Bewertung
Rob Marshall

Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten

"Does this face look like it's been to the fountain of youth?"

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Jack Sparrow (Johnny Depp) – Verzeihung, Captain Jack Sparrow – steht mal wieder ohne Schiff da. Er wittert jedoch bald eine Möglichkeit, um wieder in See zu stechen, doch da trifft er auf die mysteriöse Angelica (Penélope Cruz), eine Frau aus seiner Vergangenheit, die ihn mit auf das Schiff des gefährlichen Piraten Blackbeard (Ian McShane) nimmt. Dieser ist auf der Suche nach der Quelle der Jugend, ebenso wie Jacks alter Feind Captain Barbossa (Geoffrey Rush). Das Abenteuer führt die Seeräuber in dunkle Gewässer und bedrohliche Schluchten. Dabei stellt sich für Jack stets die Frage: Wem kann er trauen?

Kritik

Ja, da ist er wieder... Captain Jack is back. Mit einem sagenhaften Einspielergebnis von insgesamt 2,7 Milliarden US-Dollar ist Jack Sparrow der wahrscheinlich erfolgreichste Pirat der aktuellen Filmgeschichte. "Fluch der Karibik" (2003), "Fluch der Karibik 2 – Die Truhe des Todes" (2005) und "Fluch der Karibik 3 – Am Ende der Welt" (2007) lockten weltweit Millionen von Zuschauern in die Kinos und obwohl die Qualität der Trilogie zunehmend abnahm, so wird sich dies gewiss auch nicht beim vierten Teil, "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten", ändern. Und das, obwohl von der alten Garde nur noch Johnny Depp an Bord geblieben ist, um seinen Kultcharakter ein erneutes Mal zu verkörpern.

Dabei schafft es Depp auch diesmal wieder, mit seiner ausdrucksstarken, selbstironischen und unglaublich lustigen Darstellung des Jack Sparrow die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen und sie durch das übernatürliche Abenteuer auf der Suche nach der Quelle der Jugend zu führen. Es macht so viel Spaß, ihn wieder als betrunkenen, unkonventionellen und sorgenfreien Seeräuber vor sich zu haben, dass man getrost über die Einfältigkeit der Geschichte hinwegsehen kann. Der Topos eines Artefakts bzw. einer magischen Stätte, die Unsterblichkeit verleiht, ist so alt wie das Geschichtenerzählen selbst (in der Filmgeschichte beispielsweise prominent vertreten mit "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug"), sodass man nicht unbedingt von einer Innovation sprechen kann. Doch auch dieser vierte "Pirates"-Film ist noch mit so viel Dialogwitz und Slapstick versehen, dass man formidabel unterhalten wird – was natürlich vor allem dem famosen Johnny Depp zu verdanken ist, der seinen Part mit Leib und Seele spielt.

Dank Johnny Depps genialer One-Man-Show fällt es überhaupt nicht ins Gewicht, dass Keira Knightley und Orlando Bloom nicht mehr dabei sind. Kompensiert wird ihre Abwesenheit natürlich auch mithilfe der neuen Charaktere, vor allem Penélope Cruz, die als feurige Angelica fast interessanter ist als es Knightleys Elizabeth Swann in den letzten drei Teilen war. Cruz, die zehn Jahre nach "Blow" wieder an Depps Seite zu sehen ist, harmoniert großartig mit ihm und ist eine würdige Gegenspielerin. Auch Geoffrey Rushs Rückkehr als Captain Barbossa, Ian McShane als Captain Blackbeard sowie der geniale Kurzauftritt von Keith Richards als Captain Teague werten die dramaturgischen Schwächen des Films definitiv auf. Gewissermaßen als Orlando-Bloom-Ersatz dient hingegen der Brite Sam Claflin, dessen Figur des Kirchenmannes Philip jedoch enorm überflüssig wirkt, da dieser in eine deplatzierte und eher unfreiwillig komische Liebesgeschichte mit einer Meerjungfrau verwickelt wird, deren Pseudodramatik den Film unnötig in die Länge zieht.

In gewohnt überzeugender Manier gestalten sich hingegen die CGI-Effekte, die durch die neu eingesetzte 3D-Technik noch mehr zur Geltung kommen, sodass es sich ausnahmsweise mal lohnt, im Kino die 3D-Brille aufzusetzen. Wenn Captain Blackbeard sein magisches Schwert direkt aufs Publikum richtet oder Jack Sparrow sich von einer Liane aus dem Kinobildschirm hinausschwenkt, fühlt sich der Zuschauer mitten ins Geschehen transportiert – und so entfaltet die 3D-Technik durchaus ihre Wirkung. Rob Marshall ("Chicago"), der das Regieruder von Gore Verbinski übernommen hat, macht inszenatorisch alles richtig, um den vierten "Pirates"-Teil von der Optik her auf seine Vorgänger abzustimmen. Neben dem geschickten Einsatz der 3D-Technik sind es vor allem die Schauplätze – unter anderem Hawaii, die Karibik und London –, die den Film zu einer Abenteuergeschichte machen, die einen für rund zwei Stunden gut zu unterhalten weiß.

Fazit

Überraschenderweise entwickelt auch der nunmehr vierte Film der Reihe genug Dynamik, um das Publikum trotz altbekannter Muster und Storylines mitzureißen und zu amüsieren. Mit dem wie immer überragenden Johnny Depp, der seinen Charakter mit Herzblut spielt, und dem Rest des namenhaften Ensembles gelingt "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten" etwas, was nur noch wenige Sequels schaffen: nämlich den Qualitätsabfall aufzuhalten und dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass er tatsächlich einen unterhaltsamen Film gesehen hat.

Maria Gruber - myFanbase
19.05.2011

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