Review: #1.04 Die Kussbrücke
Schöne Folge mit vielen interessanten Aspekten und endlich einem kleinen Durchbruch in der Andy-Ephram-Beziehung. Wie immer gab es viele Momente, in denen ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Diese Serie versteht es wie keine andere (außer vielleicht "Brothers & Sisters", aber die kam ja erst danach und ist außerdem u.a. vom selben Serienmacher) extrem emotionale Momente zu erschaffen, die nicht zu aufgesetzt und kitschig wirken.
Die Folge beginnt mit dem Fall der Woche, der eine relativ wichtige Position einnimmt, da er viele der Handlungen und Auseinandersetzungen bestimmt. Aber am besten war ja wirklich das Mädel ganz am Anfang mit dem Lolli im Mund und ihrem Unschuldsgetue "I’m like a total virgin..." Aber das hört man ja nicht zum ersten Mal aus Amerika, dass die unaufgeklärten Kinder ihrer prüden Eltern sich an der Schule diversen sexuellen Aktivitäten widmen, die für sie jedoch nicht wirklich Sex sind. Wer die David E. Kelley-Serie "Boston Public" verfolgt hat, weiß was ich meine. Erstaunlich, wie sich Andy einsetzt. Ich hätte ehrlich gesagt auch eher so eine Einstellung wie Harold nach dem Motto "Ändern kann ich eh nichts, also tue ich das, was in meinem Bereich des Möglichen liegt, und aus dem Rest halte ich mich raus." Aber eigentlich hat Andy – oder Dr. Coco Pops, wie Harold ihn so schön nennt – natürlich Recht und seine eher offene, aggressive Herangehensweise ist sicher sehr positiv zu sehen in diesem Fall. Wenn wenigstens ein Teenie etwas von dem rafft, was die beiden Herren Doktoren ihnen in ihrem Kurs erzählen, war es das wohl schon wert.
Außerdem gab es bereits die zweite Anspielung auf den Pay TV-Sender HBO in der vierten Folge... Was einem alles auffällt, wenn man die Serie noch mal von vorne sieht. Ephrams Freund gefällt mir immer noch. Schade, dass zu wenig daraus gemacht wird. Er scheint wohl nur für den sogenannten "comic relief" da zu sein. Ich konnte mich jedenfalls nicht mal an ihn erinnern. Brights Verarsche war wirklich übel und Ephram hat mir extrem Leid getan, als er vor Amy stand wie ein kompletter Vollidiot. Andererseits bin ich auch sehr beeindruckt von Emily VanCamp. Sie hat sehr viel Ausdruck und kommt sehr natürlich rüber, was man aus anderen ersten Staffeln von Serien mit Teenagern eher nicht gewohnt ist.
Dann hatte Harolds Ehefrau Rose in dieser Folge ihren ersten größeren Auftritt. Man musste sich ja wirklich fragen, wie Amy und Bright noch so relativ normal sein konnten bei dem Vater. Aber nun wird alles ein wenig klarer. Eine geniale Szene, als Andy und Harold vor dem Schulrat stehen. Besonders wie Andy und Rose verhandeln und Harold hilflos daneben steht und Beschwerden einwirft. Er ist einfach mein absoluter Liebling. Der Lustigste in der Serie ist er auf alle Fälle. Aber besonders sein Zusammenspiel mit Andy ist das, was für mich die komödiantischen Highlights in der Serie setzt.
Besonders bemerkenswert ist es aber dann, wenn die beiden sich immer wieder aneinander wenden, wenn sie ein Problem haben. Oder auch dem anderen ungefragt Ratschläge geben und das sicher nicht nur, um sich profilieren zu können. So war es auch schön anzusehen, als Harold Andy einen Rat bezüglich dessen Beziehung mit Ephram gibt, den der sich auch prompt zu Herzen nimmt. Selbst wenn Harold selbst ganz anders reagiert, als er es vorher Andy empfohlen hat. Aber er kann seinem kleinen Mädchen natürlich nicht wirklich böse sein. Auch sein Gespräch mit Bright war wieder großartig, auch wie Bright ihm zu erklären versucht, dass er noch Jungfrau ist. "Well, son, this is the best talk we've ever had..."
In der Beziehung zwischen Ephram und Andy fing es in dieser Folge ja wieder gewohnt holprig an. Obwohl Andy schon Nerven hat, seinen Sohn, mit dem er kaum normal klarkommt, auf Sex anzusprechen. Immerhin eine lustige Szene, die dabei zu Tage gefördert wird. Was den Kurs an der High School betrifft, kann ich Ephram zwar verstehen, finde aber auch, dass er etwas übertreibt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es irgendetwas an seinem Ruf an der Schule verändern könnte. Es ging ihm wohl wirklich, wie Andy vermutet hat, mehr um den bevorstehenden Tanz, auch wenn Andy nicht wirklich verstanden hat, was genau das Problem war. Aber so sind die Männer halt.
Am Ende kam es dann endlich zur Aussprache. Eine Szene, bei der ich nicht mehr an mich halten konnte. Wirklich sehr schön gemacht und auch toll, wie ehrlich Andy Ephram anspricht. Ich habe ja was übrig für gestörte Eltern-Kind-Beziehungen, weshalb die meisten Serien, die ich schaue, davon handeln. Es wird interessant sein zu sehen, wann Ephram bereit sein wird, seinem Vater zu vergeben.
Besonders amüsant und auch interessant fand ich Delias Storyline. Es ist normalerweise eher unüblich, dass die Storys von so jungen Kindern mal etwas ausführlicher behandelt werden. Außer es handelt sich vielleicht um so eine Familiensendung wie "Full House", wobei man bei dieser Serie aber auch nicht wirklich von Problemen reden kann. Aber Delia ist auch wirklich zu niedlich. Wirklich schöne Szene, als sie ihrem Vater erklärt, dass sie dem Rowdy Magilla gerne "die Hand auf die Schultern legen" möchte. Also, das ist mir auch neu. Da bricht Andy ja fast in Panik aus und wünscht sich Nina herbei. Apropos, wo war die überhaupt? Hat sie nicht in der letzten Folge das Kind bekommen? Aber Andy bekommt das ja auch so hin. Und so sehen wir später eine ganz andere Seite an dem kleinen Raufbold. Das bietet sicher noch Raum für einige Konflikte. Ein sehr sensibles Thema, das hier angesprochen wird. Da bin ich ja mal gespannt, wie sie das angehen werden.
Zum Schluss noch zur eigentlichen Titelstory. "Die Kussbrücke" Wirklich niedlicher Name und auch süße Geschichte. Und ein Anlass für Edna folgendes zu sagen: "Well, the cat’s out of the bag. I got feelings..." Tja, wer hätte es für möglich gehalten? Edna kommt mit ihrer rauen Art aber doch immer sympathisch rüber und so habe ich mich besonders gefreut, als sie sich Irv öffnen konnte. Die beiden sind ein tolles Paar. Aber noch besser war natürlich die Schlussszene mit ihr und Harold, als sie sich sogar ihm kurz öffnet um dann gemeinsam mit ihm zu trauern – auf ihre Art. Man sieht in dieser Serie nur gestörte Eltern-Kind-Beziehungen und alle haben in dieser Serie einen kleinen Aufschwung erlebt. Aber die nächste Folge mit den erneuten Rückschlägen lässt sicher nicht lange auf sich warten.
Trotzdem sehr gute, emotionale und unterhaltsame Folge, der ich 8 Punkte gebe.
Nadine Watz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Kissing BridgeErstausstrahlung (US): 07.10.2002
Erstausstrahlung (DE): 16.11.2005
Regie: Michael Schultz
Drehbuch: Rina Mimoun
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