Bewertung
David Slade

Eclipse – Bis(s) zum Abendrot

"Doesn't he have a shirt?"

Foto: Copyright: 2010 Concorde Filmverleih GmbH
© 2010 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Es sind die letzten Wochen vor dem Schulabschluss und Bella (Kristen Stewart) ist mehr denn je dazu gewillt, zu einem Vampir zu werden, um so für immer mit Edward (Robert Pattinson) zusammen sein zu können. Nicht nur Edward ist wenig angetan von ihrer Idee, auch Jacob (Taylor Lautner) will nicht, dass sich Bella in einen Vampir verwandelt, da sie sich so für die Erzfeinde der Werwölfe entscheiden und er sie für immer verlieren würde. Derweil hält eine mysteriöse und überaus brutale Mordserie in Seattle auch die Bewohner von Forks in Angst und Schrecken und die Cullens nehmen sich des Problems an, als sie entdecken, dass die Bedrohung weitaus größer ist, als gedacht...

Kritik

Ohrenbetäubendes Teeniegeschrei, hyperventilierende Zahnspangen-trägerinnen, das Gesicht von KStew und RPattz auf jedem zweiten Titelblatt – jep, es ist wieder Zeit für einen "Twilight"-Film. Im Dreivierteljahrestakt werden die Hormone sämtlicher Edward- und Jacob-Fans seit Januar 2009 in Wallungen versetzt und auch "Eclipse – Bis(s) zum Abendrot" wird seine Wirkung in dieser Hinsicht bestimmt nicht verfehlen. Doch ob der Film auch wirklich gut ist, das ist allerdings eine andere Frage.

Nach dem allenfalls durchschnittlichen Erstfilm "Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen" und dem heillos überdramatisierten Nachfolger "New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde" konnte man als Zuschauer zumindest neugierig darauf sein, welche Richtung nun der dritte Teil einschlagen würde. "Twilight" besaß die zweifellos beste Buchvorlage, hatte aber leider das Pech, dass eine unfähige Regisseurin sich an die Arbeit setzte und ein eher dilettantisches Werk erschuf. "New Moon" hatte hingegen das schwere Los einer wahnsinnig langatmigen Buchvorlage, bei dem selbst ein recht talentierter Regisseur wie Chris Weitz nicht mehr viel ausrichten konnte. "Eclipse" hat nun eine ganz gute Ausgangsposition: Der Roman ist eine halbwegs anständige Basis für ein Drehbuch und mit David Slade hat man einen fähigen Regisseur an Bord holen können.

Das Resultat ist ein ordentlicher Teeniestreifen, der zwar um eigenes besser ist, als seine Vorgänger, jedoch genug Kitsch und Pathos besitzt, um die erwachseneren Kinobesucher wahlweise in den Wahnsinn zu treiben oder zum Lachen zu bringen. Tief verliebte Blicke von Edward und Bella, minutenlange Close-Ups auf Edwards leidvolles Gesicht, tragische Liebeserklärungen – ja, es kommt einem vor wie ein filmischer Zuckerschock, wenn Bella und ihr im Sonnenlicht funkelnder Verehrer auf der Blumenwiese sitzen und sich gegenseitig Gedichte vorlesen, oder wenn sie sich nach zwei qualvollen Minuten der Trennung leidenschaftlich in die Arme fallen. Schuld daran ist letztlich natürlich nicht der Film, sondern das Buch, welches Melissa Rosenberg, die sich bereits für das Drehbuch der ersten zwei Teile verantwortlich zeigte, filmtauglich gemacht hat. Dabei bleibt Rosenberg – sicherlich zur Freude der Fans – Stephenie Meyers Roman sehr treu, sodass einem während des Films mit voller visueller Wucht bewusst wird, wie unglaublich kitschig die ganze Geschichte ja eigentlich ist.

Anders als es bei den ersten zwei Filmen noch der Fall war, transportiert dieser Kitsch aber auch eine gewisse Romantik, die man der Story rund um Bella und Edward sicherlich nicht absprechen kann. Das idealistische Konzept unsterblicher Liebe wird mit ein bisschen Vampir- und Werwolfaction nett aufgearbeitet, wobei auch das Thema Eifersucht natürlich eine große Rolle spielt. Hier tritt Jacob auf den Plan, dessen erste Inszenierung schon mal unfreiwillig komisch ist und der die gesamte Spieldauer sein T-Shirt einfach nicht zu finden scheint. Mit dieser Tatsache geht man stellenweise erfrischend selbstironisch um, sodass "Eclipse" bei all seiner Tragik und Dramatik auch ein paar witzige Momente zu bieten hat. Die Mehrheit dieser dürfte letztlich jedoch eher unbeabsichtigt sein und entsteht aus oft der schieren Absurdität der Situation heraus. "Eclipse" will ja eigentlich dramatisches Kino sein, herzzerreißend, eben genau der Zielgruppe entsprechend. Die einzelnen Darsteller agieren dabei genau so, wie man es von ihnen erwartet und wie die besagte Zielgruppe es lieben wird.

Dank David Slade wird die Gefühlsduselei zumindest ein bisschen abgedämpft, denn er entschied sich – und zwar zugunsten des Films – für eine düsterere Atmosphäre, die zum großen Handlungsbogen rund um die Bedrohung durch die Vampirarmee sehr gut passt. Hervorzuheben sind hierbei auch verschiedene Rückblicke und Einschübe, die den Verlauf des Films etwas auflockern, wie etwa die Quileute-Legende der Dritten Frau oder die Hintergrundgeschichten von Jasper und Rosalie. Ein richtiger Spannungsbogen mag sich aber doch irgendwie nicht aufbauen; dafür ist "Eclipse" letztlich wohl zu sehr Liebesdrama als Fantasythriller.

Fazit

"Eclipse" ist die gute Verfilmung eines mittelmäßigen Buches und ist der erste Film der Reihe, der es schafft, tatsächlich zu unterhalten, selbst wenn dies manchmal mit unfreiwilliger Komik geschieht. Der Erfolg des Films steht natürlich schon jetzt außer Frage und auch die beiden Folgefilme, in die "Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht" aufgeteilt wurde, werden an den Kinokassen zweifellos Rekorde aufstellen. So kann man David Slade zumindest dazu beglückwünschen, dass er es geschafft hat, die Zuschauer trotz allem bei der Stange zu halten – und das, obwohl 99 Prozent des Publikums das Ende schon kennen, bevor der Film angefangen hat.

Maria Gruber - myFanbase
08.07.2010

Diskussion zu diesem Film