Bewertung
Jerry Ciccoritti

Hot Frosty

Foto: Dustin Milligan & Lacey Chabert, Hot Frosty - Copyright: 2024 Netflix, Inc.; Petr Maur/Netflix
Dustin Milligan & Lacey Chabert, Hot Frosty
© 2024 Netflix, Inc.; Petr Maur/Netflix

Inhalt

Die Witwe Kathy (Lacey Chabert) hält sich nach dem tragischen Tod ihres Mannes so gerade eben über Wasser. Während sie das gemeinsame Diner mit aller Liebe führt, fällt zuhause aber alles nach und nach auseinander. Die Bewohner der Kleinstadt sind besorgt um sie und so erhält sie einen roten Schal, um wieder etwas mehr Magie in ihrem Leben zu erhalten. Als sie diesen einer Schneeskulptur umlegt, erwacht diese in der Nacht zum Leben. Jack (Dustin Milligan), wie er kurzerhand getauft wird, erwärmt trotz seiner eigenen Körpertemperatur zunehmend Kathys Herz und erobert auch die Stadt im Sturm, wenn es nicht ausgerechnet Sheriff Hunter (Craig Robinson) auf ihn abgesehen hätte…

Kritik

Weihnachtsfilme als Genre haben eine ganz schöne Entwicklung durchgemacht. Es gibt sie eigentlich immer schon, aber es ist auffällig, dass inzwischen durch einen Sender wie Hallmark, der sich ab November nur noch darauf fokussiert, aber vor allem auch durch die Streamingdienste ein Überangebot gibt. Herausstechend ist dabei dann, dass es vor allem Liebesgeschichten sind, die wir in der Überzahl angeboten bekommen. "Hot Frosty" gehört ohne Frage auch dazu, aber es hat mich doch auch daran erinnert, dass Weihnachten eine Portion Magie unwahrscheinlich gut steht, so dass es sich dann umso mehr wie ein Märchen anfühlt, was so richtig träumen lässt. Hier konkret haben wir eine Eisskulptur, die zum Leben erwacht und in einer Kleinstadt für ordentlich Chaos sorgt. Anschließend an den Gedanken einer märchenhaften Zeit musste ich bei der Besetzung von Lacey Chabert doch auch grinsen. Erst kürzlich war berichtet worden, sie sei bei Hallmark wegen ihres Alters aussortiert worden sei. Das passt leider generell zu einer Beobachtung, die Hollywood mit den Frauen hat. Es hat sich gebessert, siehe Jean Smart für "Hacks", die dafür auch verdient Preise abräumt. Jetzt ist Chabert nochmal eine andere Generation, was es umso lachhafter macht, sie einfach auszusortieren. Stattdessen hat sie nun im Netflix-Film einmal mehr bewiesen, warum sie eine der Queens der Weihnachtszeit ist, denn sie ist der ideale Typus dafür.

Netflix ist bei seinen Weihnachtsfilmen schon länger dafür bekannt, sich auf einer Metaebene gegenseitig einzubinden. Hier hatte ich diesmal besonders Spaß, auch wegen einer Meta-Verwendung, die vielleicht gar nicht so beabsichtigt war. Zunächst aber das Offensichtliche: Als Katey Jack den Fernseher anschaltet, ist "Falling for Christmas" mit Lindsay Lohan zu sehen und Chabert kommentiert in ihrer Rolle, dass sie diese doch aus der High School wiedererkenne. "Girls Club – Vorsicht bissig!" lässt grüßen. Großen Spaß hatte ich auch mit der geballten "Brooklyn Nine-Nine"-Dosis. Während Joe Lo Truglio die ganze Zeit über eine Hauptrolle eingenommen hat, war Craig Robinson jede Staffel einmal dabei, um als Doug Judy für pures Chaos zu sorgen. Auch wenn Doug Judy die noch speziellere Beziehung zu Andy Sambergs Jake Peralta hatte, aber dennoch waren die beiden hier zusammen als die örtlichen Polizisten ein echtes Highlight, auch weil Robinson auf eine Art auch genau Samberg ersetzt hat, so dass man mit viel Fantasie sich hätte sagen können, jo, das ist die Weihnachtsepisode von "Brooklyn Nine-Nine". So lustig ist das auch als Serienfan fand, aber Sheriff Hunter war auf eine Art sehr drüber und hat nicht unbedingt zur generellen Stimmung des Films gepasst. Truglios Ed Schatz war da eine ganz andere Nummer, weil er ein wenig das Bindeglied zwischen den beiden Seiten darstellte. Letztlich kann man das aber verwinden, weil auch einem Märchen entsprechend Hunter seine Lektion noch lernt.

Nach einigem Vorgeplänkel (was bei mir immer ein gutes Zeichen ist) kommen wir aber zum eigentlichen Film. Ich mochte die Idee mit dem lebendig gewordenen Schneemann wirklich sehr und auch besser hier Jack als Olaf aus "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren" würde ich sagen. Dustin Milligan hat die Rolle auch echt mit viel Herzblut gefüllt, denn Jack wirkt abseits seines gemeißelten Sixpacks zunächst wie ein Riesenbaby, so naiv und tollpatschig, wie er auf die ihm neue Welt blickt. Das sorgt selbstredend für einige sehr humorvolle Sequenzen und da braucht es das Talent, über sich selbst herzlich lachen zu können und jedes Fettnäpfchen mitzunehmen. Besonders herrlich waren zum einen die Spielchen mit seiner Körpertemperatur, die sich konsequent durch den ganzen Film zogen. Zum anderen war es Jacks Unkenntnis darüber, was sein Körper bei der Damenwelt anrichtet. Aber auch auf einer ernsteren Ebene fand ich sehr passend, was mit ihm vermittelt wurde. Er ist im Grunde ja wirklich der neue Mensch; wir alle werden geboren, ohne bereits eine Einstellung zu allem zu haben, wir haben also den naiven Blick. Das war bei Jack deutlich zu merken, der so neugierig und hoffnungsvoll auf die Welt blickte und dann erst später immer mal wieder geknickt war, weil er immer mehr von Erwartungen anderer umgeben war. Insgesamt hat es mich also sehr daran erinnert, warum uns Menschen die Geburt eines Babys auch so berührt, weil es für Hoffnung, das Gute und das Versöhnliche steht.

Die ganze Art von Jack war natürlich genau passend auf Kathy, die wir am Anfang des Films schon kennenlernen, wie sie in einem völlig unterkühlten Haus sich sofort in zehn Lagen Kleidungsschichten packen muss, weil ihr Mann sich sonst um alles gekümmert hat. Aber sie hat weder das Geld noch den Antrieb, weil sie noch in den Trauerphasen drinsteckt und deswegen sichtbar auch glaubte, dass der Zustand zuhause doch gut zu ihrem inneren Gefühl passt. Voller Ironie hat Jack trotz seiner Körpertemperatur sie doch immer mehr erwärmt und das durch viele Kleinigkeiten. Auch wenn der Film inhaltlich nun wahrlich nicht viele Kniffe geboten hat, aber es war in der Entwicklung doch schön zu sehen, wie auch Kathy wieder eine Aufgabe bekam und wie Jack auch die ganze Stadt zusammengebracht hat. Auch wenn sie sicherlich nicht in sich zerbrochen war, aber oft wird das Miteinander auch so zum Alltag, dass man nicht mehr wahrnimmt, was man einander eigentlich schenkt und so hat Jack mit seiner selbstlosen Hilfe für die Damen und den Schulball dann einen Spirit erzeugt, der sich bis in den finalen Showdown manifestierte. Ich habe mich manchmal schon etwas gefragt, wie der Film wohl ausgeht, aber mit der Portion Magie war das schön gemacht und hat auch nochmal eine interessante Botschaft vermittelt: Mensch sein kann ein Geschenk sein, wenn man wirklich zur Basis zurückgeht und dort am besten auch bleibt.

Fazit

"Hot Frosty" hat eine gute Mischung aus Humor, Herz und vor allem Märchen geboten. Letzteres ist inzwischen doch eher die seltenere Komponente geworden, weswegen ich hier gerne noch einmal erinnert wurde, wie gut das dem Herz tut. Auch auf der Metaebene habe ich für mich viel entdeckt und selbst wenn es anderen so vielleicht nicht ergeht, aber auch sie bekommen hier einen Weihnachtsfilm, den man bedenkenlos auf die Watchlist packen kann.

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Lena Donth - myFanbase
17.11.2024

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