Bewertung

Review: #1.05 Kobalt

Foto: Lorenzo James Henrie, Fear the Walking Dead - Copyright: 2014 AMC Networks Inc.; Frank Ockenfels III/AMC
Lorenzo James Henrie, Fear the Walking Dead
© 2014 AMC Networks Inc.; Frank Ockenfels III/AMC

In dieser Episode bekommen wir eine echte Möglichkeit hinter die Fassaden zu schauen und mehr Einblick in die Situation zu bekommen. Travis bewegt sich außerhalb der Zone und bekommt den Umgang mit der Situation bei den Militärs zu spüren. Daniel zeigt seine Art der Entschlossenheit und im provisorischen Krankenhaus spüren wir die Bedrohung ebenso hautnah.

"Sometimes all we can do isn't enough."

Liza gibt ihr Bestes auf der Krankenstation, um Menschen zu helfen und zu Griselda durchzukommen. Dabei sieht sie Dinge, die sie am liebsten nicht sehen würde, doch der Einblick in die "neue" Welt ist natürlich unglaublich wichtig. Es fällt ihr zwar noch enorm schwer, all das zu akzeptieren, aber ihr wird zumindest bewusst, welche Stadien die infizierten Menschen durchlaufen und wann ihr Ende gekommen ist. Ihre anleitende Ärztin Dr. Exner macht gleich einen sympathischen Eindruck, weil sie es gut meint, aber auch konsequent sein muss. Ihr Ansage, dass schon der Verdacht auf eine Bisswunde ausreiche, um die notwendigen Wege einzuleiten, weil sie alle anderen Menschen im Blick haben müsse, offenbart das ganze Dilemma und das Extrem der Situation. Liza wird da schnell reinwachsen müssen.

"You know they're not here to protect us."

Die Familientrennungen bestimmen natürlich auch das Leben in der geschützten Zone. Da ist zunächst ein kleiner, interessanter Disput zwischen Travis und Chris, weil dieser natürlich unter dem Weggang seiner Mutter leidet und Travis vorwirft, nicht genug zu tun. Chris ist hier in seinem Verhalten absolut nachzuvollziehen, aber man muss ihm hier auch vorwerfen, dass er das große Ganze noch nicht im Blick hat, weil er nur eine solche persönliche Sicht einnimmt und noch nicht ahnt, dass die Situation viel komplexer ist. Er wird dann aber auch erst mal gut von Alicia abgelenkt. Dafür dass sie sich nicht so richtig leiden können, haben sie doch recht viel Spaß und es wird schon mal eine sexuelle Spannung zwischen beiden angedeutet, die man in Zukunft sicherlich noch zu nutzen weiß.

Travis fühlt sich derweil durch seinen Sohn animiert, doch mal aktiver zu werden, dem Militär auf den Geist zu gehen und auch unbequeme Fragen zu stellen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, einen echten Blick auf das Militär zu werfen. Und die Erkenntnisse sind beängstigend. Wirklich unter Kontrolle haben sie nämlich gar nichts. Die Truppe ist übermüdet und überfordert. Sie kompensieren ihre Angst und Machtlosigkeit durch Schießspiele und Punktelisten und sind schon ziemlich abgehärtet, doch einen Plan haben sie nicht. Travis ist von dem Habitus des Militärs noch ein gutes Stück entfernt. Er kann erneut einen Zombie nicht töten und muss dann mit anhören, wie der Trupp sich weiter reduziert. Auch hier gibt es also eine Art Augenöffner, der deutlich macht, das die Menschen ihre Befindlichkeiten wohl aufgeben müssen. Als Zuschauer und Kenner der Mutterserie wird einem jedenfalls langsam klar, warum es überhaupt so weit kommen konnte, wenn das Militär in dieser Phase hoffnungslos überfordert ist, planlos agiert und schließlich nur den eigenen Arsch retten kann.

"I don't want you to hurt him."

Denn die heile Welt in der Schutzzone stürzt auch ein. Die größte Initiative übernimmt dabei Daniel, der Griseldas "Entführung" nicht einfach hinnehmen will und auf seine Art Informationen beschaffen möchte. Er bringt einen Soldaten in seine Gewalt und foltert ihn, um Antworten zu bekommen. Ganz anders als Travis geht er viel aggressiver zur Sache und kennt kein Pardon. Dabei ist es aber sehr schön, dass man es nicht versäumt hat, zu zeigen, dass Daniel unter seiner Tat auch leidet. Ihn nur als harten Hund darzustellen, wäre auch etwas sehr eindimensional gewesen und der extremen Situation auch nicht angemessen. Letztlich gibt ihm der Erfolg irgendwie sogar recht. Sie finden heraus, dass Operation Kobalt die Rückzugstrategie des Militärs ist, die nur ihnen gilt. Die Zivilisten werden sich selbst überlassen. Der halbe Tag Planungsvorsprung ist nicht zu unterschätzen. Es ist aus meiner Sicht eher unverständlich, warum er so viele Qualen anwenden musste. Die Information mag ja sehr exquisit zu sein, aber man hätte da auch schon eher klein bei geben können. Der Handlungsspielraum ist ja beschränkt, da sich dann eben jeder selbst am nächsten ist, das Militär aber immer noch die Waffengewalt hat und die Schlüssel vom Tor.

"Let me have the boy. I'll keep an eye on him."

In dieser Episode lerne wir Strand kennen, einen Charakter, der weiß, wie die Welt und das derzeitige Machtgefüge funktionieren und der es schafft, aus seiner Situation den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Er weiß auch aus unbekannten Gründen mehr als andere, er sieht schicker aus und man weiß gar nicht, wieso er überhaupt in dieser Lage steckt. Was man aber weiß, ist, dass er einen Plan hat und Nick dafür auserkoren hat, an seiner Seite zu sein. Alles weitere wird sich noch zeigen. Strand ist jedenfalls ein sehr interessanter Charakter, der mit seiner Art, seinem Humor und seinem Wesen erfrischend wirkt und hoffentlich noch eine Weile erhalten bleibt.

Fazit

Die Serie hat zweifelsohne richtig Fahrt aufgenommen und traut sich nun auch richtig aus der Ummantelung der Mutterserie heraus. Die Charaktere bekommen immer mehr Tiefe, sie häufen immer mehr Wissen über die neue Situation an und realisieren langsam, was da noch auf sie zukommen mag. Für den Zuschauer ist die bedrohliche Lage weiterhin gelungen in Szene gesetzt, man findet sich bei den Charakteren immer besser zurecht und wartet jetzt bereits gespannt auf das Staffelfinale, was eigentlich gerne noch durch weitere Episoden hinausgezögert werden könnte. Mit der Sicherheit einer zweiten Staffel kann man aber darüber hinwegsehen und nun erstmal gespannt darauf sein, wie unsere Protagonisten einen zu erwartenden Ortswechsel umzusetzen wissen.

Emil Groth – myFanbase

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