Bewertung
Tyler Perry

The Six Triple Eight

Foto: Kerry Washington, The Six Triple Eight - Copyright: Bob Mahoney / Perry Well Films 2 / Courtesy of Netflix
Kerry Washington, The Six Triple Eight
© Bob Mahoney / Perry Well Films 2 / Courtesy of Netflix

Inhalt

Während des Höhepunktes des Zweiten Weltkriegs kommt es aufgrund der Priorisierung anderer Aufgaben bei der US-Armee zu einem Briefstau, sodass weder die Soldaten noch die Angehörigen zuhause Briefe erhalten. Durch den Einfluss des Präsidentenpaares Roosevelt wird das Bataillon 6888, das ausschließlich aus Schwarzen Frauen besteht, nach Großbritannien gesendet, um dort die ganzen Hangars voller Post zu bearbeiten. Während für die höheren Offiziere klar ist, dass es eine zum Scheitern verurteilte Mission ist, fühlen sich die Frauen unter dem Kommando von Major Charity Adams (Kerry Washington) herausgefordert, das Gegenteil zu beweisen.

Kritik

In meinem privaten Umfeld war zuletzt "Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen" wieder in aller Munde und das völlig zurecht. Auch wenn nun schon mit ein paar Jährchen auf dem Buckel, so haben Filme, die auf wahren Geschichten beruhen, etwas sehr Zeitloses. Sie sind zwar historisch verankert, aber die Botschaften, die animieren, wahre Geschichten fiktional aufzuarbeiten, die gelten immer und können oft auch als Motivation dienen. "Hidden Figures" hat dabei beispielhaft an drei Schwarzen Frauen erzählt, wie diese einen entscheidenden Anteil an den NASA-Missionen hatten. Während sonst nur die Helden ein Begriff sind, die direkt einen Fuß auf den Mond gesetzt haben, gehörten dazu unglaublich viele Menschen mehr dazu und besonders die Randgruppen fallen natürlich völlig unter den Radar. Genau an der Stelle setzt nun auch "The Six Triple Eight" an und unterm Strich würde ich sagen, dass beide Filme auf eine sehr ähnliche Weise funktionieren, aber beide erzählen auch eine ganz eigene wahre Geschichte, weswegen sie auch beide ihre eigene Daseinsberechtigung haben.

Washington als Captain Adams sowie Ebony Obisidian als Lena Derriecott sind die in meinen Augen zentraler platzierten Figuren, deren jeweilige Geschichte als Anführerin und Soldatin stellvertretend für hunderte Schicksale gelten. Dabei wird mit den Emotionen auf vielfache Art und Weise gespielt. Tyler Perry als Drehbuchautor und Regisseur hat es hier gut geschafft, dass es Szenen gab, die einem die Tränen in die Augen treiben und umgekehrt aber auch Momente zu schaffen, aus denen der Schalk sprach. In dieser Mischung erkennt man natürlich schnell die fiktive Note eines solchen Films. Sicherlich hat es damals auch Humor in all dem Leid gegeben, aber eine Figur wie Johnnie Mae (Shanice Shantay), die selbstbewusst immer wieder in die Konfrontation geht, und damit auch schonmal für urkomische Vorfälle sorgt, die hat vor allem eine Funktion. Denn so kleine Geschichten des Alltags sorgen für Identifikation, aber auch genau die Erheiterung, die über die traurigeren Emotionen hinweg helfen. Bei "Hidden Figures" hat sich diese Mischung auch schon als Trumpf erwiesen, weswegen es mich nur wenig wundert, dass Perry für "The Six Triple Eight" auch hierauf setzt. Ich fand die Mischung in jedem Fall sehr gut, auch weil es für mich immer die benötigte Diskrepanz beispielsweise zu einer Dokumentation ist. So habe ich mehr das Gefühl, wirklich mit den Frauen mittendrin zu sein und damit ein Teil der Geschichte zu sein.

Ich persönlich kannte die Geschichte von Einheit 6888 nicht, was viel aussagt. Auch wenn ich wahrlich nicht allwissend bin, aber ich habe zum Zweiten Weltkrieg aus doch sehr verschiedenen Gründen schon sehr viel konsumiert. Das macht es durchaus faszinierend, dass so eine lange Periode noch so viele unerzählte Geschichten enthält, die spannend zu entdecken sind. Mich hat an der Entwicklung vor allem mitgerissen, dass die Frauen zunächst sehr empört angesichts der ihnen zugewiesenen Aufgabe waren, ehe sie dann doch durch die deutlich hervorgebrachten Zweifel an ihren Qualitäten einen Biss entwickelt haben, die gestellte Aufgabe zunächst zu schaffen, aber auch deutlich unter des gegebenen Zeitrahmens zu erfüllen. Möglicherweise mag es etwas romantisiert worden sein, was die Zustellung der Briefe bewirkt hat, aber es ist gut nachzuvollziehen, dass es die Moral der US-Soldaten sehr sicher positiv beeinflusst hat. Letztlich mögen die Frauen nicht auf dem Schlachtfeld gestanden haben, aber dennoch ist ihr Einfluss nicht geringzuschätzen, vor allem angesichts der Widrigkeiten, die sich vor Ort ergaben, wovon die Kälte nur ein Faktor von vielen war. Mit der Salutation für die Damen, die richtig Gänsehaut beschert hat, war es im Film auch deutlich umgesetzt, aber es wurde im späteren Voice-Over auch angedeutet, dass die Aufmerksamkeit in Europa höher und positiver ausfiel als in der eigenen Heimat. Umso besser, dass die Einheit später noch mehrfach geehrt wurde, u. a. durch Michelle Obama zur Präsidentschaftszeit ihres Mannes Barack.

Ich fand es im Filmverlauf auch gelungen, wie die beiden stellvertretenden Schicksale auch sehr verschiedene Seiten aufgezeigt haben. Major Adams war zu Kriegsende die höchstrangigste Frau ihrer Hautfarbe und der Film zeigt deutlich auf, welchen Kampf sie dafür ausstehen musste. Obwohl vielen Weißen Männern, denen sie begegnet ist, im Rang überlegen, hat sie nie Respekt zurückerhalten. Bei ihr ist der Rassismus demnach ebenso ein Thema wie bei Lena. Ihre Familie arbeitet für die Davids. Zwar gibt es in ihrer Region keine Rassentrennung wie in den südlichen Bundesstaaten, aber ihre Familie ist als Dienstboten tätig. Der Sohn des Hauses, Abram (Gregg Sulkin), ist mit Lena aber aufgewachsen, als gäbe es keine Unterschiede zwischen ihnen und dementsprechend wird eine reine, süße Liebesgeschichte fernab aller Grenzen erzählt. Mit ihrem Eintritt in die Armee lernt aber auch Lena, was Ausgrenzung bedeutet. Dementsprechend unterschiedlich sind natürlich auch die Frauen, die als 6888 aufeinandertreffen, weil andere Rassismus mehr erleben als andere, weswegen es umso schöner ist, wie man über den Film hinweg diesen Zusammenhalt erlebt und dabei vor allem auch die hellen Köpfe immer mehr zur Geltung kommen.

Fazit

"The Six Triple Eight" erinnert in vielen Aspekten an das oscarnominierte "Hidden Figures". Diesmal wird ein Stück US-amerikanischer Geschichte, verbunden mit Schwarzen Frauen aus dem Zweiten Weltkrieg, erzählt. Die fiktionale Ausgestaltung des damaligen Poststaus ist dabei sehr gut gelungen. Ich habe mich emotional in allen Belangen mitgenommen gefühlt und habe in jeder Sekunde gefesselt am Bildschirm gesessen. Hut ab auch an den Cast!

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Lena Donth - myFanbase
27.01.2025

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