Bewertung
Gregor Jordan

Informers, The

"I need someone to tell me what is good, okay? And I need someone to tell me what's bad. Because if nobody tells you these things, then how do you know what's good and what's bad?"

Foto: Copyright: 2011 Universum Film GmbH
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Inhalt

Im Los Angeles der frühen 80er Jahre versucht eine lose Gruppe von Menschen, durch den Tag zu kommen. Unter ihnen sind echte Hollywood-Größen, wie ein Studioboss, eine Nachrichtensprecherin oder ein Rocksänger, sowie Leute am anderen Ende der Karriereleiter, wie ein voyeuristischer Pförtner oder ein Ex-Sträfling. Verbunden werden ihre Geschichten durch junge und hübsche Menschen, die durchgehend Party machen, Sex nur als einen weiteren Zeitvertreib ansehen und Drogen konsumieren, ohne zu merken, dass sie sich ihrem eigenen Ende nähern.

Kritik

Bret Easton Ellis ist wohl einer der Autoren, dessen Werke heutzutage am meisten verfilmt werden. Neben "American Psycho" mit Christian Bale wurden auch "Unter Null" mit Robert Downey Jr. und James Spader oder "Die Regeln des Spiels" mit James van der Beek und Jessica Biel in den letzten Jahren verfilmt. Weitere Verfilmungen sind bereits geplant. Der aktuellste Film, auf einer Sammlung von Ellis' Kurzgeschichten beruhend, ist "The Informers" und schart mit Mickey Rourke, Kim Basinger, Billy Bob Thornton oder Winona Ryder einen echten All-Star-Cast um sich.

Nachdem man sich den Film angesehen hat, muss man sich aber wirklich fragen, was die ganzen Stars in dem Drehbuch gesehen haben. Die einzelnen Geschichten in diesem Ensemble-Drama sind viel zu belanglos, als dass man sich dafür interessieren könnte. Sie sind öde, langweilig, repetitiv und voll mit unsympathischen Charakteren. Dabei sticht wirklich kein Storysegment positiv heraus und erweist sich eventuell dann doch als bereichernd. Es bringt eine Story eben kein Stück weiter, wenn irgendwelche Konzerte der Band eines der Hauptfiguren gezeigt werden, ohne dass dort wirklich etwas passieren würde. Und es ist schon gar nicht förderlich für die Geschichte, wenn eine sexuelle Orgie nach der anderen Bestandteil des Films ist. Natürlich gibt es Filme, wo auch solche Szenen ihre Daseinsberechtigung haben, sei es, indem sie eine bestimmte Grundstimmung erzeugen sollen oder indem sie dabei ihre eigene Geschichte erzählen. Aber wieso sollte man sich dafür interessieren, wenn sowas – immer und immer wieder - nur präsentiert wird, damit es eben präsentiert wird? Wenn es am Ende nur dazu gut ist, möglichst viele nackte Menschen zu zeigen und zu behaupten, dass der Film selber ja so dermaßen krass und realistisch sei? Vielleicht ist er das ja wirklich bzw. er wäre es vielleicht gewesen, wenn Larry Clark mit "Kids" nicht bereits vor vierzehn Jahren gezeigt hätte, wie man es richtig macht. Aber dann muss das einfach anders präsentiert werden.

Solche Szenen können aber auch gar keinen Einfluss auf den Zuschauer haben, wenn ihre Hauptdarsteller kaum uninteressanter sein könnten. Es wird nicht einmal versucht, dem Zuschauer emotionalen Zugang zu mindestens einem Charakter zu verschaffen. Jeder ist unsympathisch, wälzt sich in einer Aneinanderreihung von miserablen Gefühlen und Tätigkeiten und hält das für ein erfülltes Leben. Kein Schauspieler, der Teil von "The Informers" ist, kann so zeigen, was in ihm steckt, sodass allgemein entweder unterkühlt oder vollkommen überdreht gespielt wird, eben so, wie es der Film von ihnen zu erwarten scheint. Kein einziges Mal fühlt man mit den Figuren, weil keinerlei Begründung dafür gegeben wird, weshalb sie sich so verhalten, wie sie es tun. Es ist eben einfach so. Oberflächlichkeit als Charaktermerkmal. Dass man dadurch in keiner Sekunde Interesse für sie und ihre Geschichten entwickelt, scheint den Drehbuchautoren nicht aufzufallen.

Regisseur Gregor Jordan trifft dabei nur bedingt Schuld. Natürlich ist und bleibt er Hauptverantwortlicher für ein derart emotionsloses Werk, mit so einem Drehbuch konnte er aber tatsächlich nicht mehr anfangen. Seine Bemühungen, mehr aus dem Drehbuch zu machen, sind nämlich deutlich zu erkennen. Durch den tollen Soundtrack, einige aus graphischer Sicht wirklich ansprechende Szenen sowie durch das Äußere der einzelnen Charaktere des Films (inkl. waschechter Föhnfrisuren) entsteht ein durch und durch beeindruckendes 80er Flair. Das allerdings war es dann auch, wofür man "The Informers" loben könnte – und eventuell noch für die Tatsache, dass die weibliche Figur, die offensichtlich eine Abneigung dagegen hat, ihre Brust zu bedecken, mit Amber Heard besetzt wurde.

Fazit

"The Informers" ist voll von uninteressanten, unsympathischen und gesichtslosen Charakteren, zu denen man als Zuschauer unmöglich eine Bindung aufbauen kann. Sie alle vollziehen Taten, die zwar vielleicht ansprechend inszeniert sind, allerdings nie den Eindruck der Bedeutungslosigkeit abschütteln können, obwohl sie manchmal durchaus hätten schocken und aufwühlen können. Dann aber auch nur, wenn man das Gefühl gehabt hätte, hier auch wirklich menschlichen Wesen zuzusehen. Was die vielen klangvollen Namen im Cast angelockt hat, darf offen angezweifelt werden.

Andreas K. - myFanbase
18.08.2009

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