Review: #3.04 Missverständnis
Obwohl der thematische Mittelpunkt dieser Episode sich eigentlich um das Thema "Lehrer" drehte, stand für mich ganz klar Simons Geschichte im Vordergrund.
Falsche Signale
Ich muss ehrlich zugeben, dass sich mir die Geschichte von Matt irgendwie nicht so wirklich erschließt. Wir haben ihn und Scott zusammen im Poolhaus gesehen, wie die beiden gelernt haben. Dann taucht die Dozentin der beiden auf und fragt, ob sie mit ihr Billard spielen wollen. Das ist Anlass genug für Scott, um hier sofort darauf zu schließen, dass die Dozentin an mehr interessiert ist, was Matt dazu veranlasst, dass er versucht sie zu küssen.
Nun ja… Wir wissen, dass Matt kein Kind von Traurigkeit ist und selten etwas anbrennen lässt, aber seine Dozentin zu küssen, nachdem man einen Abend mit ihr Pool gespielt hat? Das geht dann doch zu weit. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, wie Eric bei dieser Sache so ruhig bleiben konnte und sich einfach nur wunderte, dass Matt die Signale so falsch deuten konnte. Ich meine, wir sprechen hier immerhin von Moralapostel Eric Camden, der bei jedem kleinen bisschen eigentlich gleich eine Staatsaffäre draus macht. Dass sein Sohn allerdings fast mit einer Dozentin anbändelt, scheint ihm hier völlig egal zu sein.
Wie dem auch sei, die Geschichte hatte einfach nichts. Noch nicht mal die Tatsache, dass Matt dann dachte er würde schlechter benotet werden, war sonderlich spannend. Schade eigentlich, dass man diese Geschichte so reinquetschen musste, um dem Ältesten auch einen Handlungsstrang zu geben.
Der Anfang vom Ende
Nachdem man ja nun weiß, dass Mary irgendwann das schwarze Schaf der Familie sein wird und völlig aus der heilen Familie raus bricht, frage ich mich natürlich immer wieder, wann es mal dafür Anzeichen gab, dass sie so eine "schreckliche" Person werden würde. Hier haben wir vielleicht den Anfang gesehen, denn Mary hat sich diesmal die Frechheit raus genommen und ihren Englischunterricht geschwänzt, der extrem langweilig war.
Ich kann definitiv nichts gegen Schule schwänzen sagen, denn als ich noch in diesem Alter war, konnte ich mich davon auch nicht freisprechen. Jedoch sollte man sich vielleicht auch geschickt dabei anstellen, wenn man schon frei feiern will. Einfach mittendrin im Schultag eine Stunde auszulassen und dann wieder fröhlich über die Gänge zu spazieren (und das auch noch im Dreierpack) ist keine gute Idee, seinen Fehltritt zu vertuschen.
Aber wer nicht hören will, muss eben fühlen und so wurde Mary nicht etwa vom Unterricht suspendiert – übrigens eine sehr gute Ansprache von Annie, die meinte, dass es absolut keinen Sinn macht, Schulschwänzer für ihr Fehlen damit zu bestrafen, dass sie weitere Stunden fehlen – sondern musste Strafarbeit leisten. Diese Szene hätte man sich dann allerdings auch schenken können, da sie nicht gerade spannend war, im Gegensatz zu dem Streitgespräch zwischen Mutter und Tochter, dem in den nächsten Jahren noch einige folgen werden.
Mathematik, wahre Liebe und die Suche nach mehr
Lucy hatte in dieser Episode ein kleines Problem mit ihrer Mathelehrerin, die ihr andauernd ihr Mittagessen "wegnahm". Mal davon abgesehen, dass Lucy echt den Vogel abgeschossen hat, indem sie drei Tage hintereinander ihr Mittagessen in ihrer Klasse vergessen hat, finde ich es schon eine Frechheit, dass ihre Lehrerin sich einfach an dem Essen ihrer Schüler vergreift. Aber nun gut, solche Zustände kann es ja geben. Interessant an der Geschichte war lediglich, dass man sehen konnte, dass Mathe doch im Alltag zu gebrauchen ist und man es lernen kann, wenn man sich ein wenig anstrengt. Da ich auch kein Mathegenie in der Schule war, aber damals freiwillig eine AG besucht habe, die mir dieses Phänomen näher bringen sollte, weiß ich, wie wichtig es beim Lernen sein kann, einen Sinn in den Dingen, die man lernt zu sehen. Demnach hat mir die erzieherische Maßnahme der Lehrerin eigentlich sehr gut gefallen – und sie hat definitiv ihren Zweck erfüllt.
Eric hat derweil in dieser Episode einmal mehr gezeigt, wie sehr er Annie liebt. Wie wahrscheinlich jede Frau einmal, fühlte Annie sich diesmal alles andere als attraktiv, was hauptsächlich an ihrer Schwangerschaft lag. Da Eric wusste, dass es nichts bringen würde, wenn er seiner geliebten Frau immer wieder sagt, wie hübsch und toll diese ist, griff er zu einem uralten Trick: Lass es einen jungen attraktiven Mann sagen und alles hört sich gleich viel schöner an. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sehr Annie und Eric sich lieben und auch wenn ich definitiv nicht in allem zustimme, was die beiden tun, freut es mich doch, das uns auch in der heutigen Zeit einmal eine glückliche Ehe präsentiert wird und nicht nur zerbrochene Familien, die wir ja zu Genüge in unserer eigenen Realität wieder finden.
Ruthies Geschichte war auf jeden Fall nicht interessant und auch sinnfrei in einer gewissen Art und Weise, hat aber für einen gewissen Unterhaltungswert gesorgt. Zumindest weiß ich, dass ich ausziehen werde, sobald jemand in meinem Haus beschließt die verschiedenen Instrumente auszuprobieren, keins davon beherrscht und dann beschließt einfach so laut und schräg wie möglich zu singen… Immer wieder faszinierend, was aus diesem kleinen Mädchen heute geworden ist.
Der Mut zu vertrauen
Ganz toll fand ich die Geschichte von Simon! Ich mag es, wenn solche Themen angesprochen werden und war genau aus diesem Grund ein Zuschauer der ersten Staffeln von "Eine himmlische Familie", da in diesen Staffeln noch Themen angesprochen wurden, die man im alltäglichen Leben findet.
Simon hat diesmal gesehen, wie sein Lehrer einen Vater auf dem Schulhof geschubst hat. Als der Vater sich bei der Direktorin beschwerte, musste Simon erzählen, was er gesehen hatte und da sein Lehrer noch diesem Zwischenfall von seiner Tätigkeit entlassen wurde, dachte Simon natürlich, dass dies seine Schuld gewesen sei und bat Eric unter Tränen, dass er ihm half.
Mal davon abgesehen, dass ich es immer wieder faszinierend finde, was aus dem kleinen Simon in den späteren Staffeln wird und wie sich der Charakter formt und in gewissem Maße auch verändert, ist mir wieder klar geworden, warum ich Simon als Charakter immer mochte. Man hat sofort gemerkt, dass er das Verhalten seines Lehrers nicht nachvollziehen konnte, da er scheinbar sonst ein sehr guter, netter und einfühlsamer Lehrer ist. Dennoch konnte Simon ihn nicht beschützen und musste die Wahrheit sagen. Dass die Konsequenzen aus diesem Verhalten Simon so aus der Bahn warfen, zeigt nur einmal mehr, was für ein einfühlsamer Mensch Simon wirklich ist.
Den Lehrer fand ich die ganze Episode über sehr gut dargestellt. Er hat Simon nicht eine Sekunde das Gefühl gegeben, dass er lügen sollte oder Schuld trägt an der ganzen Misere. Als dann herauskam, dass er als Kind von seinem Vater geschlagen wurde und deswegen die Signale des Vaters, den er letztendlich wegschubste, richtig deutete, machte ihn natürlich noch sympathischer und ließ wohl jeden verstehen, warum er zu Beginn ein solch grobes Verhalten an den Tag legte. Ein wunderbarer Abschluss war dann seine Rede vor der Klasse, in der er zum einen sagte, dass sein Verhalten alles andere als richtig gewesen ist, aber auch deutlich machte, dass die Kinder solche Dinge nicht für sich behalten sollten, sondern sich Menschen anvertrauen sollten, wenn ihnen etwas Schreckliches widerfährt.
Da dies eine Familienserie ist, die ein sehr breites Publikum anspricht, kann ich mir vorstellen, dass es vielleicht auch Menschen vor dem Bildschirm gab, die durch diese Handlung ein wenig sensibilisiert wurden – zumindest wäre dies wünschenswert.
Fazit
Die Episode konnte sicherlich nicht mit allen Handlungssträngen glänzen, hatte aber eine wunderbare Botschaft, die sie in die Welt heraus getragen hat und bekommt dafür einen Extrapunkt.
Annika Leichner - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The LegacyErstausstrahlung (US): 12.10.1998
Erstausstrahlung (DE): 27.08.1999
Regie: Tony Mordente
Drehbuch: Catherine LePard
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