall die beste Lösung zu sein.

Wie Simon es am Ende so schön formulierte: "What we do know...is that we can make a difference". Und genau diese Worte sind die Botschaft, die jeder aus dieser Episode mitnehmen sollte. Eine Botschaft, die zwar herrlich einfach klingt, aber wahrscheinlich das schwerste ist, was es zu erfüllen gilt, denn dies bedeutet, dass jeder an sich selbst arbeiten muss, Empathie aufbringen sollte und sich selbst nicht über andere stellen kann.

Randnotizen

Eigentlich will ich gar nicht weiter auf die verschiedenen Handlungsstränge eingehen, da sie meiner Meinung nach weniger wichtig für den Gesamtzusammenhang sind und vielmehr dazu dienten, die eigentliche Botschaft der Episode zu Tage zu fördern. Dennoch möchte ich zwei Dinge kurz erwähnen, die für mich die an sich wunderbare Episode ein wenig zurück geworfen haben:

Annies Eintreten in die Wechseljahre fand ich in der letzten Episode schon wirklich schrecklich und auch dieses Mal waren ihre Heulattacken einfach nur grenzwertig. Es ist zwar nett so ein Thema auch einmal aufzugreifen, aber scheinbar wollen die Autoren dies auf eine sehr humorvolle Art und Weise machen, wie die einzelnen Szenen andeuten. Dieser Humor geht jedoch vollkommen an mir vorbei und ich empfinde diese Szene eher als nervig und dementsprechend vollkommen überflüssig.

Lucy ist also endlich mal mit der Wahrheit über ihre Trennung von Jeremy heraus gerückt. Zwar finde ich den Trennungsgrund vollkommen verständlich, denn wie kann man in eine Familie einheiraten, die einen offensichtlich nicht mag, vor allem, wenn man ein so extremer Familienmensch ist wie Lucy. Dass sie aber so ein riesen Geheimnis aus der ganzen Sache gemacht hat, ist mir vollkommen unverständlich. Natürlich ist es unangenehm, wenn man zugeben muss, dass es Personen gibt, die einen nicht leiden können, jedoch hat die Camden-Familie einen solch starken Zusammenhalt, dass genau diese Tatsache Lucy keine Sorgen hätte machen müssen - wie man ja nun auch gesehen hat.

Fazit

Die Episode besinnt sich auf die eigentliche Stärke der Serie: Eine Botschaft zu vermitteln, die alle Menschen gleichermaßen betrifft, und zum Nachdenken anzuregen. Während dies leider seit langer Zeit nicht mehr geschehen ist, trifft die Serie hier voll ins Schwarze und beweist, warum sie es verdient hat, auch im sechsten Jahr noch über die Bildschirme zu flimmern.

Annika Leichner - myFanbase

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