Bewertung

Beyond the Sea - Musik war sein Leben

Die Ärzte gaben Bobby Darin maximal 15 Jahre zum Leben, doch er schaffte viel mehr: Welthits, Filme und eine Familie.

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Inhalt

Der kleine Bobby Darin hat schon seit seiner Kindheit hart zu kämpfen. Die Ärzte stellten die Diagnose "Rheumatisches Fieber" und gaben ihm höchstens 15 Jahre zum Leben. Dank der Musik und seiner "Mutter" jedoch gelang es ihm, zu überleben und älter und sehr erfolgreich zu werden. Sein Ziel: Erfolgreicher werden als Frank Sinatra. Auf seinem Weg nach ganz oben begegnet Bobby (Kevin Spacey) der wunderhübschen, aber blutjungen Sandra Dee (Kate Bosworth). Die beiden heiraten und bekommen ein Kind. Das Glück scheint für den Star perfekt, bis er sich der Familie wegen zurückzieht und ihn keiner mehr kennt...

Kritik

"Kevin Spaceys Traumprojekt" - so könnte man "Beyond the Sea" ebenfalls bezeichnen, denn schon seit seiner Kindheit hat er den Musiker und Entertainer verehrt. Nach mehreren Jahren der Planung kam nun dieser Film - der zum großen Teil in den Filmstudios Babelsberg gedreht wurde - heraus und das Beste vorweg: Es wurden keine Songeinspielungen von Bobby Darin selbst benutzt, sondern Kevin singt alle Songs selbst! Wie er in der DVD-Featurette erklärt, kam für ihn keine andere Möglichkeit in Frage, da die Songs stark abgewandelt wurden und Bobby nunmal nicht mehr zur Verfügung steht.

Die Musik und definitiv auch die Tanzeinlagen sind das, was mir an "Beyond the Sea" sehr gefällt. Obwohl ich (wie sicher einige andere) von Bobby nie zuvor etwas gehört habe, hat mich Kevins Performance sofort in den Bann gezogen. Trotzdem finde ich persönlich, dass an einigen Stellen zu viel Musik verwendet wurde, auch wenn diese zeigt, dass es für Bobby nichts Wichtigeres im Leben gab. Oft bleiben die Probleme der Charaktere etwas auf der Strecke - vor allem von Bobbys Krankheit sieht man lange Zeit nichts. Und was man, vor allem angesichts der Charaktere, wirklich glauben kann und was für den Film nur erfunden oder verändert wurde, kommt nicht wirklich zum Vorschein.

Das für mich Schlimmste ist aber eigentlich Bobbys wirklich bizarre und verfahrene Familiengeschichte. Er wächst allein mit seiner "Mutter" und seiner "Schwester" auf und lernt von ersterer alles, was man braucht, um Entertainer, Sänger und Tänzer zu sein. Wieso schreibe ich die beiden Familienmitglieder nun in Anführungsstrichen? Das könnt ihr selbst herausfinden, denn sonst verrate ich zu viel.

Aber nicht nur das Verhältnis zu seiner Familie ist sehr gestört, sondern auch zu seiner späteren Ehefrau Sandra Dee. Die beiden lernen sich während eines Filmdrehs kennen, doch zunächst schaltet immerwährend Sandras Mutter dazwischen. Schließlich jedoch verloben sich die beiden, was zu Ausrastern bei Sandras Mutter führt und zu Fragezeichen im Gesicht der Zuschauer. Für mich ging diese ganze Entwicklung viel zu schnell und durch die Schnitte kam es einem so vor, als hätten sie sich schon nach einem Date verlobt.

Obwohl der Altersunterschied zwischen Bobby und Sandra im wahren Leben auch sehr groß war, muss ich gestehen, dass ich es recht pervers finde, wenn Spacey (er war damals 45) und Bosworth (sie war 21, immerhin gerademal volljährig) irgendwelche Liebesszenen zusammen haben, aber hey, soetwas Ähnliches ist auch schon in "American Beauty" geschehen. Dieser Film bildet die erste Zusammenarbeit von Kevin Spacey und Kate Bosworth. Sie ist zwar wunderschön, aber schauspielern? Kann sie nicht wirklich. Vielleicht liegt es auch einfach an der deutschen Synchronisation, dass gerade ihre Momente, in denen sie Gefühle zeigen soll, einfach gähnend langweilig sind, und auch sonst hat man kein Mitgefühl mit ihrem Charakter, da vieles offen gelassen wird. Wieso zum Beispiel weint die frisch verheiratete Sandra, als Bobby sie in ihr neues Zuhause bringt? Wie man im Film selbst nie erklärt bekommt, wurde sie als Kind vergewaltigt. Wenn man so etwas gezeigt hätte, wäre wohl jeder mitfühlender.

Die Beziehung zwischen Bobby und Sandra finde ich sowieso sehr eigenartig. Sie lernen sich kennen, heiraten und bekommen ein Kind und das, obwohl Bobby als Rebell gilt und Sandra endlich Erfolg im Kino haben will, aber mit ansehen muss, wie sie selbst das, im Gegensatz zu ihrem Mann, nicht schafft. Sie streiten sich oft, sie beginnt mit dem Trinken, trotzdem zieht er sich wegen seiner Familie aus dem Musikbusiness zurück und einige Jahre später scheint ihn keiner mehr zu kennen. Nachdem er dann auch noch die Wahrheit über seine Familie herausfindet - die wirklich schockierend und kaum vorstellbar ist! - zieht er sich endgültig zurück... in einen Wohnwagen, wo er über Politik sinnt und Texte schreibt, die dem alten Bobby gar nicht ähnlich sehen. Sie wenden sich gegen das damals herrschende US-Regime und dessen Haltung gegenüber dem Krieg, der komplette Kontrast zu seinen Popsongs zuvor.

Bobby Darin lebte von 1936 bis 1973, einer viel längeren Zeit als die von den Ärzten vorhergesagten 15 Jahre. Sandra Dee bezeichnete ihn trotzdem immer als "große Liebe", auch wenn die beiden sich scheiden ließen, und hatte seit seinem Tod nie wieder geheiratet. Sie starb 2005 im Alter von 62 Jahren, da sie Kehlkopfkrebs, Nierenprobleme und eine Lungenentzündung hatte.

Fazit

Den Film kann man auf jeden Fall Fans von Bobby Darin, Musik oder den Darstellern empfehlen. Die, die nichts der drei Dinge gern haben, werden sicherlich auch den Film nicht sonderlich mögen oder sogar langweilig finden. Für mich jedenfalls steht fest: Der Soundtrack muss her!

Elsa Claus - myFanbase
02.01.2008

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